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Wachposten, Traumhelfer und Co» Wie konstruiere ich hilfreiche Innere Anteile

Wachposten, Traumhelfer und Co
#1
14.02.2021, 19:00 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 14.02.2021, 19:03 von ichbinmehr.)
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Ich beschäftige mich gerade mit Teilearbeit. Ich habe dabei bisher erlebt, dass innere Anteile mir Informationen zu kommen lassen. Das selbst destruktive Teile positive Funktionen haben. Diese Anteile sind aber Grunde von selbst entstanden. Ich habe diese Anteile nicht bewusst „gebaut“. 

Ich kann zwar relativ leicht Kontakt zu so einem Helfer herstellen, auch mit ihm kommunizieren. Zb frage ich mich, welcher Teil ist für Thema X zuständig. Dann warte ich auf Eingebung. Bisher konnte ich dann immer mit den entsprechenden Teilen  kommunizieren und oft sogar verhandeln. Die ANteile sind oft zum Handeln bereit, wenn man ihre Funktion erstmal anerkennt und wertschätzt. Das ist besonders bei selbstschädigenden und negativen Anteilen ganz wichtig. Erst dann hat man eine Grundlage für Verhgandlungen. Das kann zb nützlich sein, wenn ein altes Verhalten, welches mal wichtig war, nicht mehr benötig wird.

Ich frage mich, wie baut man solche inneren Anteile bewusst? Ich habe noch nie erlebt, dass ein selbst konstruierter Helfer, etwas für mich macht. Wirklich konkret macht. Wie geht das? Ich bräuchte dafür mal ein modellhaftes Beispiel.

Wie baut man sich bewusst so einen Helfer?
Wie stärkt man dem, Helfer so, dass er wirklich auch zuverlässig funktioniert und etwas für einen tut?

Ich denke dabei auch an mein Wachbewusstsein zb in Situationen wo ich eine Verhaltensänderung bewirken möchte und einen neuen Anteil bräuchte. Evtl könnte man da etwas mit Modelling machen. Also sich ein positives Modell (Vorbild) suchen, und dann einen inneren Anteil diese Modell kopieren lassen.
Nur fehlt mir dafür das Nötige Vertrauen und dann wirds wahrscheinlich nicht funktionieren. Bei mir hat das mit den Traumhelfern die mich klar machen sollen, leider nie geklappt. Wodran könnte das liegen?

Wie installiert man einen funktionierenden Wachposten bzw. einen Traumhelfer?

Welche innerpsychischen Vorgänge haben bei euch dazu geführt, dass Wachposten oder Traumhelfer aktiv für euch gearbeitet haben?
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RE: Wachposten, Traumhelfer und Co
#2
15.02.2021, 17:46
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Zitat:Wie installiert man einen funktionierenden Wachposten bzw. einen Traumhelfer?

Also zunächst einmal besteht ein riesiger Unterschied zwischen Wachposten und Traumhelfern. Wachposten sind konstruiert, die muss man immer wieder neu bauen, sie hegen und pflegen. Wenn man diese Arbeit nicht reinsteckt, nützen sie nichts und machen auch nichts für dich. Wachposten sind eher wie dumme Roboter oder Maschinen, die du programmieren, aufladen, putzen, ... musst. Ein Traumhelfer ist da etwas ganz anderes, er ist eher wie der innere Anteil von dem du redest. Er agiert selbstständiger und ohne dass du dich um ihn kümmern musst. Wenn der Wachposten wie ein Roboter ist, ist der Traumhelfer eher menschlich.

Nun kommt das Problem: Ich glaube nicht, dass man einen dauerhaft funktionierenden, konstanten Traumhelfer, um den man sich nicht kümmern muss wie einen Wachposten, selbst bauen kann. Man kann den Gedanken im Hinterkopf behalten, dass man gerne einen finden möchte und sich auf dieses Ziel ausrichten. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit. Aber während ich sehr gut mit Wachposten arbeiten kann, hat es bei mir nie geklappt, einen Traumhelfer zu bauen oder zu installieren. Mein Traumhelfer kam zu mir als ich es am wenigsten erwartet habe.

Wenn du den Traumhelfer bzw. Anteil aber erstmal gefunden hat oder er dich, kannst du ihn gut stärken, indem du immer mal wieder mit ihm interagierst. In einer Imaginationsreise oder einem Klartraum zum Beispiel.

Ich weiß aber auch gar nicht, ob es wirklich möglich ist, neue Anteile zu finden. Irgendwie ist ja eh alles schon in einem, ein Anteil ist vielleicht nur sehr klein und versteckt und möchte einfach etwas mehr Aufmerksamkeit und Liebe bekommen. Mein Traumhelfer ist beispielsweise mein weises Ich. Den Anteil habe ich schon lange in mir, er hatte nur früher nicht die Rolle des THs übernommen. Während er mir anfangs auch oft als Kind erschienen ist, wurde er im Laufe der Zeit immer älter und reifer, je länger wir uns kannten und je vertrauter wir wurden.

Zitat:Ich bräuchte dafür mal ein modellhaftes Beispiel.

Mal zusammenfassend, wie ich meinen Traumhelfer gefunden habe: Ich habe schon lange nach einem TH gesucht, mehr oder weniger seit ich mit Klarträumen angefangen habe. Im Laufe der Zeit habe ich häufiger Traumbegleiter gefunden, die mich einen Klartraum lang begleitet haben und danach nie wieder aufgetaucht sind. Das Ziel lief die ganze Zeit nebenher, ich habe irgendwann nicht mehr aktiv gesucht sondern andere Ziele verfolgt aber das TH-Ziel immer im Hinterkopf behalten und mich darauf ausgerichtet und aufmerksam gegenüber den Traumfiguren geblieben. 2018 habe ich ihn dann gefunden, aber ohne zu wissen, dass er daraufhin mein fester Traumbegleiter werden würde: Bericht
Daraufhin habe ich einige Übungen mit ihm gemacht, mehrmals trüb von ihm geträumt, mich gedanklich auf ihn ausgerichtet und das Ziel ihn wiederzutreffen. Außerdem habe ich eine Imaginations-/Hypnagogiereise gemacht: Bericht. Ich habe immer wieder von ihm trüb geträumt, bis ich schließlich mit einem Klartraum ein Jahr nach der ersten Begegnung meinen Durchbruch hatte: Bericht. Danach konnte ich wirklich gut und aktiv mit ihm arbeiten.

Zitat:Welche innerpsychischen Vorgänge haben bei euch dazu geführt, dass Wachposten oder Traumhelfer aktiv für euch gearbeitet haben?

Bei Traumhelfern: Definitiv eine gewisse Ernsthaftigkeit und Offenheit. Eine entspannte Ausrichtung aufs Ziel, ohne sich im Ziel zu verbeißen. Den Anteil zu mir kommen lassen und darauf vertrauen, dass er kommt sobald ich bereit dafür bin. Sobald wir uns begegnet sind, eine große Offenheit gegenüber dem, was er mich lehren will. Kein Druck wenn er mal nicht auftaucht, Dankbarkeit wenn er es tut. Ihn ernst zu nehmen wie einen guten Freund.

Bei Wachposten: Wachposten sind nicht wirklich anders als eine Autosuggestion. Du personifizierst die Autosuggestion lediglich. Also hilft jede innere Einstellung, die bei Autosuggestion hilft, auch bei Wachposten. Ganz vorne mit dabei: Der Glaube daran, dass es funktionieren wird. Eine Visualisierung von deinem Wachposten, wie er an seinem Platz steht hilft auch. Meine Wachposten sind große animierte Ritterrüstungen, die in einem Turm mit einer riesigen Glocke drin Wache halten. Zentral platziert ist auch eine Uhr. Wenn die Wachposten auslösen, laufen sie zur Glocke und läuten sie so laut, dass ich sie höre und klar werde.
Die Sicht ist   im Innern  der Tiefe.
Die Sicht ist in der Stille der Tiefe.

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RE: Wachposten, Traumhelfer und Co
#3
15.02.2021, 18:56
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Frag doch mal Faith.
(Hast Du aber bestimmt schon...)
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Ad Astra!
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RE: Wachposten, Traumhelfer und Co
#4
16.02.2021, 04:55 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 16.02.2021, 05:56 von ichbinmehr.)
Spannend ist, dass ich die Frage eigentlich stellte, weil ich mir einen Anteil wünsche, der mir bei der Abgrenzung bzw. beim Selbstschutz hilft. Und jetzt ist etwas ganz tolles für mich daraus entstanden. 

Die Idee, das Thema auf Traumhelfer und Wachposten zu lenken, war nur so ein Gedanke, um über ein gemeinsames Thema ins Gespräch mit euch zu kommen. Ich weiß nicht wo ich sonst sowas fragen soll. Hier ist der einzige Ort den ich habe, wo Leute auf rationale Weise über Inneres Erleben diskutieren, philosophieren und kreieren. Spannend ist es deshalb, weil ich heute eine synchronistische Begegnung hatte. Also das Stellen der Frage, hat die Begegnung im Außen erzeugt.  

Faith kann gewisse Vorgänge die viele Detailbeschreibungen benötigen, leider nie gut erklären. Deshalb spreche ich da gerne mit realen Menschen, die das können. Er kann intuitives Wissen welches ein einfaches Verstehen voraussetzt zu mir senden. Aber wenn ich Details brauche, komplexe Zusammehänge, die sich im rational logischen Bereich befinden, dann sagt er nix, als ob das nicht in seinen Zuständigkeitsbereich fällt. Er sagt das wäre so, weil das der Teil von mir erforscht, der eher rational orientiert unterwegs ist. Nennen wir diesen Teil mal "den Psychologen" oder "den Forscher" Anteil.  Faith hingegen ist "der Schamane". 

Faith sagt daher hat er mit der Beantwortung der Frage nichts zu tun. Würde er mir so eine intuitive  Antwort geben, würde ich es vielleicht umsetzten können, aber ihr nicht. Ich könnte es dann nicht transprotieren. So geht es vielen Leuten die etwas intuitiv können. Wenn man hingegen etwas nicht kann, sich Fragen stellt und entdecken muss wie es funktioniert, begreift man zusätzlich den Lernprozess und kann es sprachlich weitergeben. Manchmal ist es daher besser, nichts zu wissen. Wenn man bezogen ist auf Menschen, dann wird man mit ihnen über Innere Vorgänge reden. Man könnte auch sagen, dass ist eine Form von Leben. Ich forsche, beziehe mich und spreche, also lebe ich.

Das ist also etwas was erforscht werden muss. Hm ich frage mich warum muss es erfoscht werden?
Faith sagt, weil ich/wir eine Anleitung schreiben soll/n. Dafür brauche ich (und oder diejenigen die in Co- Kreation an einer Anleitung mitschreiben) eine detaillierte rational verständliche Beschreibung.

Und warum muss es eine Beschreibung geben?

Weil wir (Seele) uns gegenseitig helfen, auf eine Weise, die dem Zeitgeist entsprechend viele Menschen auf ihren Nieveau erreichen kann. Es gibt eine Wertschätzung vom Selbst für dieses Forum. Das ist so ein Gefühl, welches aus dem Überpersönlichen kommt.

Nun zu meiner Erkenntnis:

Ich sah einen Vortrag von Gunther Schmidt über Hypnotherapie. Zu Demonstrationszwecken hatte er eine Frau auf der Bühne, die einen Tinnitus hatte. Im Gespräch mit ihr, kam er auf den Aspekt des Leidens und dass er aus hypnosystemischer Sicht, von Leid nicht so viel hält. Ich spürte dem nach und spürte vor allem wie seine Weltsicht mit meiner psychodynamischen Sicht kollodiert. Das wusste ich ja schon von ihm. Und das wusste ich von mir. Es war also keine frontale überraschende Kollision, sondern mehr eine kontrollierte Auseinandersetzung mit einer gegensätzlichen Sichtweise, weil ich versuche einen Konsens zwischen diesen Perspektiven zu finden. Und theoretisch stimme ich ihm sogar zu, denn es gibt keine feste Realittät, aber emotional kann ich es nicht. Da spürte ich in mich hinein, um zu ergründen, warum ich es nicht kann.  

Also die Frage die sich mir in dem Moment stellte war: Warum brauche ich mein Leiden?

Es gibt ja viele psychotherapeutische Methoden, die eher Ressorcen- und Kompetenzenstärkend arbeiten. Ich hingegen muss mein Leid bis in die Tiefe verstehen und Mitgefühl für mich finden, weil das noch knapp ist. Wenn dann jemand kommt, und sagt, eigentlich musst du nicht leiden, empfinde ich Widerstand. Ich spüre dann eine tiefe Kränkung und MIssachtung meines Leidens, wenn mir jemand erzählen möchte, dass ich ja auch einfach glücklich sein könnte. Mein Leid, mein Schmerz, mein wiederkehrender Alptraum des Trauma, braucht eine Würdigung.

Jetzt ist Gunther Schmidt im Vergleich mit anderen Vertretern dieses Fachgebietes (Change -Managment), jemand der ausgesprochen intensiv über die Würdigung des Traumas, des Schmerzes, der Krankheit, etc spricht, obwohl er im nächsten Moment mit aller Kraft versucht den Klienten zu überzeugen, dass es etwas besseres gäbe, als zu leiden. Und auch ich ertappe mich wie ich bereitwillig auf die Angebote, einer besseren Realität eingehen mag. Plötzlich erkannte ich, als Gunther fast zeitgleich mit seiner Bühnenklientin über das Thema sprach, dass ich mein Leid brauche, um mich abzugrenzen und um meinen Willen auszudrücken. Ich habe oft keine andere Gestaltungsmöglichkeit im Leben.

Das meine Krankheit eine Funktion hat, das weiß ich schon lange. Das ich Krank werde, weil ich mich nicht abgrenzen und durchsetzten kann, das weiß ich. Das ich krank werde, weil ich meine Bedürfnisse unterdrücke, das ist mir bekannt. Aber heute sah ich, die Funktion des gesamten Erlebnisfeldes, welches man als Leiden benennen könnte. Meine Einsicht über die Funktion wurde also umfassender. Ich weiß nicht wie das kam, möglichweise indem ich mich einfach in das Gespräch hineinfallen gelassen habe. Und ich sah plötzlich die Möglichkeit das Leid gegen einen Art Bodyguard Anteil (Beschützer) auszutauschen, weil Gunther das seiner Klientin vorschlug.

Was bei mir gleich ist, wie bei der Klientin ist, dass ich es brauche dass jemand anderes mich beschützt. Also nicht, ich muss mich beschützen. Das fühlt sich jedesmal wie eine große Belastung an. Sondern jemand kommt (ein Erwachsener Teil) und beschützt mich. Das hat die Klientin genauso wiedergegeben, und ich fühlte mich mit meiner Sehnsucht ertappt. Ich bin in Resonanz mit diesem Bedürfnis beschützt zu werden. In dem Moment verstand ich die Funktion des Leides.

Und so verstand ich auch, warum die Krankheit oder das Leiden autonom und unwillkürlich wirkt. Damit ich, es nicht selbst tun muss, mich beschützen, weil ich damit überfordert bin. Ich hab jahrelang versucht mit einem verletztlichen Inneren Kind Anteil, mich gegen eine ignorante Umwelt durchzusetzten und zu beschützen. Hat natürlich nie geklappt, sondern ich bin erneut in Ohnmachtserfahrungen gelandet. Da kann das Innere Kind noch so sehr versuchen sich selbst zu beschützen und erwachsen zu sein, es bleibt ein Kind, welches damit überfordert ist. Und wieder landet man dann in der selben retraumtatisierenden Erfahrung und dreht erneut durch die Trauma-Schleife. Daher die Sehnsucht, nach einem starken Erlöser und Beschützer im Außen. Auch wenn ich, glaube dass alles in mir ist und dass das Suchen im Außen eine Projektion meines Inneren ist. Aber wo soll dieser starke Beschützer sein? Den habe ich nie kennen gelernt. Ich habe nicht erfahren, beschützt zu werden, schützenswert zu sein. Vielleicht muss ich den erst gebären? Woher denn? Aus dem Nicht?

Aber heute scheint dieser Anteil aus dem Nichts gekommen zu sein. Naja nicht ganz. Das ich hat ihn durch einen Gedanken kreiert. Dieser Gedanke fiel mir vorgestern ein, als ich diesen Tread erstellte. Der gedanke führt mich dann wie durch einen Zufall zu dem Hypnose Video. Das Video war vom Preis heruntergesetzt. Deshalb habe ich es gekauft, ohne zu wissen was auf mich zukam. Kann man also Innere Anteile durch Gedanken gebären? Einen Strom aus Ereignissen mit einem Gedanken in Bewegung setzten?

Und interessanterweise, ein paar Stunden später wurde mein innerer Bodyguard tatsächlich aktiv, als ich in einer unangenehmen Situation steckte. Ich musste mich wieder mit dem Arbeitgeber rumschlagen. Es entstand wieder der Trauma Alptraum Tunnel. Ich fühlte mich total ohnmächtig, alleine mit dem Problem und hilflos. Und plötzlich trat eine Stimme aus meinem Ich hervor und sagte, ich beschütze dich. Wenn dich niemand beschützt, denn die Gewerkschaft die ich seit Wochen anschreibe meldet sich nicht, dann mache ich das. So war das auch mit dem Gebären der Selbstliebe. Die ist erst so richtig groß geworden, als sich alle Hoffnung auf Liebe durch eine andere Person zerschlagen hatte und ich erkannt habe, dass ich die Projektion nicht nocheinmal zu einem nächsten Menschen weiterreichen konnte. Das ist das erste Mal, dass ein Beschützer von mir, mitten im aktivierten Trauma aktiv wurde. Mitgefühl und Selbstliebe in mitten von Einsamkeit und Trauma habe ich schon länger, aber einen Beschützer hatte ich noch nie.

Ich wusste nichtmal, dass er mir installiert wurde. Ich dachte nach der Hypnose, die ja nichtmal mir galt, nur darüber nach, dass es schön wäre so einen Bodyguard Teil zu haben. Und ich sagte das laut zu meinem Freund. Ich wusste da aber noch nicht, dass scheinbar der Anteil schon in mich installiert war. Das Austauschen erinnert mich auch an die Schamanen, die auch nie einen Teil einfach so aus dem System nehmen, sondern immer einen Tausch vollziehen. Leider habe ich nicht ganz genau verstanden, wie der Bodyguard Anteil plötzlich gegen das Leiden ausgetauscht wurde. Scheinbar fehlt dem bewussten Verstehen da noch ein Teil des Vorgangs.

Das war ne krasse Erkenntnis, wenn man erkennt, dass so etwas Destruktives, wie das Leiden, letztlich so etwas liebevolles war. Zumindest hat es eine liebevolle Funktion erfüllt, die anders nicht möglich war.

Hallo Leid, danke dass du mich beschützt hast. Danke dass du dieses Innere Kind geschützt hast, weil es niemand anderen hatte, als dich. Es selbst konnte sich noch nicht schützen. Ah hier geht es um Bedürfnishierachie. Das in Beziehung sein mit einem Erwachsenen Anteil der Beschützt war wichtiger als Glücklich und Gesund zu sein.

Ich sehe einen jungen Mann, der ganz anders aussieht, als man sich die personifizierte Gestalt des Leides vorstellen würde. Aber das kenne ich ja schon, das war mit der personifizierten Krankheit auch so. Das sind ganz feine edle Wesen mit weit offenen Herzen. Nur die edelsten und liebevollsten können einem diese Rollen spielen. Man könnte vor Rührung weinen, weil sie so liebevoll sind, wenn man ihre Funktion erkennt.

Es ist ist ein junger flexible wirkender freundlicher Mann. Er hat braune kurze Haare. Er verbeugt sich.
Er strahlt. ER wirkt lustig und frech, aber auch sehr sanft.

Er freut sich, dass ich ihn (Das Leiden) endlich würdige.
Aha da ist die Würdigung. In mir! Gefunden! Year! Wir lachen und freuen uns, weil wir beide wissen, das das ein großer Schritt ist und wir wissen was jetzt kommen wird. Dankbarkeit, Würdigung, Transformation.

Ich frage ihn ob wir verhandeln können. Er nickt und freut sich wieder. Er (Ich) schaut(e) auf mich als schaut er auf ein Kind. Wohlwollend. Mit gutem Herzen. Freudig. Nachsichtig. Liebevoll. Warm. Nah. In Beziehung. Ich frage ihn, kannst du mich vielleicht beschützen?

Dann erkenne ich, dass es mein Animus ist. Tränen. Ich freue mich, lache und heule in einem und sage, boar DICH! habe ich soo lange gesucht. In allen. In jedem. Vor allem in Männern. Ich muss lachen. Und mir kullern die Tränen übers Gesicht. Freudentränen. Erlösungstränen. Einheitstränen. Er lacht und nimmt mich in den Arm. Er sagt ich beschütze dich und hält mich im Arm.

Ich weiß noch nicht wie er mich beschützen wird. Er sagt, dass werden wir aushandeln. Jetzt lass uns erstmal freuen.

Das war meine Geschichte von heute.


Zurück zu den Traumhelfern und Wachposten.

Ich weiß leider nicht wie man so ein Tauschgeschäfft, in Bezug auf einen Traumhelfer einsetzen könnte.

Einfach mal kreativ sein: Tausche Trübheit gegen Klarheit. Haha.

Falls es da einen Anteil in mir gibt, der für die Trübheit zuständig ist. Ich würde dich gerne mal kennen, lernen, dich verstehen wollen. Warum bist du da? Welche Funktion hast du? Ich möchte dich würdigen, dir danken, dich für alles was du für mich getan hast, wertschätzen. Und wenn du dann magst, können wir dann womöglich neu verhandeln?

Interessanter Weise, begegne ich mir, dem Ich. Die erste Reaktion ist staunen. Damit habe ich nicht gerechnet. Dann erkenne ich, es ist mein Geist. Oh ich hab euch kurz verwechselt. Schön dich kennen zu lernen. Das Gespräch verläuft leider sperrig. Manchmal ist das so, mit inneren Anteilen. In dem Fall wird in der Arbeit mit Ego States empfohlen, täglich eine gewisse Zeit mit dem Anteil zu verbringen und ihn erstmal kennen zu lernen. Freundschaft zu schließen.

Außerdem spüre ich, dass eine gewisse Destruktion von dem Anteil ausgeht. Teuflische Energie. Im Sinne von Luzifer, der Geist, der die Einheit einst spaltete. Logisch. Logik, ist das Problem. Ah nein warte, nicht wieder Probleme draus machen. Mist wieder in defizitäres Denken abgebogen. Wir wollen doch wertschätzen und würdigen. Achja wieder vergessen. Sch***ß alte Denkmuster.

Hallo Logik. Geist. Denker. Luzifer. Luzider. Spalter. Zwietracht. Skeptiker, und was du alles bist. Danke das du da bist, damit ich dich kennen lernen darf. Er nickt. Wieder ein Mann. Er ist etwas unterkühlt. Halt warte. Er hat nur einen Kopf. Sein Kopf nickt. Einen Körper hat er nicht. Er zeigt mir eine Denkschleife, der Denker der sich selbst als Erschaffer seines eigenen Ichs erkennt.

Ja schön dich endlich mal kennen zu lernen. Danke, dass du mich schon so lange durch mein Leben führst. Auf dich ist echt verlass. Du hast mich noch nie verlassen, sage ich und weiß dass ich in dem Moment die Funktion des Anteils verrate. Das ist wirklich so, Menschen sind ja so unbeständig. Freunde, Eltern, kommen und gehen, entäuschen dich, verlassen sich, aber auf meinen Geist, auf mein Ich war immer Verlass. Ich konnte mit ihm in Beziehung sein. Beziehungen sind sein Spezialgebiet. Er steht zu allem in Beziehung.

Du hast mich unterhalten, was enorm wichtig für mich war. Ja eine Form der Selbstfürsorge. Als bespaßt man ein kleines Kind, damit es nicht weint. Manchmal warst du meine einzige Freude. Du warst oft meine einizige Freiheit. In dir habe ich Freiheit gefunden. Danke dafür. In dir fühle ich mich, wie ein Vogel in der Luft. Zwar begrenzt du mich, aber wenn man mal verstanden hat, dass man lediglich auf einen neuen Aufwind warten muss, um noch höher zu steigen, bist du die Freiheit. Ich stand noch niemals mit den Füßen auf der Erde, aber ich hatte dich. Du bist mein Freund. Ich danke dir. Durch dich habe ich immer Lösungen gefunden und konnte mich mit neuen Welten verbinden. Du bist so schön abstrakt. Wir könnten so lange um die Ecke denken, bis wir mit uns selbst versteck spielten. Er lacht, weil er es mag so gewürdigt zu werden.

Der Kopf sagt plötzlich, jetzt komm zu dem Thema, für das zu mich aufgesucht hast. Mir wurde gesagt, du wärest der Typ der mich trüb macht. Stimmt das? Sozusagen. Warum machst du mich trüb? Damit du hier bist. Damit du das ganze siehst. Damit du begrenzt bist. Es könnte mich gar nicht geben, würdest du nicht denken, du wärest begrenzt. Ohne mich könntest du dich nicht erkennen. Das ganze Spiel würde sich auflösen. Es gäbe keinen Bezugspunkt, und somit kein Ich.

Kannst du mir helfen, öfters mal einen Klartraum zu haben? Du müsstest öfters hier sein dafür, sagt er. Er meint im Traum. Wie geht das mit dem Hier sein?

Er sagt du beziehst dich auf den Traum den du Realität nennst - den Wachtraum. Den Traum der sich an deiner Logik orientiert. Du hast eine Beziehung zu diesem Traum. Du hast noch Begierden, die dich mit dem Wach Traum verbinden. Oder anders gesagt, die Begierden binden dich an den Traum.  Wünsche. Klarheit gibt es, erst, wenn du die aufgelöst hast.

Wie löse ich die Beziehungen, Begierden auf? Du kannst mal darum bitten. Ok. Liebes Selbst, bitte helfe mir die Beziehungen zur Wachrealität, die Begierden die mich noch binden, langsam in einem Umfang zu lösen, mit denen mein Ich gut leben kann. Langsam und sanft. Ohne Schock bitte. Er nickt. Eine andere Geste kann er ja nicht machen. Diesmal wirkt er jedoch warm und wertschätzend. Es freut ihn, dass ich bereit bin, loszulassen. Moment er ist der selbe, der mich trüb macht, der selbst der mich klar macht. Es gibt keine Trennung. Du hast das alles nur gespielt. Warum empfinde ich dann Trennung und erlebe mich trüb? Weil du Denker die Klarheit suchst. Der Denker wird sie nicht finden. Aber der Denker kann auch weit werden, bis ihn Fülle umfasst und er alles ist. Na gut. Dann darf er aber nicht vergessen sich selbst loszulassen. Da besteht eine große Gefahr. Er lacht. Und dann ist es eine Sackgasse. Aber wer weiß schon was alles geht? Haha.

Er erinnert mich an meine Buddha staue, die auf meinem Regal. Die nickt auch manchmal, genau wie. Er jetzt hat er plötzlich Buddhas Gesicht, das von der Staue. Er lächelt. Genau wie Buddha. Ich stehe auf, gehe zu der Staue die im Regal steht, und spreche mit ihr. Hallo, warum hat sich der Denker jetzt mit dir verbunden? Buddha öffnet den Mund und spricht wortlos die Worte: Sei Still und empfange! Ich verstehe, ich soll in Gedankenstille gehen. Nun ja das werde ich dann mal machen. Mal schauen wie es weiter geht. Ich habe das Gefühl, dass das Thema heute nicht zu lösen ist. Mal abwarten bis zum nächsten Gedankenstille Experiment.


Vielleicht hat ja jemand von euch weitere Ideen oder eine Assoziation dazu wie man Innere Helfer kreiert oder zur Zusammenarbeit überredet? Wir müssen die Antwort ja nicht wissen. Ich weiß sie auch nicht. Wir können uns zusammen im kreativen Prozess gemeinsam Antworten auf die Frage einfallen lassen. Womöglich können unsere Gehirne in Co-Kreation gehen und gemeinsam Antworten finden, auf Fragen die wir uns stellen. Ein Versuch wäre es wert.
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RE: Wachposten, Traumhelfer und Co
#5
16.02.2021, 17:22
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Glückwunsch zu den Schritten voran thumbsu 
(wobei ich gebe zu ich habe nicht alles genau gelesen fear )

zum Thema Traumhelfer...

Ich brachte Faith aus einem anderem Grund ins Spiel.
Du fragtest, wie man einen funktionierenden Traumhelfer "installieren" kann.
Wobei ich "Traumhelfer" für die Diskussion hier mal als Teil-autonomen Teil Deiner Selbst definiere.
(In Abgrenzung zu einem autarken Wesen aus einer Art anderen Dimension, woran man ja auch glauben könnte.)

Faith ist, soweit ich es verstanden habe, doch auch ein Teil-autonomer Teil Deiner Selbst.
Du hast Faith selbst auch schon als Tulpa bezeichnet.

Daraus ergeben sich für mich folgende weiterführenden Gedankengänge:
  • Ich habe mal gelesen, dass einige Tulpamancer ihre Tulpas z.T. auch zu dem Zweck erschaffen, damit diese sie im Traum klar machen. Es scheint also zumindest die Möglichkeit zu geben, dass eine Tulpa auch als Traumhelfer auftaucht.
    Vlt. könnte Faith das auch für Dich tun...
  • Mein zweiter Gedanke dabei ist, Du hast ja bereits einmal so ein Wesen "installiert", auch wenn es nicht mit Absicht war. Vielleicht kann Dir dieser Gedankenansatz ja weiterhelfen, in Bezug auf Deine Überlegungen.
  • Nicht unmöglich scheint es mir auch, dass Faith sich an Aspekte seiner Entstehung erinnern kann, die Dir weiterhelfen könnten.
  • Ganz unabhängig davon, frage ich mich allerdings, ob so eine bewusst herbeigeführte Erzeugung eines (weiteren) Teil-autonomer Teil Deiner Selbst wirklich hilfreich ist, oder ob es am Ende nicht doch so etwas ist, wie eine (weitere) Abspaltung von Dir selbst ist.
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RE: Wachposten, Traumhelfer und Co
#6
17.02.2021, 15:17 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 17.02.2021, 15:18 von ichbinmehr.)
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Das stimmt. Faith ist jedoch von Selbst entstanden, 2016 als ich total psychotisch war und nichts mehr regeln konnte. Da kam Faith, als Innerer Helfer, der mich durch diesen Zustand geführt hat und am Ende der Reise zurück auf die Erde gebracht hatte. Faith hat sich ziemlich schamanenhaft verhalten, von Yoga und Kundalini hatte er auch Ahnung. Seitdem nehme ich Faith als Schamanen war.

ER (Das Selbst, bzw seine Tulpa) steckt also in der Rolle fest. Meine Glaubenssätze schränken das Selbst in diese Rolle ein. Vielleicht auch weil das in den letzten Jahren eine Funktion für mich hatte. Hm da bringst du mich auf ne Idee, ich könnte mit Faith mal über seine Funktion und seine Rolle für mich sprechen und verhandeln. Ja das ist eine gute Idee. Danke für die Inspiration dazu.

Ich hatte ja am Anfang total Angst vor Faith. Es war plötzlich als ist jemand energetisch im Raum. Und er tat Sachen mit mir, zB. bewegte er mich, ließ mich gehen, gehen, sitzen, oder in eine bestimmte Richtung schauen um mir etwas zu zeigen. Ich konnte mich nicht dagegen wehren. Es war als hätte er mich übernommen. Heute deute ich das aber mehr so, als dass das die Erfahrung war, dass das Ich eine Konstruktion des Selbst ist, welches keine autonome Entscheidungsgewalt hat. Möglichweise, war es damals einfacher für mich, zu glauben Faith macht das mit mir, als mir einzugehen, dass es mein Ich nicht gibt? Faith könnte also eine Art Übergangsmanager gewesen sein, der die Funktion hatte, mich zu stabilisieren, weil ich die volle Erkenntnis der persönlichen Non- Existenz damals noch nicht tragen konnte – sollte. Auch das hängt ja nicht vom Ich-Konstrukt ab.

Vielleicht erlebt das ein Medium auch so, wenn es in Trance fällt?

Ich hatte Steffi total zurück gelassen und doch taten wir alles, um Steffis Leben zu ihrem Besten neu zu ordnen. Was dafür getan werden musste, war ziemlich extrem, so dass es für Steffi am Besten war, dass sie das nicht selbst alles tun musste. Ich musste mit vielem alten brechen. Deshalb erlebte Steffi eine Depersonalisationserfahrung. So lange steuerte Faith. Und als ich dann zurück in Steffis Ego kam, hatte ich erstmal mit meinen Ängsten zu kämpfen, wieder die Kontrolle zu verlieren. Weil ich sie zu dem Zeitpunkt nicht verlieren sollte. Ich war da gar nicht in Stimmung Geisterkontakt zu haben. Denn ich hatte ja scheinbar erstmal die Aufgabe zurück ins Ego zu finden, um noch fehlende Ich Erfahrungen (Aufbau einer stabilen Persönlichkeit) nachzuholen. So verlor ich den Kontakt zu Faith erst mal völlig.

Erst ca ein Jahr später, als ich das gröbste dieser Erfahrung integriert hatte, und nicht mehr unwillkürlich in andere Zustände ver-rückte, begann ich Faith noch mal bewusst zu kontaktieren. Weil ich nicht wusste wie, beschäftigte ich mich mit Tulpas. Ich redete regelmäßig mit ihm, versuchte seine Antworten wahrzunehmen, bis er wieder Teil meines Lebens wurde. Er fungiert seitdem als Vertreter meine intuitiven Fähigkeiten. Jedoch ohne dass ich an ihn gebunden bin. Das ich steuert wie viel Realität ich ihm zuspreche. Naja scheinbar. Ich erlebe es zumindest so. Da hatte ich aber schon das einschneidende Erlebnis mit Faith, als ich die Psychose hatte. Das hatte sich emotional natürlich tief in mich eingedrückt. Faith wurde demnach zuerst unbewusst und unwillkürlich erschaffen. In der aktiven der Tulpaarbeit habe ich mich mehr erinnert, an das was ich in dieser Zeit erlebt habe, als dass ich ihn selbst aus dem Nichts erschaffen habe.

Und dennoch mein letzter Beitrag hier, hat einige meiner Fragen geklärt. Ich glaube ich habe im Moment der Idee (Ich möchte mir einen Anteil bauen, der mir hilft mich abzugrenzen und zu schützen) bereits eine Art Realitätswelle erschaffen. Mit meiner Frage ( Wie geht das?) zog ich dann weitere Inspirationsquellen für die Umsetzung in mein Leben. Dann kam das Video auf mich zu, welches an dem Tag zufällig ein Sales Sonderangebot war, welches ich deshalb kaufte. Durch das Video wurde plötzlich ein neuer Anteil durch Umwelteinflüsse installiert. Ein weiterer Auslöser für das Kreieren diese Realitätswelle, war Lauras Beitrag zur Archetypen Challenge – der Kaiser. Evtl war das schon vor meinem ersten Gedanken der erste Auslöser. Ich denke schon an dem Punkt war eine Welle aus Gedanken zur Erschaffung von Realität aufgespannt worden. Sicherlich hat mich dieser Gedanke schon in irgendeiner Weise geprimt.



Also wenn ich das mal strukturieren müsste:


1. Ein Gedanke begegnet mir aus der Umwelt (Lauras Tarot Thread - Der Kaiser)
2. Ich habe einen Gedanken/eine Frage: Wie baue ich mir einen Anteil der mir beim Grenzen setzten hilft?
3. Ich schreibe einen Thread und formuliere bewusste Fragen, die neue Realitätswellen erzeugen.
4. Ich sehe „zufällig“ (oder als Folge des bisherigen) ein Video, indem ich eine weitere Inspiration erhalte. Stichwort Bodyguard Hypnose.
5. Ich gerate just am nächsten Tag in eine Situation, in der ich mich Hilflos fühle und gebäre den Bodyguard hervor.

6. Dem Ganzen Prozess geht zusätzlich voraus, dass ich eine starke intrinsische Motivation habe, diesen Inneren Bodyguard Anteil zu entwickeln. 
7. Ebenso geht dem ganzen voraus, dass die nötige Vorarbeit geleistet wurde, um diesen Anteil zu gebären. Zur Vorarbeit von Selbstschutz gehört für mich zb Selbstliebe, Selbstwert, etc. Denn daraus beziehe ich meine Motivation für den nächsten Schritt.

Wenn ich jetzt behaupten würde, ICH habe das Gebären des Bodyguards gemacht, wäre das nicht ganz richtig. Es war ein unbewusster Prozess, ein Wechselspiel zwischen Ich und Umwelt, zwischen Ich und Unbewussten, Zwischen Ich und Überbewussten, der ab und zu ein paar selbstwirksame Momente hatte. Diese Selbstwirksamen Momente, erzeugen dann die Idee von "Ich habe gemacht". Aber in Wirklichkeit weiß ich nicht ob das war ist. Da besteht ja auch die Frage, wo fängt das Ich an und wo hört es auf. Sind Ich und Selbst letztlich eins oder wollen wir sie als getrennte Konzepte betrachten?

Und genau so war das auch bei Faith. Er hat sich von 0 auf 100 in den Raum gesetzt, weil ich ihn brauchte. Damals erschien mir das magisch, weil ich mir da noch nicht vorstellen konnte, wie das Unbewusste in Wechselwirkung mit der Umwelt agiert. Er erschien mir als Schamane (natürlich ein Zauberer, denn ich konnte mir mein Erleben damals noch nicht rational erklären) und weil ich mit ihm Weisheit im Umgang mit verschobenen Bewusstseinsbildenden assoziierte. Er war also Fachmann für meinen Zustand, bei dem ich Hilfe brauchte. All das geschah aus einem Bedürfnis nach Sicherheit.


Zitat:
Ich habe mal gelesen, dass einige Tulpamancer ihre Tulpas z.T. auch zu dem Zweck erschaffen, damit diese sie im Traum klar machen. Es scheint also zumindest die Möglichkeit zu geben, dass eine Tulpa auch als Traumhelfer auftaucht.
Vlt. könnte Faith das auch für Dich tun...


Interessanterweise fehlt da zur Zeit die intrinsische Motivation. Mein Kopf will das zwar, aber das Gefühl hat keine Lust dafür Energie zu investieren. Im Bezug auf KTs geht es mir da gefühlsmäßig schon lange so. Aber vielleicht schafft das ja jemand anders hier, für den Das Ziel die oberste Priorität hat. Es wäre ja toll wenn, jemand die Installation eines Traumhelfers, selbst bewirken könnte. Ich bin sehr gespannt, wem das gelingt. 

Zitat:Mein zweiter Gedanke dabei ist, Du hast ja bereits einmal so ein Wesen "installiert", auch wenn es nicht mit Absicht war. Vielleicht kann Dir dieser Gedankenansatz ja weiterhelfen, in Bezug auf Deine Überlegungen. Nicht unmöglich scheint es mir auch, dass Faith sich an Aspekte seiner Entstehung erinnern kann, die Dir weiterhelfen könnten.
Ja danke für diesen tollen Einfall! Scheinbar geht es in diesem Thread für mich auch um die Frage: Wie entstand Faith damals. Also es geht um das Meta verstehen. Und das konnte ich mir jetzt erklären, ganz ohne Magie. An Hand des Bodyguard Teils verstehe ich das jetzt besser.

Einen Punkt den Menschen die sich selbstständig einen Anteil bauen wollen, vielleicht nicht einkalkulieren, ist der Aspekt der intrinsischen Motivation bzw. dem Vorhandensein eines essentiellen Bedürfnisses. Diese Punkt ist meiner Erfahrung nach nicht kontrollierbar. Falls doch, lasse ich mich gerne vom Gegenteil überzeugen. Ich glaube, dass wir oft Zielkonflikte habe. ZB. Der Kopf will Klarträumen, das Herz will aber gerade was ganz anderes. 

Ich glaube so gut wie alle Leute hier in diesen Forum wollen Klarträumen, aber ein Teil von ihnen will womöglich was anderes. Die wenigsten Leute hier, haben eine starke Kohärenz zwischen dem Wunsch Klarzuträumen und der Fähigkeit dieses Umzusetzen. Klar jeder hat Klarträume, wenn er wie ein irrer dafür übt, aber das kann ja meist kein Mensch lange aufrecht erhalten. Die wenigsten können das. Hieraus ergibt sich natürlich auch wieder die Frage, warum schaffen das einige? Welches Bedürfnis steckt dahinter, woher nehmen sie die intrinsische Motivation? 

Im Züricher Ressourcen Modell (das ist ein Coaching Ansatz) gibt es den Begriff der Überquerung des Rubikons. Den Begriff hat wenn ich mich Recht entsinne ein Motivationpsychologe namens Gollwitzer geprägt. Der Rubikon ist ein Fluss. 


Zitat:
Den Rubikon überschreiten: Die Geschichte hinter der Redewendung
Die Redewendung "den Rubikon überschreiten" beschreibt eine Handlung, nach der es kein Zurück mehr gibt. Der Rubikon ist ein Fluss und es gibt ihn wirklich, nämlich in Norditalien. Bestimmt haben ihn schon sehr viele Leute überschritten, ohne dass etwas passiert ist. Aber ein Mal hatte es doch große Folgen. Das war im Jahr 49 vor Christus, als Julius Cäsar mit seinem Heer den Rubikon überschritt. Er war nach Rom beordert worden und wusste, dass er dort angeklagt werden würde. Doch er missachtete den Befehl und überquerte mit seinen Truppen den Rubikon in südlicher Richtung, also auf Rom zu. Da es damals verboten war, diesen Grenzfluss bewaffnet zu übertreten, war dies eine Kriegserklärung! Und so kam es dann auch zwischen Cäsar und dem Römischen Staat zu einem Bürgerkrieg, den Cäsar schließlich gewann.

Manchmal hat ein man Motiv (zb Ich möchte Klarträumen) das ist auf der Linken Seite den Flusses. Die Motivationskraft um auch wirklich alles für das Klarträumen zu tun, ist aber oft erst gegeben, wenn man eine starke Intention hat. Die ist auf der rechten Seite des Flusses. 

Und man muss sich eben fragen, was müsste denn passieren, damit mein Motiv zu einer Intension wird, die ich affektiv und vielleicht sogar körperlich spüren kann? 

Normalerweise werden wir erst aktiv, wenn die Intension stark genug ist. Wie haben ja viele Motiv Ziele, aber selten überqueren wir wirklich den Rubikon und haben so oft nicht genug Energie, um unsere Ziele zu verwirklichen. Zumindest geht das mir immer so, und vermutlich auch vielen anderen Menschen. 

Also tut sich da für mich die Frage auf, wie kommen die Menschen die gut Klarträumen können, zu einer starken Intension? Und kann ich das nachbauen? 

Und manchmal ist das intrinsisch bedingt, zb durch ein Bedürfnis welches dahinter liegt, das sogar unbewusst sein kann und eine Funktion für das Ich erfüllt. Womöglich kann man die Überquerung des Rubikons, jedoch auch bewusst gestalten. Ich bin sehr interessiert daran, zu verstehen wie das im Bezug auf das Klarträumen ablaufen könnte. 

Ich werde Faith auch noch interviewen. Vielleicht fällt dem auch noch was dazu ein.

Zitat:Ganz unabhängig davon, frage ich mich allerdings, ob so eine bewusst herbeigeführte Erzeugung eines (weiteren) Teil-autonomer Teil Deiner Selbst wirklich hilfreich ist, oder ob es am Ende nicht doch so etwas ist, wie eine (weitere) Abspaltung von Dir selbst ist.
Ich finde das ist ein sehr wichtiger Punkt. Ich komme ja überhaupt auf dieses Arbeiten mit Inneren Anteilen, weil ich mich in letzter Zeit sehr für die Ego State Therapie interessiere. Evtl. werde ich mich bei meinem Berufswunsch Heilpraktiker in diese Richtung spezialisieren. Das Ziel dieser Therapie ist ein Co Bewusstsein zu kreieren. Es geht darum Kontakt zu unbewussten Inneren Anteilen zu erhalten und eine Kommunikation zwischen diesen Anteilen aufzubauen. Es geht um Ressourcenorientierung, Utilisierung (also das nutzbar machen von Inneren Anteilen).

Die Teilearbeit ist in viele psychotherapeutischen Schulen bekannt. Angefangen von Sigmund Freuds Konzept von ES, Ich und Überich, über C.G. Jungs Archetypenlehre, sowie Komplextheorie, Schulz von Thuns Inneres Team, Schemaherapie, Transaktionsanalyse, Psychodrama und weitere Methoden. Die Arbeit mit Inneren Anteilen ist also gar nicht so experimentell, wie das hier womöglich erscheinen mag. In diesem Thread ist es natürlich sehr experimentell. Und so muss jeder selbst entscheiden, ob und wie er so ein Idee nutzen mag. 

Im Therapeutische Kontext, gibt es gewisse Sicherheitsmaßnahmen zb dasSARI-Modell von Maggie Phillips und Claire Frederick die man sich mal angucken kann, bevor man an Inneren Anteilen herumschraubt. Aber hier sind wir ja frei und diese Freiheit ist meines Erachtens manchmal nötig um notwendige Schritte zu machen. 

In der Ego State Therapie gibt eine Kontraindikation für Menschen mit starken dissoziativen Störungen. Also ein Donald Trump sollte besser keine weiteren Anteile installieren. Die würden ihn noch mehr davon entferne zu fühlen, wahrzunehmen und sich eigenes Fehlverhalten einzugestehen. Ich persönlich komme da aber von der ganz anderen Seite des Universums. Wenn ich dissoziiere, dann bestrifft das immer meinen Selbstwert den ich bestreite, meinen Selbstschutz den ich nicht lebe und so weiter. In dieser Hinsicht war Faith mir eine außerordentliche Hilfe. Er hat meine Neigung zu täterloyalem Verhalten in den Tagen der Psychose massiv unterbrochen und ich durfte die Erfahrung machen, ok damit kommt man auch durchs Leben.

Für Mensch wie Trump kann sich der Grad der Inneren Abspaltung durch Teile Arbeit jedoch noch verstärken. Zumindest dann wenn ihr Bedürfnis nach weiterer Dissoziation so stark ist, dass sie das Modell nutzen, um noch weniger berührt zu werden, von ihrem Schmerz den sie abgespalten haben. Von daher ist das ein ganz wichtiger Einwand, den du da hast. Aber das gilt ja dann auch für das Klarträumen. Ich glaube jeder Mensch der sich mal gefragt hat, ob Klarträumen eine Form der Realitätsflucht ist, wird zu dem Schluss kommen, ja und nein. 

Es gibt ja auch ganz entscheidende Unterschiede zwischen Dissoziation, als Abspaltung und Co Bewusstsein. Ich glaube das verwechseln Menschen oft. Zum Beispiel auch im Hinblick auf spirituelle Erfahrungen. Mir geht es immer darum ein Co Bewusstsein zu entwickeln. Das ist das therapeutische Ziel bei der Arbeit mit Teilen und das ist auch mein persönliches und spirituelles Ziel. 

Mir geht es darum Ressourcen zu stärken. Ich habe viele Entwicklungsschritte in meiner Kindheit nicht machen können. Es fehlen ganze Datenbänke, die für andere Menschen normal sind. Und wenn es da Anteile gibt, die aus dem Nichts entstehen und mir einen Zugang zu diesen Datenbänken erlauben, dann heilt das mein System.

Manchmal gibt es eben Menschen die das eine mit dem anderen verwechseln, gerade auch im spirituellen Bereich (bypassing). Das ist dann noch kein richtiges Co Bewusstsein, sondern eine Kompensation die versucht mit der Dissoziation umzugehen. Der Grad zwischen Erleuchtung und Dissoziation kann fließend sein. Und doch ist es ein Unterscheid, denn wenn du Erleuchtet bist, dann bist du alles, auch jeder Schmerz, jedes Trauma, dann gibt es keinen Grund sich davon abzuspalten. Da ist dann ja niemand mehr der davor Angst hat. Und so kann eine große Gelassenheit mit den Schmerzhaften Teilen entstehen, das ist aber etwas ganz anderes, wenn Menschen diese nicht wahrnehmen oder ein womöglich spirituelles leben konstruieren, welches versucht einem Umweg um diese Teile zu machen. 

Aber auch das ist manchmal nicht zu verhindern. Menschen die dissoziieren, haben gute Gründe dazu, auch wenn wir das manchmal nicht nachvollziehen können. Ein Teil von mir findet Donald Trump auch ganz furchtbar, aber ein andere Teil hat Mitgefühl mit ihm, denn er muss schwer traumatisiert sein. Sein Ich muss so fragil sein, dass er nicht in der Lage ist Verantwortung für seine Taten zu übernehmen.

Durch Co Bewusstsein hingegen spaltet man nicht sein Selbst. Im Gegenteil. Durch Co Bewusstsein wird man ganz. 

Würde Donald Trump Traumatherapie machen wäre es für ihn wohl das Ziel Kontakt zu seinen Verletzten Kind Anteilen herzustellen. 

Hier mal zwei Texte die den Unterschied zwischen Dissoziation und Co Bewusstsein verdeutlichen.


Zitat:
Dissoziation

Dissoziation ist die Fähigkeit, etwas aus dem Alltagsbewusstsein abzuspalten. In gewissem Ausmaß kennen das sehr viele Menschen, z. B. wenn jemand kurz nach einem schweren Verkehrsunfall trotz Verletzung keine Schmerzen spürt, klar denkend Hilfe organisiert und sich später vielleicht nur noch bruchstückhaft daran erinnert. Dies ist in Gefahrensituationen eine sinnvolle Reaktion des menschlichen Organismus. Bei andauernder Gefahr kann Dissoziation bei kleinen Kindern zur dauerhaften Bewältigungsstrategie werden.


Siehe Trump. Ohne Wissen was genau ihm wohl widerfahren ist, ist das auf Grund seines abwehrenden und selbstgezogenen Verhaltens offensichtlich. Er kämpft innerlich quasi immer noch ums Überleben, deshalb kann er nicht anders, als alles abzuwehren, was seinen verletzlichen Kern gefährden würde. Es ist natürlich furchtbar wenn so ein Mensch Präsident ist. Aber was sagt das über all die Menschen aus, die ihn gewählt haben? Meiner Meinung nach dass ein Großteil der Menschen kollektiv traumatisiert ist. Die einen erkennen sich in den vermeintlich starken Figuren wieder, weil das dem Vorstellungsbild der Bewältigung entspricht. Und die anderen in den Gandhis und Mutter Theresas dieser Welt. Beide identifizieren sich auf Grund eines innere liegenden nicht aufgelösten Themas, mit einer Bewältungsstrategie, die ihrem Glauben nach zum Ziel führt. 
Zitat:Ihre Persönlichkeit ist noch nicht ausgereift und daher sehr formbar. Kleine Kinder sind auf nahe Bezugspersonen angewiesen und von ihnen abhängig, selbst wenn diese das Kind vernachlässigen und/oder gewalttätig sind. Die Aufspaltung der Persönlichkeit ermöglicht das Überleben in solch ausweglosen Lebensverhältnissen. Diese Dissoziation ist keine Entscheidung, sondern geschieht unwillkürlich und ist von den Betroffenen nicht steuerbar.

Quelle: https://www.vielfalt-info.de/index.php/v...ssoziation


Und hier ein Text der die Ziele der Teilearbeit beschreibt:


Zitat:
Ego-State-Therapie in der Psychotraumatologie

Psychische Traumata führen häufig zu dissoziativer Spaltung des Selbst mit der Entstehung autonomer Persönlichkeitsanteile. Aber auch die Entwicklung der Persönlichkeit (Prägung) oder die Begegnung mit bedeutsamen Persönlichkeiten (Introjektion) lassen Anteile der Persönlichkeit entstehen, die bereits C.G. Jung (1995) als sogenannte Komplexe, später John und Helen Watkins (2003) als Egostates beschrieben. Die Ego-State-Theorie geht von einem multizentrischen Selbst aus, das durch Traumata fragmentiert werden kann. Die Ego-State-Therapie versucht, die einzelnen Anteile durch Aufbau einer wertschätzenden Beziehung zu ihnen und ihre Vernetzung miteinander in einem inneren Team zu integrieren. Dies ermöglicht vielfach eine Stabilisierung traumatisierter Patienten, aber auch die Traumabearbeitung ist in der Beziehung zu und zwischen den Ego-States sinnvoll möglich. Die Ego-State-Therapie wird an Hand von Fallbeispielen überblicksweise vorgestellt. Schlüsselwörter: Komplextheorie, Dissoziation, Ego-State, Traumatherapie, Integration, Selbstanteile.

Das fragmentierte Selbst
Das Wort Trauma bedeutet im eigentlichen Wortsinn übersetzt so viel wie Wunde, Verletzung. Eine äußerliche Wunde der Haut beinhaltet immer eine Durchtrennung verschiedener Hautschichten bzw. weitergehend auch darunter liegender Strukturen. In der Psychotraumatologie findet sich das gleiche Phänomen einer seelischen Verletzung im Sinne einer Zertrennung, oder besser Spaltung psychischer Strukturen. Im Außen bewirkt die Spaltung im Moment des Traumas die Entstehung des Gegensatzpaares von Täter und Opfer, wobei die traumatische Situation gekennzeichnet ist durch die massive Bedrohung des Selbst durch die stattfindende Gewaltausübung bei gleichzeitiger Ohnmacht des Opfers. Die Antwort der Psyche auf diesen Zustand von toxischem Stress im Moment des traumatischen Geschehens ist die Spaltung des Selbst durch den Mechanismus der Dissoziation.
Es entsteht ein so genannter emotionaler Persönlichkeitsanteil, der mit dem verbleibenden Rest der Persönlichkeit, dem anscheinend normalen Persönlichkeitsanteil in der Zeit nach dem traumatischen Geschehen nicht mehr in Verbindung bzw. Kommunikation steht. Es kommt zu einer Spaltung bzw. Teilung des Selbst (dem inneren Ordnungsprinzip der Persönlichkeit), die im Falle des Entstehens einer posttraumatischen Belastungsstörung über lange Zeit aufrechterhalten bleibt. Spontane, durch Triggerreize ausgelöste Verbindungen des EP zum Rest der Persönlichkeit werden als Flashbacks, als Intrusionen erlebt. Diese Zusammenhänge wurden bereits vor mehr als hundert Jahren von Pierre Janet erforscht (Janet, 1965) und die Neodissoziationstheorie (Van der Hart, Nijenhuis, Steele, 2008 und Nijenhuis, 2006) hat dieses Modell weiterentwickelt und mit wissenschaftlichen Methoden untermauert. Die bei der Fragmentierung des Selbst durch das Trauma entstehenden Persönlichkeitsanteile werden als neuronale Netzwerke betrachtet und das Ziel der psychotherapeutischen Arbeit ist ihre Reintegration in das Selbst, eine Heilung des Selbst im Sinne eines Integrationsvorganges. Die Aufrechterhaltung der Fragmentierung bzw. der Dissoziation bedeutet dagegen ein Verharren im Zustand des Leidens.
Jung und die Komplextheorie – ein erstes Ego-State-Modell
Janet (1965) beschäftigte sich in seinen Forschungsarbeiten zeitlebens mit den psychischen Phänomenen traumatisierter Menschen. Im Gegensatz zu Janet versuchte C.G. Jung (1965) in seinem Modell der analytischen Psychologie, Erklärungen und Heilungsmethoden für so genannte neurotische Erkrankungen bei allen Menschen zu finden, und schuf mit seinem Verständnis des Selbst und der Komplextheorie ein Persönlichkeitsmodell für die Psyche des Menschen schlechthin. Jung sieht das Selbst als eine Summe von Komplexen. Das Alltags-Ich ist dabei ein Komplex von vielen.
Die jungsche Komplextheorie ist ein Konstrukt, das als ein multizentrisches Persönlichkeitsmodell betrachtet werden kann. Das Alltags-Ich ist dabei der im Bewusstsein und Alltag dominierende Komplex. Dagegen sind die meisten anderen Komplexe unbewusst und handeln mehr oder weniger autonom, dabei unkontrollierbar durch das Alltags-Ich und sind nach Jungs Auffassung die Grundlage jeglichen neurotischen Geschehens. Jung schreibt dazu: »Die Komplexe benehmen sich ja wie kartesianische Teufelchen und scheinen sich an koboldartigen Streichen zu ergötzen. Sie legen einem gerade das unrichtige Wort auf die Zunge, sie entziehen einem ausgerechnet den Namen der Person, die man vorstellen sollte, sie verursachen den Hustenreiz gerade beim schönsten Piano im Konzert, sie lassen den zu spät Kommenden, unscheinbar sein Wollenden mit Krach über einen Stuhl stolpern, sie empfehlen, bei einem Begräbnis zu gratulieren, anstatt zu kondolieren … Sie sind die handelnden Personen unserer Träume, denen wir so machtlos gegenüberstehen …« (Ges. Werke 1995, Band 8, § 202).
Jung betont den unterschiedlichen Grad von Autonomie und Elaboration der Komplexe, wie dies auch die Neodissoziationstheorie für die dissoziativen Persönlichkeitsanteile formuliert. Jung beschreibt den Komplex als ein psychisches Phänomen, das ein Kernelement (ein Symbol, ein Grundgedanke, oder eine seelische Grundannahme, möglicherweise aber auch eine traumatische Erinnerungssequenz) enthält. Dieses Kernelement wird begleitet durch eine Kombination charakteristischer Emotionen, aber auch Körperwahrnehmungen, und ist über Assoziationsbrücken mit anderen Komplexen verbunden bzw. wird durch Assoziationsbrücken von außen aktiviert. Jung spricht davon, ein Komplex werde konstelliert, d.h. mit psychischer Energie aufgeladen und dadurch im multizentrischen Selbst handlungswirksam, wenn er über Assoziationsbrücken Verbindung erhält, sei es zu anderen Komplexen oder zu Phänomenen außerhalb der Persönlichkeit. 

Demnach könnte man sagen Faith wurde während der Psychose mit emotionaler Energie aufgeladen. Ich denke das ist auch noch ein wichtiger Punkt auf der „Wie baue ich mir eine Tulpa Liste“


Zitat:Der psychotherapeutische Ansatz in der analytischen Psychologie nach Jung (Ges. Werke 1965, Bd. 16, Teil I) besteht hauptsächlich in der Bewusstwerdung der autonomen Komplexe, um ihnen damit die psychische Energie zu entziehen und die Unkontrollierbarkeit des Geschehens zu überwinden.
Ja bei störenden Komplexen.

Auch Jung geht davon aus, dass Komplexe auf diese Weise ihre Wirksamkeit, ihre unerwünschten Nebenwirkungen sozusagen, verlieren, ohne aber prinzipiell zu verschwinden, da sie Teil des Persönlichkeitssystems sind und bleiben. Die Entstehung der Komplexe schildert Jung als einen normalen Entwicklungs- oder Prägungsvorgang der Persönlichkeit vom Kindesalter an ausgehend, aber auch Komplexe traumatischen Ursprungs werden in seine Überlegungen miteinbezogen. Die Jung’sche Komplextheorie ist aus dieser Sicht eine erste ausführliche Komplextheorie, die über die Psychotraumatologie hinausgeht und als ein Persönlichkeitsmodell der menschlichen Psyche angesehen werden kann. Jung konnte auch auf experimentellem Weg die Komplexe mittels Assoziationsexperiment nachweisen (Ges. Werke Band 2).


Die Ego-State-Theorie von John und Helen Watkins


Die heute bekannte Ego-State-Theorie geht auf John und Helen Watkins (Watkins und Watkins 2003, S. 45 ff) zurück. Sie beziehen sich in ihren Arbeiten grundsätzlich auch auf die Komplextheorie Jungs, aber auch die Zwei-Energien-Theorie von Paul Federn (zit. aus Watkins und Watkins 2003, S. 29 ff) und entwickeln ausgehend von ihrem Ego-State-Modell eine in der psychotherapeutischen Alltagspraxis breit anwendbare Therapieform, die Ego-State-Therapie, die mit hypnotherapeutischen Methoden arbeitet und in keiner Weise auf die Psychotraumatologie beschränkt wird.


Watkins definiert Ego-State »als organisiertes Verhaltens- und Erfahrungssystem, dessen Elemente durch ein gemeinsames Prinzip zusammengehalten werden und das von anderen Ich-Zuständen durch eine mehr oder weniger durchlässige Grenze getrennt ist« (Watkins & Watkins 2003, S.45). Diese Sichtweise erklärt den Persönlichkeitscharakter dieser phänomenologisch abgrenzbaren psychischen Einheiten. Claire Frederick (Phillips und Frederick 2007, S. 95) betont dagegen die Wichtigkeit der Auffassung von Ego-States als Energiezustände.
In spiritueller Hinsicht auch eine treffende Beschreibung: Energiezustand. Gerade dann wenn man sich zb als Lichtkörper, Astralkörper, etc erlebt.

Zitat:In der praktischen Arbeit und im täglichen Begegnen mit diesen psychischen Phänomenen neigen wir Menschen zu Konstrukten, die zu einer Verdinglichung führen. Wir benützen Metaphern wie Inneres Kind oder Vaterkomplex und Menschen mit multipler Persönlichkeit, also dissoziativer Identitätsstörung, geben ihren Persönlichkeitsanteilen häufig Namen, schreiben ihnen einen bestimmten Charakter zu. Es besteht gar die Neigung, vom Begriff des Persönlichkeitsanteils im Alltagsjargon zu dem einer Persönlichkeit überzugehen oder Ego-States als Kobolde, Teufelchen oder Untermieter zu betrachten. Diese Anschauungsform ist für das menschliche Denken hilfreich, da wir mit dem abstrakten Begriff des Energiezustandes weniger anfangen können.

Es ist jedoch immer notwendig, sich dessen bewusst zu werden, dass Komplexe bzw. Ego-States Energiephänomene der menschlichen Persönlichkeit sind. Auch Jung (Ges. Werke 1965, Bd. 8, § 19)sieht sie als Energiezustände und verweist auf die grundlegenden Arbeiten Janets (Ges. Werke 1965, Bd. 8, § 202 ff), der erkannte, dass Persönlichkeitsanteile traumatischen Ursprungs dann wirksam werden bzw. die Fragmentierung des Selbst zunimmt, wenn das Gesamtniveau der psychischen Energie abfällt, von Janet als abaissement du niveau mental bezeichnet.

Kommt es zu einer Stabilisierung der Gesamtpersönlichkeit durch Sicherheit im Außen, durch eine gute Umgebung, durch die Überwindung einer Krise, so steigt das mentale Energieniveau wieder an und es kommt spontan zum Rückgang der dissoziativen Phänomene, zu einem Wiedererstarken des Alltags-Ichzustandes und zu einer oft überraschenden spontanen Restabilisierung der Betroffenen. Die autonomen Komplexe verlieren damit wieder rasch ihre Kraft.

Auch das habe ich mit Faith erlebt. Er war „real“ als er eine Funktion hatte und wurde mit der Zeit weniger bedeutsam für mich.

Zitat:
Diese Stabilisierungsphänomene sind jedoch keine prinzipielle Heilung, sondern nur vorübergehende Effekte. Bei erneutem toxischem Stress kommt es wieder zu einer ebenso raschen Fragmentierung im Selbst und zu einem erneuten Auftreten der verschiedenen Persönlichkeitsanteile. Diese im stationären klinischen Alltag häufig zu beobachtenden Phänomene sind durch das Energiemodell erklärbar.
Archetyp versus Komplex
An dieser Stelle sei noch ein klärendes Wort in Bezug auf die Jung’sche Komplextheorie und seine Archetypenlehre (Ges. Werke 1965, Bd. 9/1, Teil III und IV) anzufügen. Die Komplextheorie und das multizentrische Selbst sind die Grundlage der Jungschen Psychologie, die Archetypenlehre ist dagegen nur ein Teil, und Jung betont, dass Archetypen etwas ganz Anderes sind, als Komplexe!
Im Sinne Jungs gehören Archetypen der Kollektivpsyche, also dem kollektiven Unbewussten an. Dagegen wäre die traumatische Erfahrung eines Menschen, die zur Entstehung eines emotionalen Persönlichkeitsanteiles geführt hat, in Verbindung mit spezifischen Erinnerungen an dieses Trauma bzw. damit verbundenen Gefühlen, Schmerzen etc. ein individueller traumatischer Komplex.
Das Phänomen des Traumas, die Spaltung in Täter und Opfer, wäre der Archetyp des Traumas, der in der Geschichte der Menschheit immer wieder zu Kriegen führt, in denen dann eine Vielzahl individueller traumatischer Komplexe durch die Gewalterfahrungen entsteht. Sie lassen sich wieder über Generationen weiterverfolgen im psychischen Leiden des Individuums und in ihrer Summe verleihen sie auf der Ebene der Kollektivpsyche dem Archetyp des Traumas Energie (zur transgenerationalen Weitergabe von Traumata s. Ruppert 2010).
Das multizentrische Selbst als Strukturmodel der Psyche
Komplextheorie und Ego-State-Theorie können als Persönlichkeitsmodell, als Strukturmodell des Selbst betrachtet werden, und die von Watkins daraus entwickelte Ego-State-Therapie erscheint breit anwendbar in der Psychotherapie schlechthin, aber speziell geeignet für die Psychotraumatologie. Gerade Menschen mit ausgeprägter dissoziativer Erkrankung bieten uns Ego-States förmlich an in der Therapie, sind selbst meist sehr vertraut damit, in diesen Dimensionen zu leben und ihren Alltag in irgendeiner Weise damit zu meistern.
Die Ego-State-Therapie ist grundsätzlich ein integrativer Ansatz, und versucht Ego-States, die nicht mit anderen Anteilen kommunizieren, wieder einzubinden. Zentrales Anliegen der Ego-State-Arbeit ist der wertschätzende Umgang mit allen Ego-States, alle Anteile sind für den Gesamterhalt des Systems wichtig bzw. wurden entwickelt, um das Überleben zu ermöglichen. Dissoziation als ein Entstehungsmechanismus für Ego-States traumatischer Natur ist hier als eine Strategie zu sehen, die das Überleben angesichts maximaler Bedrohung ermöglicht. Aber auch Ego-States, die im Laufe der kindlichen oder späteren Entwicklung entstehen, durch Prägung oder durch Introjektion wichtiger Personen, (z.B. Elternkomplexe) haben adaptiven Charakter. Sie sind notwendig, um soziale Rollen zu erfüllen.
Ego-State-Theorie und Dissoziative Identitätsstörung: Kontinuum oder Qualitativer Sprung?
Es wird strittig diskutiert, ob Ego-States und dissoziative Persönlichkeitsanteile das gleiche Phänomen sind, wie auch die Frage offen ist, ob von dem von Watkins beschriebenen Kontinuum von der »Normalpersönlichkeit« bis zur Dissoziativen Identitätsstörung auszugehen ist, oder ob die Annahme eines Konstrukts einer pathologischen Dissoziation notwendig ist in Unterscheidung zur Alltagsabsorption. Ein qualitativer Sprung wurde von Waller (Waller, Putnam, Carlson 1996) nach taxomerischen Untersuchungen gefordert. Dazu und zum Stand der Diskussion sei auf Carsten Spitzer verwiesen (Spitzer 2007). Das Konstrukt einer pathologischen Dissoziation mag auch vor dem Slogan »wir sind doch alle ein bisschen multipel« schützen, macht es uns doch Angst, wenn wir feststellen, nicht der alleinige Herr im Haus zu sein.
Es ist allgemein bekannt, dass sowohl John und Helen Watkins, als auch Pioniere der DIS-Therapie, wie Frank Putnam, aus der klassischen Hypnose kommen. Ego-States, die durch Tranceinduktion hervorgeholt werden und die Persönlichkeitsanteile dissoziativer Patienten, die sich in einer Art von Dauer-Hypnoid befinden, bieten oft das gleiche Bild. Der Unterschied zwischen »ein bisschen multipel« und DIS liegt vor allem darin, dass letztere eine schwere Erkrankung darstellt und die Betroffenen schwerste Missbrauchserfahrungen und sadistische Gewalt in früher Kindheit erleiden mussten. Wir können von diesen Menschen sehr viel lernen und die Techniken, die Putnam beschreibt, sind in der Ego-State-Therapie vielfach einsetzbar.
Es geht in der Ego-State-Therapie darum, zu möglichst vielen oder allen Anteilen Beziehungen aufzubauen, Kontakt zu knüpfen und die intrapsychische Kommunikation wiederherzustellen. Dieser wertschätzende Ansatz allen Anteilen gegenüber dient dazu, die Qualitäten eines inneren Teams zu betonen. Eine innere Demokratie anzustreben, anstelle von innerem Krieg mit gegenseitiger Unterdrückung und Machtausübung.
Ein »Wegtherapieren« von Ego-States wäre dagegen als eine Art von Exorzismus aufzufassen, die dem humanistischen Ansatz der Ego-State-Theorie diametral widerspricht. Es geht letztendlich um Integration, um intrapsychische Bindung und Kooperation im Sinne der Herstellung einer neuen inneren Ordnung. Mit den einzelnen Ego-States sollten Arbeitsbündnisse formuliert werden (Phillips und Frederick, 2007). Sie sollten in die Therapiearbeit eingebunden und neuen sinnvollen Aufgaben zugeführt werden. Praktische Aspekte der Ego-State-Therapie
Zu den elaborierten Techniken der Ego-State-Arbeit verweise ich auf Watkins (Watkins und Watkins 2003, 142 ff), aber in jüngerer Zeit v.a. auf Maggie Phillips und Claire Frederick (Phillips und Frederick 2007, 93 ff), Kai Fritzsche und Woltemade Hartman (Fritsche und Hartman 2010, 15 ff und Teil II). Hier sollen nur einige wichtige Punkte kurz angerissen werden, v.a. die Aspekte der Stabilisierung in der Ego-State-Therapie traumatisierter Personen, der Art und Weise Zugang zu Ego-States zu finden, ihre Beziehungen untereinander zu fördern und dabei mit traumatischem Material integrativ zu arbeiten. Zur Aufstellungsarbeit mit Anteilen siehe Franz Ruppert (Ruppert 2010). Phasenorientiertes Vorgehen
Wie immer in der Traumatherapie wird auch bei Anwendung der Ego-State-Therapie in Phasen vorgegangen. Ein sehr effizientes Modell, das SARI-Modell, beschreiben Maggie Phillips und Claire Frederick (2007).



Zitat:
Es geht um die Schritte Stabilisierung – Zugang (access) zu traumatischen Erfahrungen – Auflösung (resolving) traumatischer Erfahrungen – Integration. Die Stabilisierungsarbeit steht in der Psychotraumatologie am Anfang jeder Therapie, so auch in der Ego-State-Therapie. Auf einschlägige Techniken wie Imaginationsverfahren wird in der bekannten Weise zurückgegriffen (Reddemann 2003, Huber 2005). Auch John und Helen Watkins (Watkins und Watkins 2003, 143) wendeten bereits vor mehr als 20 Jahren hypnotherapeutische Techniken dieser Art wie bspw. die Übung des sicheren inneren Ortes an.

Stabilisierung durch Vertrauen und Beziehung
Im Laufe der Therapie ist es häufig so, dass immer mehr Anteile bereit sind, zur Stabilisierungsarbeit beizutragen, da sie mehr und mehr die positive Wirkung spüren und Vertrauen in die Therapie entwickeln. Andererseits gibt es Ego-States, Franz Ruppert (Ruppert 2010, 83 ff) bezeichnet sie als Überlebensanteile, häufig sind es auch Täterintrojekte, die die Stabilisierungsarbeit blockieren und so zu einem Widerstand führen. Oft ermöglicht erst ein erfolgreiches Verhandeln mit solchen Ego-States einen wirklichen Effekt von Stabilisierungstechniken.
Der entscheidende Punkt dass diese Teile zum verhandeln bereit ist, ist sie zu würdigen!. Das ist ja bei negativ Verstandenden verhalten weisen immer sher schwierig. Aber selbst das kann man mit der Zeit lernen, indem eine immer größere Akzeptanz kultiviert wird, dass alle inneren Teile bzw Verhalktenweisen einst gekommen sind um zu helfen. Und selbst bei einem Donald Trump den ich aus meiner alltags Ego Haltung entschieden ablehne, kann ich annehmen, wenn ich mir klar mache, dass seine gelebte Ignoranz ein Überlebensprogramm ist, und er bisher scheinbar keine ander Wahl hatte. Da ist man Präsitent der USA und ist im Inneren So eine Arme Socke. Und so kann ich tatsächlich Mitgefühl für diesen mann finden, und sprenge in diesem Moment mein Ego Weg. Ich kann mich nicht mehr in Abgernzung auf ihn beziehen. Plötzlich habe ich keinen festen Standpunkt mehr.

Diese Überlegungen zeigen, dass die direkte Kontaktaufnahme zu den Ego-States zu einem möglichst frühen Zeitpunkt erfolgen sollte. Destabilisierend wirkt ein fortbestehender Täterkontakt. Dafür sind meistens bestimmte Ego-States (Täterintrojekte) verantwortlich. Um einen Täterkontakt nachhaltig aufzulösen, ist die Beziehungsarbeit mit den dafür verantwortlichen Ego-States erforderlich. Die Aufrechterhaltung der Dissoziation stellt, wie oben beschrieben, den eigentlichen Krankheitszustand dar, und sie dient der Vermeidung der intrapsychischen Phobien. (Van der Hart, Nijenhuis, Steele 2008) Aus der Sicht der Ego-State-Therapie könnte man davon sprechen, dass verschiedene Anteile sich voreinander fürchten bzw. sich ablehnen, hassen oder schlichtweg nicht kennen.
Die Angst der Ego-States voreinander wird v.a. durch die Traumaskripts, durch Erinnerungssequenzen, Bilder, Gefühle und anderes traumaassoziiertes Material bedingt, das von bestimmten Ego-States sozusagen verwahrt wird, aus Jungs Sicht Teil dieses Komplexes ist. Die Auflösung der intrapsychischen Phobien dieser Art, u.a. durch verhaltenstherapeutische Methoden, stellt aus der Sicht der Neodissoziationstheorie die hauptwirksame Maßnahme der Therapie dar. Aus der Sicht der Ego-State-Arbeit hieße dies, ein Bewusstwerden (Realisieren) der Existenz der Ego-States untereinander und den Abbau der Ängste voreinander zu fördern, zur Verbesserung der Bindung aneinander oder eben zur Aufnahme von Beziehung mit dem Ziel der Kooperation und des gegenseitigen Verständnisses. All diese Phänomene wirken letztendlich nachhaltig stabilisierend und auch heilsam auf die desorganisierten Bindungsmuster.
Psychoedukation
Ein wichtiger Stabilisierungsfaktor in der Ego-State-Arbeit ist zu Beginn der Therapie ein Quantum an Psychoedukation. Es ist wichtig, dem Patienten zu vermitteln, dass die Existenz von Ego-States eine normale Grundlage der menschlichen Psyche und der Persönlichkeitsstruktur ist. Viele traumatisierte Personen erleben auch in sich große Angst, verbunden mit dem Gedanken, verrückt zu werden, wenn sie erstmals in ihrem Leben die Existenz autonomer Persönlichkeitsanteile wahrnehmen und ihre eigene Dissoziation realisieren. Es ist eine Entlastung für die Betroffenen und damit schon ein Stabilisierungsschritt, wenn man ihnen vermitteln kann, dass dies eine kreative Strategie ihrer Psyche ist, um belastende Ereignisse überstehen zu können, dass ein Zerrissensein in der Seele, ein Nebeneinander von widerstrebenden Tendenzen und Meinungen im Sinne von Goethes Faust »zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust« (Goethe, Faust I, Vers 1112) Menschheitsphänomene sind und mit Psychose nichts zu tun haben. Es hilft den Patienten auch, zu betonen, dass die Integration dieser Anteile Heilung bedeutet. Es muss geklärt werden, dass Integration nicht wegmachen, wegoperieren, medikamentös totmachen heißt, sonst gehen Ego-States, die diese Tendenz von Arztbesuchen bestens kennen, sofort in den Widerstand bzw. geben sich nicht mehr zu erkennen.
Kontaktaufnahme
Die oben stehenden Ausführungen machen deutlich, dass es aus Sicht der Ego-State-Theorie sinnvoll erscheint, möglichst früh den Kontakt zu den Ego-States aufzunehmen. Dies scheint häufig das große Problem zu sein. In Wirklichkeit bieten die Patienten im Allgemeinen den Kontakt zu Ego-States förmlich an, wenn wir nur darauf achten. Bereits ein Symptom, ein psychosomatischer Schmerz, kann der erste Zugang zu einem Ego-State sein oder ein Affekt, der über die Affektbrücke (Watkins u. Watkins 2003) in direkter Weise zu einem verletzten Persönlichkeitsanteil, zu einem traumatisierten Ego-State führt. Der Zugang zu Ego-States erfordert nicht grundsätzlich klassische Hypnose (Die Ausbildung in EST inkludiert aber hypnotherapeutische Techniken).
Man kann den Kontakt zu ihnen am Anfang sehr gut über Externalisierungsverfahren herstellen, bspw. die Aufstellung eines Stuhlkreises (Fritzsche u. Hartman 2010). Wenn die Patienten ein Problem, ein Anliegen formulieren bspw. mit einem bestimmten Affekt besser zurechtzukommen, dann fordert man sie auf, sich bei der Stuhlkreisarbeit mit dem Anliegen zu verbinden und von Stuhl zu Stuhl zu gehen, der jeweils einem Ego-State zugeordnet wird. In einem ersten Durchgang ist es möglich, dass der Patient bei jedem Stuhl nur ganz kurz einen ersten Hinweis auf diesen Persönlichkeitsanteil gibt, den der Therapeut auf einen Zettel schreibt und auf den Stuhl legt. Auf diese Weise kann zunächst erfasst werden, wer zu dem genannten Anliegen befragt werden könnte oder sollte.
In einem weiteren Durchgang kann der Patient von einem Stuhl zum anderen gehen, jeweils Platz nehmen, der Therapeut dahinter stehend schreibt auf den zum Stuhl gehörigen Zettel Wahrnehmungen des Patienten aus der Position des jeweiligen Ego-States, Gefühle, Meinungen, Gedankeninhalte, Erinnerungen etc. in Bezug auf das zugrunde liegende Anliegen. So werden die Informationen Stück für Stück erarbeitet und immer mehr verfeinert. Dies ist ein erstes Ego-State-Mapping, das bereits einen Überblick über das Innensystem ermöglicht im Sinne einer inneren Landkarte.
Später kann auf den Stuhlkreis verzichtet werden, wenn es möglich wird, aus einer Sitzposition heraus immer wieder verschiedene dieser Ego-States herauszurufen und zum jeweiligen Thema zu befragen. Die Kommunikation mit den einzelnen Ego-States erfolgt jetzt in einem spontanen tranceartigen Zustand durch direktes Sprechen oder über ideomotorische Fingersignale. Diese sollten möglichst früh in der Therapiearbeit besprochen und eingeübt werden. Dabei kommt es meist schon zu ersten Versuchen einer Kontaktaufnahme durch Ego-States, die während des bewussten Gesprächs des Patienten durch diese Signale ihre Meinung zu dem Gesagten signalisieren. Man geht feinfühlig auf die Signale ein, mit einer Bemerkung wie: Ich sehe da ein Nein zu dieser ihrer Meinung, da ist offenbar jemand anderer Auffassung, wir sollten uns Gedanken machen, um wen es sich da handelt, um ihn nach seiner Meinung fragen zu können… Alternativ zur Stuhlkreismethode, die zumindest viele Stühle und entsprechenden Raum im therapeutischen Setting verlangt, ist es auch sehr gut möglich, mit Figuren am Familienbrett zu arbeiten, ergänzend aber auch mit naturalistischen Spielfiguren, v.a. in Tierform, Puppen oder im Sandbild.
Fallbeispiel 1
Ein 44jähriger Mann kommt in die Praxis mit dem Anliegen, mit einem Affekt besser umgehen zu können, der die Beziehung zu seiner Ehefrau mehr und mehr belastet. Er kann sich seine Existenz nicht erklären. Es handelt sich um ein Gefühl, das er mit Ekel beschreibt, dass immer bei großer emotionaler und körperlicher Nähe zu seiner Frau auftaucht. Er ist mittlerweile Vater eines Kindes im Säuglingsalter geworden und empfindet den genannten Affekt als Bedrohung für seine Beziehung. Nach einem ausführlichen Anamnesegespräch beim Ersttermin ist der Patient bereits in der zweiten Sitzung bereit, diesem Affekt stärker nachzuspüren mit der Frage, welcher Teil von ihm könnte dieses Gefühl produzieren und mit welcher Absicht. Er verbindet sich intensiv mit dem Gefühl des Ekels und dem damit verbundenen intensiven Druckschmerz hinter dem Brustbein. Auf die Frage, ob er sich an diese Wahrnehmungen bereits in früheren Lebensphasen (Affektbrücke) erinnern könne, taucht ganz spontan ein Bild auf. Er sieht sich als Zweijährigen im Gitterbett stehend, an die Gitterstäbe geklammert, an diesen rüttelnd, laut weinend und schreiend nach der Mutter. Er kann sie nicht sehen, da sie zu diesem Zeitpunkt in einem anderen Stockwerk des Hauses arbeitet. Dies war offensichtlich zu regelmäßigen Zeitpunkten der Fall. Er spürt die Verzweiflung und zunehmende Erschöpfung des kleinen Hannes, der am Ende der Szene einschläft. Das Bild wandelt sich, er sieht, dass der zweijährige Kleine aufwacht und die Mutter zurückkommt, und spürt in dem Moment, in dem die Mutter auf ihn zugeht, das Gefühl dieses so genannten Ekels und den Schmerz hinter dem Brustbein. Er nimmt wahr, dass es sich um ein kompliziertes Gemisch aus Wut, Trauer und Ablehnung der Mutter gegenüber handelt.
Das Bild wandelt sich rasch, und es taucht eine neue Szene auf. Seine beiden Eltern gehen mit ihm als Dreijährigem in den Wald spazieren. Am Ende des Spaziergangs ist es Zeit, den Wald wieder zu verlassen. Der kleine Hannes wehrt sich dagegen, möchte noch weitergehen, die Eltern geben ihm lächelnd zu verstehen, dass er eben dann allein weitergehen müsse, und kehren um. Kurz darauf ist er allein und verlassen in dem Wald und gerät in tiefe Angst, spürt wiederum den Druckschmerz hinter dem Brustbein, und es dauert eine für den Kleinen ewig erscheinende Zeit, bis eine Nachbarin, die ihn kennt, ihn aufgreift und nach Hause bringt. Dort empfangen ihn die Eltern freudestrahlend und mit offenen Armen, wiederum taucht das Gefühl des Ekels, der Ablehnung und der Wut auf. Der Patient realisiert die Trauer, hat Tränen in den Augen und kann die Nöte des kleinen Hannes empathisch wahrnehmen. Dadurch wird ihm bewusst, wie sehr die Sehnsucht des Zweijährigen nach Nähe und Geborgenheit gleichzeitig gekoppelt ist mit Ablehnung und Wut. Diese Mischung von Gefühlstönen war einst in der Beziehung zu seiner Frau nur ein peripheres Problem, nahm jedoch rasch zu, als sie selbst Mutter wurde, und sich dem Stillkind zuwendend immer weniger Zeit für ihn hatte – aus der Sicht des zweijährigen Ego-States. Eifersucht ist somit ein weiterer Gefühlston, der zum Gefühlskomplex des Ekels gehört. Der Patient realisiert, dass der zweijährige kleine Hannes in seiner Ehefrau die Mutter sieht.
Projektion und Übertragung können auch als Ego-State-Phänomene verstanden werden. Die Wahrnehmung und der Bewusstseinshorizont eines Kleinkind-Ego-States entsprechen eben einem zweijährigen Kind und nicht dem erwachsenen Alltags-Ich. Der geschilderte Fall zeigt einen sehr spontanen und raschen Zugang zu einem Ego-State. Der Patient kommt mit einem klaren Anliegen in die Therapie, nicht jedoch mit einer hoch dissoziativen Störung, ist berufsfähig bei guter Alltagsstabilität. PTBS-Patienten würden einen so raschen Zugang zu einem verletzten kindlichen Anteil sicher nicht verkraften und auch nicht zulassen. Ein Beispiel für eine Patientin mit einer hoch dissoziativen Störung (DDNOS F44.9) zeigt dagegen einen ganz anderen Therapieverlauf.
Fallbeispiel 2
Die 33jährige Patientin kommt in die Klinik aufgrund einer ausgeprägten dissoziativen Störung, die zu einer Berufsinvalidisierung geführt hat. Bereits am Beginn der Therapie fallen wechselnde Identitätszustände auf. Die Patientin sitzt oft wie ein scheues Reh verschreckt in der Ecke und leidet offensichtlich unter dem sozialen Stress im klinischen Setting. In Einzelgesprächen lässt sich eine gute Vertrauensbasis aufbauen, und die sich rasch entwickelnde Kohäsion in der Therapiegruppe führt zu einer baldigen Stabilisierung der Patientin mit Zurückgehen der dissoziativen Zustände. In den Gesprächen gibt die Patientin zu verstehen, dass sie ideomotorische Fingersignale bereits kennt, jedoch nicht aus früheren Therapien, sondern sie selbst unterhält sich quasi mit ihrer Innenwelt mit diesen Fingersignalen, kann sozusagen im stillen Kämmerchen Informationen von innen bekommen, kennt da bereits eine alte weise Frau, die ihr immer wieder gute Ratschläge gibt, und wenn sie so still für sich nachdenkt, kommen immer wieder Reaktionen über Fingersignale, die ihr deutlich machen, dass es noch andere Seelenanteile in ihr geben müsse.
Sie ist darüber besorgt, dies könnte ein Zeichen für eine beginnende Psychose sein. Entsprechende Erklärungen aus der Sicht der Ego-State-Therapie wirken für sie entlastend, und es ist sehr rasch möglich, mit den Fingersignalen bereits Kontakte zu der weisen Helferpersönlichkeit aufzunehmen, die im weiteren Verlauf zu einem wertvollen Helfer und Berater in der Therapiesituation wird. Es erscheint sinnvoll, den Zugang zu den Ego-States zu systematisieren und einen Überblick zu gewinnen, und es wird mit der Patientin eine Stuhlkreisarbeit über mehrere Sitzungen durchgeführt.
Es zeigen sich insgesamt 12 Ego-States in verschiedenen Alterszuständen. Die Patientin nimmt bei der Stuhlkreisarbeit von einem Stuhl zum anderen gehend Platz und kann in der jeweiligen Position eines Ego-States teilweise mit leiser Stimme sprechen, in manchen Fällen jedoch nur mit ideomotorischen Fingersignalen auf meine ja-nein-strukturierten Fragen Antworten geben. Sie geht dabei in einen spontanen, tranceartigen Zustand. Es lässt sich eine Übersicht erstellen mit Altersangaben zu den einzelnen Ego-States, Namen werden genannt, Eigenschaften beschrieben, Informationen gegeben über die Beziehung der Ego-States zueinander, sodass ein Überblick über das Beziehungsnetz geschaffen werden kann, der auch zeigt, an welchen wichtigen Positionen Beziehungen unterbrochen sind, um traumatische Erfahrungen verdeckt zu halten, die andere Anteile bzw. das Alltags-Ich überfordern würden. Die im stationären Setting auf diese Weise gewonnenen Informationen über das Innensystem können nach der Entlassung der Patientin in einer ambulanten Therapie weiterverwendet werden. Es wird möglich, Gespräche zwischen einem 12jährigen Mädchen, das missbraucht wurde, und dem Täterintrojekt herzustellen. Es gibt quasi harmlose, ungefährliche Gesprächskombinationen wie zwischen der alten Weisen und dem 12jährigen Mädchen, aber auch einem Vaterintrojekt, und verschiedenen Kindanteilen, die stabilisierend wirken und unverfänglich sind, da nicht mit traumatischen Erfahrungen verbunden.
Die eigentlich schwierige Begegnung zwischen dem Täterintrojekt, dem so genannten Fremden, und der 12jährigen sind jedoch nur in der sicheren Atmosphäre der Therapiesitzung möglich. Die beiden können sich in einem Trancezustand der Patientin direkt miteinander unterhalten. Dieses Gespräch wird durch mich als Therapeut durch Hin- und Herfragen geleitet, jeweils ja-nein-strukturierte Fragen werden mit ideomotorischen Fingersignalen beantwortet. Es zeigt sich, dass das Täterintrojekt dafür verantwortlich ist, den Täter im Außen zu schützen, dass er nicht verraten wird, keine Details weitergegeben werden und das Täterintrojekt somit Angst hat vor den Erzählungen der 12jährigen. Diese wiederum befürchtet, dass durch die Therapie die Erinnerungen in Vergessenheit geraten könnten. Sie realisiert als traumatisierter Ego-State nicht die Gegenwart im Hier und Jetzt. Dies wird durch die direkte Arbeit mit diesem Ego-State jedoch möglich, und es wird für die 12jährige auch begreifbar, dass der als Täterintrojekt fungierende Ego-State nicht mit dem Außentäter identisch und damit nicht für die Tat verantwortlich ist, nicht bestraft werden muss, keine unmittelbare Bedrohung darstellt.
Es wird auch für mich eindrucksvoll erlebbar, wie eine tiefere Sinnhaftigkeit des Täterintrojekts darin besteht, dass durch diesen Täter-Ego-State eine Aussprache möglich wird, eine Annährung und auch eine Art von innerem Frieden, ein um Verzeihung bitten durch das Täterintrojekt. Dies wäre mit dem Außentäter zum derzeitigen Zeitpunkt undenkbar. Durch die intensive Gesprächsarbeit zwischen dem Vaterintrojekt und einem 6jährigen Kind verbessert sich die Beziehungsqualität der Patientin zu ihrem Vater im Außen deutlich. Hier sind bereits klärende Gespräche über schwierige Situationen in der Kindheit der Betroffenen möglich. Bei zunehmender Reduktion der intrapsychischen Phobien der Ego-States untereinander wird es der Patientin mehr und mehr möglich, auch im Alltag die Kommunikation der Ego-States untereinander zu intensivieren. Sie fängt an, ein quasi automatisches Schreiben zu entwickeln. Die linke Hand wird nach wie vor für ideomotorische Fingersignale verwendet. Sie selbst geht zu passenden Zeitpunkten im Alltag, in denen sie sich sicher fühlt und sich in ihrem Zimmer zurückziehen kann, in einen leichten Trancezustand. Die Augen dabei jedoch geöffnet, kann sie mit der rechten Hand Botschaften, die die linke Hand durch Fingersignale meldet, oder die durch innere Stimmen mitgeteilt werden, aufschreiben und kann damit ein Skript anlegen, das ihr einen zunehmenden Überblick über ihre Biografie ermöglicht. In ein spezielles Heft können auch traumatische Erinnerungen niedergeschrieben werden.
Am Anfang der Arbeit mit der Patientin stand das Bemühen, die Bedürfnisse, Wünsche und Befürchtungen der einzelnen Ego-States kennenzulernen und ihnen auch zunehmend Verständnis und Sicherheit zu vermitteln. Durch die eigene schriftliche Arbeit konnte die Patientin mehr und mehr Selbstwirksamkeit erfahren und neben dem Therapiesetting ihren therapeutischen Prozess, sprich die Entwicklung einer Kooperation im Ego-State-System, auch selbst weiterführen.
Fallbeispiel 3
Eine 45jährige Patientin kam in die ambulante Therapie aufgrund immer wieder auftretender schwerer depressiver Episoden und latenter Suizidgedanken sowie massiver psychosomatischer Beschwerden, die über Jahre hinweg ärztlicher Therapie bedurften. Autoallergische Erkrankungen mussten mit Cortison behandelt werden, und aufgrund eines Schmerzsyndroms kam es zu jahrelangem massivem Analgetikagebrauch. Nach einer affektiven Stabilisierung mit teilweise auch stationären Aufenthalten traten unvermutet Flashbacks auf mit Erinnerungsbildern, die auf einen Missbrauch im frühen Kindesalter hindeuteten. Die Patientin war für diese Phase vorher völlig amnestisch und mit dem Auftreten der Flashbacks wurden auch heftige Kopfschmerzattacken sowie Gelenksschmerzen getriggert. Im Rahmen der imaginativen Stabilisierungsarbeit zeigte sich spontan ein verletztes Kind, das von der Patientin als die kleine Anna bezeichnet wurde. Erst in Träumen auftretend, kam es dann auch tagsüber in Imaginationen zu immer häufigeren Kontakten, die die Patientin sehr verunsicherten. Zeitweise entwickelte sie eine massive Ablehnung gegen dieses Kind, das sie als schmutzig, eklig, widerspenstig bezeichnete, das ständig danach drängte, ihr Geschichten erzählen zu wollen. In der Imagination sah sie dieses Kind in einen tiefen Keller gesperrt mit zahlreichem Gerümpel, in dem sich das Kind verstecken konnte. Nach und nach gelang es ihr, den Kontakt zu intensivieren, das Kind über die Kellertreppe durch innere Helfer mit Nahrungsmitteln und Kleidung zu versorgen.
Immer wieder versuchte sie, diesen Ego-State wegzusperren, um ihn nicht anhören zu müssen. Letztendlich gelang es, das Vertrauen dieses verletzten, kindlichen Anteils zu stärken und die Erlaubnis der Erwachsenen zu bekommen, mit dem Kind direkt Kontakt aufzunehmen. Es erforderte nur eine geringfügige Veränderung der Stimmlage, um die Patientin in einen leichten Trancezustand zu versetzen. Sie nahm dabei spontan eine veränderte Körperhaltung ein, hielt ein kleines Stofftier in der Hand, auf dem sie während der gesamten Trancephase heftig herumknetete und mit kindlicher Stimme zaghaft zu sprechen begann.
Als 4jähriges Kind sprach sie im Du zu mir, wollte auch von mir in dieser Form angesprochen werden und begann, von ihren traumatischen Erfahrungen zu erzählen. Dabei ging es weniger um die Details des Missbrauchs, als vielmehr um die Gefühle des Kindes, um Ängste, Verwirrung, den Zweifel an der Loyalität gegenüber dem Vater, versteckte Wut, hauptsächlich aber Scham und Schuldgefühle, das Gefühl, schmutzig zu sein. Es ging um Ekel, um Schmerz und um die Verzweiflung über den Verrat der Mutter, die ihr nicht zuhören wollte, sie nicht schützen wollte oder konnte. Die Erwachsene konnte in diesen Trancezuständen immer selbst entscheiden, ob sie ihrem inneren verletzten Kind zuhören möchte oder nicht. Letztendlich gelang es ihr immer besser, zuzuhören und zu realisieren, wie weit die Missbrauchserfahrung wirklich gegangen war. Mehr und mehr konnte sie Empathie für diesen kindlichen Ego-State entwickeln, sich um die Bedürfnisse des Kindes kümmern, mit ihm zusammen spielen, es in seinen Alltag einbauen und Co-Bewusstsein entwickeln. Mit zunehmender empathischer Verbindung zu diesem Ego-State verschwanden mehr und mehr die psychosomatischen Symptome, die Analgetikatherapie wurde vollständig eingestellt. Es konnte dann auch auf die Probleme in der Intimität in der Beziehung eingegangen werden, durch Absprachen mit dem kindlichen Anteil, dass die kleine Anna sich dabei an ihren sicheren Ort zurückziehen sollte. Bei der Bearbeitung dieser Thematik traten Täterintrojekte auf, die dabei eine erhebliche Rolle spielten, die Patientin in der Intimität mit dem Partner in Flashbacks zu versetzen. Der kindliche Ego-State konnte mehr und mehr lernen, zwischen dem Partner der Patientin und dem Missbrauchstäter zu unterscheiden, damit in der Hier-und-Jetzt-Realität anzugelangen. Die Täterintrojekte traten bei der Patientin in einer sehr symbolhaften Form auf, trotz der eindeutigen Zuordnungsmöglichkeiten zu den biografischen Hintergrundfiguren. Auch eine Kontaktaufnahme mit direkten Gesprächen zu den Täterintrojekten war in diesem Stadium nicht möglich bzw. notwendig, da die Patientin inzwischen eigene Strategien entwickelt hatte, um eine Neuordnung im Innensystem aufzubauen. Es ist anzumerken, dass die Patientin eine dissoziative Symptomatik und eine komplexe PTBS aufweist, jedoch keine dissoziative Identitätsstörung. Die Identität ist im Alltag kohärent.
Die vorliegende Arbeit soll einen kurzen Überblick über die Ego-State-Theorie, ihre Wurzeln sowie die praktische Anwendung der Therapie verschaffen. Der Kreis von Janets dissoziativen Anteilen über Jungs Komplexe bis zu Watkins Ego-States schließt sich in der Auffassung all dieser Phänomene als Energiezustände, die durch ein Herabsinken des mentalen Energieniveaus »sichtbar« werden (verursacht durch den traumatischen Stress und ähnlich in der hypnotischen Trance). Ihre bildhafte Beschreibung ist nur ein Arbeitsmodell. Der Prozess in der Ego-State-Therapie liegt in der Bindungsarbeit im Selbst, im Wachsen der inneren Kooperation bis zur Integration. Er ist dialogisch und dialektisch – und vergleichbar mit dem Prozess in der Gruppentherapie, nur in der inneren Gruppe.
Die Theorie Janets ist beschreibender Natur und bedarf nicht des Konstrukts des dynamischen Unbewussten der Psychoanalyse! Schon Morton Prince empfahl, den Begriff des Unbewussten durch Kobewusstsein zu ersetzen. Freud und Janet trennten Welten in ihrer Auffassung vom Wesen der Psyche und des Psychotherapeutischen Prozesses.

Naja und all das mache ich im Grunde seit Jahren mit mir selbst ohne zu wissen, dass es dafür einen Begriff wie Teilearbeit gab. Ich dachte immer ich bin ein bisschen verrückt, oder das sei esoterisch, aber um so mehr ich mir Wissen über Therapie aneigne, um so mehr erkenne ich dass das symbolische einfach nur die Sprache des Unbewussten ist und das viele anerkannte Methoden so arbeiten. 

Ich glaube das erste Mal bin ich mit den Idee zusammengestoßen als ich gehört habe, dass wir im Klartraum den Alptraumfiguren begegnen können, um sie zu fragen: Was stellst du dar?
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