Körperwahn und Selbstvermessung
Körperwahn und Selbstvermessung
Gedanken zum Dilemma einer paradoxen Gesellschaft
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Zweifelhafte Schönheitsideale einer Gesellschaft im Zeitalter des enormen Überflusses erzeugen Druck, Verunsicherung und Angst – die Models werden immer magerer, der Körper immer mehr zum Gegenstand der digitalen Vermessung durch Zahlen. Schwache Versuche entgegenzusteuern – beispielsweise durch den wachsenden „Markt“ der „Curvy Models“ – sind nur scheinhaft eine Besserung der Umstände, geht es doch letztendlich immer um das Gleiche: Den perfekten Körper.
Der Körperwahn greift um sich: Bin ich zu dick, zu dünn, zu breit, zu schmal, zu muskulös, zu unförmig oder gerade richtig? Zahlreiche Formeln, Apps, Programme, Fitness-Pläne, Diäten und Co. versprechen die Erfüllung des künstlich erzeugten Bedürfnisses. Konsequenzen und gleichermaßen Vorraussetzungen der Selbstvermessung und Selbstkontrolle sind dabei keine Ausnahmen: Die verzerrte Wirklichkeit erzeugt Glaubenssätze und Annahmen über sich selbst, andere und die Welt, die in die Verzweiflung – und echte Krankheit – treiben können.
Die Zahl der Essgestörten steigt – fast jeder Mensch scheint in irgendeiner Form ein Problem mit dem Essen oder Nicht-Essen zu haben – und der Gesundheits- und Fitnesswahn tritt unter Deckmantel des Rationalen und „Guten“ an die Oberfläche eines Problems, das weiter und vor allem tiefer greift als es die „Sache“ selbst erahnen lässt.
Wir leben in einer Welt der Massenmedien, des Konsums und der „tausend Möglichkeiten“. Der Einzelne gerät zwischen die Mühlsteine der (Selbst-)Täuschung, stets bestrebt unter Einhaltung der „Regeln“ das Richtige zu tun – sein Ziel: Anerkennung und „dazu gehören“ – „Das macht man halt so.“, „Das ist halt so heutzutage.“ Die Konformität führt nur weiter in die Irre, der Konsum sinnloser Produkte nur weiter in die Verzweiflung „noch nicht gut genug“ zu sein.
Der Körper als Fehler: Er ist zu verbessern, an jeder erdenklichen Stelle. Der Mensch macht sich selbst zu einem Produkt, das korrigiert und optimiert werden muss, um „verwertbar“ und „wertvoll“ zu sein – der Mensch als Kapital? Die Selbstvermessung wird belohnt durch gesenkte Kosten und personalisierte Angebote der Krankenkassen und Co. – neue Regelungen, die Vorteile für den Verbraucher versprechen, oder eher Ver-regelungen? Die unsichtbare Fußfessel wird schwerer, die Kette wird kürzer.
Die Masse, die an sich selbst krankt – erzeugt sie den vermeintlich Kranken, der sich brav dafür einsetzt, einen „gesunden“ Lebensstil zu führen? Die Frage nach der eigenen Passung, der Passung in das „Schema“, enttarnt sich als ein Fass ohne Boden: Alles richtig machen und doch falsch? Der Selbstvermesser und Gesundheitswahnsinnige sieht sich selbst als den Gesunden, doch täuscht der Schein, nimmt sich der Kranke unter den Kranken als den Gesunden wahr?
Körperwahn und Selbstvermessung – praktische Alltagshilfe für die Einen, ewige Odyssee und Höllenfahrt für die Anderen. Übertriebene Gesundheitsmaßnahmen, Selbstkontrolle und Selbstkasteiung bei Regelunkonformität – Vorbild oder Wahn, vielleicht auch beides?
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Ich plädiere für mehr Klarheit im Medienalltag.
Was meint ihr dazu?
Gedanken zum Dilemma einer paradoxen Gesellschaft
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Zweifelhafte Schönheitsideale einer Gesellschaft im Zeitalter des enormen Überflusses erzeugen Druck, Verunsicherung und Angst – die Models werden immer magerer, der Körper immer mehr zum Gegenstand der digitalen Vermessung durch Zahlen. Schwache Versuche entgegenzusteuern – beispielsweise durch den wachsenden „Markt“ der „Curvy Models“ – sind nur scheinhaft eine Besserung der Umstände, geht es doch letztendlich immer um das Gleiche: Den perfekten Körper.
Der Körperwahn greift um sich: Bin ich zu dick, zu dünn, zu breit, zu schmal, zu muskulös, zu unförmig oder gerade richtig? Zahlreiche Formeln, Apps, Programme, Fitness-Pläne, Diäten und Co. versprechen die Erfüllung des künstlich erzeugten Bedürfnisses. Konsequenzen und gleichermaßen Vorraussetzungen der Selbstvermessung und Selbstkontrolle sind dabei keine Ausnahmen: Die verzerrte Wirklichkeit erzeugt Glaubenssätze und Annahmen über sich selbst, andere und die Welt, die in die Verzweiflung – und echte Krankheit – treiben können.
Die Zahl der Essgestörten steigt – fast jeder Mensch scheint in irgendeiner Form ein Problem mit dem Essen oder Nicht-Essen zu haben – und der Gesundheits- und Fitnesswahn tritt unter Deckmantel des Rationalen und „Guten“ an die Oberfläche eines Problems, das weiter und vor allem tiefer greift als es die „Sache“ selbst erahnen lässt.
Wir leben in einer Welt der Massenmedien, des Konsums und der „tausend Möglichkeiten“. Der Einzelne gerät zwischen die Mühlsteine der (Selbst-)Täuschung, stets bestrebt unter Einhaltung der „Regeln“ das Richtige zu tun – sein Ziel: Anerkennung und „dazu gehören“ – „Das macht man halt so.“, „Das ist halt so heutzutage.“ Die Konformität führt nur weiter in die Irre, der Konsum sinnloser Produkte nur weiter in die Verzweiflung „noch nicht gut genug“ zu sein.
Der Körper als Fehler: Er ist zu verbessern, an jeder erdenklichen Stelle. Der Mensch macht sich selbst zu einem Produkt, das korrigiert und optimiert werden muss, um „verwertbar“ und „wertvoll“ zu sein – der Mensch als Kapital? Die Selbstvermessung wird belohnt durch gesenkte Kosten und personalisierte Angebote der Krankenkassen und Co. – neue Regelungen, die Vorteile für den Verbraucher versprechen, oder eher Ver-regelungen? Die unsichtbare Fußfessel wird schwerer, die Kette wird kürzer.
Die Masse, die an sich selbst krankt – erzeugt sie den vermeintlich Kranken, der sich brav dafür einsetzt, einen „gesunden“ Lebensstil zu führen? Die Frage nach der eigenen Passung, der Passung in das „Schema“, enttarnt sich als ein Fass ohne Boden: Alles richtig machen und doch falsch? Der Selbstvermesser und Gesundheitswahnsinnige sieht sich selbst als den Gesunden, doch täuscht der Schein, nimmt sich der Kranke unter den Kranken als den Gesunden wahr?
Körperwahn und Selbstvermessung – praktische Alltagshilfe für die Einen, ewige Odyssee und Höllenfahrt für die Anderen. Übertriebene Gesundheitsmaßnahmen, Selbstkontrolle und Selbstkasteiung bei Regelunkonformität – Vorbild oder Wahn, vielleicht auch beides?
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Ich plädiere für mehr Klarheit im Medienalltag.
Was meint ihr dazu?