Re: Der Roboter für ein besseres Menschenleben?
26.04.2007, 01:13
Zitat:Cronos988 schrieb am 25.04.2007 19:35 Uhr:
Echt? da würde mir jetzt spontan kein beispiel einfallen.
Nun gut, Bauern haben vielleicht nur für sich selbst und die entsprechenden Abgaben and Adel und Kirche gewirtschaftet, und Sklaverei gabs auch, aber ansonsten? Soldaten Beispielsweise arbeiteten schon im alten Rom gegen Lohn, und Handwerker usw. gingen halt zum Marktplatz, was aber auch nichts anderes ist. Der Lohn ist halt da der Verkaufserlös.
Oder meinst du da was anderes? Wenn ja dann sag mal n Beispiel
Nein, im wesentlichen mein ich schon die Dinge die du schon genannt hast. Sicher hat es sowas wie Arbeit für Lohn in vielen Epochen gegeben. Aber dieses Modell ist eigentlich erst im Industriezeitalter zum Normalfall geworden, nach dem die überwiegende Mehrheit der Menschen lebt. Sieht man ja auch am Beispiel Rom, da waren es halt die Soldaten und wohl noch die Beamten, aber der Grossteil der normalen Leute war eben irgendwo Selbstversorger, eben Bauern, Handwerker usw... in der Zeit davor, so Steinzeit, waren die Menschen Jäger und Sammler, da gab es sowas wie "Angestellte" wohl noch gar nicht. Heute haben wir hochspezialisierte Arbeitsteilung und der Grossteil der Menschen arbeitet in einem Angestelltenverhältnis eben für Lohn. Sicher waren das fliessende Übergänge aber ich denke eine grobe Einteilung in gewisse Abschnitte, die auch mit einem Bewusstseinswandel der Menschen einherging, ist schon sinnvoll.
Ein konkretes Beispiel: Ich denke schon dass die Überwindung der Sklaverei (zumindest in grossen Teilen der Welt) letztendlich nur aufgrund eines Bewusstseinswandels der Menschen überhaupt möglich war. Es ist ja so dass jahrtausendelang niemand an dem Gedanken, andere als Sklaven zu halten, etwas anstoessiges fand. Das hatte wohl damit zu tun dass Sklaven in der Regel aus anderen ethnischen Gruppen geholt wurden, und diese Leute wurden einfach nicht als Menschen angesehen, die gleichwertig sind zu Mitgliedern der eigenen Gruppe. Das wird glaub ich schnell klar wenn man sich eines der letzten Kapitel in der Sklaverei anguckt, nämlich das der USA. Ich würde sagen das Bewusstsein war damals noch sehr ethnozentriert. Dann aber kam es sozusagen zu einem Wandel im Bewusstsein oder vielleicht besser gesagt im Weltbild und die Menschen begannen diese Annahmen zu hinterfragen. Es setzte sich immer mehr ein Bewusstsein dafür durch, dass Menschen aus anderen Gruppen nicht minderwertig sind und dass es Unrecht ist sie als Sklaven zu halten. Als ein kritischer Punkt erreicht war, d.h. einfach die Anzahl der Menschen, die Sklaverei als Unrecht empfanden im Verhältnis zu der, die sie für natürlich hielten, zu sehr angestiegen war, war die Sklaverei nicht mehr haltbar und wurde letztlich abgeschafft. Mit erheblichen Konsequenzen auf die Gesellschaft.
Und ähnlich denke ich könnte es zu einem Bewusstseinswandel in der Frage der Arbeitslosigkeit kommen. Es hängt letztlich nur von der Anzahl der Menschen, die es für normal und ok halten, wenn zwar mehr als genug Güter vorhanden sind, aber Leute trotzdem nicht daran teilhaben dürfen, weil eben keine Lohn(!)arbeit mehr für sie vorhanden ist, und der Anzahl der Menschen ab die anfangen diese Annahmen und den Sinn dieses Systems zu hinterfragen und es letztlich ablehnen.
Um nochmal auf die Sklaverei zurückzukommen: man kann wohl kaum behaupten, dass der Bewusstseinswandel den ich als Voraussetzung für ihre Überwindung annehme abgeschlossen ist in dem Sinne dass alle heute lebenden Menschen ihn vollzogen haben. Das meine ich damit dass "nur" eine gewisse kritische Masse erreicht werden muss und dass Übergänge fliessend sind. Die Sklaverei ist abgeschafft, Vorurteile und Rassismus gibt es immer noch. Diese Entwicklung geht also (hoffentlich) noch weiter. In Richtung weg von der Ethnozentrierung hin zu einem globalen Bewusstsein. Globales Bewusstsein erinnert direkt an Globalisierung. Sicher ist die Art wie die Globalisierung zur Zeit gestaltet wird eines der grossen Probleme in dem Komplex "Lohnarbeit - Arbeitslosigkeit". Ich denke das hat damit zu tun dass ein wirkliches globales Bewusstsein noch fehlt - letztlich sind die einzelnen Teilnehmer an dieser Globalisierung doch nur daran interessiert für sich bzw. die eigene Gruppe das meiste rauszuholen und Kosten auf andere abzuwälzen. Auch hier sehe ich einen entsprechenden Bewusstseinswandel als zwingende Voraussetzung an damit es zu einer Änderung kommt.
Ob es eine solche Änderung je geben wird weiss ich natürlich nicht. Aber ich denke es hat vergleichbare Änderungen durchaus gegeben, sonst hätten wir heute noch die Sklaverei. Darum bin ich relativ optimistisch dass es auch weitere Entwicklungen geben kann so dass die Menschen nicht dazu verdammt sind zu verhungern während die Roboter nebenan die Überproduktion vernichten.
Tschüss,
Riky