RE: Alpha Beta Gamma und Konsorten
13.05.2017, 15:42
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13.05.2017, 15:42 von openlucidity.)
Hi Andybacken!
Das ist wirklich ein sehr spannendes Thema. Bei Hirnfrequenzen ist es schwierig, von Auswirkungen zu sprechen. Im psychologischen Bereich werden Hirnfrequenzen in unterschiedlichste Zusammenhänge mit psychischen Funktionen, wie z.B. Aufmerksamkeit, Lernen, Schlafzyklen bis hin zu meditativen Erfahrungen und natürlich auch Klarträume gesetzt. Diese Beobachtungen sind meist korrelativer Natur, d.h. Hirnfrequenzen stehen in einem gewissen Verhältnis zum gemessenen psychologischen Phänomen (z.B. simultanes Auftreten), es ist aber schwierig kausale Auswirkungen zu messen. Das ist prinzipiell möglich, indem man das Gehirn in bestimmten Frequenzen stimuliert und die Auswirkungen der Stimulation auf das psychologische Phänomen beobachtet. Das Gehirn besitzt die Eigenschaft in den jeweilig sensorisch stimulierten (z.B. via Blitzlicht) Neuronen Netzwerken die Stimulation in ungefähr derselben Frequenz zu verarbeiten (Frequenz-Folge-Reaktion).
Was kann man damit anstellen? Stichwort Neuroenhancement:
Nehmen wir als Beispiel Gedächtnis und als beobachtetes neuronales Korrelat 10 Hz Aktivität. Williams konnte 2001 beobachten, dass Probanden via 10 Hz Blitzlicht Stimulation besser dazu in der Lage waren, sich Buchstabenkonstellationen zu merken, als jene Kontrollgruppen mit 0, 8.7 oder 11.7 Hz Stimulation.
https://www.researchgate.net/publication...ion_memory
Diese ganzen Zusammenhänge sind hochkomplexer Natur und hängen von etlichen weiteren Faktoren ab, wie z.B. Lokalisation der beobachteten Hirnfrequenz, beteiligte Anzahl neuronaler Verbindungen (Amplituden), der generellen mentalen Verfassung, Leistungsfähigkeit, hirnorganische Läsionen aber auch den physikalischen Charakteristika von Frequenzstimulation und Resonanzphänomenen.
Es ist m.E. nicht möglich mit Gewissheit zu sagen, in welchen "Zustand" du dich befindest, da du zu jeder Zeit unterschiedlichste psychologische Prozesse durchläufst, welche wiederrum in unterschiedlichen Bereichen des Gehirns mit unterschiedlichen physikalischen Merkmalen (wie z.B. Frequenzen) kodiert werden. „Ausnahmen“ bilden jedoch Langzeitmeditierende, bei welchen globale Synchronisationen der Hirnaktivität im Gamma-Bereich beobachtet werden können. Hier wäre es interessant zu schauen, ob bei globaler Stimulation im Gamma-Bereich durch ein Gerät auch tiefe meditative Zustande hervorgerufen werden können. Dieser Umkehrschluss ist jedoch sehr reduktionistisch und es ist wahrscheinlicher, dass damit zu einem sehr großen Teil epileptische Anfälle getriggert werden.