RE: glauben wie geht das ?
06.01.2010, 23:52
[quote='zöli' pid='99385' dateline='1262789183']
@ricky_ho
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ps: mein vater ist pfarrer, sodass es mir nie an kontakt zur religion gemangelt hat
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Bei mir ist es genau umgekehrt. Ich hatten nie einen richtigen Kontakt zur Religion. Meine beiden Eltern gehören beide jeweils unterschiedlichen Religionen an, aber beide glauben auch nicht wirklich daran, von Kirchgänge usw. ganz zu schweigen. Und es kommt mir auch nicht so vor, als hätte sie ihr glauben bzw. nicht-glauben glücklicher gemacht.
Dennoch, obwohl ich nie einer Religion angehörte, sah ich und sehe ich mich als gäubiger an. Genauer gesagte fühle ich mich als gläubiger, zumindest denke ich, dass sich so ein gläubiger fühlen sollte. Glaube hat ganz einfach den Zweck, Menschen glücklich zu machen, ihnen Hoffnung zu geben. Irgendwo muss man doch die Kraft zum Leben herkriegen. Ich war in meinem kurzen Leben schon oft mit für mich schwierigen Situationen konfrontiert und da hat es mir immer geholfen, an irgendetwas zu denken, was mich beruhigt, dass nenne ich glauben.
Ich finde die Idee des Modell-Agnostizismus von Ricky sehr schön. Das erinnert irgendwie mich an mein eigenes Leben, denn ich war auch immer zwischen den Weltanschauungen hin und hergerissen. Ansätze kann man davon auch noch heute bei mir wiederfinden. So begeistere ich mich zwar für Wissenschaften, bin aber dennoch im Klartraumforum, welches von einigen Leute als esoterisch empfunden wird. Außerdem lese ich Bücher von Richard Feynman und vom Dalai Lama
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Der Grundgedanke meines Glaubens ist, dass jeder Mensch auf der Welt, egal unter welchen Umständen er lebt, glücklich sein kann ("glücklich" in einem erweiterten Sinne, eher so wie "zufrieden"). Das ist vielleicht naiv, oder sogar falsch, aber ich will halt glauben, dass das Leben lebenswert ist, nach dem Motto:"Entweder es ist so oder Gott ist ein Arschloch." Von diesem Ansatz gehe ich aus und entwickele daraus meinen Glauben, der darauf beruht. Außer diesem Ansatz kann der Rest sogar vollständig auf logik beruhen.
Das Problem bei Religionen ist, dass sie alle ihre Grenzen haben. Sie sind vom Menschen ausgedachte statische Konstrukte. Nur das Leben hält sich halt nicht immer an diese Konstrukte und kann es immer wieder zu Situationen kommen, wo diese nicht ausreichen, wo sie Menschen eher unglücklich als glücklich machen. Wenn man eine andere Möglichkeit wählen will, als einfach zu sagen "Den Weihnachtsmann gibt es doch und alle ungläubigen sind Gesandte Satans", dann kann man seine Weltanschauung anders interpretieren, erweitern, oder einfach eine zusätzliche Weltanschauung annehmen.
Man kann dann sogar je nach Situation zwischen den beiden oder noch mehr Weltanschauungen wechseln. Daran ist nichts schlimmes, solange das einem hilft. Das erinnert mich daran, wie man in der Physik je nach Situation zwischen Relativitätstheorie und Quantenmechanik wechselt. Wenn man aber immer mehr Weltanschauungen dazunimmt, wird es irgendwann sehr kompliziert und unübersichtlich. Außerdem widerspricht das unserer Intuition, wieso man denn so viele einzelne Weltanschauungen braucht statt einer einzigen, welche alle vereinigt.
Meiner Meinung nach sind Religionen dennoch nützlich, weil sie viele Dinge durch bestimmte Konzepte vereinfachen. Sie sind wie Gleichnisse, welche das Verständnis einfacher machen. Wenn man sie jedoch als endgültige Wahrheit ansieht, kann es zu den oben genannten Problemen kommen.
So, jetzt hab ich schon solange geschrieben, dass ich ganz durcheinander bin. Daher kann es auch sein, dass sich innerhalb meines Textes bestimmte Dinge wiederholen oder widersprechen. Irgendwie habe ich auch das Gefühl, dass wenn ich mir das hier morgen noch mal durchlese, ich schon was ganz anderes denken werde. Aber ich hör jetzt einfach mal auf. Wie hat Feynman gesagt: "I don't need to know." So, muss jetzt aussschlafen, damit ich morgen bei katholischen Religionsunterricht an der Schule topfit bin
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By all means let's be open-minded, but not so open-minded that our brains drop out.