O Schlafes Bruder, was hast du mit diesem Post gemacht?
(05.04.2018, 16:01)schlafesbruder schrieb: Ja, Du bescheibst die Schranken der Sprache! Natürlich sagt jeder "Ich" wenn er mit einer anderen Person kommuniziert. Aber das meinte ich nicht! Ich sprach vom scheinbar wahrgenommenen "Ich" als Identifikation des Bewußtseins.
Kannst du erklären, worin hier der Unterschied besteht? Es ist ja egal, ob ich mit anderen spreche oder zu mir selbst, in jedem Fall meine ich mit „ich“ doch dasselbe, und die Antwort „wer ist dieses Ich?“ ist auch in jedem Fall dieselbe (wie von mir oben dargelegt). Nicht?
Zitat:Ohne Konzept von Farben oder Zahlen gibt es diese nicht. So funktioniert das Gehirn. Es kann nur wahrnehmen (verarbeiten) wovon es ein Konzept hat. Das wiederum bedeutet, dass alles was wahrgenommen wird auch existiert und umgekehrt.
Das ist halb plausibel, aber es ist ja doch etwas komplexer. 2 rote Tomaten existieren, selbst wenn wir nicht in der Lage sind, sie zu zählen oder ihre Farbe zu benennen, selbst wenn wir nicht wissen, dass es Tomaten sind bzw. keinen Begriff dafür kennen. Sie verschwinden durch diese fehlenden Konzepte ja nicht einfach und sie ändern auch nicht ihre Eigenschaften einfach. Was verschwindet, ist nur unsere konzeptuelle Erfassung von ihnen (für uns ist das natürlich viel).
Zitat:Ich meinte, dass die (scheinbare) Erkenntnis "Ich bin!" der Anfang allen Übels ist. Denn es ist schlichtweg sehr gewagt das zu behaupten! Woher kannst Du das mit absoluter Sicherheit sagen?
Die Existenz von Brücken und Einhörnern hängt davon ab, ob wir beobachten konnten, dass es Sachen gibt, deren Eigenschaften mit unseren Konzepten von Brücken und Einhörnern übereinstimmt. Bei „Ich“ ist das nicht der Fall. Dass es mich als Person gibt, ist zwar eine Beobachtung (von anderen), aber dass es das Subjekt gibt, ist einfach sprachlich festgelegt, es kann also niemals unwahr sein. Daher ist das schon eine „absolute Sicherheit“, eben eine logische Notwendigkeit, solange wir uns in unserer Sprache bewegen. Aber die Sprache kann man auch nicht einfach ändern oder ablegen. Die Konzepte dahinter sind ja nicht arbiträr und einfach austauschbar. Was müsste man nicht alles ändern, um das Konzept des „Ich“ sowohl aus der Sprache wie eben auch aus unserer Wahrnehmung und Lebensweise zu tilgen? Dazu müssten wir uns selbst enorm ändern.
Jetzt wirst du vllt sagen, dass die Sprache dennoch ein Konstrukt ist und „objektiv“, also jenseits der Sprache gesehen, eben kein Ich existiert. Ich bin mir nicht sicher, ob man etwas jenseits der Sprache sehen kann. Selbst diese Gedanken bewegen sich doch in der sprachlichen Logik. Das „Ich“ gehört zu unserer Lebensform, und deswegen existiert es auch. Das ist wie mit anderen kulturellen Begriffen z.B. – man kann sagen, dass eine Universität „eigentlich gar nicht existiert“, da das ganze Konzept von uns erfunden ist. Aber wir leben eben mit diesem Konzept, wir benutzen es, wir schaffen damit soziale Wirklichkeit, und dadurch existiert es auch. Selbst wenn es denkbar wäre, dass es eine Gesellschaft ohne das Konzept von Universitäten gibt. Wobei wie gesagt es schwer denkbar ist, dass eine Gesellschaft ohne das Konzept von „Ich“ existiert, but try me.
Zitat:Wir wissen ja nicht einmal mit Sicherheit "wo" wir sind, wenn wir danach gefragt werden:
Das finde ich eher spitzfindig. Man muss nicht angeben können, wo das Universum existiert, um zu wissen, wo Wien liegt. – Da wir alle im Universum sind und bereits wissen, welcher Referenzrahmen gemeint ist. Der Kontext muss und kann nie komplett angegeben werden, weil er von vorn herein im Hintergrund immer dabei ist, und dieser Kontext gibt den relativen Ortsangaben beispielsweise einen
eindeutigen Sinn.
Es macht ja auch gar keinen Sinn, danach zu Fragen, an welchem Ort das Universum existiert, insofern das Universum eben jeden möglichen Raum (und Zeit)
in sich enthält.
(05.04.2018, 16:54)gnutl schrieb: Ich tendiere immer noch dazu, die wahrnehmende Instanz wie eine Eigenschaft des Körpers zu behandeln, zumindest auf sprachlicher Ebene. Und ebenso wie es eine unsinnige Frage ist "Wohin geht die Rotheit des Apfels, wenn ich ihn durch einen grünen Apfel ersetze?" ist es auch unsinnig zu fragen, was mit der wahrnehmenden Instanz passiert, wenn es den Körper nicht gäbe sondern einen anderen.
Ok aber über die Äpfel müssen wir noch genauer reden. Die Frage, wohin die Rotheit des Apfels geht, ist gar nicht soo unsinnig, sie ist nur seltsam gestellt. Man kann sie aber beantworten: „Die Rotheit ist einfach weg, so wie der ganze Apfel.“ Ich halte nicht so viel davon, Fragen als unsinnig wegzustempeln. Fragen können unsinnig sein, aber das einfach zu konstatieren, löst nicht das dahinterliegende Problem, das die Frage entstehen ließ. „Es ist unsinnig“ verdeckt das Problem nur, nun scheint es, als gäbe es dazu nichts mehr zu sagen. Aber so kann man es in der Therapie ja auch nicht machen. Man hat unsinnige Sichtweisen, aber es geht manchmal auch darum, zu ergründen, wie sie entstehen konnten, und nur so kann man sie manchmal wirklich auflösen.
Sidenote on rote Äpfel: „Jedes Gleichnis hinkt“. Nett ist, mit dem Vergleich etwas zu illustrieren. Aber die Illustration ist noch kein schlagendes Argument. Wieso verhält es sich mit Bewusstsein genauso wie mit Rotheit? Diese Verbindung muss ja noch gemacht werden, sonst ist die Illustration möglicherweise sogar irreführend. In den Predigten früher in der evangelischen Gemeinde gab es z.B. auch viele schöne Illustrationen und Vergleiche. Es ist ein gewisses rhetorisches Element, weil es überzeugt. Wie gesagt, sie können auch etwas tatsächlich verdeutlichen.
Aber sie waren alle falsch.
Aber dein Vergleich mit der Rotheit der Äpfel lässt mich weiterdenken: Es geht mir in der Analogie vllt nicht so sehr um die Frage, wohin die Rotheit geht, wenn ein anderer, grüner Apfel an dessen Stelle wäre. Sondern darum, ob es wirklich ein anderer Apfel ist. D.h. mit welchem Recht man nun sagen würde, es ist derselbe Apfel, nur in grün, oder es ist ein anderer Apfel. Und ob diese beiden Ausdrucksweisen praktisch irgendeinen Unterschied machen.
Zitat:Ist es tatsächlich so, dass es keine Welt ohne Bewusstsein gäbe? Wenn ja, werden wir es nie erfahren. Wenn nein, erst recht auch nicht.
Aber wir können ja logisch darüber nachdenken und alle Probleme der Welt mit reiner Logik lösen! (haha). Ne im Ernst: Es macht auch keinen Sinn, von einer Welt zu sprechen, die existiert, ohne dass sie wahrgenommen wird. Ich meine, jede Welt die man sich dann vorstellt, enthält ja doch unweigerlich wieder ein wahrnehmendes Subjekt innerhalb dieser Vorstellung (auch wenn es kein biologisches Leben sein muss). Allgemeiner: Macht es Sinn von Objekten ganz ohne Subjekte zu sprechen? Beide sind ja sprachlich miteinander verknüpft. (Kant und so).
Zitat:Och, keine Ahnung. Ich wollte nur sagen, es scheint mir falsch, ohne gute Begründung anzunehmen, es wäre jedes Bewusstsein gleich.
Ah. Ich nehme das auch nicht an. Ich spreche ja nur über meine Gefühle. Für manche (z.B. Steffi?) folgt aus dem Gefühl direkt, dass es
so sein muss und sie nehmen das als hinreichenden Baustein für ihr Weltbild (dass alles eins ist, z.B.). Für mich folgt aus dem Gefühl aber noch nicht, dass es so sein muss. Selbst wenn ich das Gefühl habe, es müsse so sein. ^^ Ist aber keine hinreichende Bedingung, wenn man genauer darüber nachdenkt, wie du ja auch schon gesagt hast.
Z.B.: Dass es schneit, wird nicht darüber bestimmt, ob ich das Gefühl habe, es schneie. Es wird anhand anderer Umstände bestimmt (d.i., man beobachtet: Schnee fällt vom Himmel, usw.).
Zitat:Vllt gibt's ja anderswo Leben auf einem Planeten weit weg, das komplett anders funktioniert, so anders, dass wir es uns nicht mal vorstellen können, wie.
Sorry, sowas kann ich mir nicht vorstellen
Zitat:Um den Bogen zurückzuschlagen: Bewusstsein (wahrnehmende Instanz) ist eine Eigenschaft des Körpers, oder spezifisch des Minds. Aber nicht des Ichs, oder der Alters, oder der Tulpas, oder der Traumfiguren. Diese sind Konstrukte, die das Erleben beeinflussen und formen, aber sie haben kein Bewusstsein... das Bewusstsein hat sie, sozusagen.^^
Bewusstsein hat sie, macht Sinn. Aber sie haben Bewusstsein, macht auch Sinn. Immerhin haben sie ja auch einen virtuellen Körper oder zumindest ein Mind.
Zitat:Zitat:aber mein punktuelles Bewusstsein wäre vielleicht „ewige Schwärze“
Etwas, das nie existiert hat, eine Eigenschaft zuzuschreiben, finde ich... falsch.^^
Ist auch falsch. Es ist nur eine poetische Ausdrucksweise, aber sie
drängt sich auf. Warum?
Zitat:Als Eigenschaft (oder sprachlich damit äquivalent) betrachtet, ist ein Bewusstsein gar kein Ding, von dem es ein neues geben könnte. Der Körper ist neu oder alt, oder ähnlich oder unähnlich, und er hat Bewusstsein, aber nicht das Bewusstsein einen Körper...
Mit „neu“ meinte ich gar nicht, dass es „jung“ ist, sondern, dass es ein „anderes“ ist als das vorherige. Ein seperates. Ich finde deine Ausführungen gut, aber mich stört noch etwas an der Beschreibung, Körper habe Bewusstsein. Da finde ich es passender zu sagen, Geist habe Bewusstsein. Oder halt: Eine Person, ein Wesen, hat Bewusstsein. Das heißt, der Körper hat nicht einfach eine Eigenschaft: bewusst zu sein, so wie andere Eigenschaften, etwa, groß oder klein zu sein. Man sagt ja nicht, „mein Körper ist bewusst“, sondern eben „ich bin bewusst“ und mit „ich“ meint man mehr als nur den Körper. Bewusstsein und Körper sind aber eng verbunden, da stimme ich dir zu. Das Bewusstsein, kann man sagen, äußert sich im Körper, d.h. körperlich.
Zitat:Hm, vllt kann ich mich da noch retten, indem ich sage: Punktualität ist ne Eigenschaft? ^^
Ich denke, wenn du nun anfängst, alles irgendwie als „Eigenschaften“ zu definieren, ist das gar keine Simplifizierung und Zurechtbiegung, damit es irgendwie doch alles sich konsistent anfühlt.
Naja im Ernst, was ist damit gewonnen, hier von einer Eigenschaft zu sprechen?
Die anderen Ausführungen zu Split Brain und Alters (kenne den Begriff zwar nicht, aber stelle mir darunter was vor) finde ich nachvollziehbar. Wirken forschig.
(05.04.2018, 17:02)Brot82 schrieb: (Note 2) gnutls Beitrag spricht in einigen Punkten das Gleiche an, aber ich finde es irgendwie schade, meinen Beitrag zu löschen.
Zitat:Ich weiß nicht, ich störe mich irgendwie an dieser Bewertung, es wäre Glück oder Pech. Denn beides sind relative Begriffe. Ohne Bezugspunkt kann man nicht von Glück oder Pech reden.
Natürlich, aber es ist ja auch ein Bezugspunkt vorhanden. Es ist ja immer einer da, ohne Bezugspunkt wie will man da Aussagen treffen? Wobei es mir gar nicht so sehr um die Bewertung ging, ob es nun was gutes oder schlechtes ist. Ich wollte eher darauf hinaus, dass es „für mich“ Glück, Pech, krasser Zufall, [insert most fitting word here] oder whatever ist. Also ich wollte eben genau darauf hinaus, dass es unter dem Bezugspunkt von mir persönlich etwas Besonderes ist, und dass diese subjektive Sicht nicht aufgegeben werden kann.
Zitat:Nach der Logik könnte ich aber auch behaupten, dass 20 Millionen (was die Zahl soll, ist klar, denke ich) Bewusstseine durch deine Zeugung "verloren gegangen" sind?
Ja, genau. Übrigens, du stößt dich öfters an meinen Formulierungen. Ich sollte klarstellen, dass v.a. wenn ich in Anführungszeichen schreibe, ich das oft poetisch meine, nicht wörtlich. Ich will damit eine Ausdrucksweise benutzen, nicht weil sie besonders richtig ist, sondern weil sie sich aufdrängt. Mich interessiert,
warum sie sich aufdrängt. „Verloren gegangen“ ist hier so ein Fall.
Deine many-World-lines finde ich aber cool. Und du hast auf jeden Fall recht damit, dass man von etwas, das nie existierte, auch nicht sagen kann, es sei verloren gegangen, oder habe Pech gehabt, nie zu existieren. Interessanterweise dachte ich v.a. früher trotzdem öfter an eine imaginäre Person, die nie existiert hat, was ja schade für sie ist. Denn zu Geburtstag singen immer alle „wie schön dass du geboren bist, wir hätten dich sonst sehr vermisst“, aber niemand vermisst diese nichtexistente Person. „Also muss ich das tun.“ ^^
Zitat:Stellen wir uns eine Slot-Maschine namens "spell" vor. Wir drücken den Hebel und alle Faktoren von Philosophie bis Wissen bis Erinnerungen werden ausgewürfelt. Das ist dann "spell". Und auf einmal ist die Frage vom Anfang völlig vom Tisch, denn wenn halt irgendwas anderes passiert wäre, dann wäre das dann das "Ich" von "spell".
Die spell-Slotmaschine, super
Was bei der Analogie problematisch ist, ist dass die Slotmaschine von vornherein immer dieselbe ist, nur die Eigenschaften sind andere. Das aber war genau meine Frage: Wenn bei jedem Würfeln nicht dieselbe Slotmaschine verwendet wird, sondern eine (bisschen oder doll) andere, ist es dann immer noch „Ich“? (Mal ganz unabhängig davon, welche Eigenschaften dann ausgewürfelt werden).
(05.04.2018, 19:16)ichbinmehr schrieb: Ich glaube es, weil ich es so erfahren habe.
S.o. zu gnutl was ich zum Gefühl als Basis des Weltbildes schrieb.
Zitat:Das Problem ist dass du diese Annahme das die Wahrnehmung auf Sinnesreizen beruht, nicht selbst hinterfragt hast. Du glaubst es nur, du weißt es aber nicht. Glaube nichts was du nicht selbst geprüft hast.
Interessant, woher weißt du, was ich bereits selbst hinterfragt habe und was nicht?
Ich muss ja nicht Neurologe sein, um das zu hinterfragen. Wahrnehmung basiert auf Sinnesreizen, das ist ja rein sprachlich so bestimmt. Ich nehme z.B. Farben wahr, das ist dann eine visuelle Wahrnehmung die also auf dem Sehsinn basiert. Nun wäre es möglich, dass man auch ohne menschlichen Körper, ohne Gehirn usw., Farben wahrnehmen könnte. Aber diese Wahrnehmung wäre dann immer noch visuell. D.h. es wäre immer noch der Sehsinn involviert. Dieser hätte vllt nicht unsere Biologie, aber
irgendeine Art von visuellem Sinnesreiz wäre eben gegeben.
Gleiches gilt für alle anderen Sinne. Emotionen und Gedanken wiederum nimmt man etwas anders wahr, sie sind konzeptioneller. Eine Emotion basiert, würde ich sagen, auf sehr vielen körperlichen Empfindungen, Situatinoskontexten und Vorstellungen. Wenn man diese ganzen Eindrücke und Umstände erfasst, hat man eine Emotion „wahrgenommen“ bzw. identifiziert. Beispiel: Ich bin verliebt. Wie nehme ich das wahr? Ich spüre z.B. Kribbeln im Bauch usw. Aber das heißt ja noch nicht, dass ich verliebt bin, es könnte auch eine Krankheit sein (mal davon abgesehen, dass Verliebtheit eine Krankheit sein könnte
- mild joke.) Das Gefühl des Kribbelns z.B. entsteht immer in Kombination damit dass ich eine bestimmte Person sehe. Andere Symptome kommen auch auf, wie z.B. dass ich immer an die Person denke, und ständig Zeit mit ihr verbringen will. Das wäre dann der Situationskontext sowie die Vorstellungen (was wäre wenn, usw). Die Emotion ist also einfach etwas komplexer als der simple visuelle Reiz, ihre Wahrnehmung kann aber auch ziemlich schnell ablaufen, d.h. das Erfassen der komplexen Situation ist einem schon vertraut und geht daher manchmal auch instantan ab.
Wobei man sagen muss, dass auch Sehen komplexer ist, als nur visuelle Eindrücke zu haben. Hat ja viel mit Mustererkennung und –zuordnung zu tun. Deswegen ist es auch unmöglich, etwas zu sehen, wenn man keinerlei Konzepte mehr hat. Man hätte lauter Lichteindrücke, aber man wüsste nicht, was sie „bedeuten“, man hätte keinerlei Zuordnung, man wüsste nicht einmal, welche der Eindrücke hell sind und welche dunkel. Ganz zu schweigen davon, dass man nicht wüsste, was Gesichter oder Planeten sind, wenn sie zufällig im Sichtfeld auftauchen würden. Demzufolge ist es schwierig, von einer Wahrnehmung zu sprechen, die ganz ohne eine Lebensform, ohne Konzepte und ohne Biologie auskommt. Abgesehen davon, wie schon gesagt, dass selbst ohne die bekannte Biologie nach wie vor irgendeine Art von Sinnes- und Musterverarbeitung dabei sein müsste, einfach deshalb, weil der Begriff „Wahrnehmung“ sich darüber definiert.
Ja, ich hab darüber schon viel nachgedacht und das Thema hinterfragt, daher verstehe ich nicht, wieso du meinst, ich hätte das nicht nachgeprüft.
Zitat:Es wäre gut wenn du den kritischen Denker als Ego Anhaftung erkennen könntest und nicht als ultimativen Bewusstseinskern ansehen würdest.
Wie entsteht der Eindruck, dass ich das kritische Denken als ultimativen Bewusstseinskern ansehe? Wo hab ich das impliziert?
Zitat:Der Denker gehört zum falschen Selbst, zum Ego.
Das ist mir noch nicht ganz klar geworden. Nur weil es möglich ist, dass man falsch denkt, und sich in Gedankenschleifen verirrt, heißt es ja nicht, dass man das
zwangsläufig tun muss, wann immer man denkt. Nur weil es möglich ist, sich mit dem Denken so sehr zu identifizieren, dass man andere Dinge ausschließt und glaubt, Denken sei das größte, heißt es auch nicht, dass das
zwangsläufig passiert.
Daher fände ich es nett, wenn du mir zeigst, wo mir so etwas passiert ist.
Zitat:Wenn du eine Wissenschaftsdisziplin willst, die schon sehr nahe am Kern ist, informiere dich mal über die Quantenphysik und deren Ergebnisse und setzte diese mal in eine Analogie zu den anderen Bereichen.
Das trifft sich gut, ich habe mich die letzten Wochen intensiver mit Quantenphysik beschäftigt (und bin natürlich immer noch ein Physiklaie). Ich hab dort aber nichts gefunden, was mit Bewusstsein zu tun hätte. Es ging eigentlich immer nur um Quanten. Wo kommt da Bewusstsein ins Spiel? Du spielst wahrscheinlich auf das Doppelspaltexperiment oder Heisenbergs Unschärferelation an, und dass die „Beobachtung“ das Ergebnis beeinflusst. Hier ist aber zu beachten, dass mit „Beobachtung“ nicht „Bewusstsein“ gemeint ist. Das ist immer eine unglückliche Art, das Experiment zu erklären.
Einfach gesagt: es gibt beim Doppelspaltexperiment zwei Setups: Einmal lässt man die Teilchen durch die Spalte und misst mit einem Detektorbildschirm erst am Ende, wo sie angekommen sind. Im anderen Setting hat man einen Detektor bereits vor dem Eingang der Teilchen durch den Spalt einen Detektor. Sicher, es ist strange, was da abgeht, und es gibt verschiedene Interpretationen. Aber keine der Interpretationen besagt, dass das Bewusstsein des Forschers Einfluss auf die Teilchen nimmt. Vielmehr ist es der Detektor, der Einfluss nimmt, und der hat/braucht kein Bewusstsein.
Zitat:Wie auch immer, du musst es selbst prüfen, es reicht nicht wissenschaftliche Ergebnisse zu verfolgen und an sie zu glauben.
Das ist zu einem gewissen Grad praktisch unmöglich. Ich kann niemals alle Forschungen aller Wissenschaften selbst überprüfen, daher muss ich mich entscheiden, ob ich der wissenschaftlichen Community im Grundsatz vertraue und mein bestes versuchen, deren Ergebnisse kritisch selbst zu durchdenken und verschiedene Stellungnahmen zu den Ergebnissen miteinander zu vergleichen. Aber nur zu glauben, dass ich kein Gehirn habe, weil ich meinen Kopf selber nie aufgemacht und reingeschaut habe, ist wahnsinniger, als würde ich annehmen, dass all die Bilder die man von offenen Köpfen, MRTs und anderem gefunden hat, nicht allesamt gefälscht sind.
Ein Unterschied zu Religion besteht darin, dass Religion nicht empirisch arbeitet. Darum ist auch die Theorie vom Urknall empirisch bestätigt worden (bei Interesse, google z.B. nach „kosmische Hintergrundstrahlung“), die Theorie der Schöpfung durch Gott hingegen nicht. Sicher ist der Begriff „Urknall“ bildhaft und ziemlich irreführend. Aber die dahinterstehende Theorie ist keine Bildsprache, sondern vielmehr ganz konkret anhand von Messungen und Beobachtungen und bekannten physikalischen Gesetzmäßigkeiten ein zusammengestelltes Modell, was im frühen Universum passiert ist. Die Urknalltheorie sagt z.B. gar nichts über den Ursprung des Universums oder den Ursprung von Existenz aus.
Zitat:Unterschiedliche Weltbilder die das Eine beschreiben werden nur noch als unterschiedliche Perspektiven des Einen verstanden. Der Kampf zwischen den Weltbildern hört auf.
Was du tust, ist ja, alle Weltbilder auf dein Weltbild zu reduzieren. Du interpretierst alles, was dir begegnet, im Lichte deines Weltbilds. Dadurch werden die tatsächlichen Weltbilder nicht angeglichen. Aber in deinem Kopf hört wahrscheinlich tatsächlich irgend ein Konflikt auf. Wenn das dir genügt.
(05.04.2018, 19:20)Ver366 schrieb: Unser Universum (das "große") ist anscheinend so angelegt, dass darin verschiedene (sich als getrennt wahrnehmende) Bewusstseine existieren können. Zumindest hat mein Bewusstsein, aufgrund seines "inneren Universums", diesen Eindruck gewonnen.
Ja, so scheint es. Also weißt du auch nicht, warum es so ist. Naja, ist ja vllt genauso schwierig wie die Frage, warum das Universum mit allem darin überhaupt existiert. ^^
@all
Interessant finde ich, dass ALLE sagen, die Fragen seien sinnlos, obwohl ihr euch konkret total unterscheidet in den Weltbildern. Aber alle plädieren dafür, die Frage nach dem Warum aufzugeben. Warum aber ist sie sinnlos? Man kann nicht einfach den ganzen Weg der philosophischen Therapie abbrechen und sagen: Hör auf, darüber nachzudenken.
Man muss das Denken
erforschen. Lasst das Denken in euer Herz, selbst wenn es unsinnig ist!
Bin nicht mehr hier, aber noch erreichbar.
Bitte keine coronaleugner