Hallo Miteinander,
ich bezweifle, dass man das Klarträumen ab einem bestimmten Zeitpunkt noch verlernen kann - allerdings kann die Häufigkeit durchaus abnehmen.
Dies habe ich sowohl in meiner eigenen Praxis als auch der vieler meiner Bekannten und früheren Seminarteilnehmern meiner damaligen Klartraumkurse festgestellt.
Da ich nun doch bald ein Vierteljahrhundert klarträume und Meinungen von "Langzeit_Klarträumern" gefragt wurden, möchte ich noch mal betonen, dass die Klartraumfrequenz meiner Ansicht nach gar nicht so entscheidend ist. (Wieviele Klarträume ich in meinem Leben hatte, aknn ich nicht sagen - habe irgendwann aufgehört zu zählen.) Qualität statt Quantität, wie Owa so schön schreibt ...
Ich hatte so mit 15 die ersten wirklich intensiven Klarträume, in einer Zeit als ich durch den plötzlichen Tod meines Vaters mehr oder weniger traumatisiert war. Das Klarträumen zeigte sich als ein Hilfsangebot meines Unter-Überbewustseins, das mich aus einem Gefängnis depressiver Gefühle holte und mir ein neues Lebensgefühl anbot. Ich hatte in den kommenden Jahren vielleicht nur 30 oder 40 Klarträume, aber jedesmal war dieses unglaubliche Gefühl innerer Freiheit und des Einklangs damit verbunden. Sundance wurde inspiriert, wieder ins Leben zurückzukehren, wieder Musik zu machen, sich der Kampfkunst zu widmen, in die heilsame Kraft der Natur einzutauchen, das Mysterium "Mädchen" zu entdecken (
) usw.
Anfangs hatte ich keine Ahnung von Klarträumen, erst später las ich Bücher von Garfield, Faraday und schließlich Tholey und Laberge. Es war ein existenzielles Verlangen nach einem verlorenen gegangenem Glück, das mich trieb und die Klarträume motivierte.
Interessanterweise sank die Klartraumrate zunächst, als ich Tholey und LaBerge anfing zu lesen und ihre Techniken ausprobierte, steig dann aber schnell rasant auf nächtlich/täglich mindestens einen Klartraum an. Ich lebte damals mehr oder weniger nur noch dafür, fastete desöfteren in der Wildnis, lebte wie ein Yogi und reiste zu spirituellen Lehrern aller Art. Mein ganzes Leben war nur auf "Aufwachen" aus den Träumen des Tages und der Nacht ausgerichtet. Das führt natürlich zu einer hohen Klartraumfrequenz.
Mit den Jahren bin ich wieder stärker in der Gesellschaft angekommen, habe Familie, Kinder, einen festen Job - und die Klartraumrate (nach den hier verbreiteten Kriterien) ist weniger geworden, es gibt Nächte, in denen ich nicht bewusst Träume oder nur kurz.
Nur weiß ich nun mehr oder weniger permanent, dass ich
immer träume - ob im Wachen oder (Schlaf)Träumen. Alles, was ich wahrnehme, ist Produkt meines Denkens, eine aus
- Sinneseindrücken
- enkulturierten Denkmustern
- Erinnerungen
- und Input aus dem kollektiven "Unter-Überbewusstsein
erschaffene Simulation, die mein Gehirn zusammenbastelt. Tholey nannte es "Psychophysisches Niveau" (PPH). Diese Simulation ist jedoch vom zurzeit gesellschaftlichen (bzw. wissenschaftlichen) Konsens in der Hinsicht verzerrt, dass wir ein objektives Bewusstsein besitzen (müssen) bzw. dort hinein erzogen werden. Diese Verzerrung nenne ich "Träumen"!
Dieses PPN-Bewusstsein können wir verändern/regulieren zwischen den Extremen eines objektiven und einem teilnehmenden Bewusstsein.
Ein teilnehmendes Bewusstsein, das also ein PPH konstruiert, in dem man sich mit allem verbunden - manchmal sogar gänzlich eins - fühlt, ist für mich wesentlich näher an der Realität und gibt dem Wachleben (in unterschiedlichen Graden) diese einzigartige Qualität und Intensität, die ich früher nur vom Klarträumen kannte.
Gänzlich im teilnehmenden Bewusstsein scheint es mir so, als würde ich das Leben selbst spüren. Worte geben hier nur einen kläglichen Abglanz dieses unbeschreiblich schönen Gefühls - genauer dieser Qualität von reinem Erleben.
Ich halte die Quantität der Klarträume also für vernächlässigbar, wenn man diese Qualität des Erkennen bzw. Erlebens sucht.
Oft irritiert es mich ein wenig, dass dieser Aspekt des Klarträumens (obwohl von Tholey z. B. in seinem Text über die Blickvarianten behandelt) so wenig Echo im Forum findet. Andererseits hatte ich in der Zeit von 19 bis etwa 25 auch intensivste Jahre des Ausprobierens, was innerhalb des Klartraums geht - wo die Grenzen liegen.
Nunja, es gibt also noch was Besseres, zu dem uns das Klarträumen den Weg zeigen kann: die alles übertreffende Qualität unverhüllter Realität, in der wir strömen können.
Bis zu dieser Erkenntnis hatte das Klarträumen für mich einen einzigartigen Wert, danach wurde es zu einem Zustand von vielen, die alle gleichsam dazu zu taugen, die Schleier der Wahrnehmung zu klären und ungetrübt "freie" Zeiten zu erleben. Ich sage aus meiner Warte "Zeiten", weil ich momentan in meinen recht stressigen Unialltag erlebe, wie sich diese Filter immer wieder verdunkeln - allerdings kann ich sie mit etwas Ausruhen verlässlich wieder öffnen.
Derlei ist halt in einer reizarmen Umgebung leichter als in einer ohne Liebe und Fürsorge verwalteten Maschinerie ... aber man übt sich ...