Die Frage nach dem "Ort", an dem die Träume "sind", läuft doch letztlich auf grundsätzliche philosophische oder weltanschauliche Annahmen hinaus, die man voraussetzt.
Entweder ich halte die physikalische Welt der Materie oder Energie für die Realität, wie Einstein, dann folgt meiner Meinung nach glasklar, dass die Träume im Kopf stattfinden.
Oder ich gehe davon aus, dass Geist oder Bewusstsein die grundlegende Realität ist, dann folgt meiner Ansicht nach, dass so etwas wie "Ort" nichts ist, dass es auf der grundlegenden Ebene gibt, sondern schon Konstruktion des Bewusstseins (Raum). Die Frage nach dem "Ort" der Träume macht dann keinen Sinn.
Also kurz: entweder Raum, Zeit und Materie sind die Grundbausteine der Realität, dann "sind" Träume elektrochemische Reaktionen im Gehirn (und somit ist dies auch der Ort, an dem sie existieren), oder Raum, Zeit und Materie (und somit auch der Begriff des "Ortes") sind schon Interpretationen/Konstruktionen des Bewusstseins und Träume haben keinen Ort, zumindest keinen, den man innerhalb des physikalischen Raumes lokalisieren könnte (und so versteh ich den Begriff "Ort").
Genauso macht dann auch die Frage danach, wo sich denn unser Geist befindet, wenn die phänomenale Welt ein Konstrukt des Geistes ist, keinen Sinn. Er kann sich dann logischerweise, wie ich finde, nicht in dieser phänomenalen Welt (also auch nicht "im Gehirn") befinden, er ist transzendent.
Auch wenn der Vergleich hinkt, kann ich mir diese Dinge immer noch am besten vorstellen, wenn ich es mit 3D-Computersimulationen, oder einfach Spielen, vergleiche. Wenn ich mich in so einer virtuellen Welt bewege, macht es keinen Sinn, zu fragen, wo ich als Spieler (also nicht der Avatar, sondern der echte Mensch) jetzt in dieser Welt eigentlich bin. Obwohl die simulierte Welt theoretisch einen unendlichen dreidimensionalen Raum ausfüllt, kann ich keine Aussagen machen bezüglich der örtlichen oder räumlichen Beziehungen zwischen Phänomenen der VR und der Realität.
Es kommt hierbei darauf an, diese Aussagen von innerhalb der VR zu machen, wohlgemerkt! Ich kann natürlich sagen, dass der Ort von dieser oder jener gerade ablaufender VR genau diese CPU ist oder dieser Monitor, an dem ich das Bild sehe. Aber die Frage ist, wo, in VR-Koordinaten angegeben, befindet sich das? Wohin muss ich in der VR gehen, um den Computer zu finden, auf dem sie läuft? Die Frage scheint mir vergleichbar zu sein mit der, wo die Träume sind. Die CPU ist nicht Teil der VR, genauso wenig wie das Bewusstsein oder Träume in der physikalischen Welt lokalisierbar wären.
Zitat:Das mit dem Bewusstseinskosmos finde ich sehr sinnvoll. Aber wer bestimmt dann den Kosmos der Wachwelt oder der "objektiven Welt", wie Du sie nennst? Ist das etwas Feststehendes, oder wird das durch die Summer der Bewusstheiten aller Teilnehmer definiert? Und wie unterscheidet sich der persönliche Bewusstseinskosmos von der Wachwelt? Denn das eine kann ja schlecht aus energie, das andere hingegen aus Materie bestehen, nicht, wenn wir Einstein ernst nehmen jedenfalls...
Nach Einstein sind Energie und Materie äquivalent und gehören zur physikalischen, objektiven (Wach-)Welt. Als physikalisches Wesen, dass nach wie vor sein Leben ganz normal in der Wachwelt verbringt und somit nur Energie und Materie kennt, kann ich nicht sagen, woraus die Bewusstseinsebene besteht. Aus Bewusstsein, würde ich eben sagen.
Der Unterschied zwischen den persönlichen Bewusstseinskosmen, also z.B. Träumen, wenn ich dich richtig verstehe, und der Wachwelt, scheint mir tatsächlich in erster Linie mit der wahnsinnig vielfältigen und ständig geschehenen Kommunikation zu tun zu haben. Ich denke, es findet auch in Träumen zumindest gelegentlich Kommunikation statt, aber es scheint irgendwie zum einen viel weniger Kommunikation mit anderen als mehr mit sich selbst zu sein und zum anderen auch eine andere Art von Kommunikation.
Das besondere Merkmal der Wachwelt im Gegensatz zur Traumwelt ist doch deren ständige Synchronisation (je nach Standpunkt durch die objektive Realität oder eben durch ständige Kommunikation) und damit auch Beständigkeit. Vielleicht ist die Wachwelt für uns alle einfach eine Art Synchronisationsebene, auf der wir uns warum auch immer eingefunden haben, während wir uns in Träumen in Gefilden bewegen, in denen keine andauernde Synchronisation mit anderen Wesen besteht, sondern nur kurzfristige Kontakte stattfinden, und dass vielleicht auch eher selten und grösstenteils irrt unser Bewusstsein durch eine Leere und produziert dann eigene Bilder.
Wenn das so ist, stellt sich natürlich die Frage, ob es nicht noch andere Synchronisationsebenen und damit alternative Realitäten gibt, zu denen wir eben nicht synchron ("tuned in") sind, aber die wir vielleicht in Träumen flüchtig besuchen können. Vielleicht gibt es Menschen, die sich auf weitere Synchronisationsebenen eintunen können und in schamanischen Träumen andere Welten besuchen können.