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Glaube - Früher

Glaube - Früher
#1
26.04.2011, 19:39
Hey Forumsmenschen..

Hab da mal eine Frage an euch. Wenn man von Evolution ausgeht, dann verändern sich dinge nur über laaaaange Zeitspannen, also auch unser gehirn. Und evolutiv gesehen, war das Mittelalter gestern..

Waren die Menschen früher dümmer? Hat ihr Gehirn weniger Leistung erbracht? Es ist einfach dieser Beigeschmack.. Mittelalter: dumme Bauern. Kann man die Leistungen von früher, auch wenn sie teils auf falscher Basis errichtet wurden, genauso schätzen wie die heutigen?

bin ein wenig verwirrt..
Es ist eine echt komische Welt, das steht fest. Aber warum auch nicht? Das Lachen gehört zum Leben, oder?
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RE: Glaube - Früher
#2
26.04.2011, 20:14
Leonardo da Vinci wurde am 15. April 1452 geboren. = Mittelalter
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RE: Glaube - Früher
#3
26.04.2011, 21:17
das war glaub ich die schönst mögliche antwort. danke (=
Es ist eine echt komische Welt, das steht fest. Aber warum auch nicht? Das Lachen gehört zum Leben, oder?
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RE: Glaube - Früher
#4
26.04.2011, 21:24 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 26.04.2011, 21:30 von Viltrudis.)
Ähm, 1452 ist aber nicht mehr Mittelalter, das ist mitten in der Rennaissance, wenn ich nicht irre.

edit: Okay, ich irre mich.biggrin Da datiert die Musikgeschichte anders, bei der fängt die Rennaissance schon 1400 an.

Abgesehen davon gab es sicher auch genügend kluge Köpfe auch im Mittelalter, aber vermutlich wenig, was man damit anfangen konnte - die beste Möglichkeit war wohl, in ein Kloster zu gehen.

Die Antike davor hat immerhin Fußbödenheizung und Münzwurfautomaten (oder so, weiß nicht auswendig) hervorgebracht...

Verglichen mit unserer Zeit schneiden allerdings alle irgendwie schlecht ab, wir leben eben in einer sehr coolen Zeit.big
...in einer anderen Herde. pink
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RE: Glaube - Früher
#5
26.04.2011, 21:53 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.04.2011, 08:48 von ricky_ho.)
Ich denke, das ist eine Frage der Entwicklung bzw. Evolution des kollektiven und individuellen Bewusstseins, die man in Entwicklungsmodellen verschiedenen Stufen zuordnen kann. Dabei durchlaufen kulturelle und individuelle Entwicklung dieselben Stufen und die Mehrheit der Individuen erreicht in der individuellen Entwicklung eben immer die Ebene, auf der sich seine Kultur gerade befindet.

Im Mittelalter herrschte ein vorrationales Bewusstsein vor, und die meisten Menschen erreichten in ihrer Entwicklung auch diese Stufe. Manche, wie wohl da Vinci, haben aber auch schon rationale und vielleicht auch darüber hinausgehende Stufen erreicht. Damit waren sie dann wahrscheinlich auch Vorreiter in der weiteren Entwicklung des kulturellen Bewusstseins hin zur Moderne, wo dann das rationale Bewusstsein vorherrschte.

Die Menschen waren früher also meiner Meinung nach nicht weniger leistungsfähig, aber die kulturelle Entwicklungsstufe, in der jemand geboren wird und aufwächst, beeinflust auch dessen individuelle Entwicklung.

Hier haben wir das Thema schon mal gestreift: http://www.klartraumforum.de/forum/showt...8#pid93518
„I learned long ago, never to wrestle with a pig. You both get dirty, and besides, the pig likes it.“ - George Bernhard Shaw
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RE: Glaube - Früher
#6
26.04.2011, 23:40
ihr glaubt ernsthaft, die heutigen menschen sind intelligent, weil sie autos fahren und chemiekonzerne errichten?

aufklärung gab es auch schon in der antike. fortschritt oder wiederholung?
Bin nicht mehr hier, aber noch erreichbar.
Bitte keine coronaleugner
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RE: Glaube - Früher
#7
27.04.2011, 00:20
Ganz recht - verglichen mit der griechischen oder römischen Antike war das europäische Mittelalter ein deutlicher Rückschritt. Bis auf Ausnahmen wie eben da Vinci (den ich übrigens in die Neuzeit einordnen würde) erreichen normale Menschen eben das Bildungs- bzw. Leistungsniveau das ihnen die Gesellschaft in der sie leben ermöglicht, wie ricky_ho schon gesagt hat. Was das Mittelalter angeht hatten die Menschen schlechte Karten über den "dumme Bauern" Status hinauszukommen - dazu war die Ständegesellschaft und der hemmende religiöse Einfluss zu mächtig. Heute haben wir ein, verglichen mit damals, unermesslich hohes Bildungsniveau. Das heißt also, wir können, obwohl die "evolutiven" Voraussetzungen heute wie damals fast die selben sind, damalige geistige Leistung nicht nach heutigen Maßstäben werten.
Mich würde übrigens interessieren, wie du auf deine Frage kommst. big
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RE: Glaube - Früher
#8
27.04.2011, 00:32
Zitat:ihr glaubt ernsthaft, die heutigen menschen sind intelligent, weil sie autos fahren und chemiekonzerne errichten?

Intelligenz hab ich gar nicht betrachtet. Ich finde nur erstaunlich, was heute an kreativem Wahnsinn durch die Welt geistert. (Wobei die Antike da auch schon ziemlich krass war, wenn man sich die Gnostiker anschaut) Wir haben heute die Möglichkeit, uns der Ideen einer ganzen Welt zu bedienen. (Theoretisch, in der Praxis hockt jeder auf seinem Fleck und beäugt misstrauisch die Lebenswelt seiner nächsten Nachbarn...)
...in einer anderen Herde. pink
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RE: Glaube - Früher
#9
27.04.2011, 01:13
Wenn man sich die Menschen von damals betrachtet, sind sie eigentlich genau so wie heute. Damals nannte man es göttliche Ordnung, Gottes Wille und Ehrfurcht – heute sind es Leistungsprinzip, Ratio und Fortschritt. Am Ende hängt sich jeder von uns an seine Dogmen, hält diese für gut und Abweichler davon für schlecht. Jedem erscheint sein Korsett natürlich und selbverständlich, andere Perspektiven für fehlgeleitet. Jede Zeit hat ihre Vorstellungen, wie der Mensch zu sein hat. Wenn alles gut geht, sind wir für unsere Nachfahren irgendwann die dummen, mittelalterlichen Bauern. big
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RE: Glaube - Früher
#10
27.04.2011, 11:47 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.04.2011, 12:08 von ricky_ho.)
(26.04.2011, 23:40)spell bound schrieb: ihr glaubt ernsthaft, die heutigen menschen sind intelligent, weil sie autos fahren und chemiekonzerne errichten?

Was "Intelligenz" ist, müsste man sowieso erstmal klären. Aber Fortschritte sehe ich z.B. darin, dass die Haltung von Sklaven heute weit weniger akzeptiert ist als vor ein paar Hundert geschweige denn ein paar Tausend Jahren oder darin, dass man heute mit jedem Menschen auf der Welt kommunizieren kann. Oder auch ein Bewusstsein für Umweltschutz und Rechte von Tieren, dass es noch vor wenigen Jahren überhaupt nicht gab.

Auch Autos und Chemie stehen für eine bestimmte Art von Fortschritt, wie auch immer man das jetzt bewertet. Es ist aber auch die Frage, ob jetzt das Autofahren an sich irgendwie zu verurteilen ist, also die Mobilität, oder ob die vom Autofahren verursachten Probleme nicht mit ganz anderen Zusammenhängen (Entwicklungen) zu tun haben. Vielleicht wäre es heute ja problemlos möglich, umwelt- und sozialverträglichen Individualverkehr zu betreiben, wenn nicht nur die technische Entwicklung so weit fortgeschritten wäre sondern bestimmte andere Entwicklungen auch. Dann würde für mich folgern, dass ich nicht den technischen Fortschritt verdamme, sondern den mangelnden Fortschritt im Bereich des Bewusstseins.

Zitat:aufklärung gab es auch schon in der antike. fortschritt oder wiederholung?

Dass eine Entwicklung stattfindet lässt sich aber doch kaum leugnen. Einen ewigen Kreislauf des immer gleich bleibenden sehe ich jedenfalls nicht, auch wenn es natürlich Rückschritte, Fehlentwicklungen, Blockadesituationen und so weiter gibt.

Man muss vor allem auch sehen, dass es nicht nur "die Entwicklung" gibt sondern viele verschiedene Entwicklungslinien. Dabei gibt es Linien, auf denen die Menschen in der Antike sich von uns heute gar nicht gross unterscheiden. Da würde ich z.B. die hier angesprochene intelektuelle Linie zu zählen, denn Platon war sicher nicht dümmer als die intelligentesten heute lebenden Menschen und wie ich schon angedeutet habe denke ich auch nicht, dass der durchschnittliche alte Grieche dümmer war als der durchschnittliche heutige Europäer.

Es gibt aber andere Entwicklungslinien, in denen das durchaus anders ist, z.B. was man so die weltanschauliche Entwicklungslinie nennen könnte, d.h. die Wahrnehmung und Interpretation der Welt. Hier ist es auch logisch, dass diese sich entwickelt (und nicht im Kreise dreht), da mit jeder neu gewonnen Erkenntnis neue Perspektiven zur Verfügung stehen, die den Generationen vorher einfach nicht zugänglich waren. Auch viele der klügsten grieschichen Philosophen haben an den Pantheon geglaubt, genauso wie weder Galileo noch da Vinci oder Newton den katholischen Glauben grundsätzlich abgelehnt hätten, weil sie für die "zu intelligent" gewesen wären.

Diese verschiedenen Entwicklungslinien entwickeln sich also einerseits unabhängig voneinander, beeinflussen sich andererseits aber natürlich auch, es hängt also alles miteinander zusammen in einem sehr komplexen dynamischen Prozess. So können z.B. Entwicklungen im eher politischen Bereich, die zu einer offeneren Gesellschaft führen, bestimmte individuelle Entwicklungslinien begünstigen. Im Mittelalter war die Situation wohl eher umgekehrt, indem der Zusammenbruch des römischen Reiches zu einem Rückfall der kulturellen Entwicklung geführt hat, der sich dann auch auf individuelle Entwicklungen niederschlägt.

Ich denke auch, dass man, wenn man sich von diesem Thema der Entwicklung des menschlichen Bewusstseins ein Bild machen will, viel weiter zurückgehen muss als bis zu den alten Griechen, den deren Bewusstsein war wohl in vielen Entwicklungslinien nicht viel anders als unser heutiges. Schaut man sich nur die Geschichte der letzten 3000 Jahre oder so an ist das ein zu kurzer Zeitraum um die wirklich grossen Entwicklungsstufen unterscheiden zu können.
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RE: Glaube - Früher
#11
27.04.2011, 20:38
Ich habe einfach darüber nachgedacht, weil eben das Thema besprochen wurde, ob Leute aus dem Mittelalter dümmer sind als "wir" heute. Ich interessiere mich einfach für die Gesellschaft.. es sind viele interessante Ansichten und Ideen gekommen, viel worüber ich noch nachdenken muss.

dankeschön (=

Es geht mir eben auch um die Klöster, um die Mönche. Vielleicht noch größer, um die Gedanken selbst. Wenn man wissenschaftlich an die Sache herangeht, müsste doch bei selbem Leistungsaufwand, also selber Dauer des Denkens, auch die selbe Energie in den Gedanken stecken oder? Ist jetz natürlich reine Theroie.
Es ist eine echt komische Welt, das steht fest. Aber warum auch nicht? Das Lachen gehört zum Leben, oder?
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RE: Glaube - Früher
#12
27.04.2011, 21:34 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.04.2011, 21:36 von Zett Zelett.)
(26.04.2011, 23:40)spell bound schrieb: ihr glaubt ernsthaft, die heutigen menschen sind intelligent, weil sie autos fahren und chemiekonzerne errichten?
Ne, nicht deswegen. Hm, aber auch deswegen. Ich meine, wieso nicht?
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RE: Glaube - Früher
#13
28.04.2011, 21:44
(27.04.2011, 21:34)Zett Zelett schrieb:
(26.04.2011, 23:40)spell bound schrieb: ihr glaubt ernsthaft, die heutigen menschen sind intelligent, weil sie autos fahren und chemiekonzerne errichten?
Ne, nicht deswegen. Hm, aber auch deswegen. Ich meine, wieso nicht?

Auch deshalb weil heute Telefone ein Ablaufdatum von 18 Monaten haben und im Mittelalter konnten Bauern noch lauter schreien. Wenn man davon ausgeht das viele Gespräche Ortsgespräche sind und heute besonders am Land viele Funklöcher auftreten steht es 1:0 für das Mittelalter.

Im Mittelalter waren manche Leute noch so dumm und haben Dinge repariert und über den Umweltschutz haben diese Saubären auch nicht viel nachgedacht. Das ist der Ausgleich eine Minute vor der Halbzeit.

Von Uhren hatten sie auch keine Ahnung sonst hätten sie nicht so viel Arbeitszeit verloren und hätten sich im Frühmittelalter schon ins Mittelmittelalter vorgearbeitet. Ein eiskalt verwandelter Elfmeter bringt uns 2:1 in Führung.

Ich vermute auch das spätesten im Mittelalter die heimische Traumkultur vernichtet wurde und das ohne Fernsehen. Dieses Eigentor habe ich in der 90sten Minute geschossen. Spielstand 2:2

(26.04.2011, 19:39)Legendary schrieb: Wenn man von Evolution ausgeht, dann verändern sich dinge nur über laaaaange Zeitspannen, also auch unser gehirn. Und evolutiv gesehen, war das Mittelalter gestern..

bin ein wenig verwirrt..

... und wenn man nicht von der Evolution ausgeht ... was ist dann?
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RE: Glaube - Früher
#14
29.04.2011, 09:58
Zu diesem Thema gefällt mir recht gut folgendes Gleichnis:

http://de.wikipedia.org/wiki/Zwerge_auf_...von_Riesen

Zitat:Das Gleichnis von den Zwergen auf den Schultern von Riesen (oder: Giganten) ist ein Versuch, das Verhältnis der jeweils aktuellen Wissenschaft und Kultur zur Tradition und zu den Leistungen früherer Generationen zu bestimmen. Aus der Sicht traditionsbewusster Gelehrter erscheinen deren Vorgänger in vergangenen Epochen als Riesen und sie selbst als Zwerge. Die Zwerge profitieren von den Pionierleistungen der Vergangenheit. Indem sie dem vorgefundenen Wissensschatz ihren eigenen bescheidenen Beitrag hinzufügen, kommt Fortschritt zustande. Nur auf diese Art können die Zwerge die Riesen überragen.
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RE: Glaube - Früher
#15
29.04.2011, 22:30
Eigentlich geht es bei der Frage, ob die Menschen früher dümmer waren als heute, nicht darum, ob die Menschen früher weniger wussten, was aber eben noch Schlafbüro ansprach, sondern eher darum, die, ich nenne es mal so, Intelligenzpotentiale zu betrachten, oder um es mit den Wörtern des Gleichnisses auszudrücken: Leben heute größere Zwerge als früher?

Unstrittig ist die Tatsache, dass das Bildungssystem heute weitaus ausgeprägter ist als vor, sage ich mal, 1000 Jahren und somit der Bildungsstand in vielen Bereichen (schulinterne und teilweise auch schulexterne Themen) der heutigen Menschen den der Menschen vor 1000 Jahren überlegen ist. Deshalb, weil diese frage relativ einfach zu beantworten ist, geht es natürlich nicht darum, sondern um das schon genannte Intelligenzpotential: Welche Menschen (Gruppe Heute gegen Gruppe Damals) würden sich unter gleichen Bedingungen (gleiches Bidlungssystem, gleiche Eltern, gleiches Umfeld) mehr Wissen (/Intelligenz) aneigenen können?

Um diese Frage beantworten zu können, muss man sich mögliche Selektionsfälle (da Intelligenzpotentiale teilweise vererbt werden) damaliger Zeit anschauen.
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