RE: Tierethik, Vegetarismus, Veganismus
25.05.2009, 07:00
(24.05.2009, 23:47)Gorthaur schrieb: Schließlich ist es nicht so, als könne jeder für sich entscheiden, ob es richtig ist Fleisch zu essen oder nicht. [...] Denn von dem Moment an von dem ich objektiv begründen kann, dass das Töten und Essen von Tieren unrecht und grausam ist, muss ich nicht tolerant sein gegenüber Menschen die Fleisch essen.
Da es eine ethische Frage ist, läßt sie sich per se nicht objektiv begründen. Die Frage, ob man andere Ansichten nun moralisch verdammt oder nicht, ist ebenso eine freie Entscheidung.
Bei Rassismus in unserem Land hingegen hat der Rassist meist selbst keinen objektiven Nutzen durch sein Verhalten, eher im Gegenteil. Der Durchschnitts-Nazi läuft mit inhaltslosen Parolen und Schuld-Umverteilungs-Lügen im Kopf herum, die ihn weit mehr beschränken als es «der Ausländer» je könnte. Hier läßt sich oft gut begründen, weshalb eine Ansicht «falsch» ist, da aufgebaute Prinzipien und Überzeugungen sich gegenseitig behindern.
Zitat:Zitat:Tiere sind keine Menschen. Derartige Analogien lassen sich so leicht in alle Richtungen verdrehen, wie in diesem Thread bereits gezeigt wurde. Es erklärt auch in keinster Weise, weshalb pflanzliches Leben weniger Respekt verdient haben sollte.
Tiere sind keine Menschen, das stimmt, aber sie sind bestimmt auch keine interessenlose Dinge. Was ich mit der Analogie zeigen wollte ist wie einfach es ist aufgrund von vorhandenen Hierarchien und Wertigkeiten Leid zuzufügen. [...] Ich verstehe nicht wie das Recht auf Leben beim Menschen plötzlich aufhört. Wir sollten unseren Respekt vor dem Leben weiter ausdehnen, auch auf Wesen die in unserer momentanen Hierarchie minderwertig sind.
Menschliche Werte sind der Definition nach vom Menschen gemacht, sie sind willkürlich. Es gibt kein großes, übergeordnetes Prinzip des Göttlichen oder der reinen Vernunft, das ausgerechnet den Menschen leitete, welches sich objektiv begründen ließe. Toleranz
(seinen Mitmenschen gegenüber) ist allerdings ein Wert, der sich als positiv für alle Beteiligten bewährt hat, Intoleranz hingegen führt tendenziell in die Selbstzerstörung.
Um nochmal zurückzukommen: Weshalb mit dem Recht auf Leben bei den Tieren halt machen? Das wäre ja meine weiterführende Frage.
Zitat:Dem Einwurf mit den Pflanzen kann ich nicht folgen. Meines Wissens kann man ein Bewusstsein ziemlich ausschließen.
Wenn Du Bewußtsein am menschlichen Intelligenzbegriff festmachst: Vielleicht. Dafür sind Pflanzen wohl auch etwas zu langsam. Und doch reagieren Pflanzen mitunter sehr individuell komplex auf Umgebungsbedingungen, mehr noch als vielleicht eine Schlange oder ein Frosch. Zeitliche Maßstäbe außer Acht lassend könnte man viele Pflanzen sogar als intelligenter als so manche Tiere bezeichnen, welche sich wie eher einfache Automaten verhalten. Nun aber eine Grenze zu ziehen, welches Lebewesen sich im Einzelnen zu den Bewußten und welches zu den Automaten zählen läßt, ist wiederum reine Willkür.
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(25.05.2009, 00:24)spell bound schrieb: (24.05.2009, 23:22)Glassmoon schrieb: Tiere sind keine Menschen.
ja, und neger sind auch keine menschen. das wäre doch absurd, so weit zu gehn.
*lach*
Zitat:ich wäre dir mal dankbar, wenn du nachweisen könntest, dass menschen ganz ohne pflanzliche nahrung (auch gesund) leben können, das wäre nämlich was recht neues für mich.
Als einzig unmittelbar Quellenbelegbares fallen mir die bereits genannten Inuitvölker ein, welche sich fast ausschließlich tierisch ernähr(t)en. Zu diesen seltsamen Leuten aus Texas(?) und anderen, archaischeren Völkern finde ich gerade leider nichts. In unserer Kultur findet sich da sehr wenig, da Ernährungswissenschaftler durch die Verdammung von Low-Carb-Diäten zum Beispiel unsere Esskultur stark geprägt haben – auch wenn sich die meisten, insbesondere frühen Dogmen der selbsternannten Experten bis heute als falsch herausgestellt haben und auch heute noch laufend widerlegt werden. So wie es vielen Menschen entgegen ernährungswissenschaftlicher Paradigmen offensichtlich möglich ist, auch ohne tierische Produkte gesund zu leben.
Zitat:- auch wenn man tiere isst, sterben pflanzen, ja sogar noch mehr.
Das hängt aber möglicherweise verstärkt mit modernem Raubbau zusammen. Reine Pflanzenfresser graben eher selten die nahrhafteren Wurzeln der Pflanzen aus, sondern grasen oberflächige Pflanzenteile ab, ohne die Pflanze dadurch zu töten. In der modernen Agrikultur sterben ebenfalls Unmengen von Tieren durch Pestizide, Rattengifte und derlei mehr auf oft grausame Art und Weise. Für ein Stück Schwein oder Kuh von einem kleinen Familienbetrieb mit Landbesitz sterben effektiv weniger leidensfähige Wesen durch Menschenhand als für industrielles Brot.
Zitat:- pflanzen haben allem anschein nach weniger schmerzempfinden als "höherentwickelte" tiere
(weiterhin heisst es nicht, dass pflanzen keinen respekt verdient hätten, nur weil man sich dafür entscheidet, sie zu essen. gleiches gilt natürlich auch für tiere oder menschen als nahrungsmittel.)
Vermutlich leidet die gewöhnliche Pflanze nicht oder weniger, da es auch evolutionär keinen Vorteil für sie darstellt, Leid in «tierischem» Maße zu empfinden. Jedes Lebewesen beinhaltet sein eigenes Wahrnehmungs- und Empfindungsspektrum, und für jedes Lebewesen bedeuten eben jene die ganze Welt. Es wäre sicherlich auch möglich, weniger bis gar nicht leidensfähige Tier zu züchten; mangels äußerer Gefahren (im Sinne der Kultur, also vom Menschen abgesehen,) bräuchten sie die Leidensfähigkeit schließlich auch nicht mehr.
Im übrigen haben auch Menschen ein sehr großes Spektrum an Schmerzempfindlichkeit. Es gibt nachweislich Gene, welche mit für das Schmerzempfinden, insbesondere für das Maß des Schmerzempfindens verantwortlich sind. Wäre es hier in letzter Konsequenz weniger Schlimm, einen Menschen mit kaum vorhandenem Schmerzempfinden zu töten, als einen mit stark ausgeprägtem Schmerzempfinden?
Gruß, Glass
PS: Sorry für die Romane, irgendwie tendiere ich oft dazu, viel zu viele Themen auf einmal anzusprechen *g*
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