RE: Warum ist Bewusstsein getrennt von Bewusstsein?
02.12.2019, 15:46
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 02.12.2019, 15:58 von Likeplacid.)
@ ichbinmehr (kann aber auch von anderen gelesen und kommentiert werden)
So was habe ich auch schon oft gedacht. Man muss nicht immer schnell eine Antwort kriegen. Manchmal ist es sogar gut, wenn man gar keine Antwort kriegt. Wenn man gar keine Antwort kriegt, dann entweder weil es perfekt ist oder weil es niemanden interessiert. Die Leute in einem Internet-Forum (es gibt ja viele Arten) antworten aus den unterschiedlichsten Gründen. Viele tun es bloß aus Einsamkeit, und nicht um Erkenntnisse zu gewinnen oder zu verbreiten. Wenn ich nach mehreren Monaten der Abwesenheit hier ab und zu aufkreuze, dann ist es meistens Einsamkeit, die mich dazu bewegt was zu posten. Ich erwarte dann, ehrlich gesagt, schnelle Antworten und bin tierisch enttäuscht wenn niemand antwortet, oder wenn mit jemand eine Antwort gibt die dem was ich erwarte nicht gerecht wird. Um diese Entttäuschungen nicht mehr erleben zu müssen habe ich einige Strategien entwickelt, die mehr oder weniger
neurotisch sind:
-Auf alte Posts antworten. Wenn da keiner antwortet ist es nicht so enttäuschend.
-Etwas schreiben, das nicht sonderlich nett ist oder das kaum auf das Problem desjenigen eingeht, und wo ich mich nicht wundern muss, wenn ich keine Antwort kriege.
-Möglichst wenig von dem was ich schreibe posten. Ich lese es mir dann selbst durch, ändere es oder korrigere es manchmal, und lasse es dann erst mal ein paar Monate auf meiner Festplatte liegen. Ich lese es dann manchmal erneut durch. Mittlerweile habe ich aber schon so viel Text auf meinem PC gespeichert, dass ich Jahre bräuchte um es alles durchzulesen (selbst dann wenn ich jeden Tag 2500 Worte lesen würde) . Das unheimliche daran ist, dass es funktioniert. Leider führt es aber dazu dass ich auf andere immer weniger angewiesen bin. Ich sehne mich nach der Zeit zurück wo ich öfter als zur Zeit ein Gespräch mit einem Menschen aus Fleisch und Blut brauchte, von Angesicht zu Angesicht. (ich brauche es zur Zeit vielleicht ein oder zwei mal im Jahr)
Meiner Neurose tut es auch ganz gut, dass ich in der Philosophie Leuten antworten kann die nicht mehr leben. Ich brauche ihnen meine Antwort daher auch nicht zuzusenden. Ist gruselig, ich weiß.
(29.11.2019, 00:13)gnutl schrieb: Zitat:Das habe ich ja früher auch gedacht. Das denken ja viele, man könne sich Bewusstsein denken ohne ein Ich. Aber ohne Ich, das ich als eine Art zentrale Verarbeitungseinheit für Sinnesdaten und Erinnerungen sehe macht Bewusstsein einfach keinen Sinn. Die Annahme dass Bewusstsein und Ich was Verschiedenes und Unabhängiges sei findet man im Buddhismus. Dort gehen viele sogar davon aus gäbe gar kein Ich. Ich finde diese Ansicht falsch. Das Ich ich sicherlich nicht etwas, das man dingfest machen kann. Ich sehe darin eher eine Struktur und/oder Prozess
PS. Jetzt habe ich deine Antwort noch mal gelesen und habe festgestellt, dass du den Begriff des Bewusstseins als umstritten bezeichnest. Wo möchtest du denn hin,wenn du das Bewusstsein anzweifelst? Zur Wahrnehmung? Bewusstsein ist ein Name für die Beobachtung, dass es verschiedene Wahrnehmungen geben kann: Sehen, Hören usw. Innerhalb des Sehen gibt es auch wieder verschiedene Zustände, Man sieht nicht immer nur eine Sache, sondern man sieht x verschiedene Sachen. Sich dessen bewusst zu sein ist Bewusstsein.
Ach so, du interpretierst da viel mehr hinein, als ich eigentlich gesagt habe. (Macht nix.) Ich spreche hier schon von den Begriffen. "Bewusstsein", "Ich" und vieles darum herum sind umstrittene Begriffe im Sinne von: Es gibt kaum Konsens darüber, was überhaupt gemeint ist damit. Guck 10 verschiedene Philosoph*innen/Psycholog*innen an und du wirst 10 verschiedene Weisen, die Begriffe zu verwenden, finden.
Ich brauche im Moment nur selten über Bewusstsein nachzudenken... Themen, die enger damit zusammenhängen, bearbeite ich, indem ich mit Leuten darüber rede, spezifisch über deren Erfahrungen und wie sie mit Dingen umgehen. An reinen "Warum"-Fragen verliere ich allmählich das Interesse.
(Hab allerdings die Tendenz, hin und wieder auf so Threads zu klicken und kurz mal was zu zu schreiben, also ganz indifferent bin ich dann wohl doch nicht.^^)
Ich habe vor drei Tagen (am 29.11.), kurz nachdem ich meine Antwort an dich abgeschickt hatte noch mal deine Antwort auf Seite 1 gelesen. Da konnte ich feststellen, dass du gar nicht so jemand bist, der das Wort Bewusstsein als sinnlos ansieht. Du hast es oft verwendet. Manchmal projiziere ich auf Leute eine Einstellung, die sie gar nicht haben. Ich habe dich für eine Anhängerin des philosophischen Empirismus gehalten. ( Es gab in einem Internet Forum wo ich früher war eine Menge philosophischer Empiristen. Da dachte ich: "Ach geht das jetzt schon wieder los."
Zitat:indem ich mit Leuten darüber rede
Indiskrete Frage: Mit realen Leuten, oder hier im Forum ? Die Schriftform ist ja eine ganz eigene Form der Kommunikation und zwar umso mehr, je länger der Text ist, den man absendet. Dialoge in Chats sind von der Textlänge eher kurz und ähnleln dem Dialog mit physisch anwesenden Leuten (denen man ins Gesicht sehen kann, und deren Mimik man verfolgen kann) Eine weitere interessante neue Form der Kommunikation ist das Telefongespräch. (relativ neu für die Menschheit, nicht neu für alle die nach 1900 geboren wurden). Dieser Gedankengang schließt sich an das an was ich auf "ichbinmehr" geantwortet habe. Kommunikation ist nicht mehr das was sie früher (im Mittelalter, in der Antike, in der Steinzeit) ein mal war. Mit der Erfindung der Schrift hat sich für einige viel geändert, schon in der Antike. Viele konnten damals noch nicht schreiben. Heute können in den meisten Ländern zwar schreiben, aber an der Art wie sie miteinander reden hat es kaum was geändert. Die meisten schreiben auch nicht sehr viel. In der Schule bringt man ihnen bei Erörterungen zu schreiben, aber wenn sie dann aus der Schule raus sind schreiben sie nicht mehr so viel (nur noch Chat-Smalltalk, Einkaufszeittel und ähnliches) Die meisten Leute könnten durchaus mehr schreiben. Aber die nicht sehr rege Beteiligung an Foren (wo man "mehr" schreiben kann als bloß Notizen oder kurze Mitteilungen) zeigt, dass die meisten dazu keine Lust haben. Vielleicht hängt es damit zusammen dass die meisten Leute keine Philosophen sind. Das soll nicht heißen sie sind dumm. Es soll nur heißen, dass sie nicht fähig sind auf gedankliche Abwege zu geraten.
Zitat:Ich brauche im Moment nur selten über Bewusstsein nachzudenken
Ich auch nicht mehr. Es gibt so viele Worte, die "-sein" enthalten. Wenn man verstehen wollte wieso es im Deutschen das Wort Bewusstsein gibt, müsste man auch analysieren wieso es Worte wie Verrücktsein, Blödsein und Verliebtsein gibt bzw. nicht gibt (lt. Duden gibt es sie nicht) . Dann würde aber alles aus dem Ruder geraten. Man käme vom Hundersten ins Tausendste. Am Ende würde das Ganze wohl in einer Diskussion "enden", was das Wort "Sein" zu bedeuten hat. Es käme dann vielleicht auch noch der Begriff "Geworfensein" in die Diskussion.
(30.11.2019, 19:04)Lu Ping schrieb: zumindest danke für das Wikizitat über Levinas...
Gern geschehen. Vielleicht eröffnet mal einer einen Thread, wo man nur Zitate posten darf, im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen.
In einem Philsosophieforum postete jemand alle paar Wochen einen ellenlangen Artikel aus dem Feuilleton der FAZ. Er hat diese "Ztate" nur sehr versteckt gekennzeichnet (unten am Rand des Beitrags) . Ich dachte monatelang er hätte das alles selbst geschrieben. Als ich es merkte war ich echt sauer.
Dein Zitat zu Gesetzen von Jonathon Swift finde ich relativ bedenklich. Es könnte Leute dazu verführen sich für eine Wespe zu halten obwohl sie doch nur Fliegen sind. Im Gefängnis haben sie dann Zeit darüber nachzudenken.