RE: Neues Bewusstseinsforum ohne Geschwurbel
16.04.2022, 17:43
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 16.04.2022, 17:53 von spell bound.)
@glider
ich kenne den inhalt des buches nicht. ich kann daher nur die beschreibung beurteilen:
Zitat:Drawing on everyday experience as well as what William James called wild facts from anomalies studies, Eastern philosophy, Jungian psychology, parapsychology, psychedelics, quantum theory, and the neurosciences
- everyday experience: anekdoten haben wissenschaftlich nur den sinn, forschungsfragen zu formulieren, die dann aber anderweitig getestet werden müssen.
- william james und c.g. jung: sind beides einflussreiche psychologen des 19. jh., heutzutage aber wird ihre wissenschaftliche methode bemängelt. sie hatten beide eine sehr selektive und interpretative methodik, das genügt heute keinen wissenschaftlichen standards mehr. auch ihre werke haben daher eher den sinn, forschungsfragen zu formulieren und nicht, sie zu beantworten.
- östliche philosophie: gut, hier ist der fokus wohl weniger auf wissenschaft, als auf philosophie. welche genau das sein soll, weiß ich nicht. grundsätzlich ist philosophie, v.a. wenn sie metaphysisch wird, meistens unkritisch. in der philosophiegeschichte gibt es zwei große wendepunkte, die die spekulative metaphysik in ihre schranken weist und durch eine kritische philosophie ablöst. einmal war das v.a. durch kant, einmal durch die analytische philosophie des 19. jh. geschehen. viele philosoph*innen ignorieren diese kritischen wendepunkte und die dazugehörigen argumente aber weitgehend und bleiben damit in einer naiven metaphysischen betrachtungsweise gefangen. das ist auch oft der fall bei denen, die von östlicher philosophie sprechen. aber wie gesagt, ich weiß nicht, um welche autor*innen es dabei konkret geht.
- parapsychologie ist ein forschungszweig, der versucht, wissenschaftlich zu sein. da gibt es aber leider viele mangelhafte studien, soweit ich weiß. im endergebnis konnte die parapsychologische forschung bisher nichts nennenswertes entdecken. wenn man sie trotzdem als quelle zurate zieht, dann wahrscheinlich selektiv nur das was die eigene annahme bestätigen soll.
- psychedelics bringen verschiedene veränderte bewusstseinszustände hervor, was aber nichts über die natur dieser zustände verrät.
- quantentheorie: es gibt hier tatsächlich interpretationen der quantentheorie, der zufolge das bewusstsein die materie erschaffen soll. das ist aber unter quantenphysikern keine anerkannte theorie, sie bietet keinerlei experiment mit dem die theorie bewiesen werden kann. dadurch ist die interpretation nicht mehr wissenschaftlich in dem sinn. man kann daraus keine erkenntnisse ableiten. so wie viele andere interpretationen (viele welten theorie, stringtheorie etc) allerdings auch.
- neurowissenschaften kommen m.w. auch nicht zu dem schluss, dass der geist unabhängig vom gehirn existiere.
wenn es jetzt heißt, dass in dem buch dafür argumentiert werden soll, dass bewusstsein unabhängig vom körper existiert, und als grundlage für die argumente o.g. werke und fachbereiche herangezogen werden, dann halte ich das für pseudowissenschaftlich, bzw. in den fällen wo es um philosophie geht, um vorkritische metaphysik. estoerik würde ich es zwar nicht nennen, aber pseudowissenschaft. das bedeutet übrigens nicht, dass ich mich als materialistin sehe. ich halte grundsätzlich wenig von philosophischen theorien, weil sie immer die neigung zur metaphysik haben.
so themen können schon auch mal in dem forum diskutiert werden, weil man sich ja auch nicht immer mit allem in der tiefe auskennt. aber man sollte dann damit leben können, dass weltbilder und werke rational, mit faktencheck auseinandergenommen werden oder auch diskutiert wird, wie der link zwischen solchen weltbildern und der legitimation von bestehenden machtstrukturen aussieht.
Bin nicht mehr hier, aber noch erreichbar.
Bitte keine coronaleugner