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Die zwei Seiten der Klarheit

Die zwei Seiten der Klarheit
#1
16.09.2024, 21:50 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 16.09.2024, 21:52 von ichbinmehr.)
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Aus einem Austausch mit Craoo über Träume (mit freundlicher Genehmigung von Craoo, dieses Gespräch zu veröffentlichen).

Craoo: "Ich hatte noch nie so viel Kontrolle in einem Klartraum, wie beim Hausbau. Alles funktionierte, so wie ich es wollte und ich war mir die ganze Zeit bewusst. Das Bewusstsein über den Traumzustand habe ich zwar schon viele Male erleben dürfen, aber nicht mit dieser Kontrolle. Der Moment auf dem Dach lässt sich für mich schwer in Worte fassen. Ich hatte kompletten Zugriff auf den Tastsinn und den Sehsinn. Es fühlte sich an, als würde ich mich mit Energie, mit Klarheit füllen. Ich habe nicht gewusst, dass das in diesem Ausmass möglich ist. Ich würde sogar sagen, dass das mein erster, richtiger Klartraum war."

Steffi: Ah – verstehe. Wenn ich das lese komme ich gerade auf die Idee, dass ich vielleicht noch nie einen richtigen Klartraum hatte, weil ich wirklich nur sehr selten eine gute Traumkontrolle habe.

Aber ich kenne solche Zustände im Wachbewusstsein, wo ich das Gefühl hatte, ich bin in der Programmierer Zentrale meines Bewusstseins.

Craoo: „Die Frau. Ich glaube nicht, dass das irgendeine Traumperson war. In vielen Klarträumen taucht sie auf und reisst mich in die Trübheit. Was ich aber nicht verstehen kann, ist, dass sie in meinen Trübträumen sehr behilflich ist. Es war jedes Mal eine gute Erfahrung, wenn sie in meinen Trübträumen aufgetaucht ist und immer eine schlechte, wenn sie in einem Klartraum aufgetaucht ist.“

Steffi: Das ergibt für mich Sinn. Meine Interpretation deines Traumes ist stark von archetypischen und spirituellen Konzepten geprägt, in denen Männlichkeit und Weiblichkeit als komplementäre Kräfte betrachtet werden.

Sollte die Frau für das Ur-Weibliche stehen, wäre sie eine Art Antagonist zur ur-männlichen Präsenz des Bewusstseins, der Klarheit. Menschen, die nach Erleuchtung streben, erreichen durch intensive Meditation, aber auch durch Klarträume manchmal Zustände, in denen sie sich selbst als reines Gewahrsein oder Klarheit erleben. Sie empfinden sich dann als das wahrnehmende Bewusstsein – ohne Inhalt, ohne Anhaftungen.

Dieser Zustand ist noch nicht die Erleuchtung. Denn auch diese Klarheit besitzt einen Schatten, eine Spiegelung, die das Unbewusste darstellt. Das Unbewusste manifestiert sich beispielsweise in Trübträumen und fungiert als natürlicher Gegenspieler zur Klarheit. Erleuchtung liegt jenseits von Klarheit und Unbewusstheit. Klarheit und Bewusstheit sind auch noch Erscheinungen im Bewusstsein. Also die Klarheit ist schon geträumt.

Um Erleuchtung zu finden, muss man seine Fixierung von der Klarheit herunter nehmen und noch einen Schritt zurück treten. Ein verbreiteter Irrtum besteht darin, die erreichte Klarheit zu idealisieren, sich damit zu identifizieren und das Unbewusste in den Schatten zu verbannen.

In einigen esoterischen und auch tiefenpsychologischen Traditionen wird das Gewahrsein als Sonne und das Unbewusste als Mond bezeichnet. Andere sehen die Präsenz des Bewusstseins als das männliche Prinzip und das Unbewusste als das weibliche Prinzip.

Doch Erleuchtung ist jenseits von Sonne und Mond, jenseits von männlichen und weiblichen Prinzipien, da auch die Sonne, das Gewahrsein, die Klarheit, die Präsenz nur Erscheinungen im Bewusstsein sind.

Deswegen sagen manche auch SEIN, statt Bewusstsein, weil sie damit deutlich machen wollen, dass das SEIN nicht mal jemanden braucht, der bewusst ist und es keine Eigenschaften hat. Es braucht niemanden der eine Kontrolle über sein Bewusstsein hat.

Gleichzeitig gibt es jedoch eine Evolution des Bewusstseins, indem wir auf unserem Selbsterkenntnisweg aktiv nach Klarheit streben, bis wir vollständig begreifen, dass wir uns ebenso mit unseren unbewussten Tendenzen entspannen könnten.

Da endet dann auch die Anstrengung des Egos. Es kann dann alles weiter laufen, und doch verliert sich die Energie. Es entsteht Entspannung, vielleicht sogar Sinnlosigkeit, manchmal aber auch Depression, wenn man die Entspannung, Müßiggang und Sinnfreiheit negativ bewertet.

Die Klarheit und Kontrolle, die viele Menschen anstreben, wird jedenfalls überschätzt, im Vergleich dazu dass niemand das Unbewusste gleichsam würdigt. Es besteht die Tendenz, die Klarheit zu idealisieren und als ultimatives Ziel dass er zu erreichen gibt, zu betrachten.

Ich glaube es geht darum, beide Seiten – die Klarheit, also das männliche Prinzip zu kultivieren und das Unbewusste, das weibliche Prinzip zu kultivieren – oder es zuzulassen und zu integrieren, dass wir das beides sind. Es geht darum zu erkennen, dass wir letztlich keine absolute Kontrolle habe, aber manchmal eben eine Erfahrung von Kontrolle machen dürfen, zum Beispiel in Form eines Klartraums oder einer selbstwirksamen mutigen Handlung.

Wenn es um Erleuchtung geht, sollte es uns sogar gleichgültig sein, ob wir in Klarheit oder Trübheit verweilen, denn Erleuchtung liegt jenseits dieser Dualität und bevorzugt keine der beiden Seiten.
Wir müssen deshalb die Fixierung auf die einseitige Präsenz loslassen, die uns auf dem Selbsterkenntnisweg gepackt hat und lernen uns dem weiblichen Prinzip hinzugeben.

Deshalb genieße ruhig den Tanz mit der Frau, die dich immer wieder trüb macht. Etwas bewussteres als Hingabe an das Weibliche kannst du hier gar nicht tun.

Im schwarzen Bereich von Yin und Yang gibt es einen kleinen weißen Punkt und im weißen Bereich einen kleinen schwarzen Punkt.

Ich denke, wenn die Frau die Klarheit zerstört, ist das ihre Aufgabe, genauso wie der Funke der Klarheit dich in einem Trübtraum-Moment ergreift und bewusst macht, so dass du eine Klartraum hast.

Beiden Momente sind der perfekte Einklang.

Genieße beide Arten von Träumen und den Wechsel von Beidem. Versuche nicht eine Art des Traumes festzuhalten, sondern sei im Fluss mit allen Träumen, die entstehen. Freue dich über Klarträume, wie du dich über Trübträume freust, die dir von den Tiefen deines Unbewussten erzählen. Freue dich über Traumlosen Schlaf, und die daraus resultierende Erholung.

Craoo: "Vielleicht kommt das von dem, dass ich sie in einem Klartraum erscheinen liess. Ich weiss nicht, ob ich was falsch gemacht habe und warum sie nicht mit mir reden will. Und dabei habe ich immer im Hinterkopf, dass sie eigentlich ich ist und dabei werde ich beinahe verrückt, weil ich sie wie ein richtiger Mensch behandle."

Steffi: Ja du bist sie.


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RE: Die zwei Seiten der Klarheit
#2
16.09.2024, 21:50
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Craoo: "Heute Nacht hatte ich einen Klartraum. Er war nicht besonders intensiv und ich habe einfach versucht, dem Traumstrom zu folgen und fragte eine Traumperson, ob er eine Aufgabe für mich habe, was gut funktionierte. Doch als ich die Aufgabe abgeschlossen habe, bin ich auf die Idee gekommen, sie zu suchen. Sie war dann direkt vor mir und hat mich aus dem KT geworfen."

Steffi: Ich finde es auch spanend, dass du ihr öfters begegnest.

Mir macht das auch gerade nochmal meine eigenen Rolle bewusst, wo ich eben auch manchmal die weibliche Seite des Bewusstseins vertrete, mit all meinen tiefen Emotionen, meiner Erdung, meinem Schatten, meinem Trauma und meinem Ernst. Und ich stell mir gerade vor, wie das für diejenigen Menschen ist, die diese männliche-spirituelle-Gewahrseins- Präsents üben, zb. durch Meditation, wo es um Klarheit, um Gewahrsein geht und ich dann mit meinem Rucksack voller Schatten vorbei komme und sie manchmal rausschmeiße aus dem Licht. Die meisten kämpfen dann  gegen mich, anstatt zu verstehen, dass ich nur den Wechsel einläute.

Und sie denken, sie müssten ihre Präsenz und Stärke dann noch immer stärker machen. Sie glauben, dass wäre die Lösung noch mehr zu kämpfen. Sich noch mehr Durchzusetzen. Noch (Willens) Stärker zu sein.

Nur, wer bitte will sich schon freiwillig in den Schatten fallen lassen? Das kann man ja verstehen. Zeig mir den Menschen, der das freiwillig zulassen kann und diese Hingabe hat?

Meiner Erfahrung nach, wird man nach den Fall in den Schatten auch wieder frei gegeben. Aber das ist vielleicht auch etwas zu radikal gedacht. Vielleicht müssen wir uns der Sache in kleineren Schritten nähern. Und wie könnten kleine Schritte aussehen?

Ich könnte mir vorstellen, dass die Frau deine Klarheit evtl. nicht mehr angreift, wenn du ihre Funktion würdigst.

Manchmal verliere ich meine Klarheit und Präsenz und verliere mich in unbewussten Verhalten. Manchmal bin ich damit nicht ganz einverstanden, weil ich ja klar, präsent, bewusst, stark, souverän und aktiv sein will. Ich will die Kontrolle habe, weil ich mich dann Sicher fühle.

Ich stelle mir gerade vor: Mache der Traum- Frau doch vielleicht mal ein Geschenk und zeig ihr dass du sie würdigst und verstanden hast, dass es nun mal ihre Aufgabe ist, die präsente Klarheit temporär zu beenden.

In meinem Fall möchte ich die Tage, an denen ich müde, unbewusst oder gar krank auf der Couch liege, mich selbst nicht mag – trotz aller Selbstliebe-Übungen – und dumme Sendungen im TV gucke, weil mir alles intelligente zu anstrengend ist, mein Leben sinnlos erscheint, genauso würdigen wie die Momente, in denen ich hochgestochen präsent und intelligent über Bewusstsein philosophiere und in allem Sinn sehe.

Ich möchte meine Dummheit genauso würdigen, wie meine Intelligenz. Ich möchte meine Einfachheit genauso würdigen, wie meine Komplexität. Ich möchte meine Angst und Unsicherheit genauso würdigen, wie meine Stärke, meinen Mut und Das Gefühl von Vertrauen und Sicherheit.

Denn ich bin beides. Aber manchmal fällt es mir noch schwer das zu sehen.

Und so bin ich Klarheit und Trübheit zugleich und nichts von alledem. Ich bin Tag und Nacht und nichts von alledem.

Und wenn der Klartraum als ein Sieg über das Unbewusste gedeutet wird, dann ist da eben noch kein Frieden mit einem Teil des Selbst. Und deshalb wird man sogar als sehr guter Klarträumer, manchmal dieser Fähigkeit beraubt, um zu dieser Einsicht zu kommen.

Ich verstehe auch, dass ich manchmal eine Pause brauche, eine Entspannung, die mir, die weibliche Seite meines Selbst am besten geben kann. Manchmal brauche ich Schlaf, manchmal eine Auszeit, eine kleine Erkältung, die mich etwas schwächt und in den Ruhemodus versetzt, und mich auf der Couch vor dem Fernseher hält, damit ich mal alle meine anstrengenden Gedanken loslassen kann.

Manchmal habe ich in der Vergangenheit auch einen richtigen Dämpfer gebraucht, durch eine schwere Erkrankung oder einen Schicksaalschlag, um die Präsens für bestimmte Dinge auf der anderen Seiten zu wecken, zb für die Notwenigkeit sich um etwas zu kümmern oder um meinen Hochmut zu läutern, aus Ermangelung mich einfühlen zu können.

Tatsächlich habe ich in diesen Lektionen sehr viel über das Leben gelernt. Ich habe in der Ohnmacht und Hilflosigkeit sehr viel über Mitgefühl gelernt, da ich ja auf der anderen Seite auch ziemlich stark nach geistiger Erkenntnis, Präsenz und Kontrolle über mein Bewusstsein strebe.

Das Weibliche Prinzip lehrt die andere Seite. Sie bringt den erlösenden Ausgleich.

Manchmal braucht man einen Trübtraum und nicht noch einen Klartraum, in dem man schon wieder die Kontrolle über alles hat. Manches kann man nur jenseits von Kontrolle im Schatten lernen. Manch wunderschöne Blume wächst nur im Schatten und nicht im Licht.

Manches kann man nur erfahren, indem man einem anderen Menschen Vertrauen schenkt und ein Stück weit die Kontrolle loslässt. Indem man es riskiert verletzlich zu sein.

Und ich möchte dann, wenn ich mich dem weiblichen Prinzip ergeben muss, vertrauen dass die präsenten lichten Momente, die ich ja auch so mag, von selbst wieder zurück kommen, so wie ich vertrauen möchte, dass die Klarträume die ich loslassen musste, von selbst wieder zurück kommen. Mühelos!

In einer meiner spirituellen Todeserfahrungen habe ich im Prinzip genau das erlebt, was ich heute beschrieben habe - nur energetisch.

Da hatte ich ein kleines goldenes Licht, am Herzen, dass mir genommen werden sollte - das vollkommen ausgelöscht wurde, dem ich mich hingeben musste, was einen ziemlichen Überlebenskampf ausgelöst hatte. Am Ende war das Dunkle stärker. Es war nur eine Frage der Zeit, mit wie viel Kraft und wie lange ich dagegen ankämpfen konnte. Irgendwann war ich vom Kampf gegen den Tod so zermürbt und geschwächt, dass ich aufgeben musste. Dann starb ich in die Dunkelheit hinein und wurde vollkommen Unbewusst und dann neu geboren. Das Licht, das sich zuvor loslassen musste, entsprang wie ein kleiner goldener Punkt aus dem Nichts und breitete sich von dort immer weiter aus, bis alles von goldenem Licht erleuchtet war. Und dann war ich, die zuvor gestorben war, wieder da.

Manchmal fällt es mir trotz alle dieser Erfahrungen, trotz all den Anerkennung die ich für das Weibliche Prinzip habe noch schwer zu vertrauen. Manchmal wurde das Vertrauen sehr arg zerstört.

Manchmal vertraut man nur noch sich selbst, seiner eigenen Erkenntnisfähigkeit oder seinem kleinen Herzchen, dass manchmal noch so vieles aus seiner Liebe ausschließt.

Und ich glaube, um so mehr wir im Einklang mit dem weiblichen Prinzip stehen, die uns den Trübtraum schenkt, oder gar uns ohne Traumerinnerung da stehen lässt, um so größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass im Loslassen, im Aufgeben des Strebens unserer Egos nach Klarheit, von Selbst, also aus der Entspannung heraus, erneut (Traum) Klarheit geschieht.

Die Sonne ist genauso wertvoll wie der Mond, und wenn wir das begreifen, wechseln sie sich mühelos ab. Dann gibt es Klare Momente und Unbewusste Momente und beides darf dann sein. Dann ist da Frieden, weil niemand diese Umstände kontrollieren muss.

Aber das bedarf auch, dass es einen Ausgleich gibt. Wenn es keinen Empfinden eines gerechten Ausgleichs gibt, ist das schwierig. Wenn man Jahrzehnte lange Ohnmacht erfahren hat, dann ist es logisch, dass man ein stärkeres Streben nach Selbstwirksamkeit hat, als ein anderer Mensch. Manchmal muss ein Mensch sich erstmal als Wirksam erfahren. Und ich glaube auch, dass der Klartraum für manche Menschen deshalb eine Rolle spielt. Ich glaube der Klartraum könnte eine Re-Integrations Erfahrung der Kontrolle sein, die man im Wachzutand vielleicht nie hatte. Deshalb sind Klarträume auf jedenfall wertvoll.

Am Ende ist ein Klartraum jedoch nicht mehr wert als ein Trübtraum. Ein erleuchtetes Leben nicht mehr wert als ein unbewusstes Leben.

Craoo: "Jedoch glaube ich nicht dass sie mich hasst. Am Schluss des Hausbaus war sie fast mitfühlend und konnte nicht verstehen, warum ich den KT sausen lasse. Sie ist das grösste Rätsel, das mein Unterbewusstsein mir bietet und ich muss das irgendwie lösen. Darum habe ich mich heute Morgen entschieden, dass ich keine Energie mehr in die Suche stecken werde."

Steffi: Haha. Klingt logisch. „Ich muss das lösen - also lasse ich los.“

Craoo: Aber wenn ich mal in einem KT in der Lage bin, sie länger als ein paar Sekunden zu sehen, dann umarme ich sie einfach. Weil irgendwie mag ich sie.

Steffi:  normal
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