Themabewertung:
  • 1 Bewertung(en) - 5 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5

Suizid

Re: Suizid
#16
16.06.2006, 13:01

Zitat:Wintermute schrieb am 16.06.2006 10:34 Uhr:
Ich bezweifle heftigst, dass "Neugier" dabei wirklich das entscheidende Motiv war...

das bezweifle ich auch... daher auch die Anführungszeichen... das bezog sich auf ein früheres Posting...

Zitat:Ja, das ist auch verstândlich, wenn man weiss, dass man mit einer Welt schlussmachen wird, die einen nicht leben lässt und in der man mit seinen Problemen zum Sorgentelefon soll biggrin .

tut mir leid... da habe ich deinen Standpunkt wohl falsch verstanden... ich teile deine Meinung das man andere nicht zurücklassen sollte die Probleme haben

Die Fragen die sich hier stellen gehen wohl an das existenziellste überhaupt... wie definiert man leben? Ist das Leben Lebenswert wenn ich eine sechs in Mathe bekommen habe? Was macht den einen glücklich was nicht?

Nichtsdestotrotz gehe ich davon aus dass das ganze Leben
ein Lernprozess ist. Jeder Mensch lernt (im besten Falle voneinander)sein ganzes Leben dazu.

Es gibt ein paar unumstössliche Regeln von Aktion und Reaktion die mir kaum jemand absprechen wird: wenn ich z.B. jemanden absichtlich verletze dann ist diese Person nicht gut auf mich zu sprechen.
wenn ich einer Person meine Aufmerksamkeit widme und stets freundlich (hier meine ich eine Selbstlose art davon) zu ihr bin ist es sehr wahrscheinlich dass diese Person ähnlich reagiert.
Gebe ich einem Verdurstendem Wasser, wird mir dieser sicher dankbar sein.
Jeder Mensch kommt in eine Situation (meiner Erfahrung nach) in der er über Selbstmord nachdenkt. Aber ich kenne wirklich niemanden der sich nicht davon wieder erholt hat, nachdem man ihn davon in irgendeiner Weise abgehalten hat.

Die Anzahl der Reaktionen der Personen ist sehr verschieden - es gibt aber eine Anzahl von Vorgängen die sich immer wiederholt, seltsamerweise je mehr es um der Erhaltungstrieb geht, den Schutz des eigenen Lebens, werden diese Prozesse immer ähnlicher.

Ich habe einige Leute vom Selbstmord schon abgehalten (dieses Weihnachten war es meine Mutter die Tabletten überdosiert hat) und es spielt sich immer das selbe Schema ab: Jemand kommt in eine Situation mit der er scheinbar nicht klarkommt, kapselt sich darauf von der Umgebung für eine gewisse Zeit ab (die Dauer ist unterschiedlich), daraufhin passiert entweder der Selbstmord, oder es passiert so etwas wie ein Hilfeschrei (weil die Zweifel komen).


Wenn der Schwan beim Raben sitzt, ist er um so weißer
Zitieren
Re: Suizid
#17
16.06.2006, 13:32

Zitat:spell bound schrieb am 16.06.2006 12:14 Uhr:
warum sollte man sich nicht das leben nehmen duerfen? von welchen geboten gehst du aus?


ich gehe von gar keinen Geboten aus. Ich gehe ganz einfach von der Tatsache aus, das mir niemand bislang begegnet ist der einen so festen Entschluss hatte sich das Leben zu nehmen nur weil dieser - gerade Bock darauf hatte. Es hatte immer mit Problemen zu tun die für denjenigen in dem Augenblick unlösbar schienen. Man passte sich aber immer der neuen Lebenssituation an oder löste die Probleme. Niemand von diesen Personen würde im Nachhinein einen Selbstmord begehen wollen - daraus ziehe ich meine Berechtigung sowas sagen zu dürfen...


Zitat:warum solltest du den plan haben? vielleicht hast du auch einfach nur einen anderen plan..? ich hab zwar noch nie miterlebt wie sich jemand nahestehendes umgebracht hat, dafuer erlebte ich aber schon wie sich nahestehende darueber gedanken machten und ich hab mit ihnen gesprochen. ja und ich kenne diese gedanken auch von mir selber..


Nach drei eigenen (gottseidank) missglückten Selbstmordversuchen und vielen Leuten in meiner Umgebung habe ich Erfahrungen sammeln können auf die ich gerne verzichtet hätte. Einen Selbstmordgedanken theorethisch in Erwägung zu ziehen ist etwas völllig anderes als sich die Pulsadern in einer Badewanne aufzuschneiden. Jeder der die völlige Tragweite davon gesehen hat, bzw. einen nahestehenden durch so ein sehr dummes Ungeschick verloren hat sollte wissen was mit den Hinterbliebenen passiert.
Jeder gibt sich die Schuld in irgendeiner Form. Ich glaube hier verwechseln einige Selbstmord mit in ein anderes Land wegziehen und nicht mehr wiederkommen


Zitat:und warum sollte selbstmord eine tragoedie darstellen? von welchem maßstab fuer tragik wird hier gesprochen?


ist diese Frage provokativ zu verstehen?


Zitat:koennte nicht auch das weiterleben eine flucht sein? es haengt davon ab, wie man das betrachtet, wovor oder auf welche art und weise gefluechtet wird.


ich fürchte ich verstehe dich hier nicht ganz... das musst du mir nochmal erläutern. Ich glaube das Selbstmord eine Flucht ist da es einem die Mittel nimmt auf die Probleme die einen dazu getrieben haben zu reagieren...
eine Flucht vor den Problemen also...
Wie kann ich es aber verstehen dass das Leben eine Flucht ist? Flucht wovor denn? Ist es denn nicht so dass wir alle früher oder später sterben müssen?


Zitat:und letztendlich: gesetzt, selbstmord sei eine feige flucht und egoistisch, weiterleben aber nicht. warum sollte das gegen selbstmord sprechen? warum sollte man nicht fluechten duerfen?


Weil man viele Menschen zurücklässt die einen Schaden zurücktragen - weil kein Mensch auf diesem Planeten für sich alleine lebt un man eine gewisse Verantwortung füreinander haben sollte.


Zitat:tu, was du willst..


Herr Crowley lässt grüssen, nun sag mir wes Geistes Kind du bist: wenn du ein Thelemit bist dann weisst du dass dieser Spruch durchaus mehr zu bedeuten hat als das: denn du tust was du willst lässt aber dem anderen auch genug Spielraum es ebenso zu tun... so habe ich diesen Spruch bislang zumindest immer verstanden

LG

kra
Wenn der Schwan beim Raben sitzt, ist er um so weißer
Zitieren
Re: Suizid
#18
16.06.2006, 16:22
wenn du von keinen geboten ausgehst, dann ist es auch unsinnig von "duerfen" oder "nicht duerfen" zu reden, da das moralische worte sind. wenn du von erfahrungen ausgehst, dass der selbstmordversuch nicht die beste loesungsmethode war, dann kannst du daraus nicht schließen, dass es a) in jedem fall so ist und b) dass evtl falsche loesungsmethoden unerlaubt waeren..

und wieso sprichst du jetzt schon wieder von schuld? von verantwortung? das sind menschen gemachte dinge. jeder kann sich selbst dazu entscheiden, inwieweit er diese begriffe fuer sich akzeptieren und leben will. ich hab keine verantwortung von grund aus gegenueber irgendwem. und es ist auch von grund aus gesehen nicht tragisch, wenn jemand stirbt. noch ist es von grund aus bedeutend, wenn jemand trotzdem darueber trauert. es sind alles selbstgemachte weltbilder, die meisten moegen darin leben, aber nicht jeder.
und so ist es auch moeglich, dass jemand in einem weltbild lebt, in welchem es gar keine hinterbliebenen gibt, die trauern koennten. oder eben in einem weltbild, wo es ihm egal ist. etc.
im uebrigen waere es z.b. auch moeglich, wenn die menschen sich dazu entschloessen, dass die hinterbliebenen tatsaechlich nicht trauern, da sie einen anderen umgang mit dem tod bzw. dem freitod haben - und nicht von einem verletzenden verlust ausgehen.

wenn gesagt wird, selbstmord sei die flucht vor problemloesung, entgegne ich dass selbstmord eben keine flucht davor ist: denn es ist eine problemloesungsmethode, oder zumindest ein versuch. es mag in gewissem sinne flucht vor dem leben bedeuten, aber nicht flucht vor problemloesung. denn flucht selbst ist eine problemloesungsmethode.
andererseits entgegne ich, kann das leben angesehen werden als flucht vor dem tod, der, wie du sagst, doch sowieso unausweichlich ist. warum also hinauszoegern? (so koennte eine argumentation sein)

ich bin im uebrigen nicht das kind irgend eines geistes. tu was du willst soll dort so stehen wie es da steht: tu was du willst.
und es haengt vollkommen vom eigenen weltbild ab, welche motive und lebenswege sich daraus ergeben.
du aber scheinst mir zu sehr staendig nur von deinem weltbild auszugehen. fast schon als waere es das einzig richtige. wo es doch auch nur eine sichtweise ist, wie jede andere eben..
Bin nicht mehr hier, aber noch erreichbar.
Bitte keine coronaleugner
Zitieren
Re: Suizid
#19
16.06.2006, 17:32
in einem Punkt hast du auch vollkommen recht Spell big
Ich gehe von meinem Weltbild aus und erachte dieses auch so lange als richtig bis mich jemand vom Gegenteil überzeugen kann. Ich verfüge über eine Moral und eine Religion, eine Ethik und versuche nach diesen Grundsätzen zu leben. So funktioniert das eben bei mir.
Eine Hypothese in einer hypothetischen Welt aufzustellen wo doch sowieso alles als Auslegungssache erscheint finde ich nicht zufriedenstellend, denn das macht jede Diskussion überflüssig.
Ich frage mich welchen Sinn eine Diskussion zwischen Personen hat die kein Weltblid haben.

Natürlich ist ein fester Wert etwas das nicht genommen werden sollte "so wie es ist" - er sollte immer wieder hinterfragt und daher untermauert werden, oder eben wiederlegt. Dazu sind Gespräche, und manchmal eben Konflikte vonnöten.

Mit jemandem zu diskutieren der keinen Standpunkt vertritt sondern immer nur die gegenteilige Postition einnimmt macht wenig Sinn denn es ist eine sehr einseitige Geschichte bei der die eine Person im besten Fall lernt und die andere sich nur verausgabt.
Es mag ja sein das meine Meinung nicht die einzig richtige ist, das es andere Leute gibt die anders denken, aber diese Meinungen sind auch auf einer Grundlage entstanden die man ebenfalls in Frage stellen kann.
Zu behaupten das eine Argumetation so sein könnte empfinde ich ermüdend. Wenn jemand konkret etwas gegen meine Meinung hat dann soll er mir auch sagen auf welchen Grundlagen das basiert.

Im Gegenteil zu dir denke ich das du durchaus Verantwortung von Geburt an mit dir trägst - so wie jeder andere Mensch, jedes andere Wesen auch. Es kann nur sein dass du dies nicht wahrhaben willst. Ein nicht wahrnehmen der Eigenverantwortung macht diese Welt zu einem sehr bösen Ort. Den diese Verantwortung entsteht ganz von alleine - sie ist nicht "Menschengemacht" - es ist eher eine logische Folge davon das du ein Teil dieser Welt bist. Du existierst nicht - du koexistierst neben vielen anderen Dingen in dieser grossen weiten Welt.

Wenn du dich z.B. vor der Verantwortung drückst die Umwelt zu schützen wachst eines Tages auf und stellst fest das dir z.B. das Trinkwasser ausgegegangen ist, weil sich zu wenige für eine vernünftige Ressourcenverteilung eingesetzt haben.
Wenn du Sex mit jemanden hast und aus dieser Verbindung ein Kind hervorgeht bist du für dieses auch verantwortlich - sprich du bist schuld (jedenfalls zu einem gewissen Grad) wenn du diesem Kind das Leben verbockst. Ich spreche hier von einer reien Kausalität. Völlig egal welche Ethik oder Religion du vertrittst. Es gibt Folgen die man nicht einfach so mir nix dir nix aus der Welt schafft nur weil man diese in "seiner Welt" nicht akzeptiert. Die Moral fängt erst da an wo man anfängt die "feinen" Grenzen abzustecken - dies ist von Kultur zu Kultur abhängig. Die Kausalität an sich in Frage zu stellen ist höchst gefärlich.

Na klar könntest du auch sagen das es durchaus "natürlich" ist das zu tun was man will - die Berechtigung daraus nehmend weil du die Möglichkeit hast. Frei nach dem Motto es geht, darum darf ich das auch. Leider ist es nicht ganz so einfach. Würde jeder diese Ansicht vertreten wäre bald nicht mehr viel da. Dies ist eine sehr destruktive Einstelung und damit schränkst du im Endeffekt mehr Leute ein, als du zu befreien vermagst.

aber ich denke dafür sollten wir dann einen anderen Topic einführen denn hier geht es ja schliesslich um ein anderes Thema... richtig über Weltbilder diskutieren oder so pleased
Wenn der Schwan beim Raben sitzt, ist er um so weißer
Zitieren
Re: Suizid
#20
16.06.2006, 19:48
So, ihr habt ja hier so viel geschrieben, daß ich wieder mal gar nicht weiß, wo ich überhaupt anfangen soll, auf irgendetwas im Speziellen einzugehen. Ich versuche mal, einiges von dem Gesagten durchzugehen.

Zunächst:

Zitat:Traumlehrling schrieb
@en.ki:
Warum schreibst du diesen Beitrag ausgerechnet in dieses Forum? Es gibt doch speziell für solche Fragen ausgerichtete Foren?

Da hast du Recht, ich lese schon seit Jahren in einigen solcher Foren mit. Sie lassen sich aber in 2 Gruppen aufteilen:
Diejenigen, die aufs Helfen/Therapieren ausgerichtet sind und die sogar oft von Psychologen moderiert werden. Und diejenigen Siuzid-Foren, die eher am "Rande der Gesellschaft" existieren. (Das ist ein bisschen überspitzt ausgedrückt, aber jedenfalls verirren sich dorthin die ganzen Zyniker, die schon mehr abgeschlossen haben.)
Du kannst dir sicherlich denken, was für Antworten ich in diesen beiden Foren-Arten auf die gestellten Fragen erhalten würde. Ich wollte aber die Meinung von Leuten hören, die in beiderlei Hinsicht etwas neutraler sind und sich gerade deshalb vielleicht schon ein wenig mehr Gedanken darüber gemacht haben. Und da war dieses Forum hier das "Hoffnungsvollste", das ich kenne. Bisher bin ich allerdings trotzdem ein wenig enttäuscht.


Zitat:Traumlehrling schrieb
Ich würde mit ihm/ihr sprechen und fragen, was denn alles schiefgegangen ist, dass ihn/sie zu so einer Überlegung veranlasst hat.
Alleine solche Entscheidungen zu Treffen ist völlig falsch, da sie, wenn "falsch" entschieden, oder besser, unüberlegt, entschieden in den Tod führen würden,
Rede lieber mit dieser Person.

Ja genau das will ich doch, aber ich möchte wissen, wie man das am sinnvollsten macht und ob es überhaupt sinnvoll ist, ihn davon abzuhalten. Angenommen mein Gegenüber hat ein Problem, was ich auch nicht lösen kann. Dann steh ich da und weiß nicht was ich sagen soll. "Such dir Hilfe bei jemand anderem." ? Oder was wäre, wenn ich das Problem eigentlich sogar selbst hätte, aber mich damit abgefunden hätte, dass ich das Problem eben auch nicht lösen kann?
Dazu wurde auch folgendes gesagt:

Zitat:Vain schrieb
Leute, die wirklich ernsthaft über Freitod nachdenken, leiden auch sehr - und nicht alle Probleme, die zur Erwägung der Möglichkeit Freitod führen, sind lösbar, auch wenn man das immer so schön dahersagt.

Aber selbst dann, würde man damit anerkennen, daß es keine Hoffnung auf Besserung gibt. Was man wiederum nicht wissen kann. Und vermutlich ist die Hoffnung auf Besserung der Situation die einzige Sache, die die meisten potenziellen Suizidanten am Leben hält.


Zitat:spell schrieb
ich denke mir aber mal, dass der bekannte des threaderstellers solche gedanken oder anschauungen nicht hat. denn das kommt in dieser welt nicht haeufig vor. dennoch muss das thema ja nicht nur auf diesen gesichtspunkt spezialisiert bleiben.</b>

..."der threadersteller"... naja. Jedenfalls ist das ein wichtiger Punkt: Ich weiß ja nicht, was jemand für Anschauungen hat. Es könnte ja gut möglich sein, daß jemand mißverstanden fühlt wenn ich ihm mit den gängigen, schon tausend mal gehörten Sachen komme. (Die Chance dazu ist natürlich sehr klein.) Es gibt ja auch Kulturen, wo der Tod einer Person gefeiert wird oder wo es sogar ehrenhaft ist, Suizid zu begehen. Angenommen, mein Gegenüber wäre ein wirklich enger Freund von mir... sollte ich mich dann nicht freuen, wenn sein Leiden aufhört (beziehungsweise eigentlich auch bei jedem anderen Menschen)?
Da fällt mir gerade ein, daß die Leute, die zum Beispiel Sterbehilfe befürworten, das auch nur dann tun, wenn jemand an einer unheilbaren körperlichen Krankheit leidet und körperliche Schmerzen erleidet. Was ist bei psychischen Leiden?

Zitieren
Re: Suizid
#21
16.06.2006, 19:49

Es wurde auch erwähnt, dass man als Mensch eine Verantwortung gegenüber anderen und seinem Leben hat. Mal im Ernst und komplett unabhängig davon, ob ich das auch so sehe, oder nicht (ich sehe es nicht so): Soll ich das wirklich meinem hypothetischen Gegenüber sagen? Als Argument gegen Suizid? Höchstwarscheinlich ist es das soziale Umfeld, was "ihn" überhaupt soweit gebracht hat, ernsthaft darüber nachzudenken. Und dann zu sagen, daß er auch noch Verantwortung gegenüber den ganzen Leuten hat, finde ich nicht so passend. "Oh ja und es kann sein, daß du das gerade jetzt nicht wahrhaben willst, aber es ist so!" Bravo. Ich bin mir sicher, dann fühlt sich derjenige erst recht mißverstanden.
ICH, als derjenige dem er sich anvertraut, habe zu diesem Zeitpunkt eine riesige Verantwortung ihm gegenüber. Zumindest empfinde ich das so. Wenn ich und die ganzen Leute, mit denen er/sie bisher zu tun hatte das mal vorher auch schon so gesehen hätten, dann wäre es vermutlich gar nicht erst dazu gekommen.

Oder anders herum gedacht: Kann man es nicht auch als "Wahrnsehmung seiner Verantwortung an Menschen" sehen, gerade dadurch, daß man Suizid begeht? Daß derjenige, der sich umbringt der Welt seine Anwesenheit ersparen will, weil er denkt, es hat nur schlechte Folgen. Ich bin mir zumindest sicher, wenn mein Gegenüber ein Zyniker wäre, dann würde er damit kommen.

Zitieren
Re: Suizid
#22
16.06.2006, 21:21

Sehr interessanter thread big

Ich empfinde das Ganze eigentlich auch so wie spell es beschreibt.

keine pauschalen Wertungen, Klischees, kein: Suizid schlecht, Weiterleben gut...o.ä.

LG Laura



Klarträumer sind Stehaufmännchen
Ich kann jedoch einen Menschen retten, nämlich mich.
(Klartraumforum)

Zitieren
Re: Suizid
#23
17.06.2006, 01:23
Vom philosofischen Standpunkt aus betrachtet gibt es natürlich keine allgemeine Gültigkeiten. Auch die "Grundprinzipien der Kausalität und Verantwortung" gelten bspw nur, solange man auch seiner Umwelt ein Bewusstsein zuspricht (in unseren Träumen tuen das die meisten von uns ja nicht, sicher gibt es auch Menschen, die das Wachleben so sehen).

Mit solcher Argumentation kann man natürlich so ziemlich ad absurdum führen, was allerdings auch nicht uninteressant ist. Immerhin bringt es einen dazu, genauer über die eigenen Standpunkte und ihre Gültigkeit für andere nachzudenken.

Wenn jemand sich in einem konkreten Fall befindet ist es aber wohl sinnvoll, dreist vorauszusetzen dass sein Gegenüber keinem derart exotischen Weltbild anhängt bigwink

Ich persönlich bin der Meinung, dass die persönliche Freiheit über sein Leben zu entscheiden noch über der (vorhandenen) Verantwortung gegenüber anderen steht (für die Theoretiker bigwink : Nein, nicht immer und in jedem Fall).
Welche Handlungsstrategie wirklich am besten ist, um den anderen von seinem Vorhaben abzubringen weiß ich natürlich nicht. Persönliche Erfahrung hab ich keine, und wahrscheinlich ist das auch bei jedem wieder etwas anders. Ein Sorgentelefon kann da wahrscheinlich besser Helfen als ein Forum (ich meine den "Helfer", nicht den direkt Betroffenen).

Aber da du danach fragst:
Ich persönlich würde wohl eher negativ reagieren, wenn jemand versucht mich direkt unter Druck zu setzen ("du darfst dich nicht umbringen weil Verantwortung"). Eher sowas in die Richtung "du hast zwar das Recht zu tuen was du willst, aber mir würde es sehr schlecht gehen und es wäre nett wenn dus nich tust".
(die Worte würde ich natürlich nicht verwenden, bin nur zu faul auch noch über die Formulierung nachzudenken).

Was die Frage angeht, ob man ihn überhaupt davon abbringen sollte:
Der Unterschied zwischen psychischen und physischen leiden ist wohl, dass es sicher sehr wenige psychische Leiden gibt, bei denen sich wirklich sagen lässt, dass die Lage Hoffnungslos sei (objektiv).
Außerdem versucht du ihn ja in der Regel nur zu überreden es nicht zu tun, aber hinderst ihn nicht direkt daran. Wenn du ihn am Bett festfesselst ist die Diskussion schon komplizierter, aber andere in ihren Entscheidungen zu beeinflussen ist ja etwas sehr alltägliches und nicht ansich verwerflich.
Außerdem: Fall sein psychisches Leiden tatsächlich dermaßen schrecklich ist, dass es unmenschlich wäre ihn vom weiterleben zu überzeugen, wird man das wohl auch sowieso nicht schaffen.
Zitieren
Re: Suizid
#24
17.06.2006, 14:45
Nun, ich musste mich zwangsläufig mehrere Male mit dem Thema auseinandersetzen und weiss, was für eine Tragödie das auslösen kann, wenn sich jemand das Leben nimmt.

Meiner Meinung nach hat freilich jeder das Recht, über sein Leben selbst zu bestimmen.
ABER ich halte Leute, die Suizid wirklich begehen für geistig verblendet, d.h. vor allem egoistisch. Zwar beendet der Tod das eigene Leiden, aber es erhöht das der Angehörigen ungemein. Die Sicht in so einer Situation ist sehr beschränkt und das ist das eigentliche Dilemma. Das Umfeld wird komplett vergessen und nur noch das Ich zählt.

rehn
Dreams are as portals, flat visions of misty places, fragments bound below my surface...
But I can write dreams. They flow from me; inscribed, yet unbound. I touch them, and they are real...and they are real.
Zitieren
Re: Suizid
#25
22.06.2006, 15:30
man darf nicht darüber urteilen ob es recht oder unrecht ist sich selbst umzubringen. man macht es oder man lässt es(sich umzubringen). meist ist es auch so das menschen die darüber reden es nicht machen, sie sind nur einsam o.ä. wollen beachtet werden, dennoch muss dies nicht immer so sein. jeder hat einen todesdrang in sich, der eine stärker der andere schwächer wenn dazu noch nihilistische einstellungen kommen und ein geist der dies nicht verkraftet, dann hat sich ein mensch leider selber umgebrachtbigwink
Die Weisen
handeln immer zum Wohl der anderen
und werden zu Buddhas.
Narren
berücksichtigen nur ihre eigenen Interssen
und irren im Samsara herum.
Zitieren
Re: Suizid
#26
23.06.2006, 10:24
@Nacho
Sag mal Nacho (und eigentlich alle die einen ähnlichen Standpunkt vertreten): Wie kommst du eigentlich darauf das man nicht darüber urteilen darf?

Führen wir doch die Diskussion mal anders herum...

Warum soll man sich raushalten und warum habe ich nicht das Recht in das Leben (bzw. den Suizid) eines anderen einzugreifen? Welche Art von Moralvorstellung, Weltbild etc. rechtfertigen denn dieses Verhalten?
Wenn der Schwan beim Raben sitzt, ist er um so weißer
Zitieren
Re: Suizid
#27
23.06.2006, 11:49
Möchtest du das andere in dein Leben einfach so eingreifen?
Dann generell zum Suizid:
"Es gibt nur ein wirklich ernstes philosophisches Problem: den Selbstmord. Sich entscheiden, ob das Leben es wert ist, gelebt zu werden oder nicht, heißt, auf die Grundfrage der Philosophie antworten. Alles andere – ob die Welt drei Dimensionen und der Geist neun oder zwölf Kategorien hat – kommt später. Das sind Spielereien; erst muss man antworten. "

Nach Westlicher Vorstellung ist der Suizid unehrenhaft, feige, allg. unmoralisch
In Östlicheren Gebieten jedoch oder anderen Kulturen ist er dazu da seine Ehre weiderherzustellen o.ä.
Weiter kann ich empfehlen Jean Amery - "Hand an sich legen" zu lesen, welcher selbst ein Suzidant ist.
Dennoch denk ich, dass man schon vom Selbstmord abhalten sollte, man aber dennoch nicht sagen kann ob es recht oder unrecht ist.
Die Weisen
handeln immer zum Wohl der anderen
und werden zu Buddhas.
Narren
berücksichtigen nur ihre eigenen Interssen
und irren im Samsara herum.
Zitieren
Re: Suizid
#28
23.06.2006, 15:08

Zitat:KraKraRabe schrieb am 23.06.2006 10:24 Uhr:
Sag mal Nacho (und eigentlich alle die einen ähnlichen Standpunkt vertreten): Wie kommst du eigentlich darauf das man nicht darüber urteilen darf?

Warum soll man sich raushalten und warum habe ich nicht das Recht in das Leben (bzw. den Suizid) eines anderen einzugreifen? Welche Art von Moralvorstellung, Weltbild etc. rechtfertigen denn dieses Verhalten?


Weil es primär das Leben desjenigen ist, der es beenden will - nicht deins. Ich sehe einfach keine Grundlage dafür, jemand anderem sagen zu dürfen, "LEB!" (und "trage alle damit verbundenen Konsequenzen"). Die Eltern geben ihrem Kind, die Chance zu leben, aber wenn dieses sagt, "nein, danke - möchte ich nicht", warum sollte das nicht respektiert oder zumindest akzeptiert werden?

Über einen Freitod kannst du natürlich urteilen, warum auch nicht, das ist deine Sache bzw. deine Meinung. Aber ein Eingriff ist etwas wesentlich weitreichenderes und eine Untergrabung der Entscheidungsfreiheit des anderen.

Selbstverständlich bin ich mir der Problematik bewusst, dass sich sehr viele Menschen nicht aus Überzeugung, sondern eher "im Affekt" das Leben nehmen. Und hier, meine ich, könnte das Gespräch einsetzen, in welchem versucht werden sollte, dem "Gefährdeten" zu einer etwas klareren Sichtweise zu verhelfen:

Was ist das akkute Problem?
Falls es weitreichender ist: Was könnten die grundlegenden Ursachen für die gegenwärtige Situation sein?
Welche Möglichkeiten gibt es, das/die Problem(e) zu überwinden und welche Konsequenzen ziehen diese nach sich?
Sind diese Konsequenzen "zumutbar"?
Was hätte ein Freitod zur Folge? Hier könnte man demjenigen auch verdeutlichen, dass es zwar absolut seine Entscheidung ist, sie aber andere Menschen sehr hart treffen kann.
usw.

Sowieso muss man generell sehr intensiv auf die individuelle Situation eingehen - pauschalisieren kann man da wenig.


Zitat:jeyelle schrieb am 16.06.2006 00:34 Uhr:
Zudem habe ich nirgendwo geschrieben, dass man so reagieren soll. Ich habe lediglich meinen eigenen Standpunkt dargelegt.

Wenn es wirklich das gleiche wäre, dann müsste ich wütend auf meinen Vater sein, müsste seine Ärzte zum Teufel wünschen usw.

Wenn jemand wirklich dermaßen krank ist (psychisch), dass das Leiden zu groß ist, dann tut er es meiner Meinung nach ohne andre damit zu belasten.
Das Problem ist denke ich eben genau der Punkt, dass der Großteil nicht ernsthaft genug darüber nachdenkt.


Interpretationsfehler meinerseits, sorry. Hörte sich für mich so an, als wäre das die von dir vorgeschlagene Vorgehensweise. bigwink

Naja, exakt dasselbe ist es natürlich nicht - meiner Meinung nach aber durchaus vergleichbar. Auf beiden Seiten stehen Qualen, die einem das Leben zur Hölle machen können. Mit dem Unterschied, dass psychische Leiden in unserer Gesellschaft keinen "so hohen Wert" haben wie eine unheilbare Krankheit. Vielleicht ist auch ein bisschen Abwertung gegenüber den Schwierigkeiten des anderen dabei, frei nach dem Motto, "was der da durchmacht, pah, das ist doch gar nichts, seht mal mich an" (werfe ich jetzt keinesfalls dir persönlich vor), ich weiß es nicht...

Das mit dem "ohne andere damit zu belasten" bereitet mir etwas Kopfzerbrechen. Wie genau meintest das?


Zitat:Nacho schrieb am 23.06.2006 11:49 Uhr:
Dennoch denk ich, dass man schon vom Selbstmord abhalten sollte, man aber dennoch nicht sagen kann ob es recht oder unrecht ist.


Hehe, das ist die Zwiespältigkeit, die mir bei diesem Thema (auch bei mir selbst) immer wieder auffällt. Einerseits plädiert man dafür, dass doch jeder machen könne, was er wolle - aber andererseits will man die Menschen trotzdem immer wieder davon abhalten. Ist doch eigentlich Quatsch, oder? Entweder ist Suizid akzeptiert oder nicht...
"Ja, ich wühl!": Maulwurfpärchen feiert romantische Hochzeit
Zitieren
Re: Suizid
#29
23.06.2006, 15:46

Zitat:Hehe, das ist die Zwiespältigkeit, die mir bei diesem Thema (auch bei mir selbst) immer wieder auffällt. Einerseits plädiert man dafür, dass doch jeder machen könne, was er wolle - aber andererseits will man die Menschen trotzdem immer wieder davon abhalten. Ist doch eigentlich Quatsch, oder? Entweder ist Suizid akzeptiert oder nicht...

Danke für alle weiteren Wortmeldungen, endlich kommen wir zu diesem Punkt. Genau so geht es mir auch, aber warum ist das so?
Fürchtet jemand, der Suizid bei anderen Leuten eigentlich akzeptiert gesellschaftliche Konsequenzen, wenn er dann auch wirklich in der Weise verhält? Mir scheint es so. Was sind das für Konsequenzen?
Es kann ja auch sein, daß derjenige der seinen Todeswunsch jemand anderem anvertraut dann denkt "Ich bedeute ihm nichts", obwohl das in Wahrheit gar nicht so ist - und dann erst recht Suizid begeht?
Zitieren
Re: Suizid
#30
23.06.2006, 16:03
ich glaube, manche reden sich auch nur ein, tolerant zu sein.

der andere darf zwar alles tun was er will, aber er sieht die welt grundsaetzlich falsch. im prinzip weiss der andere ja garnicht genau was er will, also kann er auch nicht tun was er will. daher ist es ratsam, wenn ich ihn von meinen werten, die auf jeden fall richtig sind, ueberzeuge. ich weiss immerhin besser als er selbst, was er eigentlich will.
Bin nicht mehr hier, aber noch erreichbar.
Bitte keine coronaleugner
Zitieren
Gehe zu:
Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 2 Gast/Gäste

Kontakt | Klartraumforum | Nach oben | Alle Foren als gelesen markieren | Archiv-Modus | RSS-Synchronisation | Impressum | Datenschutz
Forenstyle: