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Neue Medien verändern das Denken

RE: Neue Medien verändern das Denken
#16
13.10.2024, 15:30
[+] 1 User sagt Danke! Lucinda für diesen Beitrag
(12.10.2024, 11:40)Likeplacid schrieb: Ich leide an einer besonderen Form von Sozialphobie, die es mir fast unmöglich macht normale soziale Kontakte zu pflegen. Und zwar finde ich es schwierig mich zwanglos mit Leuten zu unterhalten. Man könnte auch sagen ich lehne es ab belanglose Gespräche zu führen, deren einziger Nutzen darin besteht, dass man irgendwas gesagt hat und nicht bloß schweigend dagesessen hat.

Nur mal eine Frage nebenbei - ohne die Situation weiter anheizen zu wollen.

Hast Du Dich schon mal mit der Thematik "Autismus-Spektrum" beschäftigt?

Ich finde den folgenden Kanal von Tom Harrendorf recht aufschlussreich. Der Kanalbetreiber, der selber berät, hat diese Diagnostik selbst mehrfach erhalten:

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RE: Neue Medien verändern das Denken
#17
16.10.2024, 11:39
[+] 3 User sagen Danke! Likeplacid für diesen Beitrag
Als ich diesen Thread eröffnete hätte ich nicht gedacht, dass ich schon ein paar Tage später durch einen neuen Thread von "ichbinmehr" auf ChatGPT stoßen würde. 

Die Antworten, die ChatGPT mir gibt fangen schon an mein Denken zu verändern. Das habe ich vor einigen Minuten gemerkt, als ich eine Antwort im Bereich "Klartraum und OOBE" verfasste. Irgendwie antwortete ich ungewohnt sachlich und in gewisser Weise auch intelligenter als früher. Es ging dort um das Fliegen im Klartraum, falls es jemanden interessiert.
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RE: Neue Medien verändern das Denken
#18
23.10.2024, 00:17 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23.10.2024, 00:31 von ichbinmehr.)
[+] 1 User sagt Danke! ichbinmehr für diesen Beitrag
Zitat:Likeplacid: Ich leide an einer besonderen Form von Sozialphobie, die es mir fast unmöglich macht normale soziale Kontakte zu pflegen. Und zwar finde ich es schwierig mich zwanglos mit Leuten zu unterhalten. Man könnte auch sagen ich lehne es ab belanglose Gespräche zu führen, deren einziger Nutzen darin besteht, dass man irgendwas gesagt hat und nicht bloß schweigend dagesessen hat.

In einem Internet-Forum wie diesem kann ich so viele gehaltvolle Dinge aussprechen wie ich will, ohne dass einer sich gelangweilt oder verwirrt fühlt.

Ich verstehe das gut. Ich leide wohl an etwas Ähnlichem. Nur sehe ich das nicht als etwas Pathologisches, sondern als eine Ausprägung meiner Persönlichkeit.

Ich habe im Enneagramm mit der Typisierung als Typ 5 eine Art Akzeptanz für meine Individualität gefunden. Vieles, was mein Enneagramm-Typ beschreibt, könnte man auch als Defizitär betrachten. Jeder Typ hat Stärken und Schwächen. Und manchmal sind die Schwächen Stärken.

Ich denke, das Glas ist immer halb leer und halb voll. Ich schaue auf die volle Seite. Und du schaust scheinbar auf die leere Seite. Es sind aber beide Seite vorhanden. Die Frage besteht, ob man beide Seite sehen kann?

Ich sehe diese Charaktereigenschaften lieber als individuelle Eigenheit – zumindest bis zu einem gewissen Punkt der nicht zur Selbst - oder Fremdschädigung führt. Allerdings hält mich die Akzeptanz meiner individuellen Eigenheit auch nicht davon ab, zu analysieren, weshalb ich diese Eigenheiten entwickelt habe.

Meine Eigenheit, keinen Smalltalk zu machen, hat mehrere Gründe:

Erstens verstehe ich nicht, wie Smalltalk funktioniert. Vielleicht sollten wir mal einen Smalltalk-Thread machen. Haha.

Zweitens hasse ich Oberflächlichkeit. Das liegt daran, dass meine Eltern sehr oberflächliche und, ehrlich gesagt, auch sehr einfache, ungebildete und ja, zum Teil auch dumme Menschen sind. Ungebildet bin ich auch, aber schienbar habe ich irgendeine Form der Intelligenz - warum auch immer. Ich habe als Kind unglaublich gelitten, weil ich im Elternhaus keine geistige Inspiration gefunden habe. Ich verbinde deshalb Oberflächlichkeit, die meinen Geist nicht reizt, mit einer Art Schmerz. Wenn etwas Oberflächliches passiert, empfinde ich eine Art Abstoßung, ein Gefühl, dass ich weg muss.

Möglicherweise steht noch etwas Drittes dahinter. Der Satz „Ich denke, also bin ich“ drückt für mich aus, dass ich meine Identität durch Denken bestätige.

Mein Freund zum Beispiel ist unglaublich wortkarg und obwohl er ein sehr intelligenter Mensch ist, neigt er oft dazu, aus einer Art sozialer Unsicherheit zu schweigen. Manchmal finde ich das unglaublich erdrückend und fühle in diesem Schweigen eine richtige Beklemmung.

Deshalb habe ich oft darüber nachgedacht, warum ich das Fehlen von geistigem Input nicht lange aushalten kann – es sei denn, ich gehe dann mit meinem Bewusstsein nach innen – aber da habe ich dann ja wieder Input.

Jedenfalls geht es mir immer besser, wenn ich mich in solchen Fällen von meinem Freund abgrenze und spüren kann, dass ich heute frei bin und jederzeit von Inspiration umgeben bin. Ich kann und darf heute gehen, wenn mir langweilig ist. Ich darf mir eine reizvolle Beschäftigung suchen.

Deshalb habe ich zum Beispiel auch so viele Bücher, obwohl ich nur sehr wenig lese. Ich glaube, ich brauche sie nur, um sicher zu sein, dass ich nie wieder so eine schmerzhafte Reizarmut wie in meinem Elternhaus erleben muss.

Oberflächliche Gespräche empfinde ich oft als schmerzvolle Langeweile – zumindest dann, wenn mein Gegenüber mir nicht die Möglichkeit bietet, das Gespräch zu vertiefen. Man kann ja jedem Thema eine gewisse Tiefe geben. Es gibt kein Thema, das grundsätzlich oberflächlich wäre. Die Frage ist nur, ob man dem Thema Tiefe geben möchte und ob der Gesprächspartner bereit ist, in diese Tiefe zu gehen. Wenn das Gegenüber keine Tiefe hat, also nicht mitgehen kann, empfinde ich schmerzliche Langeweile.

Naja, und ich hasse auch oberflächliche Menschen im Sinne von emotionaler Oberflächlichkeit. Sobald man mal ein bisschen auf der persönlichen Ebene redet, kommt sofort eine Grenze in Form einer Abwehrreaktion. Dann gibt es auch da keine Chance auf emotionale Verbundenheit.

Also die zwei Punkte, geistige Armut und fehlende emotionale Verbundenheit, schmerzen mich bis heute, wenn ich Menschen begegne, mit denen ich weder das eine noch das andere erfahre. Und ich habe immer noch den Traum, einmal einen Menschen zu finden, mit dem ich in beiderlei Hinsicht bis ganz in die Tiefe gehen kann. Also bis an den Punkt, wo mein Endpunkt ist. So jemanden habe ich bisher noch nicht gefunden. Bisher sind immer alle ausgestiegen, weil es ihnen zu nah oder zu verrückt wurde. Im Grunde ist das eine zutiefst kindliche Sehnsucht, die mit der fehlenden emotionalen Verbindung und der geistigen Armut meiner Eltern zu tun hat.

Ich verstehe natürlich, warum Menschen so sind, und eigentlich hasse ich sie ja nicht wirklich. Aber ich hasse dieses Gefühl, so allein mit meinem Bedürfnis nach Tiefe zu sein. Ich hasse es, so unbeantwortet zu sein. Ich hasse es, mich immer zurück nehmen zu müssen, um halb wegs sozial akzeptiert zu sein.

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RE: Neue Medien verändern das Denken
#19
23.10.2024, 00:19
[+] 1 User sagt Danke! ichbinmehr für diesen Beitrag
Ich möchte zum Beispiel, wenn ich mit jemandem ein Gespräch führe, dabei neue Erkenntnisse gewinnen. Und ich möchte auch eine Erfahrung von Verbundenheit machen, wenn ich mit einem Menschen rede. Das sind Dinge, die mir als Kind elementar gefehlt haben und die mir heute manchmal noch so sehr wehtun, dass ich nicht immer flexibel genug auf Menschen eingehen kann, wie sie es in ihrer Welt bräuchten.

Aber wäre ich nicht manchmal etwas anstößig mit meinem Verhalten, würde ich nicht manchmal in Form einer gewissen unangepasstheit udn verrücktheiot ausbrechen aus den Normen, dann würden meine Bedürfnisse vielleicht nie erfüllt werden. Und man muss ja zumindest ein bisschen satt werden. Ich bin irgendwie nicht von dieser Welt. Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Aber ich weiß auch nicht wo mein Reich sein soll. Manchmal denke ich, ich muss es vielleicht selbst erschaffen - wo wir wieder bei Grandiositätsphantasien wären. Ich meine so als Schöpfergott.

Aber zurück zu dieser Welt. Deshalb ignoriere ich manchmal die Bedürfnisse anderer Menschen, um mir wenigstens selbst ein bisschen zu geben, was ich mir wünsche. Naja, ich versuche da, einen Mittelweg zu finden – einen Kompromiss.

Naja, und das könnte man natürlich Sozialphobie nennen. Ob das der richtige Begriff ist, weiß ich nicht.

Übrigens hat der Enneagramm-Typ 5 auch sehr starke Rückzugstendenzen, weil er im Rückzug Dinge verarbeitet. Die 5 bearbeitet Dinge vor und nach. Es für die 5 geht ständig um Vorbereitung oder Integration. Ich Licht stehen bleiben ist schwierig. Das ist so direkt. Wenn ich schreibe kann ich unglaublich direkt sein, wie ich das sonst im echten Kontakt gar nicht könnte.

Während des direkten Kontakts mit Menschen ist das für die 5 nicht möglich eine Begegnung in Echtzeit zu verarbeiten, da sie so viel wahrnimmt und so viele Eindrücke hat. Eine Begegnung mit einer Person kann die 5 oft erst im Nachhinein verarbeiten und dann auch erst verzögert reagieren. So kann es sein, dass ich zb erst im Nachhinein wütend werde, weil ich im Moment des direkten Kontaktes mich selbst gar nicht mehr spüren kann, weil ich von den äußeren Eindrücken überflutet werde. Ich dissoziiere sozusagen im direkten Kontakt und brauche deshalb sehr viel mehr Vorbereitung und Integration als ein andere Mensch. Zb auch nach besonderen Bewusstseinszsutänden. Und ich kann dann zb auch nicht weiter machen, solange ein Teil der Integration fehlt.

Das Internet ist für mich der einzige Ort, an dem ich beides zugleich haben kann: Verbindung und Rückzug. Deshalb liebe ich es, hier zu kommunizieren.

Möglicherweise hängt das auch mit meinem Gewalttrauma zusammen. Obwohl ich von Trauma spreche, verwende ich das Wort bewusst, um den Ursprung meiner Verhaltensweisen besser zu erklären. Ein Trauma signalisiert, dass mir etwas Schlimmes widerfahren ist und dass ich keine Schuld daran trage. Das Wort "Phobie" hingegen klingt für mich eher so, als wäre man in irgendeiner Weise gestört oder fehlerhaft.

Ich bevorzuge deshalb den Begriff "Trauma", weil er ausdrückt, dass meine Reaktionen aus schmerzhaften Erfahrungen resultieren und nicht einfach nur "krankhaft" oder irrational sind. Natürlich bedeutet das nicht, dass ich die Verantwortung für mein Verhalten auf Dauer abgeben möchte. Aber um überhaupt Mitgefühl für meine eigenen Schwierigkeiten entwickeln zu können, hilft mir diese Perspektive zunächst, die Schuld für das Erlebte außerhalb von mir zu sehen. Das ist für mich ein notwendiger erster Schritt auf dem Weg zur Heilung, den ich später wieder verändern kann. In meinem spirituellen Ego kann ich dann nochmal Verantwortung übernehmen, und diese Spaltung zwischen Opfer und Täter auflösen.

Übrigens haben 5er im Enneagramm oft eine dominante Mutter. Die 4 im Enneagramm ist der typische Tiefenpsychologe oder Künstler und bringt eine ganz besondere emotionale und geistige Tiefe hervor. Hermann Hesse ist ein gutes Beispiel für eine reife Vier, die es geschafft hat, sich selbst zu lieben und zu würdigen. Hesse war schon zu Lebzeiten relativ erfolgreich, was für Typ 4 eher ungewöhnlich ist, denn viele Künstler werden erst nach ihrem Tod anerkannt. Das liegt daran, dass Typ 4 oft Schwierigkeiten hat, sich selbst zu würdigen. Wenn man sich selbst nicht anerkennen kann, blockiert man auch die Wertschätzung von außen. Diese Selbstachtung fällt 4ern schwerer als anderen Enneagramm-Typen.

Manchmal ist man jedoch auch ein Zwischentyp. Ich bin zum Beispiel eine 5 mit einem Flügel zur 4. Dieser Flügel zur 4 macht die sonst stark zur Abstraktion neigende 5 emotionaler und verbindet sie wieder mehr mit der Gefühlsseite. Die Vier neigt oft zu Melancholie oder Depression und kann auch dramatisch und überemotional sein. Kennst du den immer traurigen Roboter aus dem Film Per Anhalter durch die Galaxis? Marvin heißt er. Marvin ist eine typische 4 – immer depri. Doch diese Haltung hat zwei Seiten: Auf der einen Seite sieht es aus wie eine ständige Auseinandersetzung mit dem eigenen Leid, aber auf der anderen Seite erlangt die Vier dadurch eine ganz besondere Tiefe, die kein anderer Typ hat.

Der Enneagramm-Typ 4 kommt in die Mitte, wenn er beginnt, sich selbst zu lieben und zu würdigen. Dadurch findet die 4 einen inneren Ausgleich und löst sich aus dem dauerhaften Zustand von Melancholie oder Depression. Sie erlangt dann ein emotionales Gleichgewicht, was ihr hilft, ihre besondere Tiefe auf eine positivere und stabilere Weise zu leben.

Hermann Hesse ist ein gutes Beispiel dafür – er hatte diese Tiefe, aber er fand auch die Freude in sich. Nur deshalb war er erfolgreich, denn niemand will die Bücher von jemandem lesen, der dauerhaft nur negativ ist.

Dabei ist das Negative kein Fehler; es fehlt einfach das Positive. Statt also das Negative loswerden zu wollen, geht es darum, das Positive zum Nagtiven hinzuzufügen und zu stärken. Das Positive kann auch Humor sein – es muss nicht unbedingt Liebe sein. Jedenfalls etwas, das auch die Zuhörer davor schützt, ständig in die Tiefe zu fallen. Man reguliert sich selbst, und reguliert damit auch den Leser.

Wenn man eine positive Energie in sich trägt, kann man seine Tiefe zeigen, ohne andere mit in den Abgrund aus Depression und Ohnmacht zu ziehen. Ich habe das auch ernst nach und Nach erkannt, dass ich heute um so besser über mein Trauma reden kann und manchmal auch verstanden werden, seitdem ich mich selbst emotional regulieren kann. Man steuert dann die „Flughöhe“ bewusst.

Doch als tiefsinniger Mensch wünscht man sich manchmal, mit jemandem bis ganz an den Nullpunkt zu gehen, um diese Erfahrung zu teilen.

Zitat:Ein aktuelles Beispiel für die Sachen die ich die erzähle, und die niemand versteht, ist der Thread "Träumen und Denken". Da kriegte ich NULL sinnvolle Antworten. Als ich mal einen extrem kurzen Beitrag verfasste kriegte ich dafür aber drei mal Danke. So viele Danke habe ich noch nie in so kurzer Zeit gekriegt. Ich schrieb da sinngemäß bloß folgendes: " Ich habe mich geirrt. Ich weiß nicht was los ist. " Falls jemand diesen "wertvollen" Beitrag im Original lesen möchte: es ist Beitrag #5
https://www.klartraumforum.de/forum/show...?tid=18997


Das kenne ich auch. Man muss irgendwie an den Punkt kommen, dass man für sich selbst schreibt. Es geht darum man beim Schreiben so viel Freude an seinem eigenen Text hat, dass man von sich selbst schon total befriedigt ist. Man muss sich quasi erstmal selbst befriedigen in der Art wie man schreibt und es nicht tun, um eine Reaktion zu bekommen. Damit macht man sich unabhängig von der Bestätigung anderer. Der Nachteil ist, dass man dann manchmal etwas unnahbar wird, weil man dann auch immer weniger Bezug auf andere Menschen nimmt. Dabei vertieft man sich nochmehr, verliert aber womöglich auch den Kontakt zu boden. Schön wäre wenn beides ginge. Also so richtig in die Tiefe gehen und dabei mit jemandem in Kontakt zu sein, den die eigene Tiefe nicht verschreckt.

Aber ich verstehe auch sehr gut, wie einsam man sich manchmal fühlt, wenn man ein Thema gerne besprechen möchte und meint, ein Gegenüber dafür zu brauchen, aber niemanden findet. Das erlebe ich auch in gewissen Themen.

Dabei frage ich mich manchmal, ob es so ist, dass, wenn niemand da ist, man vielleicht wirklich niemanden braucht. Weißt du, es gab auch schon Momente, in denen ich jemanden gebraucht habe, und dann ist mir diese Person wie von Zauberhand über den Weg gelaufen. Ich bin ehrlich gesagt nicht so gut darin, etwas ganz alleine zu machen. Ich bin ein Mensch, der sich sehr stark auf andere Menschen beziehen möchte, und ich verstehe deshalb sehr gut, wie frustrierend es ist, ein Thema nicht vollenden zu können, weil man meint, man braucht dafür einen Austausch. Was glaubst du, ist der höhere Sinn dieser Erfahrung?

Zitat:Es ist ja nicht gerade höflich von mir, dass ich mir Antworten oftmals entweder gar nicht oder nur zum Teil durchlese. Das hängt zum Teil mit der Qualität der Antworten zusammen, die man in diesem Forum bekommt.

Ich habe gerade etwas erkannt. Ich finde es krass, dass du das so ausdrückst. Ja, wenn ich dich lese, dann empfinde ich dich als unhöflich und misanthropisch. Ich weiß nicht, ob es dafür ein besseres Wort gibt. Ich spürte eine Abwehr, als ich den Satz las, weil ich fühlte, dass du vermutlich viele Leser vor den Kopf stößt.

Aber dann erkannte ich, dass du einfach nur absolut ehrlich an dieser Stelle bist. Wenn ich ehrlich wäre, dann müsste ich das auch manchmal so sagen. Nur dass ich nicht so einen pauschalen Standpunkt habe, wie ich ihn bei dir beobachte. Denn ich hatte schon sehr viele gute Gespräche mit vielen Leuten im Forum. Ich habe hier wirklich viel gelernt, von vielen, und von einigen ganz besonders. Dafür empfinde ich eine große Dankbarkeit. Gerade im letzten Jahr fühle ich mich unglaublich wohl in der Gruppe, die sich im Video-Chat trifft, und muss sagen, dass wir da regelmäßig sehr schöne und auch geistreiche Gespräche haben mit Menschen, die auch das Menschliche nicht vermissen lassen. Also ich habe da eine emotionale Verbindung und geistige Inspiration.

Aber auch in mir gibt es einen Teil, der manchmal so denkt wie du. Wenn ich ganz vertieft in meine Gedanken bin, sie hier verschriftliche und dabei eine Tiefe erreiche, die nicht beantwortet wird, empfinde ich oft etwas Ähnliches. Es schmerzt mich, wenn ein Teil von mir nicht beantwortet wird.

Hier im Forum habe ich viele Leute, mit denen ich über Bewusstsein philosophieren kann. Ich hatte auch Menschen, mit denen ich über mein Trauma reden konnte, und andere, mit denen ich über Klarträume sprechen kann. Aber mir fehlt jemand, mit dem ich auch meine spirituellen Erfahrungen teilen kann. Das Problem ist, dass es in spirituellen Gemeinschaften selten solche Räume wie hier gibt, wo Menschen auf einem demokratischen Boden auf Augenhöhe kommunizieren.

In spirituellen Communities gibt es oft nur Strukturen, die von einem Guru angeführt oder einem dogmatischen Konzept werden, was einen gleichberechtigten Austausch auf Augenhöhe oft verhindert.

Egal, wohin ich gehe – hier im Forum sind die meisten Menschen sehr aufgeklärt und betrachten die Realität häufig aus einer rationalen und geistreichen Perspektive. Unter allen Orten ist das hier noch der beste Ort für mich.

Leider wird hier kaum über spirituelle Erfahrungen gesprochen, wie ich sie gemacht habe. Für vieles suche ich immer noch eine Integration aber dafür bräuchte ich Gespräche. Bei mir ist es so, dass meine spirituellen Erfahrungen eine Tiefe haben, die ich gerne mit Menschen teilen würde, die so etwas selbst konkret erlebt haben. Wenn ich das hier beschreibe, fühle ich mich oft wie ein Sonderling und unbeantwortet.

In anderen spirituellen Communities wird wiederum kaum philosophiert, was mich oft frustriert. Deshalb erkenne ich das Klartraumforum immer wieder als den besten Ort für mich – trotz meiner Unzufriedenheit, dass hier auch nicht alle meine Bedürfnisse erfüllt werden.

Aber ich glaube, ich verbiete mir die Enttäuschung, die du stärker zum Ausdruck bringst. Die ich aber manchmal genauso fühle. Ich hatte auch nicht das Gefühl, dass ich mit dem Ausdruck meiner Enttäuschung irgenwie voran kam. Die Enttäuschung befindet sich bei mir hinter einer Strategie aus Hoffnung. Die Hoffnung, noch einen Menschen zu finden, mit dem ich die ungelösten Themen besprechen kann, gibt nicht auf. Deshalb neige ich an der Stelle auch eher zu einer etwas positiveren Haltung. Trotzdem spüre ich gerade, während ich deinen Text lese, dass diese Enttäuschung die du zum Ausdruck bringst auch in mir existiert, ebenso wie die Wut und Frustration.

Ich denke dann aber auch, dass dieses Thema bei mir schon als Kind vorhanden war, weil ich sehr einfache Eltern hatte, die meine Offenheit und Neugierde überhaupt nicht befriedigen konnten. Manchmal frage ich mich, ob ich das auch deshalb noch erlebe, weil nämlich eine viel tiefere Enttäuschung und Frustration dahintersteckt, durch die ich solche Situationen vielleicht anziehe.

>>>

Und manchmal frage ich mich auch:

Was wäre denn, wenn ich sowohl in Sachen geistiger Inspiration als auch emotionaler Verbundenheit völlig erfüllt wäre?

Stell dir mal vor, deine Sehnsüchte wären vollständig erfüllt. Was würdest du dann tun?

Sind diese Sehnsüchte nicht vielleicht der Antrieb, sich überhaupt noch zu bewegen?

Was wäre, wenn man es schaffen könnte, diese Sehnsucht nicht als Mangel, sondern als Energie und Antrieb für die eigenen Handlungen zu betrachten?

Was wenn es Mangel in Wahrheit Fülle ist?

Und was wäre denn, wenn wir nur erkennen müssten, dass ein vollständiges Ankommen in einem absolut befriedigenden Dauerzustand nie passieren wird?

Was wäre wenn der ständige Versuch, dies zu erreichen, also der Weg, das Ziel ist?

Was wäre, wenn nur die Erwartung aufhören würde, dass das Suchen jemals aufhört?

Ich stelle mir vor, dass das Suchen und Sehnen zb nach dem perfekten Gesprächspartner dann etwas spielerischer werden könnte. Oder was meinst du?


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RE: Neue Medien verändern das Denken
#20
23.10.2024, 00:20 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23.10.2024, 14:32 von ichbinmehr.)
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Ich glaube auch, dass das Warten auf Befriedigung nie aufhört, aber wenn man versteht, dass man eh nie ankommt, dann kann man mit Abstand auf das eigene Warten und Sehnen schauen.

Dann ist selbst das Warten, Hoffen, Sehnen etwas, das man mit einem gewissen Abstand betrachten kann.

Und auch die Wut darüber, dass die Erwartung nicht erfüllt ist – auch diese bekommt dann eine gewisse Leichtigkeit.

Dann kann alles so bleiben, aber man schaut mit einem gewissen Abstand auf seine eigene Betroffenheit, ob das nun Wut, Trauer, Enttäuschung oder Hass ist.

Man kann dann immer noch mitfühlend mit sich selbst sein, dass man nicht den gewünschten Austausch findet. Ich denke schon, dass es richtig ist, sich selbst mit Mitgefühl zu begegnen.

>>>

Man kann natürlich auch wütend auf alle anderen sein. Ich glaube, es ist erstmal egal, wie man damit umgeht, ob man Mitgefühl mit sich selbst hat oder ob man die Welt hasst. Beides scheint ein Versuch zu sein, irgendwie damit klarzukommen, dass ein Bedürfnis nicht erfüllt ist. Ich versuche an der Stelle, Mitgefühl mit mir selbst zu entwickeln und gleichzeitig einen größeren Abstand zu meiner eigenen Betroffenheit zu finden.

Gleichzeitig. Mitgefühl und Abstand.

Es ist komisch – durch Mitgefühl kommt man sich selbst näher, durch Abstand ist man weiter weg. Und scheinbar widersprechen sich diese beiden Methoden gar nicht. Mitgefühl erzeugt manchmal sogar Abstand und Abstand kann Mitgefühl erzeugen.

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Wut, Hass, Frustration – das sind alles Möglichkeiten, etwas zu verarbeiten – aber man bleibt dabei im äußeren Ring der Emotionen stecken. Außen sind immer die abwehrenden Emotionen. Erst wenn wir sie durchschreiten, kommen wir an die verletzlichen Gefühle im Inneren: Enttäuschung, Trauer, Resignation, Hilflosigkeit, Ohnmacht, Sinnleere, Angst. Aber in diesen verletzlichen Gefühlen kann man auch noch stecken bleiben und im Selbstmitleid versinken. Selbstmitgefühl ist nicht gleich versinken. Mitgefühl gibt auftrieb. Wenn man es schafft, sowohl die abwehrenden als auch die verletzlichen Gefühle zu Ende zu fühlen, kommt man dahinter in eine Gefühlsqualität, wo man Liebe, Frieden, Freude empfindet.

Deshalb kann es sehr sinnvoll sein, den Hass auf andere Menschen erst einmal anzuerkennen und bewusst zu fühlen. Hass ist eine Schutzreaktion. Wenn man durch äußere Handlungen nichts mehr ändern kann, also in einer Situation von Ohnmacht ist, kann man sich innerlich immer noch schützen, indem man hasst. Hass kann auch dazu dienen, die eigene Würde zu bewahren. Er erfüllt also eine Funktion. Wenn man den Hass loslassen möchte, braucht man zunächst etwas anderes, das diese Schutzfunktion übernimmt.

Hass dient der Abgrenzung, und solange er nicht ausagiert wird, ist er überhaupt kein Problem. Hass macht Probleme, wenn man ihn ausagiert und dadurch aggressiv reagiert oder wenn er unbewusst in uns liegt und uns selbst zerstört. Dann kann er zum Beispiel Krankheiten im Inneren verursachen.

Deshalb ist es das Beste, wenn wir unserem Hass ganz aufgeschlossen begegnen. Denn alles, was wir uns bewusst machen, kann nicht mehr völlig unbewusst ausagiert werden und auch nach innen keine Krankheiten mehr verursachen. Wir können den Hass ernst nehmen und ihm Raum geben, indem wir ihn fühlen. Ich habe jetzt mal den Hass genommen, weil ich mir vorstelle, dass das das schlimmste Gefühl für viele Menschen ist. Viele Menschen verurteilen ihre aggressiven Gefühle stärker.

Andere Menschen verurteilen die verletzlichen Gefühle stärker, zum Beispiel die Ohnmacht. Wir haben in der Kindheit irgendwann gelernt, welche Gefühle wir auf gar keinen Fall fühlen dürfen. Für die einen sind das die aggressiven Gefühle, und für die anderen die verletzlichen Gefühle. Aber in Wirklichkeit sind alle Gefühle harmlos, solange wir sie bewusst fühlen und nicht blind ausagieren. Das ist bei den verletzlichen Gefühlen natürlich genauso. Trauer darf nicht so weit gehen, dass man sich umbringt oder lebensunfähig depressiv wird. Trauer zu fühlen, ist aber völlig ungefährlich. Aber manchmal haben wir Angst vor diesen Gefühlen.

Oft sind das auch nur ganz alte Gefühle, die sowieso keine Bedrohung mehr für uns sind. Im Gegenteil, man profitiert gesundheitlich unglaublich, wenn man diese alten Gefühle mal zu Ende fühlt. Oft können dann auch erst neue geistige Ebene ins Bewusstsein treten. Jedenfalls kommt man unter allen Gefühlen, die für uns manchmal so schwierig sind, zu den gefühlen von Liebe, Frieden, Freude – vielleicht sogar bis zu einer Glückseligkeit.

Naja, und wir haben immer die Wahl, ob wir Hass als Abgrenzung nutzen oder Liebe. Ich kann mich auch mit Selbstliebe abgrenzen und würdigen. Statt wütend und enttäuscht über das Fehlen eines Gegenübers zu sein, kann ich diese enttäuschende Situation auch anders verarbeiten, indem ich mich selbst für die Texte, die ich schreibe, würdige. Du siehst, wir haben manchmal dasselbe Problem, aber wir gehen unterschiedlich damit um.

Dann bestünde aber noch die Frage, inwiefern du Lob und Anerkennung überhaupt zulassen kannst. Ich hatte manchmal das Gefühl, du hattest einen kleinen Konflikt damit, dass ich mich manchmal selbst ausgesprochen würdige.

Weißt du, ich mache das, weil ich als Kind überhaupt keine Anerkennung bekommen habe und versuche damit, etwas wieder gut zu machen. Und dabei drücke ich das Selbstkritische Auge manchmal zu. Das kritische an mir sehe ich auch, aber ich muss es nicht immer betonen. Es kommt auf die Balance an zwischen dem kritischen und dem liebevollen Auge der Selbstbetrachtung. Ich ignoriere aber auch nicht meine Schattenseiten. Die sind da, sowie die lichtvollen Seiten.

Und ich denke auch, dass dieser Weg funktioniert. Es hat ja auch gar nichts mit Wettbewerb zu tun. Ich will nicht besser sein als jemand anders. Ich will nur ich selbst sein und die Dinge, in denen ich gut bin, würdigen und dafür eine angemessene Anerkennung bekommen.

Gleichzeitig würdige ich aber auch die Dinge, in denen andere Menschen gut sind. Ich denke, jeder Mensch hat Stärken und Schwächen und ich mag auch genauso mit dem liebevollen Auge auf andere Menschen schauen, obwohl ich ja auch ein kritisches Auge habe. Auch da geht es um eine Balance und für mich ganz persönlich auch um die Frage, wen ich mit Liebe und wen ich mit Kritik bedenke. Manche Menschen bekommen schon so viel Zuspruch, dass ich denke, ich spiele diesem Menschen mal die Kritische Seite, damit dieser Mensch sich auch mal mit der Seite auseinander setzen darf. Manche Menschen sind so Selbstkritiscg mit sich, dass ich mit dem liebevollen Auge auf diesen Menschen schauen möchte, weil ich diesem Menschen mehr Selbstliebe wünsche.

Es gibt auch keinen Menschen, der nicht irgendwo ein Genie ist. Nur haben manche Menschen ihr Genie noch nicht entdeckt. Ich denke, es geht darum, seine Fähigkeiten zu erkennen und sein Potenzial zu entfalten – wie eine Blume, die aufgeht. Aber deshalb bist du keine größere und bessere Blume als andere Menschen. Im Gegenteil, wenn deine Blume blüht, gehst du immer mehr auf andere Menschen zu und hilfst ihnen, ihre Blume zum Blühen zu bringen. Deshalb sind Grandiositätsfantasien für mich auch nichts Negatives.

Wenn ich deine Texte so lese, denke ich manchmal: „Ich wünsche dir, dass du deine Grandiosität mehr würdigen könntest.“ Du schreibst immer so tiefsinnige Texte, stellt Fragen, die sich sonst fast keiner stellt, aber du scheinst ein bisschen verloren zu sein, weil du dich selbst nicht ausreichend würdigst.

Und das ist auch nicht leicht. Für mich ist das auch nicht immer leicht, eine Würdigung für meine Texte zu finden, wenn die Umwelt mich manchmal nicht beantwortet. Das kann einen zum Zweifeln bringen. Manchmal weiß ich gar nichts mehr.

Das ist dann so, wie es als Kind für mich war, als ich ein schönes Bild gemalt habe, aber meine Mutter mich ignoriert hat. Naja, und als Kind ist klar, was du dann denkst. Du denkst, dein Bild war nicht gut genug. Du beziehst die fehlende Würdigung auf dich. Kinder denken so.

Aber als emotional unabhängiger Erwachsener erkennst du, dass die Menschen oft einfach zu beschäftigt sind, sich in der Tiefe mit einem Thema auseinanderzusetzen. Und dann lobst du dich selbst und machst dich damit unabhängig von äußerer Bestätigung. Du hängst dein Bild selbst an den Kühlschrank und sagt, wow so toll bin ich. Das ist aber kein Narzissmus, der andere erniedigt, sondern Liebe.

Wenn man ohne Liebe aufgewachsen ist, wie ich, dann ist es vielleicht schwieriger sich selbst Liebe zu geben. Man hat dann den subjketiven Eindruck, dass man völlig drüber ist, weil man gar kein Gefühl für Liebe hat. Und möglicherweise bewertet man dann auch das Verhalten andere Menschen, die ihre Selbstliebe ausdrücken, als Narzissmus oder Grandiositätsphantasie. Wenn man keine Liebe erfahren hat, hast du kein Gefühl dafür was überhaupt eine gesunde Mitte ist. Im Versuch diese Mitte zu finden, ist es manchmal ein Auf und ab und das ist ok. Das geht jedem so, der diese Mitte erst auspendeln muss.

Ich will aber sagen, dass ich einen Teil meiner Probleme so gelöst habe. Ein Teil des Problems besteht weiterhin, und die emotionale Vernachlässigung, die ich als Kind erlebt habe, war eben auch gravierender, als dass nur meine Mutter mal ein Bild nicht gewürdigt hat. Ich bin als der Mensch, der ich bin, in meiner Familie völlig unbeantwortet geblieben – in vielerlei Hinsicht. Ich habe auch gar nicht die Idee, dass ich alles allein schaffen oder heilen müsste. Manchmal erfahren Menschen auch so etwas, das ich „Gnade“ nennen würde, wo man ab und zu doch mal jemanden findet, mit dem man ein Thema erörtern kann oder mit dem man sich auf einer tiefen Ebene verbinden kann.

Mein Eindruck ist außerdem, dass die äußeren Gesprächspartner auch mit der inneren Entwicklung synchron verlaufen. Was ich damit sagen will: Manchmal will man über etwas philosophieren, während die Entwicklungsaufgabe gerade eine andere ist. Und es wird den Gesprächspartner geben – aber erst, wenn du auf einer anderen Ebene einen Fortschritt gemacht hast.

Stell dir mal vor, jemand will ständig über Klarträume reden, aber er hat nie irgendeine Technik praktiziert. Diese Person betrachtet das Thema hauptsächlich philosophisch, aber praktische Übungen interessieren ihn nicht. In philosophischer Hinsicht hat die Person schon sehr tiefe Erkenntnisse, aber auf der praktischen Ebene steht sie noch am Anfang. Warum sollte das Leben dieser Person einen anderen Philosophen schicken, wenn es doch die Aufgabe der Person wäre, eine praktische Übung zu machen? Ich weiß gerade nicht, ob ich über dich oder mich schreibe. Haha.

Meine Antwort wäre: Naja, ich will ja gar nicht nur philosophieren, aber ich brauche vielleicht ein bisschen emotionalen Halt in einem Gegenüber. Es ist meine Art zu philosophieren. Philosophie ist meine Art, mit Menschen in Kontakt zu treten. Weil ich ja keinen Smalltalk kann. Haha.

Ach ja, wenn ich dir mal einen Tipp geben dürfte: Ich würde nicht immer schreiben, dass du nicht alle Beiträge liest, weil das möglicherweise auch jemand als Entwertung seines Beitrages verstehen könnte.

Vielleicht gibt es in diesem Forum Leute schon die ganze Zeit eine Person, die Lust hätte, dir zu antworten, aber mit dieser Formulierung, die eine Abwertung anderer Personen darstellt, verprellst du diese vielleicht.

Mir kommt es fast so vor, als leidest du unter etwas, das du mit eben solcher Strategie selbst aufrechterhältst.

Deshalb nochmal die Frage, ob es nicht erfolgversprechender wäre, dich und deine Texte als wertvoll zu betrachten, dir mal ein paar Grandiositätsfantasien zu gönnen und ebenso positiv auf alle anderen zu schauen. Und ich denke, du hast du Sheldon ja nicht ohne Grund ausgesucht. Vielleicht ist Sheldon dein Schatten in dieser Hinsicht?

Aber ich hatte ja auch schon mal gesagt: Misanthropie scheint eine Strategie zu sein, damit man nicht enttäuscht wird. Man enttäuscht sich als Misamtrop lieber selbst, sieht sich negativ, weil man dann nicht geschockt wird durch eine harsche Ablehnung durch einen anderen Menschen. Deine Texte, also die Art, wie du dich zu sehen scheinst, wie du dich bewertest, haben mir jedenfalls öfter zu denken gegeben.

Ob meine Strategie der unendlichen Hoffnung und der Versuch, das Glas als halb voll zu betrachten, besser ist, weiß ich auch nicht. Ich bin auch oft enttäuscht, wenn sich meine Hoffnungen im Sande verlaufen und ich manchmal auch schmerzlich realisieren muss, dass es keine Hoffnung gibt.

Du kannst dir nicht vorstellen, wie oft ich versucht habe, einen Freund zu finden, der meine Tiefe teilt. Und genauso oft musste ich enttäuscht feststellen, dass mein Gegenüber überhaupt nicht dieselbe Tiefe sucht wie ich. Manchmal sagen sie das, aber oft ist es nicht so. Das frustriert mich genauso wie dich. Aber mein Umgang damit ist immer mehr ein anderer geworden.

Denn falls das Universum mir doch mal so jemanden schickt, möchte ich ihn nicht vertreiben, weil ich alles negativ sehe. Und bis dahin mache ich alleine weiter, selbst dann, wenn ich vielleicht nie ankomme. Nie finde was ich suche. Manchmal gebe ich den Enttäuschungen, dann einen neuen Sinn, und das hilft mir. In Wirklichkeit weiß ich nämlich gar nicht was ich suche. Ich denke ich wüsste es. Und manchmal hafte ich verbort an diesen Vorstellungen an. Und manchmal hilft mir Mitgefühl um diese zwanghaften Gedanken, wie das Leben sein müsste zu lösen. Mir gelingt das auch nur nach und nach.
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RE: Neue Medien verändern das Denken
#21
15.11.2024, 12:02 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 15.11.2024, 12:07 von Likeplacid.)
[+] 2 User sagen Danke! Likeplacid für diesen Beitrag
Ich habe heute nacht wieder viel erlebt in meinen Träumen. Jedoch ist fast nichts so richtig in meinem Gedächtnis haften geblieben.  Ich frage mich, ob es nicht besser wäre sich an gar nichts zu erinnern. Man erlebt viel, aber es bedeutet nichts. Wenn du diese wirren Gedanken verstehst bist du wirklich intelligent.

Antwort ChatGPT: 

Es ist interessant, wie Träume oft so lebendig erscheinen, während wir sie gleichzeitig nur schwer festhalten können, sobald wir aufwachen. Träume können eine Art von Verarbeitung unserer Erfahrungen, Wünsche und Ängste sein, auch wenn wir uns nicht immer an die Details erinnern können. Die Frage, ob es besser wäre, sich an nichts zu erinnern, berührt tiefere philosophische Überlegungen über das Gedächtnis, die Bedeutung von Erlebnissen und die Natur des Bewusstseins.

Erinnerungen, selbst die flüchtigen aus unseren Träumen, können uns helfen, unsere Emotionen und Gedanken zu verstehen. Sie sind Teil unserer Identität. Auf der anderen Seite können sie auch belastend sein, besonders wenn sie uns an unangenehme Dinge erinnern. Vielleicht ist das Wichtigste, den richtigen Umgang mit diesen Erinnerungen zu finden, egal ob sie aus dem Wachleben oder aus Träumen stammen.

Es könnte hilfreich sein, sich darauf zu konzentrieren, was du aus deinen Träumen oder den Gedanken, die sie hervorrufen, lernen kannst, ohne dich zu sehr auf die Details zu fixieren. Manchmal kann es auch hilfreich sein, seine Träume in einem Journal festzuhalten, um die Muster und Themen zu erkennen, die für dich wichtig sein könnten. Was denkst du darüber?

Anmerkung: Die folgende Anfrage habe ich aus Versehen bereits abgeschickt bevor ich den Satz zuende geschrieben hatte (durch Berühren der Enter-Taste).  Die KI verstand es aber trotzdem.
Ich: 
Ich finde Träume selbst dann belastend, wenn das, was ich mich im Traum neutral oder gut gefühlt  

Antwort ChatPGT: 

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Träume, selbst wenn sie neutral oder positiv erscheinen, belastend wirken können. Träume können tiefere Emotionen oder unverarbeitete Gedanken widerspiegeln, die im Wachzustand möglicherweise nicht vollständig registriert oder verarbeitet werden. Manchmal kann die Intensität der Träume oder die Art der Erlebnisse dazu führen, dass man sich auch nach dem Aufwachen unwohl fühlt.

Hier sind einige Gründe, warum das so sein könnte:

1. **Emotionale Verarbeitung**: Träume sind oft ein Weg, wie unser Unterbewusstsein mit Emotionen und Erfahrungen umgeht. Selbst wenn der Traum an sich angenehm war, könnten darunterliegende Ängste oder Sorgen mitschwingen, die zu einem belastenden Gefühl führen.

2. **Unsicherheit**: Wenn Träume unerwartete Wendungen nehmen oder in neuen, unbekannten Orten spielen, kann dies ein Gefühl der Unsicherheit hervorrufen, was den Traum insgesamt belastend macht.

3. **Symbolik**: Oft haben Träume symbolische Bedeutungen. Ein Traum kann ein Zeichen dafür sein, dass etwas in deinem Leben nicht ganz im Gleichgewicht ist, was zu einem unangenehmen Gefühl führen kann.

4. **Transition zwischen Schlafphasen**: Die Art und Weise, wie wir aus dem REM-Schlaf aufwachen, kann ebenfalls unsere Gefühle im Zusammenhang mit einem Traum beeinflussen.

5. **Erinnerung und Reflexion**: Manchmal kann die Reflexion über einen Traum im Nachhinein die Emotionen verstärken, auch wenn der Traum selbst neutral oder positiv war.

Falls du das Gefühl hast, dass deine Träume belastend für dich sind, könnte es hilfreich sein, darüber zu sprechen, sei es mit Freunden, in einem Tagebuch oder sogar in einer therapeutischen Sitzung. Manchmal kann das Teilen und Reflektieren der Erlebnisse helfen, die Emotionen zu verarbeiten und Klarheit zu gewinnen.

Kommentar, den ich nicht an ChatGPT geschickt habe, und den er mit meinem kostenlosen Zugang auch gar nicht verstehen könnte, da dieser kostenlose Zugang keinen Dialog-Speicher hat, der sich die vorletzte Anfrage (und die letzte Antwort) merken kann:
Ich hab ja keine Freunde. Ich hab kein Bock drauf. Und beim Gedanken an Therapie denke ich sofort: Warum soll ich mich jemandem ausliefern? Das würde ich nur tun, wenn ich gar keinen anderen Weg mehr sähe. 
(Wenn ich diesen Kommentar abschicken würde, dann würde er sich also an den Bezug zum Träumen gar nicht erinnern. Es wäre aber möglich, dass er selbst dann, wenn ich einen Dialogspeicher hätte, auf Träume gar nicht eingehen würde. Um zu demonstrieren was ich meine schicke ich jetzt mal einfach den Satz "ich hab ja keine Freunde" ab. (Der Chat ist noch offen, wurde zwischenzeitlich nicht geschlossen, was jedoch beim kostenlosen Zugang ohnehin keine Rolle spielt, sondern nur wenn man einen Dialogspeicher hat) Die Antwort auf "Ich hab ja keine Freunde" ist lediglich folgende: "Das tut mir leid zu hören. Es kann schwierig sein, sich einsam zu fühlen. Vielleicht gibt es Möglichkeiten, neue Freunde zu finden, zum Beispiel durch Hobbys, Gruppenaktivitäten oder Online-Communities. Was sind deine Interessen? Möglicherweise kann ich dir einige Tipps geben, wie du neue Kontakte knüpfen kannst. " Kommentar zu dieser Antwort: Ja ich weiß, gähn. Ich weiß. 

Neue Nachricht an ChatGPT: 
Ich fühle mich in der Gegenwart von Menschen nicht wohl. Woran kann das liegen

Antwort ChatGPT:

Es gibt viele mögliche Gründe, warum du dich in der Gegenwart anderer Menschen unwohl fühlst. Hier sind einige Faktoren, die das beeinflussen könnten:

1. **Soziale Angst**: Manche Menschen haben eine ausgeprägte soziale Angst oder soziale Phobie, die sich in Situationen mit anderen Menschen bemerkbar macht.

2. **Introvertiertheit**: Wenn du introvertiert bist, bevorzugst du möglicherweise ruhigere, alleine verbrachte Zeit und fühlst dich in größeren Gruppen überfordert.

3. **Selbstbewusstsein**: Geringes Selbstbewusstsein oder negative Gedanken über sich selbst können dazu führen, dass man sich in sozialen Situationen unwohl fühlt.

4. **Erfahrungen aus der Vergangenheit**: Negative Erfahrungen oder Traumen in sozialen Situationen können Auswirkungen auf die gegenwärtige Einstellung zu solchen Momenten haben.

5. **Empathie und Sensibilität**: Manchmal kann eine hohe Sensibilität für die Emotionen anderer dazu führen, dass die eigene emotionale Belastung in sozialen Situationen ansteigt.

6. **Überforderung**: In bestimmten sozialen Umgebungen kann es zu sensorischer Überlastung kommen, zum Beispiel durch Lärm, viele Menschen oder ungewohnte Situationen.

7. **Fehlender Bezug**: Wenn du keine Verbindung zu den Menschen in deiner Umgebung spürst oder dich in ihrer Gesellschaft nicht wohlfühlst, kann das ebenfalls zu einem Unbehagen führen.

Es kann hilfreich sein, über diese Gefühle nachzudenken und eventuell professionelle Unterstützung in Betracht zu ziehen, um besser zu verstehen, was genau dich in sozialen Situationen belastet. Auch Gespräche mit Freunden oder Familie können helfen, Klarheit zu gewinnen.

Nachricht an ChatGPT: 
Wie soll es möglich sein, dass ein Therapeut oder sonst irgendeine Person mir dabei hilft meine Abneigung gegen soziale Kontakte abzubauen. Das müsste ein sehr rücksichtsvoller Mensch sein. Er müsste bereit sein, dass ich spontan irgendwelche Sachen mit ihm mache, wie z.B. ihm ins Gesicht greifen. Diese Lust Leuten ins Gesicht zu greifen ist noch von meiner Zeit als Säugling übrig geblieben.

Die Großteil der Antwort von ChatGPT sagte mir nicht viel Neues. Aber Punkt 4 und 5 haben mich dann doch berührt : 

4. **Achtsamkeit und Techniken zur Stressbewältigung**: Der Therapeut könnte Ihnen Techniken wie Achtsamkeit oder Atemübungen beibringen, um mit Angstsituationen besser umzugehen. Diese Methoden können dazu dienen, Ihre allgemeine Reaktion auf Stress und Unbehagen zu regulieren.

5. **Einbeziehung von Spielen oder Rollenspielen**: Da Sie von einer Lust sprechen, Menschen ins Gesicht zu greifen, könnte der Therapeut kreative Ansätze nutzen, um spielerisch mit sozialen Interaktionen umzugehen. Es könnte hilfreich sein, solche Impulse in einem sicheren und kontrollierten Rahmen zu erkunden.

Nachricht an ChatGPT: 

Könnte es sein, dass ich aufgrund eines Geburtstraumas Schwierigkeiten beim Atmen habe,  mit der Folge, dass ich eine Sozialphobie entwickelt habe? Ich glaube, dass das richtige unbefangene Atmen in sozialen Situationen sehr wichtig ist, zumal das Sprechen mit einer Veränderung des Atemrhytmus verbunden ist.

Antwort ChatGPT: 
Es ist möglich, dass frühere Erfahrungen, einschließlich Geburtstraumata, in Kombination mit anderen Faktoren, Einfluss auf die Entwicklung von Ängsten oder Phobien haben können, einschließlich Sozialphobie. Geburtstraumata können in der frühen Kindheit physische und emotionale Auswirkungen haben, und es gibt Hinweise darauf, dass solche Erlebnisse sich auf die emotionale und psychologische Entwicklung auswirken können.

In sozialen Situationen kann das Atmen tatsächlich eine wichtige Rolle spielen. Viele Menschen erleben eine Veränderung ihres Atemrhythmus, wenn sie nervös oder ängstlich sind, was die Situation weiter verschärfen kann. Wenn du das Gefühl hast, dass dein Atemmuster während sozialer Interaktionen deine Fähigkeit beeinträchtigt, dich wohlzufühlen oder effektiv zu kommunizieren, könnte das deine sozialen Ängste verstärken.

Es wäre empfehlenswert, mit einem Fachmann, wie einem Psychologen oder Psychotherapeuten, zu sprechen, der dir dabei helfen kann, die zugrunde liegenden Ursachen deiner Symptome besser zu verstehen und Strategien zu entwickeln, um damit umzugehen. Atemtechniken, kognitive Verhaltenstherapie und andere therapeutische Ansätze könnten hilfreich sein, um sowohl an der Angst als auch an den Atemproblemen zu arbeiten.
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RE: Neue Medien verändern das Denken
#22
15.11.2024, 23:14
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Zitat:Und beim Gedanken an Therapie denke ich sofort: Warum sollte ich mich jemandem ausliefern?

Ein Grund, warum ich die freudsche Psychotherapie evtl ein bisschen ablehne, ist dieses alte Bild dass ich da im Kopf habe, dass ein Therapeut über dem Klienten steht. Der Therapeut ist dann quasi die Autorität, und der Klient der Empfänger.

Wenn man das so betrachtet, verstehe ich, warum du denkst, du würdest dich in einer Therapie jemandem ausliefern. Aber moderne Therapie hat dieses hierarchische Denken der alten Schulen mittlerweile überwunden. Natürlich hängt das vom Therapeuten ab.

Deshalb ist es wichtig, mit wem man Therapie macht. Dabei spielen sowohl die fachlichen als auch die menschlichen Qualifikationen eines Therapeuten eine wichtige Rolle.

Dass du dich nicht jemandem ausliefern möchtest, ist verständlich und zeigt, dass du dich selbst beschützt.

Jetzt wäre die Frage, ob es auch Therapeuten gibt, bei denen man überhaupt nicht das Gefühl hat, sich ausliefern zu müssen. Falls du dein Bild von hierarchischer Therapie überwinden magst, empfehle ich dir, dir mal den Gunter Schmidt als lebendiges Beispiel anzusehen. Von ihm gibt es auch Videos auf der Seite des Auditorium Netzwerks. So kann man sich Personen erst einmal aus sicherer Entfernung ansehen. So mache ich das auch oft.

Warum ich dir Gunter Schmidt empfehle, ist, dass er sich in besonderem Maße für Augenhöhe zwischen Klienten und Therapeuten einsetzt. Das geht bei ihm sogar so weit, dass Patienten in seiner psychosomatischen Klinik bei Gebäudeumbauten mitbestimmen durften. Ich weiß nicht, ob es leicht ist, dort einen Therapieplatz zu bekommen – ich glaube, es handelt sich um eine Privatklinik – aber es gibt Menschen, die nach seiner Philosophie arbeiten und die moderne Psychotherapie ist gar nicht mehr so hierachisch, dass man sich da jemandem unterwerfen müsste. Manchmal sind das auch die eigenen Gedanken, die aus der eigenen Erziehung stammen, die solche Bilder in unseren Köpfen produzieren.

Ich habe in meiner Psychotherapie überhaupt nicht das Gefühl gehabt, jemandem ausgeliefert zu sein. Gerade weil ich eine Traumageschichte habe, hat mir meine Therapeutin immer das Gefühl gegeben, die Kontrolle zu behalten. So arbeiten Traumatherapeuten. Deshalb wäre mein Rat: Falls du Therapie ausprobieren möchtest, suche dir einen ausgebildeten Traumatherapeuten. Diese sind geschult darin, niemandem das Gefühl des Ausgeliefertseins zu geben. Wenn du dir natürlich jemandem sucht, der nach einer alten Schule arbeitet, ist die Wahrscheinlichkeit womöglichlich größer, da an so jemanden zu geraten. Beschäftige dich doch vielleicht mal mit der humanistischen Strömung. Die humanistische Strömung in der Psychotherapie legt besonderen Wert auf die individuelle Selbstbestimmung und das persönliche Wachstum. Sie entstand als Gegenbewegung zu den eher deterministischen Ansätzen der Psychoanalyse und des Behaviorismus.

Ein weiterer Tipp, den ich für dich habe – und auf den ich selbst auch immer wieder zurückgreife – ist: Mach es selbst, was du selbst machen kannst aber wisse auch, wo du etwas nicht selbst kannst und suche an der Stelle hilfe. Ich habe mich mit vielen Psychotherapiemethoden selbst beschäftigt, um sozusagen ein Experte für mich selbst zu werden, auch zum Teil aus ähnlichen Ängsten vor übergriffigen Autoritäten, die ich fürschte. Das macht man ja oft, weil man niemandem traut, vielleicht zurecht, weil man zu viele Enttäuschungen und Machtmissbrauch erlebt hat. Du könntest zum Beispiel Workshops besuchen. Das geht heutzutage auch online, etwa über die Website von Life Lessons.

Dort kann ich dir die Fortbildung zur systemischen Therapie mit Stefan Junker und das Zürcher Ressourcen Modell von Maja Storch sehr empfehlen. Da könntest du dir zb. mal zwei verschiedene Therapeuten angucken, um einfach mal ein Gefühl dazu bekommen, wie unterschiedlich die Arbeiten. Ich erwähne die beiden Junker uns Strorch ausdrücklich, weil ich sie im vergleich zu anderen, die ich dort angeschaut habe, als sehr positiv empfunden habe. Es geht bei den Life Lessions gar nicht mal so sehr um die Inhalte der Therapieart, sondern um die Haltung des Therapeuten, die in diesen Kursen sehr schön erfassbar wird.

Das ist natürlich kein Ersatz für eine Therapie mit einem Gegenüber, aber diese Kurse bei Life Lessons sind deshalb so toll, weil es nicht nur um die reine Methodenvermittlung geht, sondern das Ganze mit Schauspielern umgesetzt wird. So kannst du mal erleben, wie Therapeuten heute überhaupt arbeiten. Solche Erfahrungen könnten deine Ängste, die vielleicht durch ein altes Bild der tiefenpsychologischen Therapie geprägt sind, ersetzen.

Also anstatt sich in eine angstvolle Situation zu stürzen, könntest du aus sicherer Entferung dir so eine Psychiotherapie Situation angucken. Das schützt dich dann ja auch vor Scharlatenen, die ihre Arbeit gar nicht gut machen, weil du dann weißt wie unterstützend und selbstbestimmt so eine Psychotherapie verlaufen kann, falls du dann doch nochmal an eine Person der alten Schule triffst. Mich hat das genau davor beschützt. Wissen die gute Psychotherapie sein kann, schützt einen davor an einen fachlich und menschlich inkompetenten Menschen zu geraten. Diese erkennt man dann sofort.

Außerdem möchte ich betonen, dass man bei einer Therapie immer drei Probestunden hat, um den Therapeuten kennenzulernen. Erst danach entscheidet man gemeinsam, ob man die Therapie fortsetzen möchte. Das entscheiden sowohl Klient als auch Psychologe zusammen. Du kannst dir also mehrere Therapeuten ansehen und Probestunden bei ihnen machen. Du bist nicht festgelegt, wenn du mal einen Termin buchst. Meistens startet man auch nur mit einer Kurzzeittherapie.

Zum Beispiel hat mein Freund, der eine verhaltenstherapeutische Therapie macht, zunächst nur 10 oder 12 Stunden gehabt. UND! Man kann eine begonnene Therapie auch jederzeit abbrechen! Eine Langzeittherapie wird meist erst beantragt, wenn die bisherigen Stunden als sinnvoll wahrgenommen wurden und man miteinander klar kommt.

Bei meiner tiefenpsychologischen Therapie hatten wir anfangs auch ca 12 Stunden, bevor eine Langzeittherapie beantragt wurde. Meine Therapeutin hat mich immer gefragt, ob ich mir vorstellen kann, dass mir das hilft die Therapie zu verlängern, und hat mir den Ablauf erklärt. Wir haben einmal eine Analytische Psychotherapie und eine Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie gemacht. Meine Therapeutin hatte eine Analytische Ausbildung nach Freud, aber sie hatte ein turkises Mem (nach Wilber). Deshalb habe ich mit ihr nur gute Erfahrungen gemacht, weil sie eben nicht hierachisch gedacht hat und ein Anhänger der Humanistischen Bewegung war und das Trotz Freud. Sie konnte das integral in sich vereinbaren. So ging es etwa sieben Jahre weiter, bis wir beide das Gefühl hatten, dass es genug ist.

Ich hatte insgesamt ca. 200 Stunden, aber wir haben maximal einmal pro Woche Therapie gemacht, später nur noch alle zwei bis vier Wochen, um auszuprobieren, wie es ohne Therapie für mich ist. Während Corona haben wir online per Videochat weitergemacht.

Ein Hypnotherapie-Kurs von Gunter Schmidt ist übrigens auch bei Life Lessons verfügbar, aber den habe ich noch nicht gesehen und kann ihn daher nicht direkt empfehlen. Ich habe keine Ahnung ob der gut ist. Ich persönlich sehe das mit den Therapieansätzen ähnlich wie bei der Bewusstseinsentwicklung: Ich persönlich brauche viele unterschiedliche Ansätze für verschiedene Schwerpunkte. Man nennt das integrative Therapie, wenn man viele Ansätze im Werkzeugkoffer hat. Ich könnte gar nicht alles nur Tiefenpsychologisch lösen. Das wäre mir zu eindimensional.

So habe ich mich immer mal wieder mit anderen Therapieformen beschäftigt und durch verschiedene Videos (die es im übrigen auch bei Netzwerk Auditorium auf DVD oft auch sehr günstig gibt) auch unterschiedliche Therapie Stile kennengelernt. Manche Menschen mag man, manche nicht. Manche Ansätze mag man, manche nicht. Das Gute ist: Wenn man erwachsen ist, muss man bei jemandem, den man nicht mag, nicht bleiben. Als Kind konnte man nicht aufstehen und gehen, aber als Erwachsener darf man sich bewusst machen, dass man souverän ist und immer für sich entscheiden kann: „Nein, das gefällt mir hier nicht.“

Man darf als Erwachsener selbst entscheiden, dieses tut mir gut und dieses nicht.

Wenn man einen guten Therapeuten hat, kann man das, was einen vielleicht auch mal stört stört, sogar ansprechen. Vielleicht macht man dann sogar eine besonders heilsame Beziehungserfahrung, weil der Therapeut darauf eingeht und berücksichtigt, was man sagt. Das habe ich mit meiner Therapeutin auch erlebt. Ich war zu 90% sehr zufrieden mit ihr. Sie war perfekt, aber in einem Punkt hatten wir am Ende unseer Zusammenarbeit einen Konflik, aber die Beziehung zwischen uns war so gut, dass selbst dieser Konflikt perfekt und heilsam war, denn ich konnte diesen Konflikt bei ihr ansprechen, und habe erlebt dass sie sich bemügt hat auf mich einzugehen, dieses aber nicht ganz konnte. Das war eine sehr wichtige Erfahrung für mich.

Und am Ende geht es wie ich glaube in einer Therapie weniger um das Konzept und die Theorie, sondern um eine heilende Beziehungserfahrung.

Ich habe durch die Therapie ein positives Introjekt durch die Therapeutin in mir aufgebaut, ähnlich einer inneren Stimme, die auch jenseits der Therapie positiv auf mich schaut, Mitgefühl mit meine Unzulänglichkeiten hat und mir Spielräume aufzeigt, die ich etwas angehen kann, wo ich sonst keinen Weg gesehen hätte.

Ich glaube es geht gar nichtso sehr darum ob Freud, Jung, Adler, ob Tiefepsychologie, Gestalt oder Verhaltenstherapie, das Menschliche eines Therapeuten zählt.

Dafür muss der Therapeut selbst schon einen gewissen Weg mit sich selbst gegangen sein. Man kann Menschen nur dahin führen, wo man selbst hin gegangen ist.

Und gleichzeitig verstehe ich die Ängste, denn ich hatte sie am Anfang auch, und mich hat tatsächlich nur die absolute Notwendigkeit dazu bewegt, die Therapie zu machen. Ich würde aber heute, mit meinen Erfahrungen, Menschen, die sich dafür interessieren, raten, das auch ohne schwerwiegende Probleme auszuprobieren, weil man ja, wie gesagt, jederzeit aufstehen und gehen kann. Man kann eine Therapie abbrechen. Und je besser man sich abgrenzen kann, desto besser kann man sich auf etwas einlassen. Deshalb denke ich, man muss erstmal begreifen, dass man das Ganze jederzeit beenden kann. Und das ist eben kein Ausgeliefertsein, wie man das als Kind gegenüber bestimmten Bezugspersonen manchmal leider erleben musste. Erwachsene Menschen können zu so einem Termin gehen und gehen, wenn sie da etwas Übrigriffiges oder Inkompetentes erfahren.
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RE: Neue Medien verändern das Denken
#23
15.11.2024, 23:54 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 15.11.2024, 23:55 von ichbinmehr.)
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Noch was ergänzendes...

Ich habe damals in das Therapeutenverzeichnis von NRW geschaut – ein Online-Verzeichnis mit Adressen und E-Mail-Adressen. Dann habe ich einen kleinen Text geschrieben, in dem ich genau formuliert habe, was ich suche. Diesen habe ich an alle E-Mail-Adressen der Therapiepraxen geschickt, die von der Wegstrecke für mich in Frage kamen. Das hat mir erstens viel Zeit gespart und auch die unangenehmen Anrufe in einer Therapiepraxis, wo man dann in einem Satz erklären soll, was man braucht. Sowas finde ich schwierig. das weiß ich nie was ich sagen soll. Ich habe das schriftlich ausformuliert, ganz in Ruhe, und dann einfach an alle Adressen geschickt. Ich glaube deshalb liebe ich auch das Schreiben, da kann ich Dinge ganz in Ruhe sagen, ohne dass meine sozialen Probleme so stark anschlagen.

Damals habe ich geschrieben, dass ich einen Bezug zu Jung habe und dass es mir ganz wichtig ist, dass meine Spiritualität für mich eine Ressource ist. (Weil ich ja in der Psychiatrie gezwungen wurde, Medikamente gegen die Psychose zu nehmen, war es mir ganz wichtig, dass sie akzeptiert, dass ich meine Probleme verstehen will und meine Gefühle fühlen möchte, ohne Medikamente gegen Depression oder Psychose einnehmen zu müssen.) Das war für sie überhaupt kein Problem.

Ich glaube sogar, dass so eine Aussage für einen Therapeuten sehr interessant ist: Der sitzt ja auch lieber mit Menschen da, die sich für Psychologie interessieren, als mit Leuten, die nur ihre Zeit absitzen und gar nicht mit sich arbeiten wollen. Ein Lehrer hat auch mehr Freude an den intelligenten Schülern. In ihrem Spiegel kann er seinen Erfolg sehen. Bei den weniger intelligenten Schülern, sieht der Lehrer sein Scheitern.

Am nächsten Tag hat mir die passende Therapeutin geantwortet, dass meine Bedingungen für sie passen, und sie hatte sogar einen freien Platz. Und sie war dann wirklich auch perfekt. Manchmal denke ich, ich habe diese perfekte Therapeutin gefunden, weil ich mir genau gewünscht und ausgesprochen habe, was ich brauche – und das habe ich bekommen. Dann haben wir per Email einen Termin vereinbart und dann bin ich da für diesen einen Termein erstmal einmal hingegangen. Dann habe ich ein bisschen erzählt was das Problem ist und fand sie nett. Wir merkten dann dass ich alleine nur um das Problem zu erzählen mehr als eine Stunde brauche und sie hat mir dann angeboten erstmal einen zweiten Termin zu machen. versteht du - nicht direkt eine ganze Therapie - sondern einen ersten Termin und als der gut verlaufen war, dann erstmal einen zweiten Termin. Das haben wir ein paar Mal so gemacht, bis sie mich mal fragte, iob ich mir vorstellen könnte, mit ihr eine Therapie zu machen. Und ich habe Ja gesagt, und zwar nicht weil ich das tun musste, sondern weil ich mich bei ihr wohl gefühlt habe und es wollte.

Ich glaube sogar, dass es gut sein kann, wenn du eigene Vorstellungen von Therapie hast. Und vielleicht könntest du das auch ausdrücken – dass du dich auf der einen Seite für Freud interessierst, aber dieses Gefühl des Ausgeliefertseins fürchtest. Ich stelle mir vor, dass es viele gute Therapeuten gibt, die solche Ängste direkt entkräften würden, indem sie dir in der Therapie sehr viel Freiraum geben und dich das Schiff lenken lassen, einfach weil sie verstehen, dass du das brauchst.

Und ich sage es nochmal, weil ich es so wichtig finde, dass diese Information sich weiter verbreitet: Die Therapeuten, die explizit darauf spezialisiert sind, Klienten das Schiff lenken zu lassen, sind Traumatherapeuten. Traumatisierte Menschen brauchen es, ihr Schiff selbst lenken zu können, damit sie keine Retraumatisierung, keinen erneuten Machtmissbrauch, keinen erneuten Kontrollverlust erleben. Dieses Bewusstsein war in der "alten Schule" noch nicht so präsent, wie es moderne Traumatherapien umsetzen.

Am Beispiel meiner Therapie siehst du auch, dass eine analytische Psychotherapie nach Freud und ein moderner traumatherapeutischer Ansatz, bei dem der Klient das Schiff lenkt, kein unvereinbarer Widerspruch sein müssen.

Viele Therapeuten haben heute mehrere Methoden in ihrem Werkzeugkoffer und nicht nur eine. Sie arbeiten integrativ. Nur für die Krankenkassenabrechnung brauchen die diese krasse Einteilung der Therapieverfahren, aber Menschlich sind viele gar nicht so festgelegt. Man kann eine analytische Psychotherapie-Ausbildung nach Freud haben und zusätzlich eine moderne traumatherapeutische, und die Vorzüge beider Ansätze in sich vereinen.

Sei doch vielleicht einfach mal jemand, der einen extrem hohen Anspruch an den Therapeuten hat, und schau dir genau an, welche Ausbildungen die Person hat. Prüfe sorgfältig, zu wem du gehst.

Schau dir an, welche Ausbildungen die Person gemacht hat und ob du zu den Ansätzen eine Resonanz spürst. So kannst du dich vielleicht annähern, indem du einerseits dein Bedürfnis nach Schutz ernst nimmst und andererseits vielleicht auch mal „Ja“ sagen kannst zu einer Therapie, die dich ja irgendwie auch interessieren würde.

Oder stell dir mal die Frage: Unter welchen Umständen würde ich eine Therapie machen? Was brauchst du um sich sicher und verstanden zu fühlen? Mach da vielleicht mal eine Liste, um dir bewusst zu machen, wie denn die idealen Voraussetzungen für dich persönlich aussehen müssten. Und dann glaube daran, dass du diese Person, die für dich perfekt ist, finden kannst.

Das sind alles nur Ideen hier. Inspiration – mehr nicht. Ich möchte einfach nur Spielräume aufzeigen, die existieren, weil ich eben auch mal davorstand und diese Spielräume gar nicht gesehen habe. Die Lösungen, die ich für mich gefunden habe, sind eben meine Lösungen gewesen. Es sind Lösungen, die für mich gepasst haben. Meine Lösungen passen vielleicht aber auch gar nicht zu dir.

Deshalb: Wenn dir eine Idee, die ich äußere, nicht gefällt, lass sie einfach im Regal liegen. Ich möchte nur ein paar Spielräume aufzeigen, die es theoretisch gibt – auch für alle anderen Mitleser –, da ich glaube, dass das gleichzeitige Interesse an Psychotherapie und die Angst davor weit verbreitet sind. Du hast das jetzt zwar zum Ausdruck gebracht, aber ich denke, viele Menschen tragen diese Ambivalenz zwischen Interesse und der Angst vor dem Ausgeliefertsein in sich. Ich weiß das, weil ich diese Angst auch hatte. Und weil ich für mich Lösungen gefunden habe, diese Angst zu überwinden, denke ich, dass es vielleicht irgendjemand nützt von meinen Erfahrungen zu lesen.
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RE: Neue Medien verändern das Denken
#24
17.11.2024, 04:31 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 17.11.2024, 04:32 von Likeplacid.)
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Ich möchte mich (hoffentlich nur kurz) zum Thema "Enneagramm" äußern, da sich jemand in diesem Thread dazu geäußert hat. Ich habe diesen Beitrag noch nicht durchgelesen oder nur so weit, dass ich "mitgekriegt" habe: "ichbinmehr" hat mich zitiert und dann offenbar ein psychologische Problem, von dem ich berichtet habe, versucht mit Enneagramm zu deuten. Hat diesen Schlangensatz noch jemand verstanden? Niemand? Kant und Hegel wären stolz auf mich gewesen. 

Wie gesagt, ich habe den Enneagramm-Kram, den "ichbinmehr" geschrieben hat im einzelnen noch nicht durchgelesen, und ich werde es vielleicht auch niemals tun. Das hängt vielleicht mit meiner Sozialphobie zusammen. Oder weil ich bisher noch nie sehr viel aus den Beiträgen von "ichbinmehr" für mich herausholen wollte. 

Jedenfalls, was es eigentlich mit Enneagramm auf sich hat interessierte mich dann aber doch. Ich las mir den "Wikipedia" Artikel dazu halb durch und merkte gleich: das ist irgendein antiker Unfug. Eigentlich hatte ich nun Lust das Ganze in den inneren Mülleimer zu schmeißen und zu vergessen. Ging aber nicht. Der Unsinn hatte sich in tausenden meiner Gehirnwindungen festgeklebt und ging nicht mehr raus. 

In dem Wikipedia Artikel wurde dieser antike Unsinn leidenschaftslos dargestellt, d.h. ohne Stellung dazu zu beziehen. Das geschah aber vielleicht im unteren Teil des Artikels zu dem ich nicht beim lesen nicht mehr vorgedrungen bin. 

Ich kann es nicht fassen, aber ich äußere mich nun tatsächlich zu diesem Blödsinn: 

da geht es also, jedenfalls (nach dem was im Wikipedia Artikel steht) um Vielecke in einem Kreis. Die Vielecke stehen für Aspekte der Persönlichkeit. Was bitteschön soll Geometrie mit Persönlichkeit zu tun haben? Vermutlich genauso wenig wie die Gestirne. Die Gestirne wurden und werden von der Astrologie, die ein noch "größerer" Unsinnn ist als das Enneagramm, dazu missbraucht irgendwelchen Quatsch über Leute auszubrüten. Ich muss jetzt eine Pause machen.
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RE: Neue Medien verändern das Denken
#25
17.11.2024, 11:28 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 17.11.2024, 20:02 von mathchild.)
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(17.11.2024, 04:31)Likeplacid schrieb: Ich las mir den "Wikipedia" Artikel dazu halb durch und merkte gleich: das ist irgendein antiker Unfug.

Das Enneagramm ist, IMHO, ein Weg - einer von vielen -, um sich dem Verständnis seiner eigenen Persönlichkeit zu nähern. Für manche Menschen funktioniert das halt besser als für andere.

So wie mit der Pi-Zahl, da gibt es verschiedenste Formeln, um zu einem Ergebnis zu kommen. Bei manchen geht's schneller auszurechnen, bei manchen einfacher, aber den exakten dezimalen Wert wird man trotzdem nie finden.

Und, um zur Astrologie zu springen, wenn es Leute glücklich macht, in den Sternen ihr "Schicksal" zu lesen, warum auch nicht?

Des einen Unfug ist des anderen ... Fug ... oder so ähnlich  normal
Ich spitze meine Farbstiftmine mit einer Farbstiftspitzmaschine.
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RE: Neue Medien verändern das Denken
#26
18.11.2024, 03:17 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 18.11.2024, 04:08 von ichbinmehr.)
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Meine Gedanke über Modelle - Teil 1

Modelle sind keine Dogmen, sondern Werkzeuge

Ob Enneagramm, tiefenpsychologische Archetypenlehre, ICD-10, Astrologie, Tarot, Big Five, MBTI (Myers-Briggs), die Heldenreise nach Joseph Campbell, Human Design, Entwicklungspsychologie, Spiral Dynamics, NLP, I Ging, Kabbala, Advaita Vedanta,  der Buddhismus, der Koran, die Bibel oder sogar die akademische Wissenschaft – Philosophie, Psychologie, Phyisk, Chemie, Informatik, Biologie, all diese Systeme und Modelle sind letztlich Werkzeuge, die uns helfen können, uns selbst auf strategische Weise tiefer zu verstehen und selbstwirksamer zu handeln.

Modelle bieten Betrachtungsweisen, durch die unsere inneren Muster und Strukturen sichtbarer werden. Dabei geht es nicht darum, ob ein bestimmtes Modell objektiv „korrekt“ oder wissenschaftlich nachweisbar ist. Vielmehr liegt ihr Wert darin, dass sie uns neue Perspektiven eröffnen und uns Einblicke in unser Inneres gewähren, die wir ohne diese Hilfsmittel vielleicht nie gehabt hätten.

Ein Modell ist wie ein Spiegel: Es zeigt nicht die absolute Wahrheit, sondern eine spezifische Reflexion. Gerade in dieser Reflexion können wir Aspekte von uns erkennen, die bisher verborgen waren. Es geht nicht darum, ob ein Modell „die Wahrheit“ abbildet, sondern darum, dass es uns neue Möglichkeiten bietet, uns selbst zu verstehen.

Man könnte sagen, ein Modell schafft einen Rahmen – eine Art Bühne, auf der unser Selbsterkenntnisprozess stattfinden kann. Ob dieser Rahmen nun „Freud“ heißt, „Enneagramm“, „akademische Psychologie“ oder „Physik“, ist zweitrangig. Entscheidend ist, dass wir uns mit diesem Rahmen identifizieren können und er uns dabei hilft, uns bewusster zu navigieren.

Jeder Mensch hat einen Rahmen

Jeder Mensch hat einen Rahmen, um die Welt zu betrachten. Mein Vater hatte als Maurer seinen eigenen Rahmen. Er sah Dinge an Häusern, die mir völlig entgangen wären. Ich hatte keinen Blick dafür. Ein Freund von mir hat den Rahmen eines Biologen – ein wandelndes Naturlexikon, das Dinge erkennt, die ich nie bemerken würde. Unser Beruf, unsere Interessen und unsere Erfahrungen geben uns bereits einen Rahmen für unsere Perspektive auf die Welt.

Doch manchmal reicht der Rahmen, den wir haben, nicht aus. Mit dem Blickwinkel eines Maurers könnte ich keine tiefenpsychologischen Diskussionen führen. Ebenso wäre ich mit dem Enneagramm auf einer Baustelle ziemlich aufgeschmissen. Unsere Modelle wählen wir also oft nach den Anforderungen unseres Lebens – je nachdem, welche Perspektive gerade sinnvoll ist.

Modelle zeigen Muster auf

Auch ein Musiker braucht ein Modell, um Musik zu komponieren. Er verwendet beispielsweise die Musiktheorie, die ihm ein Verständnis für Harmonien, Rhythmen und Melodien bietet. Ohne diesen Rahmen der Musiktheorie würde er sich schwer tun, eine Struktur für seine Kompositionen zu finden oder die Wirkung seiner Musik gezielt zu steuern.

Doch selbst die Musiktheorie ist kein starres Dogma – sie lässt Raum für Kreativität und Innovation. Viele Musiker brechen bewusst Regeln, um etwas Neues zu schaffen. Doch auch das bewusste Brechen der Regeln setzt voraus, dass man den Rahmen kennt, in dem man sich bewegt. Das Brechen der Regeln ist der Beginn der connectiven Intelligenz.

Und so wie ein Musiker, der in seinem Werkzeugkoffer Wissen über Musiktheorie hat, bessere und bewusstere Musik komponieren kann, so kann auch jemand, der sich mit Selbsterkenntnis beschäftigt, sich selbst tiefer und strukturierter verstehen, wenn er sich an einem Modell orientiert. Ohne die Orientierung durch ein Modell wäre dieser Prozess oft chaotischer, weniger zielgerichtet und möglicherweise weniger effektiv.

So wie die Musiktheorie Harmonien erklärt und Strukturen schafft, ermöglichen Modelle in der Selbsterkenntnis, Muster zu erkennen, die sonst vielleicht verborgen geblieben wären. Das Enneagramm ist ein Werkzeug, mit dem man diese Muster irgendwann auf einen Blick erkennt. Dieser Vorteil ist vergleichbar mit dem eines Musikers, der dank seines Wissens über Musiktheorie sofort die richtigen Akkorde findet, ohne mühsam herumprobieren zu müssen wie ein Anfänger.

Genau wie ein erfahrener Musiker durch sein theoretisches Verständnis intuitiv Harmonien schafft, kann jemand, der das Enneagramm gut kennt, seine eigenen Ego-Muster und Dynamiken schnell erkennen und bewusst darauf reagieren. Ich glaube, dass das Hinzuziehen solcher Modelle die Effizienz der Selbsterkenntnis steigern kann und man sich auch an den Stellen, wo man einen Widerstand hat, gezwungen sieht, sich mit dem Modell auseinanderzusetzen. Beispielsweise habe ich mit der Integralen Theorie mein links-grünes Ego durchschaut, was ich sonst wahrscheinlich nicht zugelassen hätte.

Die Vielfalt der Modelle

Die Wahl eines Modells ist etwas sehr Individuelles. Manche Menschen fühlen sich von Modellen angezogen, die Sicherheit und Führung geben, fast wie eine verlässliche Landkarte, die jeden Schritt vorgibt. Andere bevorzugen Modelle, die Freiraum lassen und eine flexible Erkundung ermöglichen, um eigene Lösungen zu finden oder frei zu forschen.

Und genau das ist das Schöne an diesen Modellen: Sie sind keine starren Dogmen, sondern lebendige Werkzeuge, die uns ermutigen, uns selbst auf immer neue Weise zu entdecken. Für mich liegt der Unterschied darin, dass ein Modell kein Dogma ist, sondern als Werkzeug dient.

Ich sehe Modelle als Teil meines Werkzeugkoffers – verschiedene Werkzeuge, die ich je nach Bedarf einsetze und manchmal sogar miteinander kombiniere, ganz im Sinne eines connectiven Denkens. Doch keines dieser Werkzeuge erhebt den Anspruch, die absolute Wahrheit zu sein.

Je mehr Modelle ich kenne, desto mehr Perspektiven habe ich. Je tiefer ich in ein Modell eintauche, desto mehr Details entdecke ich.

Die Nutzbarkeit der Verstehens

Manche Modelle ermöglichen konkretes Handeln, wie den Bau eines Hauses, das Programmieren eines PC Spiels, Sprachen sind auch Modelle, die sowohl dem Verständnis als auch dem Wunsch auf die Welt einzuwirken dienen. Sprache ermöglicht mir zu verstehen und zu lenken. Ich kann nur lenken was ich zuvor verstanden habe. Ich kann nur gezielt bauen, programmieren, verändern was ich zuvor verstanden habe. Vielleicht kann ich sogar nur dann Realität kreieren, wenn ich die Welt wie sie gerade ist, zu vor akzeptiert und verstanden habe. Vielleicht brauchen wir dazu ein ordnendes Konzept, was wir im Schöpfungsprozess als einen art Baukasten nutzen können. Ein Ingeneur kann ja auch nur Dinge gezielt bauen, die er zuvor verstanden hat. Vielleicht dienen uns solche Konzeote sogar zum bewussten Erschaffen von Realität und eigenen Traumwelten?

Persönliche Erfahrungen mit Modellen

Das Enneagramm zb ist für mich kein Dogma, sondern ein Blickwinkel, der mir hilft, meine bevorzugten Strategien und Motivationen besser zu verstehen. Mit der „Brille“ dieses Modells wird das, was vorher unsichtbar war, plötzlich sichtbar. Es ist eine Möglichkeit, mehr Facetten meines Ichs zu verstehen und meinen eigenen Prozess bewusster zu gestalten.

Mit einem Werkzeugkoffer voller Konzepte habe ich oft hilfreiche Perspektiven gefunden, die mir in schwierigen Situationen weitergeholfen haben. Ohne diese Werkzeuge wäre ich manchmal hilflos gewesen. Ein Beispiel dafür ist die Corona-Pandemie und die Wahl von Trump. Hätte ich die Integrale Theorie nicht als Erklärungsmodell gehabt, wäre ich in dieser Zeit noch ängstlicher und hilfloser gewesen. Die Integrale Theorie hat mir größere Zusammenhänge erklärt, und das hat mir Halt und Stabilität gegeben.

Durch den psychischen Missbrauch, den ich in der Kindheit erlebt habe, hatte ich immer Probleme, Menschen einzuschätzen. Ich lernte dies durch das Enneagramm und die Integrale Theorie. Ich kann diese fehlende Lücke nun damit kompensieren. Das hat mir ermöglicht, mich vor Scharlatanen zu schützen.

Das heißt nicht, dass die Perspektiven, die ich durch die Integrale Theorie gewonnen habe, „wahr“ sind. Aber sie haben mir Halt und Sinn und Schutz gegeben, die mir sonst gefehlt hätten. Da ich keine Eltern hatte, die mir ein Urvertrauen oder Schutz vermitteln konnten – meine Eltern hatten selbst immer Angst vor der Welt – bieten mir Modelle manchmal eine Art Elternersatz. Sie sind wie ein weiser Vater, der mir sagt: „Es wird alles gut. Die Welt wird sich weiterdrehen. Habe keine Angst.“ Oder er sagt: „Pass bei diesem Typen auf, der ist noch gar nicht so weit, wie er sich im Außen darstellt.“ Solche sinngebenden und schützenden Konzepte erfüllen für mich genau diese Funktion.

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RE: Neue Medien verändern das Denken
#27
18.11.2024, 03:46 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 18.11.2024, 03:47 von ichbinmehr.)
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Meine Gedanken über Modelle - Teil 2

Modelle als individuelle Werkzeuge

Der Grund, warum ich an Modellen festhalte, ist nicht, dass ich sie für die absolute Wahrheit halte, sondern weil sie für mich gut funktionieren. Sie erfüllen ein Bedürfnis. Manchmal geraten Modelle auch wieder in den Hintergrund, wenn sie nicht mehr gebraucht werden. Manchmal hole ich sie wieder hervor.

Für mich sind Modelle keine endgültigen Antworten, sondern eröffnen neue Möglichkeiten, Situationen zu betrachten und besser mit ihnen umzugehen. Sie geben mir Orientierung und haben mir geholfen, mich selbst besser zu verstehen – wie zum Beispiel das Enneagramm, das mir erlaubt hat, meinen Persönlichkeitstyp 5 anzunehmen, der oft missverstanden wird. Das Modell hat mir geholfen Selbstannahme zu entwicklen, ohne den Anspruch zu haben, DIE Wahrheit zu sein.

Es geht also nicht darum, ob Freud, das Enneagramm oder die akademische Wissenschaft „recht“ haben, sondern darum, ob ein Weg einem bestimmten Menschen helfen kann, seinen eigenen Weg zu finden. Da wir alle unterschiedliche Lebensziele haben, ist es nur logisch, dass wir auch unterschiedliche Orientierungspunkte brauchen.

Es gibt keine objektive Perspektive

Ich glaube, dass manche Menschen auf der Ebene von wahr und falsch über solche Modelle diskutieren, weil sie die subjektive Bedeutung der Modelle für einen bestimmten Menschen noch nicht ganz sehen können. Weil sie an eine absolute Wahrheit glauben, die es meiner Meinung nach aber nicht gibt.

Wenn man das Subjektive nicht sehen kann, versucht man alles objektiv zu betrachten, und dann gerät man in diese Schwarz-Weiß-Logik von „Das ist richtig“ und „Das ist falsch“. Aber das funktioniert eben nicht. Das führt zu Konflikten, weil man diese Frage eben nur subjektiv beantworten kann.

Man muss sehen, welchen subjektiven Nutzen ein Modell für einen ganz bestimmten Menschen hat. Man kann nicht für alle Menschen sprechen und sagen: „Dieses Modell ist gut“ oder „Dieses Modell ist schlecht.“ Das wäre eine stark verkürzte Debatte, die keinen Sinn ergibt und im Streit über eine absolute Wahrheit stecken bleiben würde.

Ich habe auch manchmal Abneigungen gegen bestimmte Modelle, weil ich nicht immer sehe, inwiefern diese einen Menschen sinnvoll vorangebracht haben. Vielleicht sollte ich manche Menschen mal danach fragen, inwiefern ihnen dieses Modell geholfen hat, statt das Modell an sich pauschal abzulehnen. Aber naja, ich wünsche mir eben auch, dass diese Toleranzgeste beidseitig ist. Und auch ich schaffe es nicht immer, so tolerant zu sein, wie ich es gerne wäre.

Beispiel: Wenn ich z. B. sage, dass Freud für mich persönlich nicht das richtige Modell ist, dann meine ich das nicht als Kritik an Freud oder seiner Arbeit.

Das ist keine allgemeingültige Aussage, sondern rein persönlich. Ich schätze die immense Bedeutung von Freuds Werk und den Einfluss, den es auf die Psychologie hatte, sehr. Ich nutze ja auch seinen Begriff den Unbewussten sehr stark.

Wenn ich sage, dass Freud für mich persönlich nicht das richtige Modell ist, dann liegt das daran, dass ich ihn als eher autoritär empfinde. Und genau das entspricht nicht meinem eigenen Bedürfnis nach Freiheit und Flexibilität in der Selbsterkenntnis. Ich mag Ansätze, die Raum für Eigenverantwortung lassen und weniger vorgeben, wie man etwas zu sehen oder zu verstehen hat.

Das bedeutet jedoch nicht, dass ich Freuds Werk oder seinen Beitrag zur Psychologie gering schätze. Ganz im Gegenteil: Ich sehe, wie bahnbrechend und inspirierend seine Ansätze für viele Menschen sind. Es ist einfach nicht der Weg, der für mich persönlich funktioniert.

Dieser Unterschied – zwischen persönlicher Vorliebe und allgemeiner Bewertung – ist mir wichtig. Es geht nicht darum, ob Freud „richtig“ oder „falsch“ ist, sondern darum, dass unterschiedliche Menschen unterschiedliche Ansätze bevorzugen.

Dieser feine Unterschied – zwischen einer subjektiven Entscheidung und einer objektiven Bewertung – ist mir wichtig. Es geht nicht um einen Absolutheitsanspruch, sondern darum, dass unterschiedliche Menschen unterschiedliche Wege brauchen.

Die Art der Debatte


Manchmal muss ich mich beschützen. Manchmal muss ich bewahren, was für mich wertvoll, nützlich und wichtig ist. Wenn jemand sagt, dass Enneagramm ist für ihn Quatsch, dann denke ich mir, dass dieser Mensch einen anderen Anspruch an die Modelle hat, die ihm persönlich helfen. Sehr selten aber schaffen es Menschen, das auch so zu formulieren.

Sie sagen selten, es gefällt ihnen persönlich nicht, weil sie dieses und jenes Bedürfnis haben, sondern sie sprechen oft absolutistisch, als ob ein Modell das richtige und ein Modell das falsche wäre.

Mein persönlicher Anspruch ist, mich in meiner Subjektivität besser ausdrücken zu können, damit die unbefriedigenden Debatten, wer jetzt nun die absolute Wahrheit gepachtet hat, hoffentlich weniger werden und das gegenseitige Verständnis und auch die Empathie für die Bedürfnisse eines anderen Menschen wachsen. Ich glaube, das täte uns so ganz allgemein als Gesellschaft gut.

Im Ausdruck der eigenen Subjektivität finden wir eine tiefere Differenziertheit, die die Kämpfe um richtig und falsch möglicherweise ablösen könnten. Gerade in Zeiten eines aufkommenden Populismus wie wir ihn zur Zeit haben, wäre das ein möglicher Ausweg.

Debatten weniger absolutistisch und mehr subjektiv zu führen, könnte in einer neuen Art von Dialog münden. Was, wenn wir uns bei solchen Gesprächen gegenseitig fragen: „Was genau spricht dich an diesem Modell an?“ oder „Warum ist es dir wichtig, dieses Modell zu verteidigen?“ Das würde nicht nur die gegenseitige Empathie fördern, sondern auch unser eigenes Verständnis für die Vielfalt menschlicher Bedürfnisse erweitern.

Statt Modelle gegeneinander auszuspielen, könnten wir sie als Werkzeuge in einem gemeinsamen Werkzeugkasten betrachten. Es gibt kein Werkzeug, das alle Probleme löst. Ein Hammer ist für Nägel, eine Pinzette für Feinarbeiten. Genauso können unterschiedliche Modelle für unterschiedliche Menschen oder Situationen nützlich sein. Das gegenseitige Verständnis könnte wachsen, wenn wir erkennen, dass die Vielfalt der Modelle uns als Gesellschaft bereichert.

Absolute Formulierungen wie „Das ist Unsinn“ laden zu Konflikten ein, während persönliche, differenzierte Aussagen wie „Das passt nicht zu meinen Bedürfnissen“ oder „Ich sehe das anders“ den Raum für Dialog öffnen. Indem wir unsere Sprache bewusster einsetzen, können wir den Ton von Debatten verändern und mehr Offenheit fördern.

The Map is not The Territory

Alfred Korzybski prägte den Satz: "The map is not the territory." Er betonte damit, dass unsere mentalen Modelle und sprachlichen Beschreibungen nicht die Realität selbst sind, sondern lediglich deren Abbildungen. In seinem Werk "Science and Sanity" schrieb er:

"A map is not the territory it represents, but, if correct, it has a similar structure to the territory, which accounts for its usefulness."

Dies bedeutet, dass eine Karte zwar nicht das tatsächliche Gelände ist, aber durch ihre Struktur nützlich sein kann, um sich im realen Terrain zurechtzufinden. Ebenso können Modelle und Theorien hilfreich sein, solange wir uns ihrer Grenzen bewusst sind und sie nicht mit der Realität selbst verwechseln.

Das Unbekannte

Bei alle meiner Liebe zu Modellen, die mir Halt geben, muss ich den leeren Raum anerkennen, die Hilflosigkeit, das Ungewisse. Darin liegt vielleicht etwas, was mit Konzepten gar nicht erreichtbar oder beschreibbar ist. Etwas was kein Modell der Welt beschreiben kann - weil es unbeschreiblich ist. Dort finden wir vielleicht eine Offenheit die nicht rational begründbar ist.

Aber man muss auch nicht ständig hilflos ins Unbekannte stürzen. In wie fern wir das Unbekannte oder die Sicherheit durch Konzepte lieben, dass ist auch wieder individuell verschieden. Wir sind eben verschieden.

Vielleicht haben wir auch verschiedene Phasen im Leben wo mal das eine oder das andere präsenter ist.
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RE: Neue Medien verändern das Denken
#28
18.11.2024, 04:14 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 18.11.2024, 04:25 von ichbinmehr.)
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In der Kabbala gibt es zwei Archetypen, die mit dem Thema zu tun haben:

Binah = Ordnung und Verstehen (Verstand)

und

Chokma = Chaos / Nicht-Wissen. (Herz - Intelligenz)


[Bild: 1280px-Tree_of_Life_2009_large.png]

Ich persönlich bin eher bei Binah zu Hause.

Die Kabbala zeigt uns, dass beide Formen gleichwertig sind. Denn beide Archetypen führen letztlich zu Kether, dem höchsten Archetypen, der Erfahrung der Leere.

Dort fällt jede Anhaftung an eine absolute Wahrheit ab. Die Idee von Richtig und falsch geht in dieser Leere verloren. In der Abwendenheit von Richtig und Falsch, Gut und Böse erlebt man einen Frieden.

Es gibt verschiedene Wege dort hin zu legangen.

Der eine meditiert in Stille im Nicht-Wissen auf dem Weg über Chaokma. Das ist der Rechte Pfad.

Der andere klettert über viele Leitern aus (vielen!!!) Konzepten auf dem Weg über Binah nach oben. Das ist der linke Pfad.

Beides führt zur Freiheit nichts mehr zu wissens. Nur der Weg dorthin ist verschieden.

Wir sind verschiedene Menschen und brauchen unterschiedlichen Wege, die zu uns passen.

Oben auf dem Berg kann man dann sehen, dass alle Wege gleichwertig sind. Man überwindet die Idee, dass etwas richtig und falsch wäre. Aber solange man noch nicht da oben war, braucht man die Idee von Richtig und falsch, um erstmal auf die Spitze des Berges zu gelangen.

So ist die Idee von Richtig und Falsch am Ende auch richtig.

Es ist richtig - egal wie es ist.  normal

Aber ich ganz persönlich - ich brauche Freiheit. Und ich brauche manchmal auch Orientierung.

Wie ich mir die richtige Balance aus Freiheit und Orrientierung organisiere, dass kann nur ich für mich entscheiden, und ihr für euch.
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RE: Neue Medien verändern das Denken
#29
18.11.2024, 12:06
[+] 1 User sagt Danke! Hans Alfson für diesen Beitrag
(18.11.2024, 03:17)ichbinmehr schrieb: .....
Jeder Mensch hat einen Rahmen

Jeder Mensch hat einen Rahmen, um die Welt zu betrachten. Mein Vater hatte als Maurer seinen eigenen Rahmen. Er sah Dinge an Häusern, die mir völlig entgangen wären. Ich hatte keinen Blick dafür. .....
Hallo Steffi

Ein Rahmen schränkt ein, setzt Grenzen, suggeriert hier etwas, das nicht überschritten werden kann. Daher gefällt mir dieser Begriff in diesem Zusammenhang nicht.

Ich ziehe es vor, jedem Menschen nahezu grenzenlose Fähigkeiten und Talente zuzugestehen. Meine Beobachtungen haben mir gezeigt, dass jeder Mensch über sehr viel mehr, oft erstaunliche Talente verfügt, die zu neuen Fähigkeiten werden könnten, als die meisten von uns ahnen.

Oft bleiben diese Talente aber im Verborgenen, weil die meisten Menschen ihr Leben lang mit ihren vermeintlichen Haupt-Talenten zufrieden sind und nur selten auf die Idee kommen, sich jenseits dessen zu bewegen, was du Rahmen nennst.
In Modellen zu denken schafft nur weitere Grenzen für den menschlichen Geist, der meiner Meinung nach von Natur aus grenzenlos ist.

Es mag kein absolutes „Richtig“ oder „Falsch“ geben, aber es gibt immer ein Wahrscheinlich-Unwahrscheinlich und die Frage, ob Dinge, die möglich erscheinen, überhaupt erstrebenswert sind.

LG
Hans
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RE: Neue Medien verändern das Denken
#30
18.11.2024, 16:30
[+] 2 User sagen Danke! ichbinmehr für diesen Beitrag
Hallo Hans.

Ich meine mit Rahmen: Konzepte und Modelle machen uns ganz gezielt auf bestimmte Phänomene aufmerksam, die wir ohne die Brille des Modells, in ihrer Tiefe nicht erkannt hätten. Sie vertiefen unseren Blick und unsere Fähigkeiten.

Zitat:Ich ziehe es vor, jedem Menschen nahezu grenzenlose Fähigkeiten und Talente zuzugestehen.

Ich stimme dir zu, aber man muss diese Fähigkeiten auch entwickeln. Oder wie meinst du das?

Meist entwickelt man sich ja in einem Bereich, der aufgrund der Umweltanforderungen oder einer bestimmten inneren Einsicht eine besondere Entwicklung hervorbringt. Und dann erlangt man eine immer tiefere Befähigung in diesem Gebiet.

Wenn du noch nie Gitarre gespielt hast, wirst du zwar ein bisschen auf der Gitarre herumklimpern können, aber jemand, der schon sein ganzes Leben lang Instrumente spielt, oder Musiktheorie studiert hat erreicht meist eine ganz andere Tiefe an der Gitarre. Trotzdem kann natürlich jeder heute anfangen, Gitarre zu spielen.

Fähigkeiten entwickeln sich oft durch eine Mischung aus innerem Antrieb, äußeren Anforderungen und gezieltem Üben. Diese Entwicklung ist ein Prozess, der Zeit, Hingabe und oft auch wiederholtes Scheitern erfordert. Jemand, der seit Jahren Instrumente spielt, hat nicht nur die technischen Fähigkeiten, sondern auch eine tiefere Intuition und ein Verständnis für Musik entwickelt, die über das reine Spielen hinausgehen.

Aber das Schöne daran ist, wie du sagst: Jeder kann jederzeit anfangen, Gitarre zu spielen oder eine andere Fähigkeit zu entwickeln. Der Unterschied liegt jedoch oft in der Tiefe der Erfahrung, nicht unbedingt in der grundsätzlichen Möglichkeit. Und darum ging es mir, mit einem Modell zur Orientierung erlangt man eine Tiefe, die ohne das Modell meist nicht zu erreichen ist.

Und diese Unterschiede muss man trotz aller Freiheit, jederzeit mit dem Gitarrespielen zu beginnen, anerkennen. Wenn du heute anfängst, Gitarre zu spielen, wirst du mit großer Wahrscheinlichkeit nicht so gut werden wie jemand, für den das Gitarrespielen ein Lebenswerk ist. Nehmen wir mal Steve Vai hier.

Wie ein Gott Gitarre spielen, ist sein Lebenswerk und daran kann nur jemand heran reichen, der sein Leben ebenfalls ganz der Musik gewidment hat. Mal so nebenbei schafft man das nicht, nicht auf dem Niveau.

Deshalb kann nicht jeder alles gleich gut, auch wenn grundsätzlich jeder alles tun könnte. Man muss ich schon den Dingen widmen, Zeit, Herzblut und Energie investieren. Oft muss man für ein Talent auf andere Dinge im Leben verzichten. Das tut man meist wenn man etwas mehr als alles auf der Welt liebt, oder eine Not hat, und die Sache ein Ausweg zu sein scheint.



Steve Vai - For The Love Of God Live
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