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kleine Sophisterei» Wahrheit vs. Käse ^^

kleine Sophisterei
#1
21.07.2018, 09:35 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 21.07.2018, 09:38 von Viltrudis.)
[+] 2 User sagen Danke! Viltrudis für diesen Beitrag
Diese Definition fand ich dann doch spannend, weil sich daraus lustige Dinge ergeben:

Magus schrieb:Wahrheit ist das was war. Die Vergangenheit. Nur jene ist geschehen und daher unveränderlich und somit wahr.

Dementsprechend ist der Satz 1. Ich denke gerade an Käse falsch, denn er bezieht sich ja nicht auf die Vergangenheit.

Ebenso ist der Satz 2. Wenn dieser Post gelesen wird, wird es wahr sein, dass ich an Käse gedacht habe falsch, da über die Zukunft ja erst recht keine wahren Aussagen gemacht werden können.

Allerdings ist 3. Ich habe beim Schreiben dieses Posts an Käse gedacht bereits jetzt wahr, und bleibt es auch - du liest ihn wohl gerade, und er ist wahr, nicht wahr? grin

3 ist ein wahrer Satz - müsste sich aus 3 nicht 1 schließen lassen? Ach je, Konditionalsätze beziehen sich ja nicht auf die Vergangenheit...

4. - Wenn Satz 3 wahr gewesen ist, muss auch 1 wahr gewesen sein.
5. - 3 ist wahr gewesen.
6. - Also ist auch 1 wahr gewesen.
?!
4 scheint also falsch zu sein.^^

Die Drei ist eine Zahl. ist falsch, da der Satz sich nicht auf die Vergangenheit bezieht, die Drei war eine Zahl hingegen wahr. fear

~
~

Das macht Spaß. Halt, das war falsch. Es hat Spaß gemacht. blumen
...in einer anderen Herde. pink
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RE: kleine Sophisterei
#2
21.07.2018, 09:55 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 21.07.2018, 15:55 von Zed.)
Um den von dir zitierten Wahrheitsbegriff von Magus auseinander zu nehmen, genügt es natürlich, seine Auffassung selbst anzuschauen. “Wahrheit ist das, was war: Die Vergangenheit. Nur jene ist […] wahr.”

Zunächst: Das widerspricht schon an sich dem typischen Verständnis davon, worüber man zwischen wahr und falsch trennend urteilt: Aussagen. Die Vergangenheit ist keine Aussage.

Ferner: Interpretiert man also diese Auffassung zumindest dahingehend, dass nur Aussagen der Vergangenheit wahr sein können – so wie du es eben getan hast – wären damit die zeitlosen, und daher im Präsens gefassten, Aussagen “Wahrheit ist das, was war.” und “Nur [Vergangenheit] ist […] wahr.” falsch, wodurch die strenge Interpretation dieser Auffassung zu einem sofortigen Widerspruch führt.

Aber ich würde das vielleicht noch mal im Kontext lesen. So eine Aufassung wird sofort sehr viel plausibler, wenn man “wahr” durch “faktisch” ersetzt. Vielleicht kann sich Magus nur nicht ausdrücken.
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RE: kleine Sophisterei
#3
21.07.2018, 10:50
dahinter steckt ja die idee, dass das unveränderliche das wahre sei. man kann wahrheit in dem fall mit wirklichkeit übersetzen, nicht nur weil beides miteinander vertauscht wurde, sondern weil wahrscheinlich die metaphysik dahinter sowohl für wahrheit wie für wirklichkeit gelten soll. ich denke, der ursprung dieser denkweise lässt sich bis auf den platonismus zurückdatieren, in dem die abstrakte form vorrang gegenüber dem konkret gegebenen hat, insofern die konkrete tatsache veränderlich ist und das abstrakte nicht. diese abstrakten entitäten sind nicht nur wirklicher, sondern auch gleichzeitig der maßstab für wahres, gutes, schönes. es gehört daher dem "absoluten" und göttlichen an. wenn man hingegen die menge aller konkreten dinge, die einmal waren, ebenfalls als unveränderlich ansieht, werden sie im nächsten schritt vielleicht auch als autoritäten über wahrheit angesehen, die zugleich unanfechtbar sind. ich vermute, dass es noch schwieriger ist, eine unermessliche ansammlung von tatsachen zum maßstab für wahrheit zu erklären als ein paar wenige abstrakte entitäten, aber beides ist schwierig.
Bin nicht mehr hier, aber noch erreichbar.
Bitte keine coronaleugner
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RE: kleine Sophisterei
#4
21.07.2018, 12:52 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 21.07.2018, 12:54 von Lu Ping.)
Mit Hegel beginnt die Eule der Minerva erst mit einbrechender Dämmerung ihren Flug – das hat was von, dass die Wahrheit erst im Nachhinein erkannt wird, sich erst verwirklichen muss.
Ja, wenn wir Wahrheit mit Wirklichkeit übersetzen ließe sich sagen, dass das, was Wirklichkeit geworden ist, auch wahr (geworden) ist.
Überhaupt eine schwere Frage, die nach der Wahrheit.

„Wenn die Philosophie ihr Grau in Grau malt, dann ist eine Gestalt des Lebens alt geworden, und mit Grau in Grau lässt sie sich nicht verjüngen, sondern nur erkennen; die Eule der Minerva beginnt erst mit der einbrechenden Dämmerung ihren Flug.“
Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts, Vorwort
http://hegel.net/hegelwerke/Hegel_Werke_...s_1833.pdf
I leak anymales.
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RE: kleine Sophisterei
#5
21.07.2018, 13:49
(21.07.2018, 09:55)Zed schrieb: Vielleicht kann sich Magus nur nicht ausdrücken.

Vielleicht hat er sich auch nur genau in diesem Punkt ungeschickt ausgedrückt, wie es bei anderen Gelegenheiten auch dir und mir mitunter passiert wink1
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RE: kleine Sophisterei
#6
21.07.2018, 15:03 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 21.07.2018, 15:55 von Zed.)
(21.07.2018, 13:49)Rhetor schrieb:
(21.07.2018, 09:55)Zed schrieb: Vielleicht kann sich Magus nur nicht ausdrücken.

Vielleicht hat er sich auch nur genau in diesem Punkt ungeschickt ausgedrückt, wie es bei anderen Gelegenheiten auch dir und mir mitunter passiert wink1
Äh, das meinte ich. Da habe ich mich wohl. Ähm.

Übrigens: Der Originalbeitrag ist ja selbst ruckzuck zu finden, hic/17199#243521. Ich war da nur zu faul So: Nevermind …
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