Hallo
Wir alle kennen das von der Schwierigkeit, ein Traumerleben in einen Traumbericht zu übertragen.
Es geht hier ja um den Subjekt-Objekt-Dualismus, nicht um den Materie-Geist-Dualismus. Sicherlich hängt beides eng zusammen, aber der Materie-Geist-Dualismus kommt sozusagen erst später. Er entsteht aus dem zuerst auftretenden Subjekt-Objekt-Dualismus. So ganz verstehe ich darum deine Frage nicht.
Genau. Darum gehts ja. Sprache ist eine Struktur, die Subjekte und Objekte voraussetzt. Sprache entsteht erst, wenn die Subjekt-Objekt-Spaltung vorhanden ist und sie kann nichts beschreiben, was darunter liegt. Daraus schliessen nun manche, dass es dann "darunter" auch nichts gibt. Und dann beweist der Beweisführer, was der Denker denkt... (frei nach Wilson).
Du versuchst einfach, mit deinem Verstand und der Sprache etwas zu ergründen (bzw. zu widerlegen), was jenseits von Verstand und Sprache liegt. Das ist hoffnungslos. Dass es jenseits von Verstand und Sprache etwas gibt, willst du nicht akzeptieren. Musst du ja auch nicht. Ich weiss auch nicht, wie wir da jetzt weiterkommen. Wir werden da wohl keine gemeinsame Basis finden und drehen uns nur immer weiter im Kreis, tauschen weiter sprachliche Symbole aus. Ich finde, wir sind jetzt irgendwie wieder am Anfang angelangt.
Nein, aber wir sollten sie nicht verabsolutieren. Sprache, oder besser die Rationalität, deren Ausdruck ja die Sprache ist (Schaltkreis 3, Semantik). Man muss nicht vom einen Extrem ins andere fallen bzw. glauben, weil einer das eine Extrem ablehnt, muss er das Gegenteil befürworten.
Das mit dem Mond ist doch nur ein Beispiel... angenommen, du willst jemandem erklären, wie es ist, einen Klartraum zu haben. Das ist schwer bis unmöglich. Wir haben ja tausende Berichte im Forum, die aussagen, dass Leute, die ihren ersten Klartraum hatten, sich das nie hätten vorstellen können aus der Erzählung anderer, dass man diese Erfahrung einfach machen muss. Akzeptieren wir das jetzt einfach mal. Gibt es nun doch einen Weg, jemandem mit sprachlichen Mitteln die Erfahrung des Klarträumens nahe zu bringen? Ja, denn man kann ihm Techniken erklären, durch deren Befolgung er selbst die Erfahrung machen kann. Danach kann man dann mit demjenigen über Klarträume reden und wenn der Begriff fällt kann er auf seine Erinnerung zurückgreifen.
Genauso wie das beim Mond auch ist, wenn ich sage "Mond", dann denkst du an den Mond aus deiner Erinnerung, und da der Mond ein sinnliches Objekt hast du ihn schon oft gesehen und somit eine Repräsentation in deiner Erinnerung parat. Solltest du nicht wissen, was ich mit "Mond" meine, kann ich drauf zeigen. Das geht aber eben nur mit sinnlichen Objekten.
Dass du aus dieser Erläuterung, diesem Beispiele jetzt Schlüsse ziehst wie "wieso wird der mond nun zu einem privaten unding, zu dem gar keine sprache irgendwelchen zugang hätte?" finde ich ziemlich seltsam. Das ist doch absurd.
Gar nicht.
Richtig. Für einen Rationalisten eine furchterregende Vorstellung.
Genau. Also vertieft man sich (zum Beispiel) in die Meditation und bringt den inneren Monolog zum Verstummen.
Das ist auch gar nicht meine Behauptung. Ich sage nur, dass sie nicht in unserem gewöhnlichen Raumzeit-Kontinuum stattfinden, dass uns im normalen Bewusstseinszustand als "Realität" erscheint. Dass sie dann "rein privat" sein müssen, ist eine Folgerung, die nicht meine ist. Ich z.B. bin ja offen für Themen wie Shared Dreams. Das liegt daran, dass ich die Erfahrungen, die wir in alternativen Bewusstseinszuständen (wie dem Träumen) machen, nicht automatisch für "rein privat" halte.
Du setzt hier Privatheit und Nichtsagbarkeit gleich - nicht ich.
Daran ist nichts vermessen, das ist eine Meinung oder von mir aus ein Glauben. Für den gibt es per definitionem keinen logischen oder sprachlichen Beweis, aber durchaus gute Gründe. Insofern ist diese Meinung genauso legitim, wie andere, z.B. dass es sich um reine Erfindungen handelt.
Nein, die werden nicht einfach missachtet, sondern erklärt, denn jede mystische Erfahrung wird innerhalb des jeweiligen Kontextes gedeutet und interpretiert, in dem sich das Individuum im "Normalzustand" befindet.
Religion in diesem Sinne ist immer intellektueller Imperialismus. Dazu hat die Religion eine gruppendynamische Funktion, sie soll die eigene Gruppe an die eigenen Mythen binden und hinter den eigenen Göttern versammeln, so dass sie die andere Gruppe, die andere Mythen hat und andere Götter, bekämpfen. Darauf hinzuweisen, dass alle Religionen jenseits all dieser dogmatischen, aufgepfropften Irrlehren einen gemeinsamen, mystischen Kern haben, nimmt der Religion diese ethnozentrische Gewalt, und darum wurden die mystischen Lehren auch von der Priesterschaft immer verdeckt gehalten.
Nein, sie relativert nur den Status von Sprache und Körper und nimmt ihnen den Anspruch der Absolutheit: "Worüber man nicht sprechen kann, das gibt es nicht. Was man nicht anfassen kann, das gibt es nicht. Was, du siehst Engel? Du bist geisteskrank." Letztendlich geht es darum, nicht das Modell mit der absoluten Wirklichkeit zu verwechseln. Das erhöht die Toleranz.
Ich weiss nicht, worauf du hinauswillst. Ich höre da eigentlich nur den Wunsch heraus, alle mögen bitte aufhören, über diese Dinge zu sprechen und zu schreiben, da du und Wittgenstein der Meinung sind, das wäre irgendwie nicht richtig, das zu tun.
Tschüss,
Riky
(20.11.2009, 16:30)spell bound schrieb: 2. er thematisiert das problem, darüber reden zu können und macht hier eine neue trennung auf: die zwischen landkarte und territorium. "sprachliche kommunikation" (anscheinend gibt es auch noch andere arten von kommunikation) würde immer nur versuchen, die wirklichkeit abzubilden, und sie deswegen aber nie tatsächlich, also nie völlig exakt darstellen, und vor allem: niemals enthalten können (so als wäre alles nur eine "interpretation".)
Wir alle kennen das von der Schwierigkeit, ein Traumerleben in einen Traumbericht zu übertragen.
Zitat:was heisst "nur-geist"? der begriff des erkennens ist doch von sich aus ein rein geistiger begriff. materie kann nichts erkennen, d.h. wir sagen nicht von materie, sie würde was erkennen. wo ist also das nicht-geistige am dualismus? ist es das erkannte?
Es geht hier ja um den Subjekt-Objekt-Dualismus, nicht um den Materie-Geist-Dualismus. Sicherlich hängt beides eng zusammen, aber der Materie-Geist-Dualismus kommt sozusagen erst später. Er entsteht aus dem zuerst auftretenden Subjekt-Objekt-Dualismus. So ganz verstehe ich darum deine Frage nicht.
Zitat:ich behaupte mal nicht, dass es unmöglich ist, dass objekt und subjekt verschmelzen bzw. diese trennung aufhört. aber was heisst das? es wäre unsinnig, dann noch von erkennen zu sprechen, genauso wie es unsinnig wäre, von einer erkannten wirklichkeit zu reden.
Genau. Darum gehts ja. Sprache ist eine Struktur, die Subjekte und Objekte voraussetzt. Sprache entsteht erst, wenn die Subjekt-Objekt-Spaltung vorhanden ist und sie kann nichts beschreiben, was darunter liegt. Daraus schliessen nun manche, dass es dann "darunter" auch nichts gibt. Und dann beweist der Beweisführer, was der Denker denkt... (frei nach Wilson).
Zitat:es wäre einfach nur eine identifizierung, sofern aber "von innen heraus" sozusagen noch eine erkenntnis über das "wesen" des identifizierten stattfindet, ist das so ähnlich wie die selbsterkenntnis: und die ist dualistisch. und ich seh auch nicht, wieso das schlimm sein soll.
Du versuchst einfach, mit deinem Verstand und der Sprache etwas zu ergründen (bzw. zu widerlegen), was jenseits von Verstand und Sprache liegt. Das ist hoffnungslos. Dass es jenseits von Verstand und Sprache etwas gibt, willst du nicht akzeptieren. Musst du ja auch nicht. Ich weiss auch nicht, wie wir da jetzt weiterkommen. Wir werden da wohl keine gemeinsame Basis finden und drehen uns nur immer weiter im Kreis, tauschen weiter sprachliche Symbole aus. Ich finde, wir sind jetzt irgendwie wieder am Anfang angelangt.
Zitat:dass die wirklichkeit nicht in der sprache enthalten ist, wenn sie sie beschreibt, ist wohl wahr. aber heisst das, wir müssten uns von der sprache abwenden?
Nein, aber wir sollten sie nicht verabsolutieren. Sprache, oder besser die Rationalität, deren Ausdruck ja die Sprache ist (Schaltkreis 3, Semantik). Man muss nicht vom einen Extrem ins andere fallen bzw. glauben, weil einer das eine Extrem ablehnt, muss er das Gegenteil befürworten.
Zitat:nun noch zum begriff des "andeutens" durch sprache auf etwas, was nicht sprachlich begreifbar sei: wenn er von dem beispiel mit dem mond redet, finde ich es völlig klar: man zeigt auf den mond, und diese geste des zeigens ist natürlich nicht der mond selbst. aber wo tritt denn das problem auf, dass man das verwechseln würde? wieso wird der mond nun zu einem privaten unding, zu dem gar keine sprache irgendwelchen zugang hätte? man kann ja eben darauf zeigen, es bezeichnen, darüber reden. würde man das nicht können, wäre die ganze geste schon des zeigens selbst hinfällig, denn man wüsste nicht, worauf sie zeigt.
Das mit dem Mond ist doch nur ein Beispiel... angenommen, du willst jemandem erklären, wie es ist, einen Klartraum zu haben. Das ist schwer bis unmöglich. Wir haben ja tausende Berichte im Forum, die aussagen, dass Leute, die ihren ersten Klartraum hatten, sich das nie hätten vorstellen können aus der Erzählung anderer, dass man diese Erfahrung einfach machen muss. Akzeptieren wir das jetzt einfach mal. Gibt es nun doch einen Weg, jemandem mit sprachlichen Mitteln die Erfahrung des Klarträumens nahe zu bringen? Ja, denn man kann ihm Techniken erklären, durch deren Befolgung er selbst die Erfahrung machen kann. Danach kann man dann mit demjenigen über Klarträume reden und wenn der Begriff fällt kann er auf seine Erinnerung zurückgreifen.
Genauso wie das beim Mond auch ist, wenn ich sage "Mond", dann denkst du an den Mond aus deiner Erinnerung, und da der Mond ein sinnliches Objekt hast du ihn schon oft gesehen und somit eine Repräsentation in deiner Erinnerung parat. Solltest du nicht wissen, was ich mit "Mond" meine, kann ich drauf zeigen. Das geht aber eben nur mit sinnlichen Objekten.
Dass du aus dieser Erläuterung, diesem Beispiele jetzt Schlüsse ziehst wie "wieso wird der mond nun zu einem privaten unding, zu dem gar keine sprache irgendwelchen zugang hätte?" finde ich ziemlich seltsam. Das ist doch absurd.
Zitat:wenn man sagt, man erinnere sich durch diese indirekten andeutungen an etwas, worauf man eigentlich garnicht hinweisen kann, woher weiss man also, dass man sich an das richtige erinnert?
Gar nicht.
Zitat:an das, worauf der andere wirklich hinweisen wollte? da es per definition privat sein soll, wird es kein kriterium geben, anhand dessen man das entscheiden könnte.
Richtig. Für einen Rationalisten eine furchterregende Vorstellung.
Zitat:man würde nichtmal selbst ein kriterium haben, denn hätte man eines, würde das prinzipiell auch anderen verständlich sein können. man müsste 'in sich' auf etwas 'zeigen', wovon man garnicht weiss, ob es das ist, worauf man zeigen wollte.
Genau. Also vertieft man sich (zum Beispiel) in die Meditation und bringt den inneren Monolog zum Verstummen.
Zitat:meine lösung wäre folgende: es handelt sich bei diesen "mystischen erfahrungen" garnicht um etwas 'rein privates' (was ein unding wäre).
Das ist auch gar nicht meine Behauptung. Ich sage nur, dass sie nicht in unserem gewöhnlichen Raumzeit-Kontinuum stattfinden, dass uns im normalen Bewusstseinszustand als "Realität" erscheint. Dass sie dann "rein privat" sein müssen, ist eine Folgerung, die nicht meine ist. Ich z.B. bin ja offen für Themen wie Shared Dreams. Das liegt daran, dass ich die Erfahrungen, die wir in alternativen Bewusstseinszuständen (wie dem Träumen) machen, nicht automatisch für "rein privat" halte.
Zitat:4. aufgrund der angeblichen privatheit bzw. nichtsagbarkeit des wirklichen
Du setzt hier Privatheit und Nichtsagbarkeit gleich - nicht ich.
Zitat:ist es äußerst vermessen, davon auszugehen, dass alles, was verschiedene religiöse und philosophische diskurse dazu sagten, letztendlich auf die gleiche erfahrung rekurriere. denn gerade das könnte man dann ja niemals beurteilen.
Daran ist nichts vermessen, das ist eine Meinung oder von mir aus ein Glauben. Für den gibt es per definitionem keinen logischen oder sprachlichen Beweis, aber durchaus gute Gründe. Insofern ist diese Meinung genauso legitim, wie andere, z.B. dass es sich um reine Erfindungen handelt.
Zitat:diese absolute erfahrung wird gewissermaßen 'leer' - darüber zu reden, hat gar keinen zweck, alles reden dreht sich um etwas anderes. aber zu behaupten, es würde alle erfahrung grundlegend die gleiche sein, missachtet die offensichtlichen unterschiede der diskurse.
Nein, die werden nicht einfach missachtet, sondern erklärt, denn jede mystische Erfahrung wird innerhalb des jeweiligen Kontextes gedeutet und interpretiert, in dem sich das Individuum im "Normalzustand" befindet.
Zitat:dadurch wird jegliche religion beispielsweise im sinn der eigenen umgedeutet, und kommt garnicht mehr selbst zur sprache. das ist im extremfall intellektueller imperialismus, wie er zur zeiten der kolonialisierungen vorherrschte - man erinnere sich an die theosophische gesellschaft.
Religion in diesem Sinne ist immer intellektueller Imperialismus. Dazu hat die Religion eine gruppendynamische Funktion, sie soll die eigene Gruppe an die eigenen Mythen binden und hinter den eigenen Göttern versammeln, so dass sie die andere Gruppe, die andere Mythen hat und andere Götter, bekämpfen. Darauf hinzuweisen, dass alle Religionen jenseits all dieser dogmatischen, aufgepfropften Irrlehren einen gemeinsamen, mystischen Kern haben, nimmt der Religion diese ethnozentrische Gewalt, und darum wurden die mystischen Lehren auch von der Priesterschaft immer verdeckt gehalten.
Zitat:des weiteren diskreditiert diese ganze dualistische konzeption von karte und territorum die sprache, und auch den körper (siehe: "nur-geist") als etwas unvollkommnes, zu überwindendes.
Nein, sie relativert nur den Status von Sprache und Körper und nimmt ihnen den Anspruch der Absolutheit: "Worüber man nicht sprechen kann, das gibt es nicht. Was man nicht anfassen kann, das gibt es nicht. Was, du siehst Engel? Du bist geisteskrank." Letztendlich geht es darum, nicht das Modell mit der absoluten Wirklichkeit zu verwechseln. Das erhöht die Toleranz.
Zitat:schließlich noch eine anmerkung: in keinster weise kann angeblich über diese wirklichkeit sinnvoll geredet werden. soweit so gut. aber was unbemerkt bleibt ist, dass hier von der "wirklichkeit", vom "rein geistigen" usw. geredet wird, dass vorausgesetzt wird, dass diese begriffe verstanden werden. selbt wenn man nur noch sagen wollte: "da ist etwas, ich weiss nicht was", oder "es ist völlige leere"... wäre das noch zu viel: denn auch das wäre dualistisches denken. dabei kann man sich, wie schon dargelegt, nicht mit ausflüchten retten, die besagen, man würde mit solchen aussagen nur auf etwas (auf 'etwas'? ...) hinweisen, was nicht sagbar sei.
Ich weiss nicht, worauf du hinauswillst. Ich höre da eigentlich nur den Wunsch heraus, alle mögen bitte aufhören, über diese Dinge zu sprechen und zu schreiben, da du und Wittgenstein der Meinung sind, das wäre irgendwie nicht richtig, das zu tun.
Tschüss,
Riky