Ich glaube, hier werden zwei unterschiedliche Sachverhalte über einen Kamm geschoren, nämlich
- Suizidversuch und
- parasuizidale Handlung.
Ersterer ist definiert als "absichtliche Selbstschädigung mit dem Ziel tödlichen Ausgangs". Hier steht ganz klar die Autoaggression im Vordergrund. Eine parasuizidale Geste wiederum ist eine "Handlung mit meist (!) nicht-tödlichem Ausgang, bei der ein Mensch sich absichtlich Verletzungen zufügt oder Medikamente/Drogen einnimmt, mit dem Ziel einer averbalen Kommunikation". Ziel ist hier also nicht die Selbsttötung, sondern der Hilferuf, aber auch der Wunsch nach Ruhe oder einer Pause. Hier steht also eindeutig der kommunikative Aspekt, das "Signal" an die Außenwelt im Vordergrund.
Beispiel: Wenn ein suizidaler Mensch einen Versuch macht, sein Leben zu beenden, dann wird er das so tun, dass ihn niemand daran hindern kann. Der parasuizidale andererseits wird vielleicht zuwenig Tabletten schlucken und "zufällig" vorher noch seinen besten Freund anrufen, damit ihm nicht wirklich etwas passiert, aber sein Umfeld auf seine missliche Lage aufmerksam wird.
Natürlich sollte klar sein, dass die Grenzlinie zwischen beiden Formen fließend ist. Und oft sind schon parasuizidale Gesten tödlich ausgegangen, weil etwas "schiefgelaufen" ist in der Rettungskette oder der Dosierung o.ä. Keine der beiden Formen sollte also auf die leichte Schulter genommen werden.
- Für mich ist jeder, der suizid- oder parasuizidgefährdet ist, hilfebedürftig. Ich halte nichts vom "Suizid als Ausdruck des freien Willens" o.ä., das sind für mich vorgeschobene Gründe, weil man sich sein eigenes Unglück nicht eingestehen will, das in Wirklichkeit zu diesen Handlungen führt.
Das beste Gegenmittel ist immer die direkte Kommunikation (da stimme ich Rhetor voll und ganz zu) - es sollte darüber gesprochen werden! Auch eine Therapie (die in Deutschland alle 3 Jahre die Krankenkasse voll bezahlt) gehört für mich absolut zum Hilfeprogramm dazu. Wenn ich einen Beinbruch erlitten habe, leide ich auch nicht im Stillen oder hoffe gar, dass es sich von selbst heilt, sondern gehe zum Arzt, oder? Warum also sollten psychische Schwierigkeiten nicht genauso offen besprochen und entsprechende Hilfe in Anspruch genommen werden?
Gerade das Nach-innen-wenden der Aggression und anderer Gefühle ist einer der wichtigsten Faktoren, die zu solchen Handlungen führen. Also ist Offenheit und Sich-nach-außen-wenden der erste Schritt zur Heilung. Niemand muss mit seinen Problemen alleine stehen oder im stillen Kämmerlein damit fertig werden! Und wenn die Angehörigen nicht zuhören wollen, dann vielleicht, weil sie sich hilflos fühlen und nicht dafür ausgebildet sind. Dafür sind eben die Fachkräfte da.
Zum Schluss noch evt. Interessantes aus der Theorie:
Suizidale Entwicklung nach Pöldiger:
1. Stadium: Erwägung
Der Suizid wird als mögliche Problemlösung in Betracht gezogen. Aggressionshemmung und soziale Isolation.
2. Stadium: Abwägung
Kampf zwischen selbsterhaltenden und -zerstörerischen Kräften. Hilferufe als Ventilfunktion, Appelle, cry for help, leise Andeutungen o.ä.
3. Stadium: Entschluss
Der Klient hat sich zum Suizid durchgerungen, Beruhigung tritt ein, teilweise glückselige Gefühle.
=> Wenn die Krise durchgestanden aussieht und eine scheinbare Besserung eintritt, kann das also gerade eines der schlechtesten Zeichen sein, was die Suizidvorbereitung angeht!
- Und wo ich gerade so schön dabei bin...:
Präsuizidales Syndrom nach Ringel ... besteht aus:
1. Einengung (eher kognitiv): situative und dynamische Einengung (positive Dinge werden teilweise gar nicht mehr wahrgenommen), Einengung der zwischenmenschlichen Beziehungen, Einengung der Wertewelt (scheinbare Sinnlosigkeit)
2. gehemmte, gegen die eigene Person gerichtete Aggression (Umkehr des aggressiven Affekts)
3. Selbstmordphantasien: aktive (werden mitgeteilt) oder passive (werden nicht kommuniziert, zuerst werden sie teilweise als "schöne Lösung" in Gedanken durchgespielt, in einem späteren Stadium der suizidalen Entwicklung drängen sie sich oft von selbst auf, der Klient wird davon sozusagen "heimgesucht")
- Suizidversuch und
- parasuizidale Handlung.
Ersterer ist definiert als "absichtliche Selbstschädigung mit dem Ziel tödlichen Ausgangs". Hier steht ganz klar die Autoaggression im Vordergrund. Eine parasuizidale Geste wiederum ist eine "Handlung mit meist (!) nicht-tödlichem Ausgang, bei der ein Mensch sich absichtlich Verletzungen zufügt oder Medikamente/Drogen einnimmt, mit dem Ziel einer averbalen Kommunikation". Ziel ist hier also nicht die Selbsttötung, sondern der Hilferuf, aber auch der Wunsch nach Ruhe oder einer Pause. Hier steht also eindeutig der kommunikative Aspekt, das "Signal" an die Außenwelt im Vordergrund.
Beispiel: Wenn ein suizidaler Mensch einen Versuch macht, sein Leben zu beenden, dann wird er das so tun, dass ihn niemand daran hindern kann. Der parasuizidale andererseits wird vielleicht zuwenig Tabletten schlucken und "zufällig" vorher noch seinen besten Freund anrufen, damit ihm nicht wirklich etwas passiert, aber sein Umfeld auf seine missliche Lage aufmerksam wird.
Natürlich sollte klar sein, dass die Grenzlinie zwischen beiden Formen fließend ist. Und oft sind schon parasuizidale Gesten tödlich ausgegangen, weil etwas "schiefgelaufen" ist in der Rettungskette oder der Dosierung o.ä. Keine der beiden Formen sollte also auf die leichte Schulter genommen werden.
- Für mich ist jeder, der suizid- oder parasuizidgefährdet ist, hilfebedürftig. Ich halte nichts vom "Suizid als Ausdruck des freien Willens" o.ä., das sind für mich vorgeschobene Gründe, weil man sich sein eigenes Unglück nicht eingestehen will, das in Wirklichkeit zu diesen Handlungen führt.
Das beste Gegenmittel ist immer die direkte Kommunikation (da stimme ich Rhetor voll und ganz zu) - es sollte darüber gesprochen werden! Auch eine Therapie (die in Deutschland alle 3 Jahre die Krankenkasse voll bezahlt) gehört für mich absolut zum Hilfeprogramm dazu. Wenn ich einen Beinbruch erlitten habe, leide ich auch nicht im Stillen oder hoffe gar, dass es sich von selbst heilt, sondern gehe zum Arzt, oder? Warum also sollten psychische Schwierigkeiten nicht genauso offen besprochen und entsprechende Hilfe in Anspruch genommen werden?
Gerade das Nach-innen-wenden der Aggression und anderer Gefühle ist einer der wichtigsten Faktoren, die zu solchen Handlungen führen. Also ist Offenheit und Sich-nach-außen-wenden der erste Schritt zur Heilung. Niemand muss mit seinen Problemen alleine stehen oder im stillen Kämmerlein damit fertig werden! Und wenn die Angehörigen nicht zuhören wollen, dann vielleicht, weil sie sich hilflos fühlen und nicht dafür ausgebildet sind. Dafür sind eben die Fachkräfte da.
Zum Schluss noch evt. Interessantes aus der Theorie:
Suizidale Entwicklung nach Pöldiger:
1. Stadium: Erwägung
Der Suizid wird als mögliche Problemlösung in Betracht gezogen. Aggressionshemmung und soziale Isolation.
2. Stadium: Abwägung
Kampf zwischen selbsterhaltenden und -zerstörerischen Kräften. Hilferufe als Ventilfunktion, Appelle, cry for help, leise Andeutungen o.ä.
3. Stadium: Entschluss
Der Klient hat sich zum Suizid durchgerungen, Beruhigung tritt ein, teilweise glückselige Gefühle.
=> Wenn die Krise durchgestanden aussieht und eine scheinbare Besserung eintritt, kann das also gerade eines der schlechtesten Zeichen sein, was die Suizidvorbereitung angeht!
- Und wo ich gerade so schön dabei bin...:
Präsuizidales Syndrom nach Ringel ... besteht aus:
1. Einengung (eher kognitiv): situative und dynamische Einengung (positive Dinge werden teilweise gar nicht mehr wahrgenommen), Einengung der zwischenmenschlichen Beziehungen, Einengung der Wertewelt (scheinbare Sinnlosigkeit)
2. gehemmte, gegen die eigene Person gerichtete Aggression (Umkehr des aggressiven Affekts)
3. Selbstmordphantasien: aktive (werden mitgeteilt) oder passive (werden nicht kommuniziert, zuerst werden sie teilweise als "schöne Lösung" in Gedanken durchgespielt, in einem späteren Stadium der suizidalen Entwicklung drängen sie sich oft von selbst auf, der Klient wird davon sozusagen "heimgesucht")