Ich möchte zum Beispiel, wenn ich mit jemandem ein Gespräch führe, dabei neue Erkenntnisse gewinnen. Und ich möchte auch eine Erfahrung von Verbundenheit machen, wenn ich mit einem Menschen rede. Das sind Dinge, die mir als Kind elementar gefehlt haben und die mir heute manchmal noch so sehr wehtun, dass ich nicht immer flexibel genug auf Menschen eingehen kann, wie sie es in ihrer Welt bräuchten.
Aber wäre ich nicht manchmal etwas anstößig mit meinem Verhalten, würde ich nicht manchmal in Form einer gewissen unangepasstheit udn verrücktheiot ausbrechen aus den Normen, dann würden meine Bedürfnisse vielleicht nie erfüllt werden. Und man muss ja zumindest ein bisschen satt werden. Ich bin irgendwie nicht von dieser Welt. Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Aber ich weiß auch nicht wo mein Reich sein soll. Manchmal denke ich, ich muss es vielleicht selbst erschaffen - wo wir wieder bei Grandiositätsphantasien wären. Ich meine so als Schöpfergott.
Aber zurück zu dieser Welt. Deshalb ignoriere ich manchmal die Bedürfnisse anderer Menschen, um mir wenigstens selbst ein bisschen zu geben, was ich mir wünsche. Naja, ich versuche da, einen Mittelweg zu finden – einen Kompromiss.
Naja, und das könnte man natürlich Sozialphobie nennen. Ob das der richtige Begriff ist, weiß ich nicht.
Übrigens hat der Enneagramm-Typ 5 auch sehr starke Rückzugstendenzen, weil er im Rückzug Dinge verarbeitet. Die 5 bearbeitet Dinge vor und nach. Es für die 5 geht ständig um Vorbereitung oder Integration. Ich Licht stehen bleiben ist schwierig. Das ist so direkt. Wenn ich schreibe kann ich unglaublich direkt sein, wie ich das sonst im echten Kontakt gar nicht könnte.
Während des direkten Kontakts mit Menschen ist das für die 5 nicht möglich eine Begegnung in Echtzeit zu verarbeiten, da sie so viel wahrnimmt und so viele Eindrücke hat. Eine Begegnung mit einer Person kann die 5 oft erst im Nachhinein verarbeiten und dann auch erst verzögert reagieren. So kann es sein, dass ich zb erst im Nachhinein wütend werde, weil ich im Moment des direkten Kontaktes mich selbst gar nicht mehr spüren kann, weil ich von den äußeren Eindrücken überflutet werde. Ich dissoziiere sozusagen im direkten Kontakt und brauche deshalb sehr viel mehr Vorbereitung und Integration als ein andere Mensch. Zb auch nach besonderen Bewusstseinszsutänden. Und ich kann dann zb auch nicht weiter machen, solange ein Teil der Integration fehlt.
Das Internet ist für mich der einzige Ort, an dem ich beides zugleich haben kann: Verbindung und Rückzug. Deshalb liebe ich es, hier zu kommunizieren.
Möglicherweise hängt das auch mit meinem Gewalttrauma zusammen. Obwohl ich von Trauma spreche, verwende ich das Wort bewusst, um den Ursprung meiner Verhaltensweisen besser zu erklären. Ein Trauma signalisiert, dass mir etwas Schlimmes widerfahren ist und dass ich keine Schuld daran trage. Das Wort "Phobie" hingegen klingt für mich eher so, als wäre man in irgendeiner Weise gestört oder fehlerhaft.
Ich bevorzuge deshalb den Begriff "Trauma", weil er ausdrückt, dass meine Reaktionen aus schmerzhaften Erfahrungen resultieren und nicht einfach nur "krankhaft" oder irrational sind. Natürlich bedeutet das nicht, dass ich die Verantwortung für mein Verhalten auf Dauer abgeben möchte. Aber um überhaupt Mitgefühl für meine eigenen Schwierigkeiten entwickeln zu können, hilft mir diese Perspektive zunächst, die Schuld für das Erlebte außerhalb von mir zu sehen. Das ist für mich ein notwendiger erster Schritt auf dem Weg zur Heilung, den ich später wieder verändern kann. In meinem spirituellen Ego kann ich dann nochmal Verantwortung übernehmen, und diese Spaltung zwischen Opfer und Täter auflösen.
Übrigens haben 5er im Enneagramm oft eine dominante Mutter. Die 4 im Enneagramm ist der typische Tiefenpsychologe oder Künstler und bringt eine ganz besondere emotionale und geistige Tiefe hervor. Hermann Hesse ist ein gutes Beispiel für eine reife Vier, die es geschafft hat, sich selbst zu lieben und zu würdigen. Hesse war schon zu Lebzeiten relativ erfolgreich, was für Typ 4 eher ungewöhnlich ist, denn viele Künstler werden erst nach ihrem Tod anerkannt. Das liegt daran, dass Typ 4 oft Schwierigkeiten hat, sich selbst zu würdigen. Wenn man sich selbst nicht anerkennen kann, blockiert man auch die Wertschätzung von außen. Diese Selbstachtung fällt 4ern schwerer als anderen Enneagramm-Typen.
Manchmal ist man jedoch auch ein Zwischentyp. Ich bin zum Beispiel eine 5 mit einem Flügel zur 4. Dieser Flügel zur 4 macht die sonst stark zur Abstraktion neigende 5 emotionaler und verbindet sie wieder mehr mit der Gefühlsseite. Die Vier neigt oft zu Melancholie oder Depression und kann auch dramatisch und überemotional sein. Kennst du den immer traurigen Roboter aus dem Film Per Anhalter durch die Galaxis? Marvin heißt er. Marvin ist eine typische 4 – immer depri. Doch diese Haltung hat zwei Seiten: Auf der einen Seite sieht es aus wie eine ständige Auseinandersetzung mit dem eigenen Leid, aber auf der anderen Seite erlangt die Vier dadurch eine ganz besondere Tiefe, die kein anderer Typ hat.
Der Enneagramm-Typ 4 kommt in die Mitte, wenn er beginnt, sich selbst zu lieben und zu würdigen. Dadurch findet die 4 einen inneren Ausgleich und löst sich aus dem dauerhaften Zustand von Melancholie oder Depression. Sie erlangt dann ein emotionales Gleichgewicht, was ihr hilft, ihre besondere Tiefe auf eine positivere und stabilere Weise zu leben.
Hermann Hesse ist ein gutes Beispiel dafür – er hatte diese Tiefe, aber er fand auch die Freude in sich. Nur deshalb war er erfolgreich, denn niemand will die Bücher von jemandem lesen, der dauerhaft nur negativ ist.
Dabei ist das Negative kein Fehler; es fehlt einfach das Positive. Statt also das Negative loswerden zu wollen, geht es darum, das Positive zum Nagtiven hinzuzufügen und zu stärken. Das Positive kann auch Humor sein – es muss nicht unbedingt Liebe sein. Jedenfalls etwas, das auch die Zuhörer davor schützt, ständig in die Tiefe zu fallen. Man reguliert sich selbst, und reguliert damit auch den Leser.
Wenn man eine positive Energie in sich trägt, kann man seine Tiefe zeigen, ohne andere mit in den Abgrund aus Depression und Ohnmacht zu ziehen. Ich habe das auch ernst nach und Nach erkannt, dass ich heute um so besser über mein Trauma reden kann und manchmal auch verstanden werden, seitdem ich mich selbst emotional regulieren kann. Man steuert dann die „Flughöhe“ bewusst.
Doch als tiefsinniger Mensch wünscht man sich manchmal, mit jemandem bis ganz an den Nullpunkt zu gehen, um diese Erfahrung zu teilen.
Zitat:Ein aktuelles Beispiel für die Sachen die ich die erzähle, und die niemand versteht, ist der Thread "Träumen und Denken". Da kriegte ich NULL sinnvolle Antworten. Als ich mal einen extrem kurzen Beitrag verfasste kriegte ich dafür aber drei mal Danke. So viele Danke habe ich noch nie in so kurzer Zeit gekriegt. Ich schrieb da sinngemäß bloß folgendes: " Ich habe mich geirrt. Ich weiß nicht was los ist. " Falls jemand diesen "wertvollen" Beitrag im Original lesen möchte: es ist Beitrag #5
https://www.klartraumforum.de/forum/show...?tid=18997
Das kenne ich auch. Man muss irgendwie an den Punkt kommen, dass man für sich selbst schreibt. Es geht darum man beim Schreiben so viel Freude an seinem eigenen Text hat, dass man von sich selbst schon total befriedigt ist. Man muss sich quasi erstmal selbst befriedigen in der Art wie man schreibt und es nicht tun, um eine Reaktion zu bekommen. Damit macht man sich unabhängig von der Bestätigung anderer. Der Nachteil ist, dass man dann manchmal etwas unnahbar wird, weil man dann auch immer weniger Bezug auf andere Menschen nimmt. Dabei vertieft man sich nochmehr, verliert aber womöglich auch den Kontakt zu boden. Schön wäre wenn beides ginge. Also so richtig in die Tiefe gehen und dabei mit jemandem in Kontakt zu sein, den die eigene Tiefe nicht verschreckt.
Aber ich verstehe auch sehr gut, wie einsam man sich manchmal fühlt, wenn man ein Thema gerne besprechen möchte und meint, ein Gegenüber dafür zu brauchen, aber niemanden findet. Das erlebe ich auch in gewissen Themen.
Dabei frage ich mich manchmal, ob es so ist, dass, wenn niemand da ist, man vielleicht wirklich niemanden braucht. Weißt du, es gab auch schon Momente, in denen ich jemanden gebraucht habe, und dann ist mir diese Person wie von Zauberhand über den Weg gelaufen. Ich bin ehrlich gesagt nicht so gut darin, etwas ganz alleine zu machen. Ich bin ein Mensch, der sich sehr stark auf andere Menschen beziehen möchte, und ich verstehe deshalb sehr gut, wie frustrierend es ist, ein Thema nicht vollenden zu können, weil man meint, man braucht dafür einen Austausch. Was glaubst du, ist der höhere Sinn dieser Erfahrung?
Zitat:Es ist ja nicht gerade höflich von mir, dass ich mir Antworten oftmals entweder gar nicht oder nur zum Teil durchlese. Das hängt zum Teil mit der Qualität der Antworten zusammen, die man in diesem Forum bekommt.
Ich habe gerade etwas erkannt. Ich finde es krass, dass du das so ausdrückst. Ja, wenn ich dich lese, dann empfinde ich dich als unhöflich und misanthropisch. Ich weiß nicht, ob es dafür ein besseres Wort gibt. Ich spürte eine Abwehr, als ich den Satz las, weil ich fühlte, dass du vermutlich viele Leser vor den Kopf stößt.
Aber dann erkannte ich, dass du einfach nur absolut ehrlich an dieser Stelle bist. Wenn ich ehrlich wäre, dann müsste ich das auch manchmal so sagen. Nur dass ich nicht so einen pauschalen Standpunkt habe, wie ich ihn bei dir beobachte. Denn ich hatte schon sehr viele gute Gespräche mit vielen Leuten im Forum. Ich habe hier wirklich viel gelernt, von vielen, und von einigen ganz besonders. Dafür empfinde ich eine große Dankbarkeit. Gerade im letzten Jahr fühle ich mich unglaublich wohl in der Gruppe, die sich im Video-Chat trifft, und muss sagen, dass wir da regelmäßig sehr schöne und auch geistreiche Gespräche haben mit Menschen, die auch das Menschliche nicht vermissen lassen. Also ich habe da eine emotionale Verbindung und geistige Inspiration.
Aber auch in mir gibt es einen Teil, der manchmal so denkt wie du. Wenn ich ganz vertieft in meine Gedanken bin, sie hier verschriftliche und dabei eine Tiefe erreiche, die nicht beantwortet wird, empfinde ich oft etwas Ähnliches. Es schmerzt mich, wenn ein Teil von mir nicht beantwortet wird.
Hier im Forum habe ich viele Leute, mit denen ich über Bewusstsein philosophieren kann. Ich hatte auch Menschen, mit denen ich über mein Trauma reden konnte, und andere, mit denen ich über Klarträume sprechen kann. Aber mir fehlt jemand, mit dem ich auch meine spirituellen Erfahrungen teilen kann. Das Problem ist, dass es in spirituellen Gemeinschaften selten solche Räume wie hier gibt, wo Menschen auf einem demokratischen Boden auf Augenhöhe kommunizieren.
In spirituellen Communities gibt es oft nur Strukturen, die von einem Guru angeführt oder einem dogmatischen Konzept werden, was einen gleichberechtigten Austausch auf Augenhöhe oft verhindert.
Egal, wohin ich gehe – hier im Forum sind die meisten Menschen sehr aufgeklärt und betrachten die Realität häufig aus einer rationalen und geistreichen Perspektive. Unter allen Orten ist das hier noch der beste Ort für mich.
Leider wird hier kaum über spirituelle Erfahrungen gesprochen, wie ich sie gemacht habe. Für vieles suche ich immer noch eine Integration aber dafür bräuchte ich Gespräche. Bei mir ist es so, dass meine spirituellen Erfahrungen eine Tiefe haben, die ich gerne mit Menschen teilen würde, die so etwas selbst konkret erlebt haben. Wenn ich das hier beschreibe, fühle ich mich oft wie ein Sonderling und unbeantwortet.
In anderen spirituellen Communities wird wiederum kaum philosophiert, was mich oft frustriert. Deshalb erkenne ich das Klartraumforum immer wieder als den besten Ort für mich – trotz meiner Unzufriedenheit, dass hier auch nicht alle meine Bedürfnisse erfüllt werden.
Aber ich glaube, ich verbiete mir die Enttäuschung, die du stärker zum Ausdruck bringst. Die ich aber manchmal genauso fühle. Ich hatte auch nicht das Gefühl, dass ich mit dem Ausdruck meiner Enttäuschung irgenwie voran kam. Die Enttäuschung befindet sich bei mir hinter einer Strategie aus Hoffnung. Die Hoffnung, noch einen Menschen zu finden, mit dem ich die ungelösten Themen besprechen kann, gibt nicht auf. Deshalb neige ich an der Stelle auch eher zu einer etwas positiveren Haltung. Trotzdem spüre ich gerade, während ich deinen Text lese, dass diese Enttäuschung die du zum Ausdruck bringst auch in mir existiert, ebenso wie die Wut und Frustration.
Ich denke dann aber auch, dass dieses Thema bei mir schon als Kind vorhanden war, weil ich sehr einfache Eltern hatte, die meine Offenheit und Neugierde überhaupt nicht befriedigen konnten. Manchmal frage ich mich, ob ich das auch deshalb noch erlebe, weil nämlich eine viel tiefere Enttäuschung und Frustration dahintersteckt, durch die ich solche Situationen vielleicht anziehe.
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Und manchmal frage ich mich auch:
Was wäre denn, wenn ich sowohl in Sachen geistiger Inspiration als auch emotionaler Verbundenheit völlig erfüllt wäre?
Stell dir mal vor, deine Sehnsüchte wären vollständig erfüllt. Was würdest du dann tun?
Sind diese Sehnsüchte nicht vielleicht der Antrieb, sich überhaupt noch zu bewegen?
Was wäre, wenn man es schaffen könnte, diese Sehnsucht nicht als Mangel, sondern als Energie und Antrieb für die eigenen Handlungen zu betrachten?
Was wenn es Mangel in Wahrheit Fülle ist?
Und was wäre denn, wenn wir nur erkennen müssten, dass ein vollständiges Ankommen in einem absolut befriedigenden Dauerzustand nie passieren wird?
Was wäre wenn der ständige Versuch, dies zu erreichen, also der Weg, das Ziel ist?
Was wäre, wenn nur die Erwartung aufhören würde, dass das Suchen jemals aufhört?
Ich stelle mir vor, dass das Suchen und Sehnen zb nach dem perfekten Gesprächspartner dann etwas spielerischer werden könnte. Oder was meinst du?