OOBEs im Traum

[carl]

Ich hatte heute morgen fogenden Traum:

Ich gehe über Stiegen hinab, ein junger Hund kommt von hinten auf mich zu und will mir in die Schuhe beißen, ich springe auf und fliege, werde dadurch veranlasst, ein stärkeres Körpergefühl zu kriegen – ich stehe wohl vor einem Bewusstwerden - , Gedanken an OOBE’s tauchen auf, ich halte das neue Körpergefühl für die Entstehung meines Traumkörpers, ich wache dann aber falsch auf und liege im Bett. Dort versuche ich wieder, über das Körpergefühl eine OOBE zu machen: ich drehe mich seitlich nach rechts aus meinem Körper raus, falle halb aus dem Bett und liege mit dem Kopf am Boden, den Beinen aber noch oben im Bett. Ich befinde mich in meinem alten Zimmer im Elternhaus und in einem normalen Traum.

Ich erkläre mir die Sache so: ich war grade dabei klarzuwerden, das wollte der Traum verhindern, indem er mir zu sagen versuchte: "Nein, nein, du wirst nicht klar, du machst 'nur' (!) eine OOBE!"

Auch wenn das keine echten OOBEs waren: ich halte es für eine interessante Möglichkeit, in Klarträumen OOBEs zu machen. Weil's doch paradox ist: man ist ja schon in einem 'Traumkörper'. Wäre sicher interessant, was da passieren würde...

[thom]

Ich hatte heute Nacht auch ein ähnliches Erlebnis. Ich habe geträumt, dass ich in meinem Bett liege und mein Körper taub wird. Das Gefühl war so neu für mich, dass ich es für Schlafparalyse gehalten habe, weil das für mich die einzig plausible Erklärung ist. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob das jetzt "echt" war oder ob mir das in meinem Traumkörper widerfahren ist.

[carl]

Dazu fällt mir ein Klartraumerlebnis ein, das ich vor etwa einem Monat hatte: ich kam direkt in einen Klartraum rein, lief eine Straße entlang und spürte plötzlich, dass mein rechtes Bein taub ist - ich wusste in diesem Moment, dass diese Taubheit vom Schlaf kommt und wenn sie sich auf den ganzen Körper ausbreitet, ich wieder aus dem Traum in den Schlaf gelangen würde. Ich löste das Problem damit, dass ich mein 'Traumbein' kurz massierte, worauf das Traum-Körpergefühl dorthin zurückkehrte und ich meinen Traum fortsetzen konnte.

[Lucien]

hm, die grundsätzlich aufgeworfene Frage ist hier doch, ob OOBEs nicht einfach nur "verkleidete" luzide Träume sind. Wenn ich mit anderen über meine OOBEs gesprochen habe, dann kam zumindest bei den aufgeschlosseneren immer schnell der Verdacht, dass das einfach nur ein Traum ist, der den Wunsch sich von seinem Körper zu lösen darstellt, der Materie, den eigenen Problemen usw. zu entfliehen... Es ist schwer dagegen zu argumentieren, obwohl das subjektive Empfinden einem sagt, dass OOBEs keine bloßen Träume sind...

Oder anders ausgedrückt: es ist die "alte" Frage danach, ob im Traum etwas den Körper verlässt oder sich alles im Gehirn abspielt. Natürlich hochinteressant die Frage --- ich persönlich bin mittlerweile doch auch der Ansicht, dass wenn wir Klarträumen nichts den Körper verlässt... So wie die uns umgebenden Alltagswirklichkeit ja auch "nur" vor unserem inneren Auge erscheint und uns die "Illusion" einer dreidimensionalen Welt vermittelt, so eröffnet uns der Klartraum auch den Blick auf eine allerdings nach anderen Gesetzmäßigkeiten funktionierende Welt. Aber ein schlüssiges Modell wie die Traumwahrnehmung dann im Inneren funktioniert habe ich nicht...

Als mein Wunsch weitere OOBEs zu haben immer größer war, habe ich auch von OOBEs geträumt, aber das war nicht dasselbe Gefühl wie ein OOBE direkt nach dem Einschlafen mit Starre und dann diesem wunderschönen, befreienden Gefühl, wenn man aufsteigt...

Keep on dreaming,
Lucien

[carl]

Hallo Lucien,
meine Absicht, als ich dieses Thema anfing, war durchaus nicht, zu vermitteln, OOBEs wären dasselbe wie Klarträume. Ich bin da ganz bei dir, dass man da einen differenzierten Blick haben sollte. Nachdem ich bisher keine echten OOBEs hatte, kann ich zu dieser Frage auch gar keinen echten Beitrag leisten. Worum es mir ging, war lediglich, dass ich es interessant fand, dass ich träumte, ich würde OOBEs haben. Es besteht für mich kein Zweifel, dass das keine OOBEs waren - allerdings denke ich, wenn man öfter Traum-OOBEs haben würde, man vielleicht einiges über den Zusammenhang - oder Nicht-Zusammenhang - von OOBEs und Klarträumen herausfinden könnte.

Die Frage, ob bei Träumen und OOBEs etwas tatsächlich den Körper verläßt oder nicht, stellt sich für mich eigentlich gar nicht bzw. läßt sich gar nicht stellen, da ein solches Körperverlassen die Vorstellung von Raum voraussetzt, und da Raum - und Zeit - subjektive Kategorien sind und somit nur in unserem Bewusstsein existieren (das wusste übrigens schon Kant im 18. Jahrhundert), ist der Unterschied zwischen einem scheinbar echten Verlassen und einem bloß eingebildeten eigentlich gar keiner - denn auch das scheinbar echte Verlassen ist demnach bloß eine subjektive Vorstellung in uns. Dass es aber nicht trotzdem einen prinzipiellen Unterwchied zwischen einem bloßen Traum und dam, was man OOBE nennt, gibt, muss man deshalb noch nicht ausschließen.

Ich bin also in allen Punkten so ziemlich deiner Meinung...

Grüße,
carl

[Lucien]

hallo carl,

ja danke, jetzt verstehe ich dein Anliegen besser. Mit unseren erkenntnistheoretischen Überlegungen sehe ich stehen wir ungefähr am selben Punkt, sprich kopernikanische Wende vollzogen, aber was nun? Aber vielleicht passt das alles dann doch besser in den Bereich "Philosophisches" und wir debattieren ein andermal darüber weiter... Denn wenn Wahrnehmung letztlich nur subjektiv funktioniert, ist damit die objektive Welt an sich schon ausgehebelt? Und wenn ja, wenn also jeder in seiner eigenen Welt lebt, steht dann nicht auch die Wahrnehmung für etwas ganz anderes? So wie die Träume symbolisch unseren seelischen Weg markieren, kann man dann vielleicht auch davon sprechen, dass auch die uns umgebende Welt nur ein Symbol für tieferliegende Seinsbereiche ist... Da ich auch ein bisschen in Astrologie dilettiere, erscheint mir das gar nicht einmal so abwegig... huch, doch ins "Philosophische" abgeschweift... Wenn du was darauf antworten möchtest, hänge den thread besser an den Kant-thread, dann müssen wir Norman nicht bemühen...

Ciao, schönen Abend,
Lucien

[carl]

...mach ich!