(02.08.2020, 15:33)glider schrieb:Zitat:Deshalb treffe ich diese Entscheidung: Weg mit der Waage, her mit meinem Körper und mit meinem Leben.Kann ich verstehen! Könnte ich nicht!
Und ja, das bewegt mich sehr.
Ich bin eigentlich auch abhängig von meiner Waage: wenn sie mal 60kg anzeigt, ist FDH angesagt, bis sie wieder freundlicher zu mir ist.
Und das halte ich jetzt schon 33 Jahre so....aber es funktioniert![]()
Wie lange möchtest du denn zuckerfrei essen, bis auf weiteres?
Wenn 60 für dich viel ist, dann bin ich eine Tonne - so viel dazu. Diplomatischer ausgedrückt: Gewichtsangaben triggern! Also bitte nicht machen

____
Das Problem ist, dass jede Diät kurzfristig funktioniert. Und Selbstkontrolle mit der Waage "funktioniert" auch. Wenn ich aber mein Gefühl frage, dann geht es mir mit all diesen Verhaltensweisen extrem schlecht. Und das Wichtigste: sie helfen nicht. Was nicht hilft, will ich nicht wiederholen oder irgendwie beibehalten. Abgesehen davon ist mein Problem im Kopf und die Waage wird mir auch in 50 Jahren nicht sagen, ob ich mein Problem im Kopf gelöst habe.

Vor allem Sachen wie FDH und andere ungesunde Crash-Diäten haben ordentlich dazu beigetragen, dass ich schließlich an dem Punkt war, wo ich so gut wie gar keine Kontrolle mehr darüber hatte, was ich esse, deswegen halte ich davon leider gar nichts und würde auch dringend davon abraten. Ich habe am eigenen Körper erfahren müssen, wie schädlich Diäten sind und was es wirklich bedeuten kann "nur mal ein bisschen weniger" zu essen. Es ist weitaus weniger harmlos und alltäglich als es für viele klingt. Ich möchte allerdings auch niemandem ins Essen quatschen. Ich sehe allerdings gerade beim Punkt Diäten einen großen Aufklärungsbedarf.
Mit dem Zucker sehe ich wie mit dem Alkohol - Abstinenz ist die einzige Therapie, die nachhaltig ist. Von daher ja, ich strebe ein zuckerfreies Leben an. Das Problem sehe ich im auswärts und bei Familie/ Freunden essen. Wie ich es da halte weiß ich auch noch nicht, wahrscheinlich aber nach der Regel: "Vermeide das Offensichtliche, wähle das Bestmögliche". Ich werde herausfinden, wie mein Körper und mein Belohnungssystem auf kleine Mengen Zucker im System reagiert, wenn ich erstmal eine längere Zeit abstinent war (also zum Beispiel 3 Monate). Ich setze ein bisschen darauf, dass sich das System stabilisiert und eine kleine Menge Zucker außerhalb der regulären Ernährung weniger schlimm wirken wird. Als wirklich "safe" sehe ich für mich allerdings nur den zuckerfreien Weg, denn jeder Kristall ist ein Stein zwischen den Mühlrädern - zumindest für mich. Zucker-Ausnahmen würde ich jedoch nur machen, wenn es wirklich keine Alternative gibt (was selten der Fall ist), will sagen: Zucker als Genussmittel möchte ich definitiv nicht, denn darin liegt der Suchtmechanismus.
Ich glaube auch, dass zu einem Weg aus der Zucker-/Esssucht viele Rückfälle gehören, mit denen man umgehen lernen darf. In einer (sozialen) Umgebung, in welcher Zucker dazugehört und gesellschaftlich legitimiert ist, sind Rückfälle zu 99% sicher. Deswegen: jeden Rückfall der kommt, werde ich als Reflexionsanlass nutzen um zu schauen, aus welchem Grund ich zum Zucker gegriffen habe. Ich sehe es auch als Selbstexperiment und bin neugierig, wie es sich wirklich anfühlt, wenn man 3-Monate aufwärts zuckerfrei lebt.

Die Abkopplung des Suchtproblems von der Besessenheit auf das Körpergewicht halte ich für genauso wichtig. Das Gewicht ist einfach kein guter Indikator für den Fortschritt, den man mit der Sucht macht. Generell möchte ich davon weg, meine Attraktivität oder meinen Wert von meinem Gewicht abhängig zu machen. Dieser Faktor hatte jetzt 25 Jahre lang Macht über mich, angefangen im Kindesalter, ich habe keine Energie mehr dafür. Und wenn man ehrlich ist: Man merkt auch ohne Waage ganz gut, ob man sich wohl in seinem Körper fühlt und an diesem "Wohl"-Körpergefühl kann man immer arbeiten, ganz unabhängig davon was auf der Waage steht. Ich hab mich damals mit nur 60 Kilo oft genauso unwohl gefühlt wie heute mit wesentlich mehr. Hier besteht also ein schlichter Irrtum, dessen Logik so nicht aufgeht. Ich muss also einen neuen Weg suchen.