Hallo mal wieder.
Zitat:Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich da immmer sehr allergisch reagiere. Das heißt ich fange in solchen Fällen eher zu schimpfen an. Ich mein was fällt dem denn ein? 1. Selbstmord ist Flucht, ist feige, verantwortungslos und verletztend. Selbstmörder sind egoistisch, sie sollten mal an die Menschen denken die sie lieben, wie die leiden müssen.
Sorry, Jey, aber wenn ich sowas lese, reagiere ich allergisch.

Nicht, dass ich deinen Standpunkt nicht nachvollziehen könnte. Aber es ist genauso egoistisch, beim Thema Sterben nur an sich selbst zu denken. Ich war vor kurzem erst wieder auf einer Beerdigung einer Verwandten und dort sprang mir ein Satz ganz arg ins Auge: "Wir können dem Herrn danken,
dass wir sie gehabt haben." Man hat also andere Menschen, man besitzt sie? Ich find' das seltsam. Diese Frau, die gestorben ist, war sehr, sehr krank - wurde aber von der Familie ständig am Leben gehalten, obwohl sie verdammt gelitten hat. Das muss einfach nicht sein. Wieso muss ein anderer Mensch leiden, leiden und weiterhin leiden, nur damit man selbst ihn nicht "verliert"?
Klar, ich weiß, "das ist ja was anderes."

Der Meinung bin ich eben nicht. Leute, die wirklich ernsthaft über Freitod nachdenken, leiden auch sehr - und nicht alle Probleme, die zur Erwägung der Möglichkeit Freitod führen, sind lösbar, auch wenn man das immer so schön dahersagt.
Ein Beispiel: In unserer Gesellschaft heute in Deutschland kann es verdammt schwer sein, ein gescheites Leben zu führen, wenn man keinen guten Schulabschluss (sprich: keinen oder einen äußerst schlechten) hat. Also was tun? Sich so durch's Leben kämpfen? Hm, kann man machen. Aber was darunter leidet, wenn man nicht genug Geld hat, ist die Lebensqualität. Genau wie bei meiner todkranken Verwandten. Die hat auch fast 30 Jahre lang mit Krebs "gelebt". Aber zu welchem Preis?
Es ist aber natürlich auch eine Frage der Weltanschauung. Und in der Hinsicht find' ich, dass Spells Beitrag der beste ist, den ich zum Thema Freitod bisher gelesen habe.

Wie kann man auch von jemandem, der sein Leben beenden will, erwarten, dass er seine Ansichten ändert, wenn man selbst auch nur total stur und starr daherkommt? Eigentlich total logisch. Völlig richtig, die einzig sinnvolle Möglichkeit ist, zusammen mit dem Gegenüber zu versuchen,
beide Horizonte zu erweitern.
Das schließt dann eben auch die Variante mit ein (heißt nicht, dass dies die einzige Variante ist!), dass dieser Mensch sein Leben beendet, um es einmal deutlich auszusprechen. Man bedenke: Es kann ihm dadurch besser gehen, als wenn er sich ständig weiterquält. Auch falls "irgendwann mal bessere Zeiten kommen"...