RE: Das Gelingen und das Gewinnen
28.04.2021, 18:50
Zitat:Aber manchmal kann man das Gelungene (z.B. ein Kuchen) einer zweiten Person präsentieren.
Da hilft mir oft Innere Kind Arbeit. Ich backe eine Kuchen und dann lobe ich mich. Wow den Kuchen hast du ja super gebacken. Du bist eine gute Bäckerin. Das Innere Kind freut sich. Ich gebe mir selbst Berührungen. Schlage mir anerkennend auf die Schulter, umarme mich oder belohne mich mit etwas. Wenn ich das als KInd erhalten hätte, dann müsste ich das nicht machen, aber ich muss an ganz vielen Stellen Liebe nachträglich geben.
Zitat:Dies kann aus dem Motiv geschehen dieser zweiten Person zu imponieren oder eine Forderung dieser Person zu befriedigen.
Bei manchen Dingen allerdings versagt das der Innere Erwachsene, weil er ganz elementare Erfahrungen, um eine gute Mutter, ein guter Vater zu sein, selbst nicht gemacht hat. Dann muss eine Fremdregulation her.
Ich brauche jemanden der mir mal das ... gibt damit ich die Erfahrung machen kann.
Zitat:Spielen kann man allein, insbesondere Videospiele. Beim Spielen kommt es aber aufs Gewinnen an. Daher funktionieren Videospiele auch nur dann "als Spiel" wenn man die virtuellen Spielpartner, die in vielen Spielen eingebaut sind akzeptiert und so tut, als seien es soziale Objekte. Beim Spielen gibt es Gewinner und Verlierer. Wer nicht gern verliert, der darf nicht spielen. Aber wer verliert schon gern?
Es gibt auch Spiele die Gewinnen und Verlieren nicht so schwarz weiß darstellen. Im Kindergarten denke ich da zum Beispiel an Brettspiele, wo alle gemeinsam gewinnen. Obstgarten zum Beispiel. Wenn alle Früchte pflückt sind gewinnen alle gegen den Raben. Oder alle verlieren gegen den Raben.
Auch am PC gibt es ein ganzes Genre dazu: Koop Spiele. Viele Sandbox Spiele bauen auf Kooperation, statt Gegnerschaft. Aber auch bei Shootern wie Reinbow Six oder Ghost Recon kann man gemeinsam als Gruppe gegen die KI spielen.
Wenn man immer zwischen entweder Gewinnen (oben sein) und Verlieren (unten sein) hin und her pendelt, dann fehlt die Erfahrung eines weiteren Spielraums, wo kooperative Erfahrungen gemacht wurden. Also statt einem Gewinnen/Verlieren Spiel, ein kreatives Spiel wo sich jeder schöpferisch einbringen kann.
Zitat:Bei einem psychisch gesunden Menschen entsteht beim Verlieren kein großer Verdruss, kein großes Leid. Er freut sich für den Gewinner mit. Er ist mit dem Gewinner identifiziert, denn der Gewinner ist sein Freund.
Ich bin natürlich auch von diesem Gewinner vs Verlierer, schwarz weiß Denken ohne Alternativen geprägt. Dein Thema passt auch gerade herrlich zu meinem Thema, welches ich heute in meinem TTB bearbeitet habe.
Ich identifiziere mich chronisch mit den Verlierern, weil ich die Gewinner oft als Unterdrücker der Verlierer wahrnehme. Die Gewinner haben immer auf meine Kosten gewonnen. So folge daraus, dass ich chronisch an die Verlierer denken musste, weil ich mich ja selbst sah.
Wer sich mit chronisch mit den Gewinnern identifiziert, hat aber genauso ein Täterintrojekt. Da gibts nen super Vortrag von Jochen Peichl Namens: Der Schatten des Täters im Selbst. (Netzwerk Auditorium)
Täter und Gewinner in einem Atmenzug nenne ich nur, wenn da keine Spielräume sind. Nichts gegen ein Spiel. Nichts gegen eine gute Leistung. Nicht gegen Anerkennung einer guten Leistung. Aber wenn alles immer nur auf Konkurrenz basiert, dann ist das kein Ausdruck von Harmonie. KInder treten ja auch oft über Spiel Beziehung. gerade Jungs lernen häufig dass sie nur über Konkurrenz und Leistung emotionale Reaktionen ihrer Väter hervorkitzeln können. Viele Männer haben nie gelernt auf andere Weise in Beziehung zu treten. Manchmal sehe ich mich genötigt da mitzuspielen, obwohl mir das gar nicht entspricht.
Ich suche immer noch den Weg da raus. Weder Opfer noch Täter. Weder Gewinner noch Verlierer. Lieber einfach nur Mensch. Aber geh mal offenherzig auf Menschen zu die es nicht gewohnt sind, sich sich offen zu verletzlich zu zeigen. Man begegnet vielen erstarrten Menschen.
Aber ich habe so viele schmerzlicher Erfahrungen in mir, die mit Bewertung von Leistung zu tun haben, dass das gar nicht so einfach ist, andere Spielräume zu sehen. Ich würde mich mal gerne dafür öffnen, welche anderen Spielräume es da gäbe. Ich glaube das ist nichtmal das Problem, sondern Mitspieler zu finden.
Bei PC Spiele, wie gesagt, kann ich ein kreativ schöpferisches Koop Spiel wählen. Aber wie das so gesamtgesellschaftlich gehen soll, solange unser ganzes System auf Leistung und Wettbewerb basiert, weiß ich noch nicht. Wenn man Glück hat, hatte man Eltern die dir wenn du ne schlechte Note geschrieben hast, gesagt haben, macht dir nichts draus. Es ist nicht wichtig. Ich bekam dann noch mal Ärger. Die Verletzung über die Zurückweisung einer schlechten Leistung sitzt so tief. Immer wieder krass wie die ganzen Traumata in einem wirken.
Gewinnen vs Verlieren ist Integral gesehen auf der Ebene von Rot und Blau angesiedelt. Rot setzt sich gewalttätig durch. Blau hat dafür Regel. Ab Orange das Schöpferische und ab Grün der kreative Prozess. Kreative auf Kooperation basierende Spiele kann man also nur mit Menschen ab einem gewissen Mem spielen.
Zitat:Es scheint Menschen eine Lust zu bereiten Regeln zu befolgen.
Auf der Ebene von Blau ja.
Rot kann sich noch nicht an Regeln halten.
Orange definiert Regeln selbst. Orange ist total auf Leistung und Gewinnen versessen.
Grüne will sich nicht mehr an Regeln halten.
Zitat:Auch im Sozialverhalten gibt es Regeln, und nur die wenigsten Leute machen sich über diese Regeln Gedanken. Viele Leute wissen aber durchaus, dass es Regeln gibt.
Ich hab mir da sehr viele Gedanken drüber gemacht, weil ich 20 Jahre lang Kinder in Regeln hinein konditioniert habe. An der Stelle bin ich ja Fachidiot. Passe genau ab, wo ich wann und wie den Anker setzte.
So ist mir auch meine eigenen Konditionierung dadurch sehr bewusst geworden.
Zitat:Diejenigen, die nicht wissen, dass es Regeln gibt, die das soziale Verhalten steuern, befinden sich mehr oder weniger in einem Zustand der Unschuld.
Ja auf der Ebene von Rot und tiefer ja. Auf Blau werden regeln gelernt. Auf Orange bewusst hinterfragt und selbst geschöpft. Ab Grün werden Regeln bewusst in Frage gestellt. Also man kann sich an Regel halten, aber man will nicht mehr. Jetzt noch mal im Vergleich zu Rot. Rot kann sich noch nicht an Regeln halten.
Ist auch ne spannende Sache bei den Corona Maßnahmen Gegnern. Wer von denen kann sich nicht an Regeln halten udn wer will nicht mehr?