RE: Geschlechter und die Sprache
18.01.2018, 18:41
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 18.01.2018, 18:45 von Viltrudis.)
Zitat:Ich denke man muss auch unterscheiden ob es sich um echte Diskriminierung handelt und da würde ich dir zustimmen Gnutl, da sollte sich die Gesellschaft verändern.
Na das ist ja schon mal gut.
Ich hatte ehrlich befürchtet, dass du selbst da sagen würdest, das wäre irgendwie ne Projektion vom Inneren aufs Äußere oder sowas... das wäre mir dann zu sehr als Ausrede erschienen.^^
Zitat:Oder ob man sich chronisch diskriminiert fühlt obwohl gar keine Diskriminierung stattfindet.
Was ist deine Hypothese, warum Menschen sich chronisch diskriminiert fühlen, obwohl eigentlich keine stattfindet?
Ich glaube, es ist ähnlich wie mit Traumata. Klar gibt es die Schocktraumata, ein schlimmes Ereignis in der Kindheit, der klassische Fall von Trauma... aber es gibt auch die schleichende langsame Traumatisierung, die im Hintergrund passiert, wo es kein einzelnes Ereignis gibt, auf dass man zeigen könnte.
Meine Vermutung ist, dass es ein ähnlich schleichender Prozess ist. Wobei ich auf einzelne Dinge zeigen kann. Die Frage ist, wie eng jetzt "Diskriminierung" verstanden wird. Es gibt ja noch andere Probleme, z.B. systematisches Lächerlichmachen... es gibt enorm viele Witze, die über trans-weibliche Leute gemacht werden, die sich runterbrechen lassen auf "Haha, Mann im Kleid, wie lustig!!!" - und die sind so weit verbreitet, dass ich ihnen gar nicht ausweichen kann. Sogar eine eigentlich sehr progressive Serie, die ich sehr gerne schaue, hat plötzlich so einen Witz drin, wo ich mir an der Stelle nur denke: Was für ein Scheiß wird da eigentlich damit vermittelt?
Von direkter Diskriminierung war ich bislang nicht betroffen. Ich gehe davon aus, dass es mich früher oder später schon trifft, spätestens wenn ich richtig ins Berufsleben einsteige... aber es gibt halt auch subtilere Sachen, wie eben blöde Witze, Klischees, ... usw. Und es ist ganz merkwürdig, wie Leute manchmal reagieren, wenn jemand versucht, darauf hinzuweisen, dass diese nicht in Ordnung sind. Manche werden dann richtig defensiv und zuweilen feindselig. "Wie, ich darf nicht mal mehr einen Witz machen?" - Naja, darfst du schon, aber es ist halt dann scheiße.^^ Ich hatte ausgerechnet am Weihnachtsabend online so eine "Diskussion" mit einem Typen, der meinte, unbedingt jeden Versuch, auf Probleme hinzuweisen, mit "Hast du nix besseres zu tun?" und mit "Trans sein ist eine Krankheit!" gekontert hat. Ist schon etwas anstrengend. (Und for the record, auf solche Diskussionen lass ich mich nur ein, wenn es in einem Bereich stattfindet, den ich für mein "erweitertes Zuhause" ansehe, also zum Beispiel die Klartraumforum-Community oder die Weltenbastler... ich suche nicht extra irgendwo außerhalb nach Konflikten, das wäre schade um meine Nerven.
)
Zitat:Ich weiß ja normalerweise gar nicht, dass ich ki sagen soll.
Keine Sorge, trans Leute, denen ihr Pronomen wichtig ist, sagen dir bestimmt Bescheid.
Zitat:Wenn das Beste aber nicht reicht, zb weil ja gar nicht gesehen wird, dass ich immer wieder in die Diskussion mit einsteige um euch zu verstehen
Ok. *seh*
Ich denke, im Moment ist es noch relativ schwierig, an gute brauchbare Information auf deutsch heranzukommen. Insofern verstehe ich alle Leute, die verwirrt sind.
Zitat:Ich musste mir in meinem Leben x-mal anhören, dass ich eigentlich ein Mann/keine richtige Frau bin, weil ich gerne mal aus der Rolle falle und eben viele nicht so "typisch weibliche" Charaktereigenschaften habe (definiert nach Meinung dieser Personen).
Ich fand das immer bescheuert.
Oh ja... da gehen gesellschaftliche Erwartungen und Rollen-Konstruktionen eben total an der Wirklichkeit vorbei.