Hallo Throrthor. Deine Erzählung klingt äußerst interessant für mich. Ich war mir nicht bewusst, dass der Konsum von Cannabis zu REM-Phasen am Tag führen kann. Ist das wirklich schon erforscht, wie du sagst, oder ist das bisher nur eine These? Ich denke, es ist gut, wenn wir offen bleiben, bis wir genau wissen, was die kausale Ursache ist. Es ist mir zwar bekannt, dass manche Menschen durch Cannabiskonsum nicht mehr träumen, allerdings scheint dies meistens bei Dauerkonsum der Fall zu sein. Meine Info dazu ist, dass die Wissenschaft noch keine kausale Ursache gefunden hat, warum der Traumschlaf gestört wird.
Ich hatte einen Freund, der über viele Jahre hinweg täglich Cannabis konsumiert hatte und sich nicht mehr an seine Träume erinnern konnte, obwohl er ansonsten ein sehr bewusster Mensch war. Bei ihm konnte ich sehr deutlich beobachten, dass der Cannabis-Konsum eine Art Kompensationsfunktion für ihn hatte. Es half ihm, seine Traumata zu verdrängen, mit denen er sich nicht konfrontieren konnte / wollte. Das ist völlig in Ordnung, und ich habe keine Kritik daran, denn eine andauernde Überforderung ist auch nicht gut. Er hat ebenfalls sprituelles Erwachen erlebt und musste die Türe an der Stelle verschließen. In seinem Fall wirkte Cannabis eben wie eine Medizin, die sein traumatisiertes Nervensystem beruhigte, sodass er wieder schlafen konnte. Es ging ihm damit sehr gut und da er im Wachleben recht glücklich wirkte, störte er sich nicht an der verlorenen Traumerinnerung. Ich persönlich wäre damit wohl nicht zurfrieden gewesen, obwohl ich die Notwendigkeit die Türe zum Unbewussten zu verschließen aus eigener Erfahrung sehr gut kenne.
Er litt im Grunde genommen unter schweren Schlafstörungen, die Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung waren, und er behandelte diese Symptome eigenständig mit Cannabis. Der Übergang zwischen Selbstmedikation und Freizeitkonsum bei Cannabis ist meiner Ansicht nach sehr schmal, auch bei mir selbst. Ich glaube, dass viele Menschen, die regelmäßig Cannabis konsumieren, oft auch medizinische Gründe dafür haben, selbst wenn sie sich dessen vielleicht nicht vollständig bewusst sind.
Möglicherweise wollte er sich nicht an seine Träume erinnern, weil er dann mit Themen konfrontiert worden wäre, die er lieber verdrängen wollte. Wer am Tag seine Gefühle dämpft, muss sie ja auch im Traum dämpfen, weil sie dort sonst wieder hoch kämen. Menschen, die ihre Emotionen am Tag verdrängen, haben ja auch oft Albträume. Die Themen kommen dann durch die Hintertür hoch. Also muss man, wenn man seine Emotionen dämpfen will, auch die Hintertür verschließen, damit man Ruhe hat. Das ist meine These. Sonst wäre Cannabis nicht so funktional, wenn die Hintertür immer noch offen wäre.
Das Erinnern an Traumaktivitäten erfordert Energie und Ressourcen, sowie Methoden, um mit schlechten Träumen und unangenehmen Gefühlen umzugehen. Wenn jemand nicht über die erforderlichen Ressourcen verfügt, um damit umzugehen, kann es für ihn vielleicht besser sein, sein Leiden symptomatisch mit Cannabis zu regulieren. Es kann demnach besser sein, wenn ein Mensch gerade nicht bewusst träumt. Cannabis schützt vor emotionalen Überforderungen und überschreibt schlechte Emotionen mit Positivität und Freude. Blöd ist, wenn man dann ewig in dieser Schutzhaltung steckt und da nicht mehr rausfindet, weil man keine alternative Therapiemethode kennen gelernt hat, mit diesen Emotionen umzugehen. Ich habe den Glaubenssatz, dass man sich auch seiner negativen und dunklen Seite stellen muss. Irgenwann zumindest. Wer das geschafft hat, der wird wie ich vermute gar nicht mehr in eine Sucht rutschen, weil man dann ja eben mit allen Gefühlen sein kann, auch mit den schlechten.
Ich habe selbst Erfahrungen mit Schlafstörungen und einer Art ADHS-Symptomatik aufgrund meiner PTBS und weiß, wie gut Cannabis in diesem Zusammenhang wirken kann. Ich greife auch manchmal darauf zurück, aber für mich ist das eben keine Dauerlösung. Für mich ist das nur ein Teil der Lösung. Es ist nur ein Teil der Möglichkeiten, die mir zur Verfügung stehen. Ich wähle sehr oft die konfrontative Auseinandersetzung mit den Ursachen meiner Leiden. Dabei muss ich mich den auftretenden Emotionen und Bildern stellen. Allerdings schaffe ich das auch nicht immer, und so habe ich auch sehr viel Verständnis dafür, dass es manchmal Zeiten gibt, in denen man vor allem Ruhe braucht. Wir brauche oft erst Ressorcen um uns unseren Traumata zu stellen. Solche Ressorcen lernt man zum Beispiel in einer Psychotharapie. Man lernt Methoden, wie man mit den negativen Emotionen umgehen kann.
Ich halte Substanzen für sehr hilfreich bei der Bewältigung emotionaler Baustellen. Für mich persönlich darf Konsum von Substanzen nur nicht die einzige Lösung sein. Das ist aber das Problem vieler Kiffer. Es ist oft ihre einzige Lösung. Das Problem ist aber gar nicht das Cannabis an sich, sondern das Fehlen von alternativen Methoden mit den Emotionen umzugehen. Und so entsteht dann die Sucht. Am besten ist, man hat mehrere Optionen. Dann wird das Kiffen auch nicht zur Sucht. Denn dann ist Cannabis nur eine Lösung von vielen. Unsere Gesellschaft lernt wie ich glaube, gerade das zu verstehen.
Möglicherweise gibt es auch eine Kombination aus einer Therapie mit Cannabis und psychotherapeutischen Methoden, die dazu beitragen können, PTBS-Symptome langfristig zu bewältigen? Manchmal muss man solche Therapien selbst erfinden. Allerdings erfordert dies meiner Meinung nach mehr als nur den Konsum von Cannabis alleine.
Es erfordert meiner Ansicht nach eine gründliche Analyse der inneren Unruhe, das Auseinandersetzen mit den Emotionen und Bildern, die damit hochkommen können. Wer keine standardisierte Psychotherapie zur Bewältigung seines Traumas machen möchte, der findet auch in der Psychonauten-Szene viele Anregungen, wie man eine analytische Komponente in den bereits bestehenden Konsum integriert.
Es geht meiner Meinung darum wie man aus einem unbewussten Konsum einen bewussten Konsum macht. An der Stelle gibt es viel Literatur, besonders im Hinblick auf den Umgang mit Psychedelika. Was man mit Psychedelika machen kann, kann man auch mit Cannabis machen. Es ist eine Frage der inneren Ausrichtung. Die Substanz an sich spielt meiner Ansicht nach eine viel geringere Rolle, als die innere Haltung.
Es kann aber auch sein, dass man erst mal Unterstützung braucht. Meine persönliche Erfahrung mit Trauma ist so, dass ich das alleine nicht geschafft hätte. Es gab Emotionen, die so stark und überwältigend waren, dass ich jemanden im Außen brauchte, der mich durch diesen Prozess geführt hat. Ich brauchte zu machen Zeiten jemanden, der mich stabilisiert hat. Ich habe das in einer standardisierten Psychotherapie gefunden, die von der Krankenkasse bezahlt wurde. Diese Erfahrungen konnte ich dann später auch in meine eigenständige Arbeit mit Substanzen einfließen lassen. Jetzt kann ich mich in den allermeisten Fällen alleine regulieren. Substanzen sind für mich Verstärker, mit denen ich ganz tief in eine emotionale Erfahrung oder in eine Problematik reisen kann. Die Intensität die dabei entsteht, in Kombination mit der analystischen Betrachtung, ist oft sehr hilfreich um alte Traumata zu lösen.
Ich glaube nicht an das Narrativ, dass Drogen grundsätzlich schädlich sind. Ich glaube, es hat sehr viel damit zu tun, wie wir eine Substanz einsetzen und wie viele alternative Möglichkeiten wir sonst noch in unserem Werkzeugkoffer haben, um mit den Dingen umzugehen. Sucht ist für mich das Fehlen von Alternativen und Handlungsmöglichkeiten. Wenn Cannabis das Einzige ist, was Freude macht, oder das Einzige, was Ruhe bringt, dann ist das schlecht. Man sollte noch eine Hand voll weiterer Alternativen in seinem Werkzeugkoffer haben, dann wirkt sich der Konsum auch nicht schädlich aus. Wie gesagt das Problem vieler Kiffer ist, dass es die einzige Methode ist, die sie kennen. Cannabis ist dabei aber nicht das Problem. Das Problem ist das fehlen von Spielräumen und Handlungsalternativen.
Chronische Unruhe und chronische Schlafstörungen, so wie es bei mir der Fall ist, sind bereits in der Kindheit entstanden, und es braucht eine intensive Hinwendung, um das zu ändern. Bei mir hat es damit zu tun, dass mir in der Kindheit Sicherheit gefehlt hat. Das Nervensystem lernt ja auch von den Eltern. Wenn die Eltern sich selbst nicht sicher fühlen, können sie auch keine Sicherheit an das Kind vermitteln. In meiner persönlichen Vorstellung könnte eine Kombination aus Cannabistherapie und Psychotherapie für mich evtl gut wirksam sein. Ich hatte aber, wie gesagt, schon viele psychotherapeutische Erfahrungen in meinem Werkzeugkoffer. Jemand, der noch keine selbstwirksamen therapeutischen Methoden kennt, muss vielleicht auch erstmal eine Konsumpause einlegen, um diese Alternativen zu erkunden. Meditation kann natürlich ebenso wirksam sein, wie Psychotherapie.
Ich habe es im Grunde umgekehrt gemacht. Ich habe mit Anfang oder Mitte 20 das Kiffen erstmal aufgegeben und mich ab Anfang 30 bis jetzt (ich bin 43), nur mit Meditation und psychotherapeutischen Methoden beschäftigt. Ich war damals regelrecht hochmütig, dass ich gar keine Drogen mehr brauche, um mein Bewusstsein zu erweitern. Mein oben erwähnter Freund hatte viel mit Pilzen gearbeitet, um sich seinen Traumata zu stellen und um in höhere Bewusstseinsebenen zu gehen. Ich habe, was das Thema angeht, auf ihn herabgeschaut, und mich für etwas Besseres gehalten, weil ich das alles nicht brauchte, um in diese Bewusstseinsräume einzutreten. Ich war nach meiner Psychose wie Obelix, der in den Zaubertrank gefallen war. Das hat mich oft total hochmütig gemacht. Dann kam es anders, als ich dachte. Ich kam ganz unerwartet nochmal mit psychedelischen Substanzen in Kontakt, und das war jedesmal eine ganz besonders positive Erfahrung für mich, die mich auf meinem Weg weiterbrachte.
Jetzt möchte ich nochmal erkunden, inwieweit Cannabis sich positiv auf meine Symptome auswirkt, die ich mit Meditation und Psychotherapie alleine, noch nicht ganz abstellen konnte. Für mich ist das so eine Art Integration der Methoden, die ich bisher abgewertet hatte. Es ist eine Anerkennung dessen, dass alle Methoden ihre Berechtigung haben und dass mein psychotherapeutischer Weg nicht besser ist, als der Weg eines Psychonauten.
Ein Psychonaut wäre für mich ein bewusster Kiffer. Jemand der sich nicht nur betäubt, um vor sich selbst zu fliehen, sondern der bewusst mit der Substanz arbeitet um sich selbst zu erkennen. Man darf nicht alle Cannabiskonsumenten in einen Topf werfen. Wir haben ja oft das Bild im Kopf von Leuen die jeden Tag kiffen und ihr Leben nicht mehr auf die Reihe bekommen. Ein Psychonaut ist jemand der ganz bewusst mit einer Substanz arbeitet. Jemanbd der ganz bewusst mit Dosis, Set und Setting arbeitet und seinerm Konsum eine bewusste Richtung gibt.
CBD Blüten mit wenig THC haben keine negativen Auswirkungen auf meine Traumerinnerung. Ich könnte mir vorstellen dass man da auch mit den Sorten experimentieren muss. Vielleicht hat eine eine Sorte mit wenig THC (so 1 - 5 %) und viel CBD (10 - 20%) eine ganz andere Wirkung auch auf den Schlaf. Das zu erforschen aber erst möglich, wenn wir einen vernünftigen deklarierten Zugang zu Cannabis bekommen, und wir genau wissen was drin ist.
Ich hatte in meiner Jugend intensive Meditationserfahrungen mit Cannabis, bei denen es mir leicht fiel, durch eine Art "Bodyscan" in die Schlafparalyse zu gelangen. Damals habe ich oft Haschisch verwendet, das ja bekanntlich viel CBD hat. Leider weiß ich nicht mehr, wie sich das auf meine Träume ausgewirkt hatte, da ich damals noch gar keine Traumarbeit gemacht hatte. Das war die einzige Phase wo ich viel gekifft hatte. Ansonsten war ich maximal immer ein Gelegenheitskonsument.
Ich habe mich am Abend auf den Rücken gelegt und habe dann beobachtet (Bodyscan) wie mein Körper in die Schlafparalyse ging. Das ist so intuitiv entstanden, ohne dass ich wusste was ich da mache. Scheinbar ist dieses Thema schon immer in mir angelegt gewesen. Es hat sich dann einfach entfaltet. Ich habe nie gerne mit anderen Leuten konsumiert. Für mich ist das immer Stress gewesen. Cannabis hatte für mich immer etwas mit Meditationund Intensivierung der Sinne und tieferem Fühlen zu tun. Auf Partys mochte ich das nie.
Deshalb habe ich nicht dieses pauschale schwarz-weiß-Denken, dass Cannabis generell schlecht für Klarträume ist. Ich glaube das hängt eben von vielen Faktoren ab. Faktoren, die wir erst genaustens untersuchen müssten.
Ich persönlich denke, es hängt davon ab, wie man Cannabis verwendet und welche geistige Absicht man setzt. Es ist ja zb auch bekannt, dass Cannabis bei Menschen die Erfahrungen mit Psychedelika haben, psychedelisch wirken kann. Das funktioniert, meiner Ansicht nach eben genau so, über den Fokus. Man kann dem Konsum eine Richtung geben, siehe Dosis, Set und Setting.
Ich habe vor, die Wirkung von Cannabis im nächsten Jahr nochmal näher zu untersuchen, sobald ich selbst anbauen darf. Vor allem möchte ich dann auch nochmal erkunden, inwieweit Cannabis die WILD Technik erleichtert, wie ich das als Jugendliche erfahren hatte. Sollte meine Traumerinnerung dabei auf der Strecke bleiben, muss ich natürlich schauen wie ich damit umgehe.
Da ich Cannabis grundsätzlich nicht verwende um Emotionen zu unterdrücken, könnte es sichja auch herausstellen, dass beimir Cannabis gar nicht Traumerinnerungslöschend wirkt? Medizinisch fehlt mir manchmal nur am Abend dass ich runter kommen kann. Grundsätzlich stelle ich mich aber alle meinen Emotionen sehr konfrontativ,
Ich glaube jedenfalls nicht, dass Cannabis pauschal Träume und Klarträume unmöglich macht. Ich glaube, es kommt immer darauf an, wie man mit der Substanz umgeht, also zu welchem Zweck man die Substanz verwendet und wie man seine Absicht lenkt. Ich freue mich schon das zu erforschen.
Wenn ich Cannabis als Emotions-Dämpfer verwende, dann wird Cannabis vermutlich auch den Zugang zu den Träumen erschweren. Was ist aber, wenn ich Cannabis als Emotions-Intensivierer verwende, weil ich meinen Fokus während des Konsums auf meine Emotionen richte?
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