Ich glaube wir alle sind an irgendeiner Stelle ignorant. Wir schützen uns mit Ignoranz und gewähren uns, unser Leben in der bisherigen Art, beständig fortzuführen. Ignoranz ist kein bewusster Akt, sondern ein Werkzeug mit dem Themen unbewusst bleiben sollen. Oft muss das Leben erst in eine Sackgasse geraten, bis man bereit ist, seinen festen Standpunkt zu verlassen. Häufig bringen erst Krisensituationen so einen Wechsel des Paradigmas zu Stande. Oft ist das ein Prozess der über Jahre geschieht.
Auch Neugierde und Wahrheitssuche sind in Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt. Im Grunde kann man niemanden für seine Ignoranz verurteilen. Ignoranz ist ja eine Form des Selbstschutzes, der nötig ist um ein Ego aufrecht zu halten. Und wer in seinem Leben Zufriedenheit verspürt, ohne die Welt ständig in Frage zu stellen, der sollte ja auch ein Recht haben, so zu leben. Wie kann man einem Menschen absprechen innerhalb seines Weltbildes zufrieden zu sein? Wer einen wissenschaftlichen Weg wählt, der findet auch auf diesem Weg einen passenden Pfad für sein Lebensthema.
Mir als neugierigen Menschen fehlt diese Zufriedenheit mit dem Gewöhnlichen. Ich habe regelrecht Sehnsucht nach bestimmten Erfahrungen, die sich fast wie Liebeskummer oder Fernweh ausdrückt. Ich fühle mich eingesperrt und getrennt in der Erfahrung als Ego. Ich möchte ausbrechen. Deshalb kann ich den Selbstschutz des Egos nur intellektuell nachvollziehen, aber nicht nachfühlen.
Aus dieser Sehnsucht gerate ich auch immer wieder in Auseinandersetzungen mit den Menschen die eine gewisse Beständigkeit und Sicherheit suchen. Weil ich mein ganzes Leben schon so gefühlt habe, und ich ewig auf der Suche nach weiterführenden Informationen war, bezüglich wie man in diese innere Weite kommt, teile ich meine Texte aus meiner Perspektive, der eines ewig Suchenden, der nun endlich etwas gefunden hat.
Und natürlich bringe ich da meine Freude und Begeisterung mit, die meist kein Gegenüber nachvollziehen kann. Mein inneres Kind wünscht sich dann Anteilnahme. Jemanden der sich mit mir freut. Gerade weil ich das in meiner Kindheit nicht erfahren durfte, begleitet mich dieses Bedürfnis. Wenn mir dann aber ein Gegenüber keine Wertschätzung für meine Bemühungen zeigt, dann versteht mein Ego, welches ja das Such Programm inne hat, nicht wie meine gefundenen Lösungen nicht wertgeschätzt werden kann. Das gibt eine Irritation. Das Suchprogramm hatte ja Erfolg, aber der Erfolg wird nicht geachtet. Ich glaube es bleibt nur, sich selbst zu achten und zu realisieren, dass man seine Texte für sich selbst schreibt.
Der Impuls des Threads ist ja eigentlich der Ärger, über die nicht Anerkennung aus dem vorigen Thread. Ich kann das wirklich gut nachvollziehen, weil es mir auch oft so geht und ich habe dieses hier auch schon mehrfach versucht zu thematisieren. Ich bin ein Mensch sehr sehr neugierig ist, wie das Bewusstsein funktioniert und ich brenne darauf konkrete Erfahrungen zu machen, wie man aus der Beschränkung des Egos in die absolute Freiheit kommt.
Mich interssiert nicht was Bildgebende Verfahren, oder psychologische Studien zu der Sache sagen, denn über das Lesen empfinde ich nicht die Freiheit sie ich suche. Ich möchte konkrete Erfahrungen machen die ich fühlen kann. Und dazu suche andere Psychonauten, die sich einlassen mögen und nicht nur über Bewusstein reden. Es ist leicht eine Erfahrung verbal zu kritisieren, aber eine ganz andere Sache in eine Erfahrung einzutauchen. Oft fühle ich mich mit diesem Wunsch nach Austausch alleine. Ich hätte gerne Mitreisende, mit denen ich konkrete Erfahrungen teilen und austauschen kann, oder auch gemeinsam reisen kann.
Ich glaube das Ausbrechen aus gesellschaftlichen Dogmen ist ein Teil der Individuation, die ein wichtiger Schritt auf dem Weg in diese Freiheit ist. Und an einem Punkt der eigenen Befreiung kommt man nicht drum herum mit der Gesellschaft anzuecken.
Zitat:Individuation (lateinisch individuare, ‚sich unteilbar/untrennbar machen‘) ist der Weg zu einem eigenen Ganzen. Es beschreibt den Prozess des Ganzwerdens zu etwas Einzigartigem, einem Individuum. Im Individuationsprozess eines Menschen wird er zu dem, was er „wirklich“ ist. Dieser Prozess beinhaltet die Entfaltung der eigenen Fähigkeiten, Anlagen und Möglichkeiten. Sein Ziel ist die schrittweise Bewusstwerdung, um sich dadurch als etwas Eigenes und Einmaliges zu erkennen und zu verwirklichen (Ich-Werdung und Selbst-Werdung).
Und somit ist die Auseinandersetzung mit dem Gefühl der Ablehnung, dem sich unverstanden fühlen, dem Allein sein, nichts wo gegen man mit einem Kampf begegnen kann. Ich denke es geht darum, sich diesen Emotionen zu stellen. Ich weiß nicht wie ausdauernd und und intensiv man das machen muss. Ich versuche mich so gut ich kann auf das Gefühl einzulassen und betrauere regelmässig, dass ich anscheint alleine bin mit meiner Weltanschauung. Mir fehlt eine Art Einbindung in einen Gemeinschaft, in der mein so sein Anerkennung findet, in der gesehen wird, was ich gebe.
Die Ursache für mein Gefühl der Ablehnung kann ich einmal in meiner Vergangenheit (mangelnde Wertschätzung in der Kindheit) und zweitens in mir als Bewusstsein suchen. Auch wenn ich dieses gelegentlich im Außen erfahre oder es so empfinde, bringt es wenig in der Auseinandersetzung mit dem Außen eine Lösung zu finden zu wollen. Denn so behindert man sich selbst sich dieses Gefühl, zu stellen. Verteidigung und Kampf unterdrücken das Gefühl der Trauer und des Allein seins, dem man sich stellen muss. Ich finde es sinnvoll, mich zu fragen warum reagiere ich auf diese Ablehnung?
Wenn du wirklich an Offenheit interessiert bist, dann kannst du diese Ablehnung als Konfrontation mit der eigenen Ignoranz dir gegenüber sehen.
Auch ich gerate immer wieder in Konflikte mit dem Thema Wissenschaft, weil ich darin meine eigenen rationalen Beschränkungen bekämpfe, die ich aber gar nicht im Außen bekämpfen kann. Es ist ein innerer Kampf, der Anteile die sich auf Grund der Gesellschaftsordnung an Normen meint halten zu müssen. Es handelt sich da um meinen inneren Kampf gegen Normen, den ich durchbrechen will, indem ich mich gegen die Gesellschaft richte. Aber außer als Spiegel und Ort der Auseinandersetzung in Form von Bewusstmachung, kann man über das Außen nicht zu einer Lösung kommen.
Sich mit dem inneren Kampf zu beschäftigen, ist viel wertvoller, als eine Schuld nach außen zu projizieren. Klar kann man für Toleranz werben, aber man scheitert ja meist an der Ignoranz Schranke, die ein Teil des eigenen Selbst ist. Wenn man überhaupt jemanden anklagen kann, dann das eigene Selbst, welches einem diese Erfahrung der Trennung auferlegt. Und dann muss man vielleicht mal mit dem eigenen Selbst sprechen.
Man kann andere Menschen nicht ändern, aber man kann sich selbst ändern. Man kann sich selbst wert schätzen lernen. Man kann seine Texte wertvoll finden, ganz egal ob man Beachtung findet. Ich glaube der Trick ist, zu sich selbst zu stehen, ohne in eine angreifende Haltung den anderen Meinungen gegenüber zu stellen. Selbst liebevoll zu bleiben, auch wenn man mangelnde Wertschätzung erntet.
Ich selbst schwanke immer noch sehr an diesem Punkt, weil ich auch dazu neige im Außen eine Unterstützung einzufordern. Eigentlich fordert mein inneres Kind, dieses von den Eltern. Diese Erfahrung projiziert sich, solange bis es wohl bewusst genug geworden ist, in diversen Situationen.
Vielleicht können wir den Tenor von dieser Gegnerschaft in diesem Thread nochmal in eine konstruktive Richtung drehen:
Mich beschäftigt die Frage, wie ich meine Kraft, meinen Glauben an mich nicht verliere, wenn ich Außen keine Wertschätzung erhalte?
Wie stärkt man das eigene Selbst?