RE: Wodrin existieren wir?
29.04.2009, 16:30
@strawi: Du setzt Realität mit Masse, Raum und Zeit gleich und kommst zu Widersprüchen bzw. unbeantwortbaren Fragen. Ich würde mir Gedanken darüber machen, ob die Definition von Realität vielleicht das Problem ist.
@tictactictac: Du machst dir über diese Fragen keine Gedanken, weil du voraussetzt, dass du sie sowieso nie beantworten kannst. Aber vielleicht geht es gar nicht darum, eine Antwort zu bekommen (zumindest nicht die erwartete), sondern zu bemerken, wie begrenzt unsere übliche Art des Nachdenkens über die Welt ist, diese Art des Nachdenkens und dessen Verabsolutierung in Frage zu stellen, nach Alternativen zu suchen und so weiterzukommen (von mir aus im Sinne von Bewusstseinserweiterung). Aber wer Grenzen überschreiten will, muss sie erstmal erreichen.
Zum praktischen Nutzen von Grundlagenforschung:
Zitat:Der Nutzen von Grundlagenforschung lässt sich nie sicher abschätzen. Das wusste auch schon Michael Faraday (1791–1867). Ihm wird nachgesagt, dass er nach einem Vortrag über die elektromagnetische Induktion, vom britischen Premierminister gefragt wurde, welchen praktischen Nutzen das alles hätte. Faraday soll geantwortet haben: "Das weiß ich noch nicht. Aber ich versichere Ihnen, dass Sie schon bald eine Steuer darauf erheben werden."
@Zett Zelett: Zu den Anfängen des Universums kommt man einfach, indem man die physikalischen Theorien durchrechnet, und zwar rückwärts in der Zeit. Das ist einfach Physik bzw. Kosmologie. Wobei es natürlich auch kosmologische Vorstellungen gibt, die nicht (nur) auf der Physik beruhen. Ich denke, dieses zyklische Modell ist so eine. Dass es immer wieder Urknall und dann wieder Zusammenziehen gibt, kann ich mir gut vorstellen. Vielleicht sogar mehrfach "gleichzeitig", vielleicht ist jedes Universum wie eine Luftblase in einem kochenden Topf. Aber was bringt mir diese Vorstellung mehr als z.B. die Vorstellung eines Universums ohne Anfang? Es entstehen die gleichen grundsätzlichen Fragen. Worin bestehen diese Luftblasen? Was ist der Kochtopf? Die M-Theorie sagt irgendwas von N-dimensionalen Membranen die immer, wenn sie sich mal zufällig berühren, ein Universum an ihrer Schnittfläche erzeugen. Ich frage mich, ob diese Membranen, genau wie Strings, irgendwo anders existieren als in den Theorien der Stringtheoretiker.
Damit bin ich dann auch wieder am Anfang, ich denke, diese mehr oder weniger sinnlosen kosmologischen Vorstellungen resultieren aus einer falschen Definition von Realität. Kein Physiker weiss, was überhaupt Masse ist (die Strawi mit Realität gleichsetzt, Masserhaltung bedeutet demnach, dass die Realität immer existiert), das ist eine der Fragen denen man im LHC nachgeht. Den absoluten Raum und die absolute Zeit gibt es auch nicht mehr. Angenommen, das menschliche Bewusstsein generiert die phänomenale Welt mit Raum, Zeit, Masse, Kausalität. Muss man dann nicht gezwungenermassen zu Widersprüchen kommen, wenn man diese Konstruktion mit der Realität gleichsetzt und versucht, die Konstruktion allein aus der Konstruktion zu erklären? Und hat nicht schon Kant gesagt, dass es eben genau diese Widersprüche (Antinomien) sind, die uns klar aufzeigen, dass unsere Bewusstseinskategorien eben NICHT die Realität sind? (Das ist keine rein rethorische Frage, denn ich habe das möglicherweise auch falsch verstanden, aber auch wenn Kant das so nicht meinte, stimme ich dem zu.)