Einheit der Gegensätze - Druckversion +- Klartraumforum (https://www.klartraumforum.de/forum) +-- Forum: Community (https://www.klartraumforum.de/forum/forumdisplay.php?fid=5) +--- Forum: Philosophie und Psychologie (https://www.klartraumforum.de/forum/forumdisplay.php?fid=20) +--- Thema: Einheit der Gegensätze (/showthread.php?tid=8729) |
Einheit der Gegensätze - SoReal - 23.06.2010 Unser Verstand, der nicht die Wahrheit ist, begreift die Wahrheit nie so präzise, dass sie nicht unendlich präziser begriffen werden könnte. Er verhält sich zur Wahrheit, wie ein Vieleck zu einem Kreis. Je mehr Winkel das Vieleck hat, umso mehr nähert es sich dem Kreis. Niemals fällt es mit ihm zusammen, wenn wir die Zahl der Winkel auch noch so verfielfachen, es sei denn, dass es sich bei einer unendlichen Zahl von Winkeln in den Kreis selbst verwandelt. Auch die angeblichen Gegensätze wie der Kreis und die gerade Linie sind in Wirklichkeit eins. Wenn wir uns den Kreis vergrößert denken, wird seine Krümmung immer flacher. Wenn der Kreis unendlich groß ist, ist er mit der geraden Linie gleich geworden. Es verhält sich so, dass, je höher der Gesichtspunkt ist, von dem wir gegensätzliche Meinungen betrachten, wir das Gemeinsame an ihnen umso klarer erkennen können. Je mehr Menschen eine solche Theorie verstehen, umso friedlicher, einsichtiger und verständnissvoller wird das zwischen menschliche Dasein. Erst, wenn wir verwirklicht haben, dass wir nicht alleiniger Besitzer der Wahrheit sind, und verstehen, dass die Wahrheit ein Trugschluss von uns selbst, sowie eine Thorheit vor der Wirklichkeit ist, werden wir die Kraft besitzen mit uns selbst fertig zu werden und als gemeinschaftliche Menschheit dem allgemeim Wohl der Rassen, sowie der Natur zu dienen. Extreme berühren sich und bilden letzlich eine Einheit. Unsere Welt ist nicht das Paradies, sondern eine Welt voller Gegensätze: Licht und Finsternis, Tag und Nacht, Ordnung und Chaos, Hitze und Kälte, Nähe und Distanz, Regen und Sonnenschein, Lust und Leid, Verstand und Gefühl, Leben und Tod. Alles ist zweifach, eins steht immer dem anderen gegenüber. Ohne das eine ist das andere nicht zu haben. Die Einsicht, dass Gegensätze immer bestehen, sowie, dass in fast allen Belangen immer Gegensätze zu finden sind, hilft uns durch unser Leben. Und, wie Aristoteles es bereits erkannte, liegt das Gute in der Mitte zwischen den Extremen, nämlich zwischen dem Übermaß und dem Mangel. Mut liegt beispielsweise zwischen Unbesonnenheit bzw. Übermut auf der einen Seite und Feigheit auf der anderen Seite. Großzügigkeit liegt zwischen Geiz und Verschwendung, Freundlichkeit zwischen Missachtung anderer und übertriebener Nachgiebigkeit. RE: Einheit der Gegensätze - LutziderTräumer - 23.06.2010 Im Großem und Ganzem stimme ich dir zu, aber ich bin viel lieber Kritiker (23.06.2010, 21:44)SoReal schrieb: Auch die angeblichen Gegensätze wie der Kreis und die gerade Linie sind in Wirklichkeit eins. (23.06.2010, 21:44)SoReal schrieb: Alles ist zweifach, eins steht immer dem anderen gegenüber. Ohne das eine ist das andere nicht zu haben.Was jetzt? Gibt es nun immer Gegensätze, oder ist alles Eins? Was ist das Gegenüber des Kreises? Wenn Licht-Dunkelheit, Hitze-Kälte Gegenpartner sind, und es Licht- und Wärmestrahlen gibt, gibt es dann auch Dunkel- und Kältestrahlen? Zum Kreis nochmal: Wenn man immer mehr Ecken zu einem Vieleck hinzufügt, wird man nie die Unendlichkeit erreichen. Aber was ist, wenn man Ecken weg nimmt und so zum Gegenpart, der Null, kommt? Dann hat man einen Punkt, ein Kreis mit dem Radius Null. (23.06.2010, 21:44)SoReal schrieb: Auch die angeblichen Gegensätze wie der Kreis und die gerade Linie sind in Wirklichkeit eins.Aber das auch nur in der nie zu erreichenden Unendlichkeit. Außerdem sagst du es gibt keine Wahrheit und stellst diese Behauptung als Wahrheit dar RE: Einheit der Gegensätze - SoReal - 24.06.2010 In meinem Verstand, der ja nicht die Wahrheit ist, ist es immer >ein< Gegensatz. Und da, wie ich schon geschrieben habe, das eine nicht ohne das andere zu haben ist, kann man es betrachten, wie der Kreis und die Linie, die meiner Meinung nach die Extreme sind. Doch es gibt Wege, wodurch man erkennen kann, dass sie gar nicht so verschieden sind. Dazu dient der höhere Gesichtspunkt. Und mit diesem könne wir lernen alle Gegensätze und Extreme auf den Gegensatz zurückzuführen, wodurch wir erkennen, wie ähnlich die Extreme sind. Zwar kann man die Winkel auch subtrahieren, aber dann hat man irgendwann keine meinung mehr Wenn die unendlichkeit erreicht ist, bist du Gott. Da es, wie du sagtest, unerreichbar ist müssen wir wenigstens versuchen unseren Blickwinkel so zu schärfen, dass wir wenigstens den Ansatz einer Linie im Kreis erkennen. (Sehen wir auf der Erden nicht auch fast eine Lienie ) Ich stelle diese Behauptung nicht als Wahrheit da. Wahrheit ist eine Tohrheit vor der Wirklichkeit. Jedoch sehe ich diese Meinung als Möglichkeit, zu einem besseren miteinander. Eine Überlegung sollte immer dem allgemeinwohl dienen, denn unüberlegtes denken bringt einem immer Ratlosigkeit. Ich mag in allen Aussagen falsch liegen. Doch ich denke, wenn ich das wenigstens in meinem Leben umsetze, bin ich ein glücklicher Mensch. RE: Einheit der Gegensätze - Pygar - 24.06.2010 Der Dualismus ist natürlich eine Möglichkeit, die Wirklichkeit zu begreifen. Ich vermute, dass unser Gehirn so verliebt in Symmetrien ist, dass es beginnt, welche aufzustellen, wo nicht irgendwo welche zu finden sein müssen. Genaugenommen erscheint Regen nur als Gegenteil des Sonnenscheins, aus einem anderen Blickwinkel hat die Sonne nie aufgehört zu scheinen. Oder Wärme kann man als Gegenpol der Kälte auffassen, muss man aber nicht, denn was ich als kalt empfinde kann für ein extremophiles Lebewessen sauheiß sein. Zitat:Und, wie Aristoteles es bereits erkannte, liegt das Gute in der Mitte zwischen den Extremen, nämlich zwischen dem Übermaß und dem Mangel. Dieser Glaubenssatz kann uns durch unser Leben helfen, kann aber unser Leben auch sehr einschränken. So wird dieser Satz gerne benutzt, um unser derzeitiges politisches / wirtschafliches System zu rechtfertigen. Ich habe zu oft in politischen Diskussionen gehört: Kommunismus "ist" schlecht, weil das Gute immer im Mittelmaß liegt. Kommunismus und Faschismus als zwei Extreme, in deren Mittelpunkt eine neoliberaler Kapitalismus steht. (Ob Kommunismus nun schlecht oder nicht empfunden wird kann dahingestellt werden, es geht mir hier eher um die Argumentation). Oder auch beim Thema Alkohol und Drogen: Abstinenz "ist" schlecht, weil: goldene Mitte! D.h. Immer nüchtern zu sein wird als genauso schlecht erlebt wie immer betrunken zu sein. Diesen Faden könnte man auch weiterspinnen und fragen: Immer bekifft zu sein wird als genauso schlecht erlebt, wie immer nüchtern? Oder: Was stellt die Mitte zwischen Abstinenz und Alkoholismus dar? 12 Stunden pro Tag betrunken? 3,5 Tage die Woche? Oder aber gehen wir auf eine höhere Ebene und wenden die Symmetrie auf sich selbst an: Der Satz des Aristoteles trifft in 50% der Fälle zu, weil die Wahrheit in der goldenen Mitte liegt? RE: Einheit der Gegensätze - SoReal - 24.06.2010 Die Politik ist immer ein sehr heikles Thema, wobei ich der Auffassung bin, dass jedes System funktionieren kann, wenn alle damit zufrieden und beteiligt sind. Doch da dies eine irreale Vorstellung ist, wird es nie das perfekte politische System geben. Wobei unsere Politik mit den richtigen Personen an der Führung >gut<? wird. Ich halte es damit, dass die Menschen, die zu hohen Ämtern streben, von ihnen ausgeschlossen werden sollten. Denn solchen geht es nur um die Macht und um das Geld. Wären jedoch Personen an der Macht, die sich nicht durch Machtgier und Ausgrenzung anderer Möglichkeiten auszeichnen, sondern in ihren Entscheidungen weise und überlegt sind, würde sich die Politik zum besseren wenden. Ich denke nicht das man die Mitte in Zeit oder anderen Daten festsetzen kann. Die Mitte liegt bei jedem Menschen selbst, und seiner Persöhnlichkeit. So liegt die Mitte bei Drogen und Alkohol nicht darin, eine Zeit drauf und die andere Clean zu sein, sondern darin, was man erreichen möchte, und wie man dies erreichen möchte. Wenn ich ein ausgeglichener Mensch sein möchte, kann meine Mitte gar bei 0% Drogenkonsum und 100% Nüchternheit sein. Andere legen ihre Mitte da anders. Jedoch darf dies keine Rechtfertigung zum Übermaß sein, da viele über ihre persöhnliche Mitte hinaus Drogen oder Alkohol konsumieren, oder ihren Idealismus darauf aufbauen. Denn man darf nie vergessen, dass nicht jeder Mensch dieselben Ansichten von richtigem Handeln hat, wie ich sie habe. Richtig zu handeln hat nicht nur mit dem Befolgen von Regeln zu tun, sondern auch damit, die richtige Balance zu halten, je nachdem, in welchen Umständen man sich befindet. zu deinem letzten satz. Aristoteles meinte nicht das die Wahrheit in der Mitte zu finden ist, sondern das Gute, und das wir zu richtigen Handeln geführt werden können, wenn wir die Idee aufgeben, dass gut und schlecht Gegenssätze sind und wir uns bewusst werden, dass ein guter Mensch menschliche Dinge gut tut, weil er eben ein Mensch ist. RE: Einheit der Gegensätze - Pygar - 24.06.2010 Sehr weise gesprochen! Mehr braucht man dazu nicht zu sagen RE: Einheit der Gegensätze - SenCha - 25.06.2010 Aurea mediocritas ~ der goldene Mittelweg... so äußert sich der Freigeist ^^ RE: Einheit der Gegensätze - Morphium - 27.07.2010 (23.06.2010, 23:12)LutziderTräumer schrieb: Im Großem und Ganzem stimme ich dir zu, aber ich bin viel lieber Kritiker Bei deinen mathematischen Objekten verstehe ich nicht genau, worauf ihr hinaus wollt, aber Symmetrie lässt sich doch erstaunlich oft antreffen. Der Kreis und die Linie, sowie das Vieleck bestehen alle aus ein und dem selben: Aus Punkten. Punkten in der Unendlichkeit. (23.06.2010, 23:12)LutziderTräumer schrieb: Wenn Licht-Dunkelheit, Hitze-Kälte Gegenpartner sind, und es Licht- und Wärmestrahlen gibt, gibt es dann auch Dunkel- und Kältestrahlen? Berechtigte Frage. Aber nein. Symmetrie ist doch weitaus komplexer. Sowie Kreis, Vieleck und andere Geometrische Objekte "unendliche" Punktverteilungen über den Raum sind, sind auch Wellen eine Ausbreitung in eben diesen. Wellen sind von Natur aus "ausgeglichen", es gibt sowohl Wellenberg- als auch -tal Sie sind ist eine Erscheinung von Energie. Und Energie tritt - wie geometrische Objekte als Punktverteilungen auch - in verschiedenen Formen auf. Z. B. treten Punkte als geometr. Objekte und Energie als Strahlung, kinetische Energie, etc. auf, wobei z. B. die Strahlung wieder in unterschiedlichen Frequenzen auftritt. Und Gegensätze wie Wärme-Kälte und Licht-Dunkel können auch quantitativ bedingt sein. Licht=viele Lichtstrahlen, Dunkelheit=keine. Analog mit Wärmestrahlen und atomarer Bewegungsenergie. Alles lässt sich vereinfachen und das Gegenteil: verkomplizieren - so ist es ja auch mit der Mathematik - sie besteht ja aus ein paar wenigen Axiomen, gemeinsame Nenner, aus denen durch Deduktion wieder neue Sätze gewonnen werden. So weit zu meinen naiven, leicht esoterischen Ansichten dazu. RE: Einheit der Gegensätze - gorguhrt - 03.08.2010 Mal nochmal zum so heiß geliebten Dualismus: In den meisten Fällen ist er einfach kein echter Dualismus: Kälte ist nicht das Gegenteil von Wärme, sondern die Abwesenheit, den Nullpunkt haben wir auch schon (zumindest ungefähr), der leigt bei 0°K(zu Faul das in Celsius rauszusuchen^^). Ordnung ist die Abwesenheit von Chaos, da haben wir wenn wir nach der Entropie gehen, zumindest wissenschaftlich auch nen Nullpunkt. RE: Einheit der Gegensätze - gulden - 03.08.2010 Hört sich alles schlüssig an, das meiste würde ich unterschreiben. Um nochmal auf die Politik oder eher wirtschaft zurückzukommen: Einerseits liberaler Kapitalismus, Große soziale Unausgeglichenheit und andererseits zentralwirtschaft mit resignierender Wirtschaftskraft eingeschränkter Freiheit (Kommunismus wie er in der Geschichte vorkam, nicht die optimal erdachte Variante) .... Da erscheint mir die momentane soziale Marktwirtschaft ein mehr oder weniger akzeptabler Mittelweg zu sein. RE: Einheit der Gegensätze - SenCha - 03.08.2010 (03.08.2010, 00:58)gorguhrt schrieb: Mal nochmal zum so heiß geliebten Dualismus: Das versteh ich net goguhrt... mach das mal bitte en bisschen konkreter RE: Einheit der Gegensätze - gulden - 03.08.2010 (03.08.2010, 14:10)SenCha schrieb:(03.08.2010, 00:58)gorguhrt schrieb: ...Das versteh ich net goguhrt... mach das mal bitte en bisschen konkreter was er mMn versucht zu sagen ist, dass es gewisse faktoren/dinge gibt, auf die sich das gegensatz prinzip nicht anwenden lässt. es gibt physikalisch gesehen keine kälte. sondern den nullpunkt 0 Kelvin, die totale abwesenheit der wärme. RE: Einheit der Gegensätze - SenCha - 03.08.2010 So weit so gut, aber wie definierst du denn dann Abwesenheit?! RE: Einheit der Gegensätze - gulden - 03.08.2010 bei wärme wäre abwesenheit, dass die teilchen keine bewegungsenergie hätten bzw. es einfach keine wärme existiert RE: Einheit der Gegensätze - SenCha - 03.08.2010 jo, und keine Existenz bedeutet ja wohl, dass das Abwesende völlig abwesend ist ~ nicht mehr da! ...und wo von dem einen nichts mehr ist, kann ja wohl nur noch was anderes sein... was Anderes ~ null identisch ~ ...das Gegenteil oder wie muß man das verstehen? |