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Eltern Versöhnung - Eltern Komplexe - Druckversion

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RE: Eltern Versöhnung - Eltern Komplexe - Don Rinatos - 14.08.2018

Zitat:Habt ihr Erfahrungen mit der Ablösung von den Eltern?

Ich freue mich über einen Rat oder eine Meinung.

Meine Erfahrungen diesbezüglich passen gut in den Klartraumforum, denn die Klarträume haben mir geholfen ein schwieriges Gespräch mit meinen Eltern durchzuführen.
 
Ich hatte eine glückliche Kindheit und hab das mit der Ablösung irgendwie verpasst. Erst viel später zeigten sich einige Differenzen zw. meiner Familie und mir. Meine Eltern sind aus der Kohorte der "Konsum-Materialisten", es dreht sich alles um Geldverdienen, Status, Erfolg, auch die Beziehungen sind dem wirtschaftlichen Zwang untergeordnet. Ich gehöre dagegen (übrigens, durch den hart erarbeiteten Wohlstand meiner Eltern!!!) zu der "postmateriellen" Kohorte. Der Geist, das Bewusstsein, die Kunst spielen für mich wesentlich größere Rolle, als Kontostand. Mich hat zunehmend gestört, dass ich mit meinen Eltern über das (für mich!) Wesentliche nicht reden konnte. Aber ich war zu brav, zu lieb, zu angepasst und zu dankbar für alles was sie für mich getan haben, um irgendwie zu protestieren. Ich wusste auch nicht, wogegen ich mich auflehnen soll, wusste nicht wofür ich die Lanze brechen soll. Denn mein Leben hat eigentlich dank meiner Eltern gut geklappt.
 
Aber meine Unzufriedenheit mit dieser Situation wuchs und ich begann in meinen Klarträumen mit meinen Eltern darüber zu reden. Hab angefangen zu lernen mich ordentlich zu positionieren, meine Sichtweise klar zu verbalisieren, den Druck des Nichtverstandenseins, der subtilen Ablehnung auf der nonverbalen Ebene standhalten...
Oft verstummten die Gespräche im Klartraum und führten (wie im Wachleben auch) zu gar keinem Ergebnis, was noch frustrierender war, aber ich blieb dran und schwieg mit.
 
Es hat mehrere Jahre dieser Gesprächssimulation gedauert, bis ich im Jahr 2012 mein Mut zusammengekratzt habe und an einem Abend mit meinen Eltern darüber gesprochen, was mich ausmacht, wie ich die Welt sehe und was mir wirklich wert ist. Zu meiner Verwunderung lachten mich meine Eltern aus. Ich brach in Tränen aus, rannte aus dem Haus, rannte ziellos in die Dunkelheit weg, durch das Gestrüpp der Felder. Nachts kam ich schluchzend auf dem leeren Hügel Samochval über den Fluss Enisej an und schlief dort mitten auf dem Felsen ein. Es war eine warme Sommernacht und die ganze Gegend spendete mir Energie und Trost.
 
In Morgengrauen kehrte ich zurück, zuerst zu meinem Bruder, der auch in der Nähe wohnt. Meine ganze Verwandtschaft war in heller Aufregung und hat mich gesucht. Dann kam ich zu meinen Eltern und sie waren sehr erschrocken über meinen emotionalen Ausbruch und wir haben alle zusammen geweint und viel geredet. Die emotionale Bindung, die Liebe war wieder da. Sie haben mich dann richtig verstanden und das hat paar Jahre angehalten..., bis sie es wieder vergessen haben und in Gesprächen mit mir in ihre alte wirtschaftliche Muster zurückfielen.
 
Aber das stört mich nicht mehr, denn meine Ablösung ist stattgefunden und ich weiß, dass sie wissen was mich antreibt, bzw. es ist viel leichter das Gespräch auf Wesentliche zu lenken. Mittlerweile sind meine Eltern noch viel älter geworden und ich kann so viel kognitiver/emotionaler Flexibilität teilweise nicht mehr verlangen
 
Ohne Klarträumen hätte ich es nicht geschafft. Es war heftiger, als ich dachte. Es hat aber mein Leben leichter gemacht. Als hätte ich ein elterlichen Segen für mein heiliger Kampf erzwungen.


RE: Eltern Versöhnung - Eltern Komplexe - ichbinmehr - 14.08.2018

Danke Don,

ein bisschen ähnlich zu deiner Geschichte ist, dass das Leben meiner Eltern sich auch um materiellen Wohlstand drehte, denn beide sind im oder kurz nach dem Krieg geboren worden. So haben sie dieses wohl als höchstes Lebensziel verstanden, weil es ihnen in ihrer Kindheit eben am nötigsten gefehlt hat. Und ich sehe auch, dass der Wohlstand ein Fundament für mich war, auf dem ich mich entwickeln konnte, denn mit materiellen Dingen musste ich mich deshalb nicht mehr beschäftigen. Siehe Maslows Bedürfnispyramide. Und ein Teil in mir ist ihnen auch dafür dankbar, aber ein andere Teil, fühlt sich eben überhaupt nicht verstanden,  akzeptiert und geachtet. Den Teil kann ich nicht übergehen, zu Gunsten des anderen Teils.

Das Problem war, dass ich ein sensibles Kind war, welches immer schon im Gefühl und im Geist zu Hause war, und meine Welt für sie nie existierte. Es bliebt daher nur die Möglichkeit mich ihnen anzupassen und mich zu verleugnen. Und dann kommt auch hinzu, dass ich emotionale Kälte, Missachtung, Gewalt und emotionaler Missbrauch erduldet habe. Mein Leben hat sich hin zum Positiven verändert, als ich für mich eingestanden bin.

Das Problem ist, dass ich mich heute im Kontakt wieder in dieses, für mich sehr destruktives Umfeld begebe, welches mir unglaublich schlechte Gefühle macht. Ich werde permanent negativ dargestellt. Es gibt nicht ein nettes Wort.

Und wenn ich im Mitgefühl mit mir selbst bin, dann kann ich das nicht mehr zulassen, dass Menschen so mit mir umgehen, dann muss ich mich beschützen. Kompromisse im Sinne von, ich wünsche mir, dass ihr mir Achtung entgegen bringt, dann komme ich euch wieder besuchen, werden nicht angenommen. Mein Wunsch wird nicht mal gehört, mein Bedürfnis nicht verstanden.

Ich habe kürzlich nochmal versucht von meiner Welt zu erzählen. Ich neige immer wieder dazu, zu denken ich habe etwas nicht bedacht, falsch gemacht, nicht gut genug erklärt, irgendetwas noch nicht versucht usw. So habe ich nochmal einen ausführlichen Brief geschrieben, in dem ich total offen war. Es passiert mir immer noch, dass ich irgendwie, wieder die Hoffnung habe, ich könnte etwas bewegen und wir finden in einen positiven Kontakt, aber jede Hoffnung wird immer wieder enttäuscht. Und ich glaube gerade, es geschieht mir, so damit ich aufgebe. Vielleicht kann ich erst jetzt aufgeben. Vielleicht fehlte in der Vergangenheit immer etwas. Heute hatte ich das Gefühl, ich gebe auf.

Es gibt den Teil, der hat den Anspruch irgendwie darüber zu stehen. Aber das schaffe ich nicht, so bleibt mir nur mich zu schützen. Ich möchte einfach nicht mehr in so einer Umgebung sein, mich solche einer Situation aussetzten.

Ich habe gerade eben, mit meiner Mutter telefoniert und merke wieder,
es hat einfach keinen Zweck. Jedes Gespräch dreht sich im selben Kreislauf, indem ich immer als falsch dargestellt werde. Jedes Argument wird entkräftet, Worte werden verdreht. Es wird nur das gehört, was man hören will. Das Telefonat war wieder mal sehr desillusionierend und das ist gut so!

Ich glaube es wird darauf hinauslaufen, dass ich die Abgrenzung weiter aufrecht erhalte. Früher tauchte dann immer der Gedanke auf, aber was wenn sie sterben? Eben kam, zum ersten Mal der Gedanke: Und wenn sie stirbt, dann ist es eben so. Es gab eine Einsicht, dass ich alles versucht habe.

Ich muss wohl akzeptieren, dass sie mir die ganze Schuld an der gescheiterten Beziehung geben.
Dass sie mit Verwandten schlecht über mich reden. Ich muss damit leben, dass sie mich für schuldig halten. Und ich muss lernen mich nicht schuldig zu fühlen.
Ich muss mir selbst die Last der Schuld von den Schultern nehmen.

Ich muss dem inneren Kind sagen, du bist nicht schuld. Du hast alles versucht. Es liegt nicht in deiner Verantwortung. Hiermit lasse ich die Schuld nun los.


Zitat:Don schrieb:

Aber das stört mich nicht mehr, denn meine Ablösung ist stattgefunden

Was genau musste denn in dir passieren, dass eine innere Ablösung stattgefunden hat?
Ich merke immer wieder es hat bei mir mit dem Thema, sich die eigenen Authorität sein zu tun.

Zitat:Als hätte ich ein elterlichen Segen für mein heiliger Kampf erzwungen.

Das freut mich. Doch ich merke bei mir soll es wohl anders sein.
Und das ist ein interessanter Satz.

Denn ich glaube ich wünsche mir immer noch einen Art Segen von meinen Eltern, den ich aber nicht bekomme. Das lässt mich aber wieder erkennen, dass man solange man noch einen Segen möchte, einen Teil seiner eignen Autorität auf die Eltern abgespalten hat. Ich möchte diesen Teil zu mir zurück nehmen, und mir selbst den Segen geben, für mein so sein. Hiermit segne ich mich selbst. biggrin

Es gibt auch einen Teil in mir, der würde so gerne eine positive Beziehung zu meinen Eltern haben und Impulse einbringen, die ein positives Beisammensein herstellen können. Immer wieder gerät dieser Teil in eine Phase der Hoffnung. Aber jeder Versuch wird nun mal erneut enttäuscht und so kann ich wohl nur einsehen, dass es nicht so sein soll. Ich muss die Hoffnung auf  Versöhnung aufgeben.

Ich muss das wohl so annehmen, dass es eben sehr enttäuschend für mich ist. Ich muss die Enttäuschung ganz annehmen. Ich muss annehmen, dass sie schlecht über mich reden werden, mich falsch darstellen werden. Aber das darf meine Selbstliebe nicht mehr gefährden. Ich nehme mein inneres Kind in den Arm und tröste es. Ich akzeptiere, dass es so ist. Danke dass ich das mit euch teilen durfte.


RE: Eltern Versöhnung - Eltern Komplexe - ichbinmehr - 14.08.2018

Ich find die Synchronizitäten immer so geil. Nachdem ich gerade das Gefühl hatte, endlich die Schuld losgelassen zu haben, mache ich Facebook auf und ganz oben stand: "Die Befreiung des Gewissens – Warum gute Eltern, anstrengende Kinder haben"
Haha. https://www.hafawo.at/selbstmanagement-motivation/die-befreiung-des-gewissens-warum-gute-eltern-anstrengende-kinder-haben/


RE: Eltern Versöhnung - Eltern Komplexe - Don Rinatos - 14.08.2018

Zitat:Was genau musste denn in dir passieren, dass eine innere Ablösung stattgefunden hat?

Ausschlaggebend war das Gespräch mit meinen Eltern, aber für dieses Gespräch war die innere Klärung notwendig, innere Reifung.
Dafür war notwendig eine Weile abseits der materiellen Wegen auf diesem postmateriellen verschlungenen Pfad zu wandern, dem Geist, der Meditation nachzugehen, der Musik nachzuströmen, oder mich einfach hier im Forum einzubringen, ohne daraus Profit zu schlagen. Ich hatte Glück den Menschen zu begegnen, die auf der gleichen Wellenlänge sind, gemeinsam mit Freunden den Geist zelebrieren - das hat meine geistige Weltwahrnehmung natürlich verstärkt. Mittlerweile ist es viel leichter geworden darüber zu reden, oder es zu praktizieren, überall gibt es Yogakurse und Meditationszentren, früher zur sovjetischen Zeit war das nicht einfach.

Nach der Ablösung hatte ich ein sehr tiefgreifendes Gespräch mit meiner Mutter über den Tod und Sterben, weil sie davor große Angst hatte. Ich habe ihr mein ganzes Wissen über Sterbetechniken und Stufen, Möglichkeiten und Vorgehensweise erzählt... und über die Bedeutung von Ego im Sterbeprozess, also was da in der Transformation abgeht... sie war sehr ergriffen und hat viel mitgenommen.


RE: Eltern Versöhnung - Eltern Komplexe - ichbinmehr - 14.08.2018

Ich wollte ihr auch die Angst nehmen, so griff ich ihr Thema vom Tod auf, welches sie letzte Woche einbrachte,  aber meine Meinung wird nicht angenommen, nur belächelt. Sie hat von mir noch nie etwas annehmen können, weder Liebe noch Ratschläge. Tja auch das muss ich akzeptieren, sie nimmt nichts von mir. Ihr scheint es auch wieder besser zu gehen.

Das ist schwer für das innere Kind, welches der Mutter so gerne etwas geben würde. Doch nichts von dem was von Herzen kommt, kann sie nehmen. Sie ist blind für meien Liebe, denn sie fühlt sich chronisch abgelehnt.

Vielleicht muss ich auch das Kind was geben will, abfangen, indem ich ihm für seine Liebe und Hingabe dankbar bin, diese aber umlenke auf eine konstruktive Umgebung. Das Problem ist, das Kind ist irgendwie noch in der Dauerschleife geben zu wollen und verstrickt sich sehr schnell in Schuldgefühlen, weil es nicht gehört wird. Es denkt, es hat nicht genug getan.

Was mir gerade bei deinen Worten auffällt Don, dass ich wiedermal nur sagen kann, bei mir ist es anders. Bei mir ist kein Happy End in Sichtweite. Als Kind war ich immer neidisch auf die anderen Kinder, die verständnisvolle Eltern hatten.

Heute löst so ein Kommentar, von Jemandem, der ein Glück erfährt was mir nicht gegönnt ist, wohl auch noch Neid aus. Oder ist es Trauer? Ist es ein Gedanke von ich fühle mich nicht verstanden? Denn bei mir klappt das leider nicht. Jedenfalls die Einsicht, andere Menschen hatten anderen Voraussetzungen ihr Leben zu bestreiten, während ich trotz grosser Mühe meinerseits, bestimmte Dinge nie erreichen werde.

Und dann kommt das Thema Ungerechtigkeit hoch.
Dann gerate ich mit Gott in Konflikt. Gott nach außen projiziert. Ich klage ihn an. Warum?
Antwort: Frag dich selbst.

Perspektivwechsel:
Gott ist ein Selbstanteil. Also frage ich mich.
Warum tue ich mir das an?
Antwort: Um zu verstehen, um mich zu entwickeln, um mein Bewusstsein zu erweitern.

Und dann frage ich mich: Heiligt der Zweck die Mittel?
Ist es Fair Steffi so etwas anzutun?
Und ich komme zur Antwort, ich weiß es nicht.
Ja und Nein.

Ich sehe sehr deutlich, diese beiden Anteile in mir.
Der eine findet das absolut grausam und ist der Meinung, dass nicht nochmal tun zu wollen.
Der andere würde es aus Enwticklungsgründen wieder tun.

Dann entscheide ich erneut.
Aber jetzt entscheide ich mich für die Freude, nicht mehr fürs Verstehen.
Denn Steffi hat das verdient.

Das Mitgefühl hat gewonnen.
Das Verstehen hat verloren.


RE: Eltern Versöhnung - Eltern Komplexe - birdy - 15.08.2018

verzeih mir, ichbinmehr, für das kurze offtopic, aber folgendes interessiert mich:

Zitat:Nach der Ablösung hatte ich ein sehr tiefgreifendes Gespräch mit meiner Mutter über den Tod und Sterben, weil sie davor große Angst hatte. Ich habe ihr mein ganzes Wissen über Sterbetechniken und Stufen, Möglichkeiten und Vorgehensweise erzählt... und über die Bedeutung von Ego im Sterbeprozess, also was da in der Transformation abgeht... sie war sehr ergriffen und hat viel mitgenommen.

@Don

hast du schon irgendwo im Forum darüber detailliert geschrieben?
Da ich selber ziemliche Angst vor dem Sterben habe, würde mich dein Wissen zu dem Thema sehr interessieren!


RE: Eltern Versöhnung - Eltern Komplexe - Don Rinatos - 15.08.2018

(15.08.2018, 08:55)birdy schrieb: verzeih mir, ichbinmehr, für das kurze offtopic, aber folgendes interessiert mich:

Zitat:Nach der Ablösung hatte ich ein sehr tiefgreifendes Gespräch mit meiner Mutter über den Tod und Sterben, weil sie davor große Angst hatte. Ich habe ihr mein ganzes Wissen über Sterbetechniken und Stufen, Möglichkeiten und Vorgehensweise erzählt... und über die Bedeutung von Ego im Sterbeprozess, also was da in der Transformation abgeht... sie war sehr ergriffen und hat viel mitgenommen.

@Don

hast du schon irgendwo im Forum darüber detailliert geschrieben?
Da ich selber ziemliche Angst vor dem Sterben habe, würde mich dein Wissen zu dem Thema sehr interessieren!

Ich schreibe nicht gern darüber in einem öffentlichen Bereich, da es ein sehr sensibles Thema ist und ich die Missverständnisse unbedingt vermeiden möchte.
Am Besten wäre ein persönliches Gespräch, ...lass uns darüber zuerst per PN austauschen.


RE: Eltern Versöhnung - Eltern Komplexe - Ver366 - 16.08.2018

@Steffi:

Unabhängigkeit von meinen Eltern war mir ein großes Bedürfnis. Seitdem ich die habe, bin ich mit der Beziehung zu ihnen zu frieden. Mir genügt es, wenn wir uns einmal in zwei Monaten sehen oder hören.

Sicher hätte in meiner Kindheit auch einiges besser laufen können und bestimmt habe ich in mir noch offene Themen, die durch Aspekte der Beziehung zu meinen Eltern in meiner Kindheit und Jugend bedingt sind, aber ich habe (zumindest momentan) nicht das Bedürfnis, diese Themen gemeinsam mit meinen Eltern zu lösen, denn es sind ja meine eigenen Themen.

Mein Ratschlag wäre, versuche die Aspekte für Dich in den Vordergrund zu rücken, die Du an ihnen magst, und mache Dich rar genug damit die Aspekte die Du nicht magst, Dir nicht zu viel Energie rauben.
Versuche nicht sie zu ändern.
Vielleicht hilft es, wenn Du Dir vergibst, dass Du vieles an ihnen nicht magst und das Du sie auch nicht ändern kannst.


RE: Eltern Versöhnung - Eltern Komplexe - ichbinmehr - 18.08.2018

Ich glaube ich habe die Tage eine tiefgreifende Veränderung bezüglich des Elternthemas in mir angestoßen und eine neue Ebene des Traumas bewusst gemacht. Ich arbeite jetzt seit ca.2 Jahren an den tieferen Schichten des Traumas. Dabei erlebe ich, dass es immer nur in Stückchen hochkommen kann, weil es sonst einfach zu viel wäre. Selbst wenn ich innerlich bereit bin den Dingen ins Gesicht zu schauen, verhindert eine höhere Intelligenz oft, dass es sich komplett erlöst. Schattenarbeit ist nicht nur ein Frage des Willens, sondern auch eine Frage von Ressourcen. Deshalb ist Heilung ein zeitintensive Sache. Man kann Themen nicht einfach abarbeiten, auch wenn ich das manchmal gerne möchte.

Dass ich hier öffentlich über die Sache geschrieben habe, hat mir dabei geholfen, weil ich auf diese Weise ehrlich zu mir selbst war und bestimmte Gedanken in konkrete Worte gefasst habe.
Am Tag bevor ich den Thread eröffnet habe, gab es eine Situation auf der Arbeit, wo ich vor den Kollegen zu meiner Elternbeziehung befragt wurde, und da spürte ich als ich offen war, ein Gefühl der Beklemmung. Es war ein Schuldgefühl. So habe ich früher immer schon empfunden, wenn das Thema auf den Tisch kam. Es war mir peinlich, dass ich zur Zeit kaum Kontakt hatte und das sagen musste, wenn ich ehrlich zu mir stand. Und ich hatte mich gewundert, dass es mir überhaupt schlechte Gefühle gemacht hat. Das wollte ich auflösen. Deshalb habe ich versucht das was noch gehemmt war, öffentlich zu machen. Öffentliches Schreiben ist eine Methode der Erlösung.

Somit habe ich meinem Unbewussten durch das öffentliche Schreiben gezeigt, ich bin bereit, dass das Thema jetzt hochkommen darf. Ich habe gezeigt, ich stehe ganz zu mir. Auch habe ich den Thread als magisches Ritual genutzt. Ich wusste das das Schreiben über das Thema, die innere Entwicklung anstoßen wird, denn so habe ich es oft erfahren. Nun zu den Auswirkungen des Threads:

Das Elternthema ist die Ursache meiner mangelnden Abgrenzungsfähigkeit, meiner mangelten Selbstliebe, meines mangelten Selbstwertes. Mein inneres Kind wünscht sich eines Tages von der Mutter angenommen zu sein. Es hatte sich geweigert die Hoffnung aufzugeben, das doch noch zu erreichen. Immer wieder hat es sich ein Herz gefasst und ist einer neuen Hoffnung hinterhergerannt, um doch wieder enttäuscht zu werden und zu erfahren, dass es keine Annahme gibt. Zuletzt ist mir das in den letzten Tagen passiert. Diesmal konnte ich dieses relativ bewusst beobachten und somit das Muster durchbrechen.

Mir ist meine Problematik jetzt so richtig klar geworden, als ich nochmals an der Schuldfrage gearbeitet habe und die Tage nochmal, einen Schritt auf meine Eltern zu gegangen bin, um in einen Kompromiss zu kommen. Immer wieder habe ich gefragt, habe ich genug getan? Gibt es etwas was ich noch nicht versucht habe? Was muss ich noch verstehen?

Wieder fragte ich mich und was kann ich tun, um die Beziehung in eine positive Richtung zu lenken? Immer wieder dachte ich, wenn ich nur genug verstehe, und mich zur genüge erklären kann, dann wird meine Mutter einsehen, dass meine Persönlichkeit eine Berechtigung hat.

Wenn man spirituell interessiert ist, entwickelt man inder Regel ein spirituelles Ego, welches aus einem unerlösten Komplex eine spirituelles Ego macht. So hatte ich die Idee, wenn ich nur erleuchtet genug bin, dann werden mich meinen Eltern annehmen. So gab es dann immer wieder den Wunsch, keine Bedürfnisse zu haben, um ihnen das Kind zu sein, welches sie annehmen können. Das das nicht so laufen kann, wusste ich schon lange. Aber insgeheim, hat sich der Anteil immer wieder durchgemogelt.
Doch unsere gesamte Beziehung läuft immer wieder darauf hinaus, dass sie mich als Schuldprojektion und als Erwartungsträger missbrauchen, wollen.

Da keiner meine Versuche angenommen wurde, erkannte ich die Tage zum ersten Mal, dass Kompromisse gar nicht erwünscht sind. Ich bin mit einer Offenheit ins Gespräch gegangen, doch die Batterie aus Abwehrverhalten, welche mir entgegen gesetzt wurde, lies mich erkennen, sie will mich gar nicht verstehen. Sie will nicht auf mich eingehen. Sie will mich nicht, so wie ich bin. Früher dachte ich immer, sie kann nicht. Aber jetzt habe ich endlich verstanden, sie will nicht.

Und das wollte ich früher nie sehen. Ich wollte nicht sehen, dass es tatsächlich so ist. Deshalb habe ich es verdrängt. Denn es war zu schmerzhaft. Um das nicht sehen zu müssen, habe ich meiner Mutter unbewusstheit unterstellt.

Dann wurde es mir bewusst. Sie will mich nicht, aber weil sie sich das selbst nicht eingesteht, dreht sie es so, dass ich diejenige bin, die nicht will. Sie verdreht meine Bemühung mich für meine Bedürfnisse einzusetzten, dazu, dass sie zb sagt: Wenn du nicht willst, dann kann ich auch nichts machen. Wieder stand ich total hilflos da. Aber diesmal erkannte ich es. Ich erkannte, sie will nicht.

Sie hat mich mein ganzes Leben glauben lassen, dass ich Schuld bin. Das ist das perfide. Eigentlich wollte sie mich nie, aber sie hat den Spieß, umgedreht damit ich die Schuld tragen musste. Ich habe mein ganzes Leben lang ein schlechtest Gewissen gehabt wenn ich zu mir stand. Deshalb fühlte ich mich schuldig. Aber das ist mir jetzt bewusst geworden. Und dann konnte ich endlich die Schuld loslassen. Ein erlösender Emotionsausbruch hat nach einer mehrstündigen Reflexion das Telefongespräch und dessen Folgen angenommen.

Sie fordern, dass ich mich anpasse und einen Menschen spiele, der ich nicht bin. Den Menschen der ich bin, lehnen sie ab. Ich musste das einsehen. Das ist eine Tatsache. Es hat mich die letzten Tage etwas umgehauen deshalb. Das war ein herber Schlag ins Gesicht einzusehen, dass ich wirklich nie gewollt war. Meine Ressourcen können das aber heute tragen, dank Innere Kind Arbeit und nun einigermaßen konstanter Selbstliebe. Ich denke auch dass das die Vorraussetzungen dafür waren, dass es überhaupt bewusst werden konnte. Denn sonst hätte ich das ja schon früher einsehen können. Ich denke erst jetzt wo meine Ressourcen stark genug sind, sollte es bewusst werden.

Es ist zwar ein trauriges und sehr emotionales Thema für mich, aber ich bin froh dass es mir jetzt bewusst ist. Ich habe endlich die Idee der Schuld losgelassen, die mir meine Mutter immer aufgebürdet hat, die aber ihre eigene Projektion ihres Schattens auf mich ist. Und das ermöglicht mir, Selbstschutz, Abgrenzung, Mitgefühl mit mir selbst.

Ich hatte das immer noch irgendwie verdrängt, denn sobald ich versuchte mich gut um mich zu kümmern, kam eine innere Stimme die sagte: Aber deine arme Mutter,… sie kann es doch nicht verstehen, sie ist doch krank, sie hatte eine schwere Kindheit,… Es kamen viele Abers und etwas dass ich zwar Mitgefühl nannte, was aber eigentlich ein Schuldgefühl war. Und wenn ich nicht diese innere Stimme in mir hatte, dann kam sie eben von Außen. Und nun schaffe ich es, mich gegen alle Stimmen innen und Außen, die mich nicht achten abzugrenzen. Hervorragend!

Im letzten Gespräch lies eben diese Schuldgefühl los, denn ich erkannte wie viel ich wieder zu Geben versuchte, und dass ich unmöglich Schuld sein konnte. Ich habe mein ganzes Leben versucht zu geben, aber es wurde nicht genommen. Es war nie genug.  Und zudem gab ich mir noch die Schuld, da sie mich nicht annahm. Immer wieder kam die Idee auf, vielleicht habe ich es nicht gut genug erklärt. Man projiziert so eine prägende Situation ja auch auf ander Menschen und so habe ich mich auch in andere Gesprächen immer wieder total verwickelt, weil das Kind doch so gerne etwas geben wollte. Es fällt mir plötzlich wie Schuppen von den Augen. Jetzt wo die Ursache erkannt ist, lösen sich alle Projektionen.

An die Idee von Schuld glaube ich zwar schon länger nicht mehr, doch gibt es für mich einen Unterschied zwischen abstrakten, geistigen Erkenntnissen und emotionaler Einsicht. Jetzt ist endlich auch die emotionale Einsicht passiert. Oft verändert sich meine Realität erst durch die emotionale Einsicht. Die geistige Einsicht ist eine Vorbereitung auf diese und somit auch wichtig. Zb die geistige Erkenntnis von es gibt keine Schuld. Aber sich unschuldig fühlen zu können, ist eben eine andere Sache.

Jede Einsicht, ermöglicht mir wieder in eine neue Ebene des Bewusstseins zu schauen. So auch in dem Fall. Denn alles was mit dem Thema Schuld, Abgrenzung, etc irgendwie zu tun hat, wird dann plötzlich in einem neuen Licht gesehen. Plötzlich werden mir Situationen bewusst, in denen ich das Trauma projiziere und reinszeniere. Aber keine Lösung mit einem anderen Menschen gibt die Erlösung, denn das kann nur passieren wenn man das Urtrauma erlöst. Somit erfahre ich durch jeden emotionalen Durchbruch eine Erweiterung des Bewusstseins und ein grundlegende Befreiung von destruktiven Mustern. Deshalb ist Traumatherapie für mich ein Schlüssel zur Bewusstseinserweiterung.

Ich merke wie wieder neue Schichten meines Unbewussten frei gelegt werden, die mich endlich bewusst auf meine Süchte, Laster und Begierden schauen lassen. Das ich diese nicht mehr bekämpfe, weil es nichts bringt, dass ist mir schon länger klar. Aber nun kann ich noch tiefer schauen. Ich sehe die Ursachen von Sucht. Es ist für mich eine Bestätigung dessen, dass ich in den letzten Jahren richtig gehandelt habe, indem ich mich ganz der Annahme meiner Süchte, Laster, Schwächen und Unzulänglichkeiten gewidmet habe. Endlich erfahre ich dass diese Arbeit Früchte trägt. Ich freue mich zu sehen, dass ich die ganze Zeit schon auf dem richtigen Weg gewandert bin, mit meiner Halung der Annahme.

Ich erkenne plötzlich die tieferliegenden Zusammenhänge zwischen meiner Tendenz mich mit emotionalen Essen, und andere Ablenkungen von dem chronischen Gefühl der Ablehnung, abzulenken. Das Gefühl war immer subtil im Hintergrund und trat gelegentlich auf. Dann reagierte ich mit Suchtverhalten, um das Gefühl was ich nicht fühlen wollte/konnte zu überdecken. Auch das Klarträumen ist eines der Suchtmittel gewesen.

Ich erkenne woher meine Neu-gier kommt. Und ich meine nicht Interesse, sondern wirklich die Gier nach neuen Impulsen, die eine Vermeidung des im Hier und Jetzt sein ist. Dahinter steckt ein verlassenes Kind, dass nicht hier sein will, weil weil es sich chronisch nicht erwünscht fühlt in dieser Welt. Es fühlt sich chronisch nicht erwünscht, weil es ind er Familie nicht angenommen war. Und weil das unbewusst war, fühlt es sich nirgends erwünscht. Aus diesem Antrieb speisen sich all meine Impulse zu Realitätsvermeidung, wozu auch das Klarträumen gehört.

Damit möchte ich nicht sagen, dass ich das Klarträumen einzig als Realitätsflucht reduziere. Nein auf keinen Fall! Denn das Klarträumen hat mir ja auch den Weg zu meinem Unbewussten gezeigt.
Aber ich glaube, dass ein Interesse, wenn es in vollen Bewusstsein passiert und gereinigt von destruktiven Tendenzen ist, sehr viel besser beherrscht wird, als wenn eine Suchttendenz hinter der Motivation steckt. Also nicht das Klarträumen ist problematisch, sondern die Motivation, die nicht die reine Freude ist. Und daher versuche ich meine Motivation zu reinigen, um eine Motivation aus Freude zu erlangen, und nicht aus einer destruktiven unbewussten Realitätsvermeidung zu handeln.

Es ist die Sehnsucht (sehn-Sucht!) des inneren Kindes, nach Freude, nach Verbindung, nach Annahme, die den andauernden Schmerz überdecken soll. Und deshalb ist es richtig sich dem Schmerz zu widmen und nicht blind der Freude zu folgen. Und weil ich das nicht immer konnte, hat mein Unbewusstes mir oft den Weg zur Freude versagt. Deshalb habe ich bei all meinen Wünschen versagen erfahren.

Ich sehe plötzlich warum ich eine chronische Antriebsschwäche habe. Ich sehe plötzlich viel klarer auf alle meine problematischen Verhaltensweisen. Ich sehe warum ich es nicht schaffe eine Disziplin aufrecht zu erhalten, um zb regelmäßig Sport zu machen, regelmäßig zu meditieren, regelmäßig meine Träume aufzuschreiben. Ich sehe plötzlich warum ich mir den Erfolg versage. Es ist zu meinem Besten.

Ich hätte den Erfolg als Verdrängungsmechanismus missbraucht, um dem Schatten auszuweichen.
Ich sehe dass ein Erfolg bei einer dieser Ziele (Sport, Klartraum, Meditation) , mein Urtrauma verdrängt hätte. Es wäre eine Suchtverschiebung entstanden, aber es hätte keine Erlösung von unbewussten Mustern gegeben.

Damit das nicht passiert, habe ich viele destruktive Verhaltensweisen entwickelt, die mich immer wieder auf die Problematik hinweisen sollten. Wäre das so nicht passiert, wäre das Urtrauma unbewusst geblieben, denn dann hätte es kein Problem gegeben, welches mich im Alltag beschäftigt hätte.

Jetzt erfahre ich ganz konkret warum Luzifer der Lichtbringer ist. Es ist nicht nur eine abstrakte metaphorische Geschichte von Yin und Yang. Nein sehe das Gute im Schlechten. Es ist das Böse was das stets gute schafft. Und ich hatte diese Erkenntnis in Kontemplation und Meditation, aber den Widersacher jetzt so lebensnah und konkret als den Helfer des Guten sehen und erfahren zu können, ist eine Befreiung aus alten Denkmustern, die immernoch einen Widerstand mit dem Hier und jetzt erzeugt haben. Dieser Widerstand hat sich in Dankbarkeit gewandelt. Es hat sich in Anahme des Destruktiven gewandelt, die aus vollem Herzen kommt un dnicht nur eine geistige Erkenntnis sit, die ich in der Meditation erfahren habe.

Und so erfahre ich wieder wie wichtig es ist, alle seine destruktiven Muster, all seine Schwächen, liebevoll anzunehmen. Denn es sind immer Teile des Selbst, die einem helfen der Mensch zu werden, der man sein möchte. Indem man sie verurteilt und es anders haben möchte, bewegt man vielleicht etwas an der Oberflächliche, aber die tiefen Schichten können so nie heilen. Und ich wollte immer an meines tiefsten Schichten. Dabei darf man nicht vergessen, dass nicht alle Menschen in die Tiefe möchten. Jede Erfahrung hat ihre Berechtigung.

Ich wollte aber immer Heilung indem Ego und höheres Selbst in einen Einklang finden. Heute bin ich diesem wieder einen großen Schritt näher gekommen. Und alles was dazu nötig war, war ganz zu mir selbst zu stehen.

Indem man sich verurteilt, bewegt man sich vom Selbst weg. Das Selbst ist nichts perfektionistisches, einseitiges. Das Selbst ist die Vereinigung der Gegensätze, somit auch das Dunkle das unschöne, das kranke. Indem man versucht die Dinge anders zu haben als sie sind, versucht man eine Macht über die eigenen Gefühle zu erlangen. Aber es geht nicht um den Sieg über das Gefühl oder über ein Laster. Es geht um die Annahme des eigenen Selbst mit allem was einen ausmacht. Es geht nicht um Selbstverbesserung, sondern um Selbstannahme mit allen Schwächen.

Ich verstehe jetzt endlich den Sinn der Sache, den Sinn meiner inneren Destruktivität, den Sinn meiner Krankheit, meines Übergewichtes, meiner chronischen Misserfolg, den Sinn meines ganzes Lebens.

Ich bin dankbar für meinen Widersacher der in Aktion getreten ist, um mir dazu zu verhelfen, ich selbst zu werden. Ich sehe, er hat immer auf meiner Seite für mich gekämpft, auch wenn das rein oberflächlich im Außen ganz anders aussah, denn er hat mich oft gequält.

Und so kann ich ihn als Teil von mir annehmen, und muss ihn nicht mehr nach Außen abspalten. Ich bin das. Ich bin der der mich Krank gemacht hat, der mich versagen lies in allem was ich mir gewünscht habe. Ich bin der Teil gegen den ich gekämpft habe, weil ich nicht wusste, dass ich es bin.

Frieden mit den eigenen Anteilen, bewirkt auch immer einen grösseren Frieden mit dem Außen. Denn zu erkennen, dass das Böse im eigenen System zum Guten verhilft, lässt auch, "wie im kleinen so im Großen erkennen", das das Böse im Großen Ganzen (global betrachtet) die gleiche Aufgabe hat.

So führt innerer Frieden zu einem globalen Frieden selbst in Situationen des Unfriedens im Außen. Dazu muss man aber die Perspektive erweitern indem man annimmt, was man normalerweise ablehnen würde. Ich habe die Technik mit der Annahme als letztes Mittel aus einer Situation der Hilflosigkeit begonnen und zwar als ich sehr krank war und es keine Heilung gab. Für mich gab es keinen Ausweg mehr, ausser mit der Annahme zu arbeiten. Ich glaube das man in Situationen wo man nicht mehr weiter weiß, oft bereit ist sein altes Weltbild über den Haufen zu schmeissen. Denn man hat keine andere Wahl mehr. Normalerweise versucht das Ego alles um dem auszuweichen. Solange ich ein Wahl hatte, habe ich an meinem alten Denken," Das gute müsse siegen", festgehalten.

In der Regel lässt man nicht freiwillig los. Ich weiß selbst wie ich mit mir gekämpft habe, um diese Annahme des Dunklen hinzubekommen. Deshalb verstehe ich wenn ihr mir widersprecht und es anders sehen wollt. Aber ich bin gerade sehr glücklich zu sehen, wie alles in meinem Leben ein Sinn ergibt.

Ich habe über 30 Jahre diese Schuld in mir getragen, die nie meine war. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich nicht angenommen war. Doch erst jetzt begreife ich, das war kein subjektives Gefühl, welches ich immer noch relativieren konnte, indem ich wieder im Mitgefühl mit meiner Mutter war. Nein, es ist Realität, dass ich in meiner Familie als der Mensch der ich bin nicht erwünscht bin. Und ich habe das Recht mich in diesem Fall abzugrenzen, ohne Schuldgefühle zu haben.

Ich bin immer wieder erstaunt wie der Körper schmerzvolle Erfahrungen viele Jahre abspaltet und in Momenten der inneren Zuwendung wieder frei gibt, so dass man diese wieder fühlen und verarbeiten kann. Ich hatte richtig arge körperliche Schmerzen die Tage, im ganzen Körper.
Ich kenne das schon durch meine Prozessarbeit, die schon ein paar Jahre anhält. Und trotzdem erstaunt es mich immer wieder, wie ein System ein Thema was verdrängt werden musste, weil es nicht integriert werden konnte, Jahrelang zur Seite schiebt, um dann, wenn man bereit ist es anzuschauen, wieder hervorzubringen, damit Heilung passiert und verdrängte oder abgespaltene Anetile wieder integriert werden.

Ich bin mehr erstaunt über diese Fähigkeit von Körper und Psyche, als dass es mich noch erschreckt Somit ist das Durchfühlen des Schmerzes oft auch von einem Gefühl des Vertrauens und des Erstaunens begleitet. Es hat etwas gedauert um dieses Vertrauen aufzubauen. Heute bereitet es mir keine großen Schwierigkeiten mehr, etwas negatives zu fühlen.

Es ist ein kleines Wunder was Körper und Seele da im Zusammenspiel leisten. Ich bin demütig gegenüber diese höheren Intelligenz in mir. Diese höhere Intelligenz ist das Unbewusste. Das Unbewusste war lange Zeit ein Art Feind für mich, dass ich abschaffen wollte. Menschen töten und verletzten aus unbewusstheit, aber gleichsam ist das Unbewusste auch unser Heiler unser Beschützer in allen Lebenssituationen, die wir nicht ertragen können. Ich wollte als ich anfing Klarzuträumen meinem Unbewussten meinen Ego Willen aufzwingen. Und ich bin froh, dass das nicht funktioniert hat. Ich bin froh über meine erlebte Ohnmacht, die mich zu diesen Einsichten gebracht hat.

Unter meinem Schmerz war eine tiefe lähmende Trauer und ein Gefühl, als ob ich mich vor Schmerzen winde. Das habe ich bewusst gefühlt. Es ist natürlich ein unangenehmes Gefühl, aber wenn man sich darauf einlässt, erkennt man, dass man alles fühlen kann. Das ein Kind das nicht fühlen kann, ohne eine unterstützende und liebevolle Umgebung eingebettet zu sein, ist völlig logisch. Doch wenn wir erwachsen sind, können wir beginnen uns so eine unterstützenden Basis aufzubauen von der aus, wir die alten Traumata heilen können. So können wir einen Ressourcenpool anlegen, der es uns ermöglicht, auch ein schweres Trauma wieder ganz rauf zu holen und zu erlösen. Wenn man anfängt sich den schmerzvollen Themen zu widmen, dann wächst das Vertrauen in die eigene Fähigkeit, schwierige Gefühle annehmen zu können.

Ein Trauma kann nach der Heilung auch als schöpferischen Anteil erkennt werden. Das kann man einsehen, wenn der Schmerz schon einigermaßen erträglich ist. Denn solange man noch im Kampf gegen das Trauma ist, sieht man nur den negativen Aspekt. Um in einer Lösung mit dem Thema zu kommen, war es für mich wichtig, in die transpersonale Ebene zu springen und dem ganzen einen höheren Sinn zu geben. Denn so erweiterte sich meine Offenheit für die Themen, die noch im Unbewussten lagen. Denn lange hatte ich auch ein gefühl von das ist ungerecht, was mir widersfährt. Als ich meinem Erleben einen Sinn geben konnte, lies der Widerstand gegen das Trauma los.

Mein Trauma hat mir zb tiefe Einsicht in Emotionen, Empathie, Perspektivenübernahme, Mitgefühl, und eine tiefenpsychologisch orientiere Heilungsmethode ermöglicht, die ich ohne das Trauma nie derart bewusst erfahren hätte. Ich sehe das immer wieder, wenn ich mit Menschen Kontakt bin, die kein Verständnis für bestimmte Bewusstseinsebenen haben, dass ich eben durch diese leidvolle Erfahrung mein Bewusstsein erweitert habe und dass das eine große Ressource ist, die mir sehr viel Sicherheit gibt. Ich habe ein Ressource, die jemand mit einem positiven Leben, nicht hat, denn ich habe keine Angst mehr zu fallen.


Manchmal können Menschen das nicht verstehen, dass ich meinem Leiden auch eine positiven Aspekt gebe. Aber ich finde es sehr wichtig diesen zu sehen, um in einen Frieden mit dem Erlebten zu kommen. Ich glaube in dem wir den Dingen einen Sinn geben, leben wir besser mit so einem Thema, als wenn wir nur den negativen Aspekt betrachten.

Ich ich bin guter Hoffnung, dass sich meine destruktiven Anteile, mit der Zeit zurück ziehen werden, wenn sie nicht mehr gebraucht werden. Ich blicke sehr positiv in die Zukunft und gebe mir die Zeit, die ich brauche um zu heilen. Ich hoffe, dass ich es eines Tages schaffe, meine Ziele erfolgreich umzusetzen, ohne dass ein destruktiver Teil meine Erfolge immer wieder zerstört. Ich bin sehr gespannt auf die Zukunft.
Vielen Dank für die Möglichkeit meine persönliche Erfahrung hier teilen zu dürfen.


RE: Eltern Versöhnung - Eltern Komplexe - Ver366 - 19.08.2018

Herzlichen Glückwunsch!
devil idea sirds dance


RE: Eltern Versöhnung - Eltern Komplexe - ichbinmehr - 19.08.2018

Danke. Ich merke es läuft gerade wieder. biggrin


RE: Eltern Versöhnung - Eltern Komplexe - Brot82 - 19.08.2018

Ich habe nur ein paar Mal passiv mitgelesen, aber Gratulation! hug2
Da hast du was Großes überwunden!


RE: Eltern Versöhnung - Eltern Komplexe - ichbinmehr - 21.08.2018

Danke.
Ich habe da gerade noch ein gutes Video gefunden.

https://www.youtube.com/watch?v=uv8bJicBHVk


RE: Eltern Versöhnung - Eltern Komplexe - ichbinmehr - 01.01.2019

Bei mir überschlagen sich gerade die Erkenntnisse und persönlichen Erfolge. Ich schreibe so viel darüber, um das irgendwie zu verarbeiten.

Seitdem ich mich aus Selbstliebe von meinen Eltern abgegrenzt hatte, weil ich mir wichtiger war, ging es mir im Grunde ganz gut mit mir. Meine Therapeutin war wirklich ein große Hilfe, denn sie schaffte es immer wenn ich mich wieder selbst verlor und in Schuldgefühle kippte, mich wieder auf mein Selbstmitgefühl zu verweisen. Sie hat mich immer wieder unterstützt, auf mein inneres Kind zu achten und mitgefühl mit ihm zu haben.

Allerdings kam an Weihnachten der ganze "Ich müsse mich melden" Druck wieder hoch. Deshalb hasste ich auch Weihnachten, weil da immer diese garnzen Verpflichtungsgefühle hoch kommen. Immer wieder kämpften in mir Anteile, die meinten ich müsse mich melden und andere, die meinten ich sollte vor allem mir selbst treu sein und mich im Zweifelsfall beschützen. Dennoch besuchte ich meine Eltern am zweiten Weihnachtsfeiertag. Ich umarmte meine Mutter und meinen Vater weinend mit den Worten ich hab euch lieb. Zum ersten mal drückte mich meine Mutter auch zurück. Sonst stand sie immer wieder eine erstarrte Salzsäule da, und konnte meine Liebe nicht annehmen und auch nicht authentisch erwidern. Mein inneres Kind hofft ja immer noch, dass sie mich lieb haben, so wie ich bin.

Ca. eine Stunde lang tranken wir Kaffe und ich hielt eine emotionale gewisse Stabilität damit, dass Meine Eltern nur von sich reden und ich in ihrer Welt nicht vor kommen. Eine Zeit kann ich das mit einer gewissen Professionalität überbrücken. Dann frage mein Mutter meinen Freund und mich ob wir zum Abendessen bleiben und ich erfuhrt wie ich gegen meinen Willen ja sagte.

Mein Freund der erkannte, dass ich wieder in der Traumatrance des Ja sagens, obwohl nein meinens war, stubste mich und fragte warum ich denn ja sage? Und ich konnte nur feststellen, weil ich wohl aus dem unbewussten Trauma heraus unfreiwillig gehandelt hatte.

Und dann kippte es. Ich begann unter dem Aushalten der Situation zu leiden, und gleichzeitig musste ich beobachten, dass ich mich nicht abgrenzen konnte. Ich konnte nicht sagen, ich will aber lieber gehen. Ich verstehe dadurch so viele Leute, die es nicht schaffen, sich gut um ihr Kind zu kümmern, ich selbst könnte mich nicht gut um mich kümmern, weil ich in Trance war.
Denn ich wollte sie nicht enttäuschen. Ich hatte mich monatelang nicht gemeldet und nun dachte ich, ich kann nicht nach einer Stunde wieder gehen. Zweitens wirkte auch das Gewalttrauma. Ich glaube das drängt mich in diese Körperstarre.

Es ging mir jedoch von Minute zu Minute schlechter. Ich beobachtete mein angetriggertes Trauma. Ich beobachtete emotionale Schmerzen und mich, wie ich mir nicht half. Ich litt unter dieser Ablehnung meiner Person und der Zwangsanpassung.

Ich erstarrt, denn man hatte mir mit Gewalt oft genug klar gemacht, dass meine Persönlichkeit hier nichts zu suchen hatte. Obwohl ich kognitiv wusste, dass ich theoretisch gehen könnte, denn ich war ja Erwachsen und frei, erlebte ich ich emotional die Trauma Anpassung. Starre, Sprachlosigkeit. Fluchtimpulse und Hass. Obwohl der Hass erst hochkam, als ich zu Hause war. Da ließ ich ihn raus.

4 Stunden lang hielt ich das zuvor aus, um völlig Selbstverloren (Selbstführsorge, Selbstliebe, funktioniert nicht mehr) zu Hause in den totalen Widerstand gegen diese Zwangsbesuche zu geraten. Ich hatte fast zwei Tage starke Symptome, die ich erstmal ausfühlen und heilen musste, um wieder klar zu kommen. Ich erkannte was ich mir wieder angetan hatte, weil ich dachte, ich könnte über meinen Bedürfnissen stehen.

Ich war enttäuscht von mir und es brauchte Stunden, bis ich meine Selbstliebe widerfand, die in dem Raum zwischen meinen Eltern, abgespalten werden musste.

Das alles nochmal bewusst zu beobachten, war sehr wichtig führ mich, um mein Trauma aufzulösen.

Ich diskutierte in den Tagen darauf mit Leuten die meinten mir erzählen zu wollen, dass ich den Schritt auf meine Eltern zugehen müsse. Auch Spirtuelle, die mir irgendwas von Familienkarma auflösen erzählten. Immer wider diese Leier, dass ich ja die einzige sei, die den Konflikt keilen könnte. Ich habe ihnen nicht geglaubt, sondern meinem Gefühl.

Alle stellte ich in Frage, weil ich aus dem letzten Versuch spürte: Nein das kann es für mich nicht sein. Dann verzichte ich eben auf den Ruhm, die Familie zu heilen. Ich verzichte auf den Erlöser. Zu allem Überdruss erzählte mir noch mein Freund, wie er der ein ähnliche karmisches Problem mit seiner Schwester hatte, und sie nach der Versöhnung die sie kürzlich hatten, plötzlich von einem chronischen Leiden geheilt war. Während ich mein ganzes Leben der Frage gewidmet hatte, wie ich meine Mutter heilen könnte. Ich akzeptierte schwerden Herzens, darauf zu verzichten.

Sie sollen sich selbst heilen, sie sind schliesslich erwachsen. Ich bin nicht verantwortlich, außer für mich. Und während ich über Karma diskutierte, machte es plötzlich klick und die Idee, dass man durch deine Familie gebunden sei, fiel weg. Es war als fiel mir ein Stein vom Herzen. Im Verstand hatte ich das schön öfters erkannt, aber emotional hielten mich Schuldgefühle fest. Diese fielen ab.

Dann hatte ich eindrückliche Erlebnisse von "ich weiß nicht mehr wer ich bin", und seitdem kann ich zum ersten mal selbst entscheiden, was ich möchte oder nicht, ohne (unbewussten) Erwartungsdruck.

So habe ich heute meine Eltern das erste Mal in meinem Leben aus ganz freien Stücken, aus einer eigenen Entscheidung heraus angerufen. Es war ein positive kurzes Gespräch. Ich stellte fest, dass ich die Kraft hatte mich auf die Individualität meiner Mutter einstellen konnte, weil ich meine Individualität zuvor angenommen hatte.

Möglicherweise wird Abgrenzung zum Selbstschutz, weiterhin angebracht sein. Gleichzeitig ist die Möglichkeit zur Versöhnung näher gerückt.


RE: Eltern Versöhnung - Eltern Komplexe - Lucinda - 01.01.2019

(01.01.2019, 19:02)ichbinmehr schrieb: So habe ich heute meine Eltern das erste Mal in meinem Leben aus ganz freien Stücken, aus einer eigenen Entscheidung heraus angerufen.
Hi Steffi,
alles Gute und die besten Wünsche fürs Neue Jahr vorab! 

Dennoch kann ich eine kleine provokative Anmerkung zu obigem Zitat gerade nicht zurückhalten. grin

Diesmal mit dem Anruf freiwillig "brav" gewesen? wink3

Ich denke, man darf sich das ruhig zugestehen, wenn man selber auch Kontakt zu schwierigen Familienmitgliedern haben möchte.
 
Mal klappt's besser, zu anderen Zeiten ist mehr Abstand angesagt. - Es ist wie mit dem Wetter. Man kann nicht bei jedem Wetterumschwung dieselbe Kleidung tragen. Man muss den Schnee nicht im Shirt aushalten, wenn man auch eine gefütterte Winterjacke im Schrank zur Verfügung hat. Wenn es 40°C im Schatten sind, es sich aber schickt, vornehm gekleidet zu sein, darf man dennoch seine Kleider ablegen, bevor man einen Hitzschlag erleidet. Und man darf das auch den Eltern gegenüber äußern, wenn es einem selbst zu viel für den heutigen Tag wird und man zu einem späteren Zeitpunkt wieder mehr Energie für die familiären Themen zur Verfügung hat. tholey

Ich hoffe, Du verstehst meine kleine Provokation, so wie sie gemeint war, im Positiven. hug2