Zitat:Hm für mich ist es schade, dass zu esoterischen Themen kein Gespräch statt finden kann, ohne dass jemand diese Sichtweise grundsätzlich kritisiert.
Ich denke, dann musst du dir Räume schaffen, wo das geht. Z.B. einen Thread, wo du am Anfang sagst, dass du Austausch zu Thema X möchtest, aber keine Diskussion darüber, ob es X gibt. Ich glaube, wenn das klar kommuniziert wird, würde ich das respektieren wollen.
Ich lese in Shared-Dream-Threads z.B. gar nicht mehr mit, und wenn du wo über Kundalini schreibst, hab ich eigentlich auch kein Bedürfnis, da irgendeine Kritik reinzuwerfen, die eure Diskussion stört. (Wenn du aber neben mir zu diskutieren anfängst und ich quasi mithören "muss", dann würde ich mir zumindest das Recht rausnehmen, zu sagen, dass ich davon genervt bin. Aber das ist eigentlich mein Problem - ich kann ja weggehen.)
"Warum Materialisten irren" - als Gegenbeispiel - ist ein Thread mit einer bewussten Provokation. Das ist eigentlich nicht zu übersehen, auch wenn der Threadstarter vielleicht versuchen mag, davon abzulenken. Auf eine bewusste Provokation finde ich eine heftige Gegenreaktion absolut angemessen, und vllt hat Magus das auf irgendeiner unbewussten Ebene sogar gewollt, keine Ahnung. Will ihm ja auch nichts unterstellen.
Zitat:Das Problem sehe ich, dass jeder Mensch versteht dass man auf den Rollstuhlfahrer Rücksicht nehmen muss.
Ich wünschte das wäre so!
Es gibt da für alle noch eine Menge zu lernen.
Zum Beispiel ging ich früher (wie wohl viele Leute) davon aus, dass, wer im Rollstuhl sitzt, nicht gehen kann. Aber das stimmt oft gar nicht - manche können durchaus gehen, aber längere Strecken zu gehen, ist beschwerlich und mühsam - deswegen ist der Rollstuhl ein Hilfsmittel. Manchmal werden Leute beschimpft, sich ohne Erlaubnis auf einen Behindertenparkplatz gestellt zu haben - obwohl sie eigentlich voll berechtigt sind. Nur sieht man's nicht, weil sie vielleicht die paar Schritte vom Parkplatz ins Geschäft doch zu Fuß gehen können.
Zitat:Daran sieht man, dass du physische Schmerzen höher bewertest als psychische.
Oje, dann hast du mich total missverstanden! Das würde ich definitiv nicht so sehen. Es ist in der Tat ein großes Problem, dass viele Sachen unsichtbar sind. Also nein, ich bewerte psychische Probleme nicht niedriger.
Der Punkt ist aber: Wenn jemandes Problem anderen Menschen schadet, dann will ich ja auch diesen Schaden vermeiden. Ich muss ja nicht die Person als solche ablehnen, die sich gerade rücksichtslos verhält, aber ich will sie außer Reichweite bringen von den Menschen, denen sie schadet. Und ich will das Verhalten selbst nicht tolerieren.
Das ist alles relativ auf einfache Beispiele herabgebrochen und mir ist völlig klar, dass das im echten Leben
viel komplizierter abläuft. Deswegen ist es ja auch ein stetiges Dazulernen. Sehr oft gehen verschiedene Menschengruppen, die sich benachteiligt fühlen, gegeneinander los, anstatt die Gründe ihrer Benachteiligung selbst zu betrachten.
Hier noch ein vertrackteres Beispiel:
Person A ist körperlich beeinträchtigt, kann also nur im Sitzen rauchen, und es gibt nur einen Sitzplatz.
Person B hat Asthma und arbeitet genau neben diesem Sitzplatz, kann also nicht weg.
Wenn nichts passiert, wird möglicherweise der Rauch von Person A bei der anderen nen Asthmaanfall auslösen. Daher wird Person A gebeten, wenn sie rauchen will, doch gefälligst woanders hin zu gehen. Das ist super frustrierend für Person A, die nirgendwo anders rauchen
kann. Eine genervte oder wütende Reaktion ist aus der Perspektive durchaus verständlich, gerade wenn sie sich aufgrund ihrer körperlichen Benachteiligung diskriminiert sieht - andere Leute in der Umgebung können rauchen, so viel sie wollen, weil sie nicht auf den einen Sitzplatz angewiesen sind.
Shit happens - aber so sehr ich die Wut von A verstehe, rauchen darf er nicht, weil B sonst nen Asthmaanfall bekommt. Daher kann ich einen Wutanfall von A nicht tolerieren - A muss eben aufs Rauchen verzichten oder woanders einen Platz suchen.
Als Kindergärtnerin hast du für solche Fälle vermutlich viel mehr Alltagserfahrung als ich.^^ War aber halt ein Beispiel, um zu illustrieren, warum "Intoleranz" eben manchmal schlicht notwendig ist, um schlimmeres zu verhindern.
Zitat:Ich bewerte beide gleich, gerade durch meine Depression die ich hatte, habe ich gelernt, dass ich genauso krank war, wie jemand der aus physischen Gründen erkrankt ist. Aus dieser Krankheit habe ich sehr viel Mitgefühl und Verständnis für emotionale Leiden erworben.
Ich auch.
Wenn eine Person depressiv ist, und deswegen anfängt, gemein zu anderen zu sein, tut mir die Person selbst schon auch leid. Aber es rechtfertigt ihr Verhalten nicht - und ich will dieses ja auch verhindern.
Und wenn es um größere Bedrohungen geht - als Extrembeispiel: Ich sehe keinen Sinn darin, einem Nazi, der gerade die Auslöschung der degenerierten Antieuropäer*innen fordert, mit Mitgefühl zu begegnen,
während er noch so handelt. Wenn er im Gefängnis sitzt (oder was auch immer dazu führt, dass er gestoppt wird),
dann ist es Zeit für Mitgefühl. Aber auch nicht erzwungen. "Seid mal mitfühlend gegenüber Nazis" finde ich ne zu starke Ansage. Wenn du das machen willst, bitte gerne, aber verlange das nicht von anderen.
Zitat:Du denkst noch du müsstest irgendwie sein. Ich habe gerlent mich so zu nehmen wie ich bin.
Darin liegt für mich kein Widerspruch. Ich akzeptiere mich wie ich bin - und ich
bin halt eine Person, die wachsen möchte und lernen, mich rücksichtsvoll gegenüber anderen zu verhalten, Leuten nicht unnötig weh zu tun.
(Und bestimmt bin ich nicht immer so. Manchmal bin ich furchtbar grantig. Dann muss ich das schon auch akzeptieren - aber es ist zum Glück kein Dauerzustand. Wenn ich
im Grunde meines Wesens anderen schaden wollen würde - dann wäre es vermutlich gut, wenn andere mich stoppen. Da ist sowas wie Selbstakzeptanz dann vllt möglich, aber irgendwie... wurscht.^^)
Zitat:In einer Umgebung wo man aber permanent nur Gegenwind bekommt, wo also der Ausgleich der Unterstützung fehlt, kommen mir oft Zweifel, ob ich da am richtigen Ort bin.
Ja. Ich habe gemerkt, dass es mir sehr wohlgetan hat, mich aus Umgebungen zurückzuziehen, wo viel Gegenwind kam. Ich will auch keine Energie darin verschwenden, ein paar einzelnen Personen zu erklären, warum sie sich gerade sexistisch verhalten haben. Da gehe ich lieber und kann mit der gewonnenen Energie dann vllt etwas schreiben, dass viel mehr Leute erreicht als ein paar Nervensägen.
Nebeneffekt aus der Telegrammgruppe rauszugehen: Hab wieder etwas mehr Lust, mit dir zu diskutieren.
Das wurde ja auch manchmal schon zuviel für mich.
Zitat:Ich finde das ist im Prinzip ein gutes Ziel, nur kann man nur selbst dieses Ziel erreichen. Zu Hoffen, dass die anderen erkennen mögen, ist meiner Meinung nach ein Weg der sich nur selten ereignet.
Ja, es ist ein hochgestecktes Ziel. Ich glaube nicht, dass es Zeitverschwendung ist, mit anderen Menschen darüber zu reden, warum ich etwas gut oder schlecht finde - vielleicht lassen sie sich ja überzeugen, oder beginnen zumindest, irgendetwas zu hinterfragen. Und ich umgekehrt auch.
Zitat:Wer entscheidet denn, ob etwas schlecht ist?
Kommt das nicht auf die Perspektive an?
Bei leidvollen Erfahrungen will ich - als Faustregel - besonders auf die Perspektive der Opfer achten, und ihnen im Zweifelsfall Priorität geben - insbesondere wenn sie Erfahrungen machen, die ich nie erlebt habe, oder die ich mir selbst gar nicht richtig vorstellen kann. (Ich bin weiß, ich werde nie wirklich wissen, wie es ist, am eigenen Leib Rassismus zu erfahren. Ich weiß auch nicht, wie es sich anfühlt, blind zu sein in unserer Gesellschaft, und welche Arten von Diskriminierungen eines da so alles erlebt.)
Natürlich braucht es viele Menschen, die gemeinsam diskutieren, was wohl gut oder schlecht ist. Das ist halt viel Arbeit.