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Yin & Yang

RE: Yin & Yang
#16
18.12.2022, 06:02 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 18.12.2022, 08:06 von ichbinmehr.)
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Vereinigung von Gegensätzen

Die Vereinigung der Gegensätze ist eine tantrische Haltung.
Diese Einheit aus beiden Seiten ist mir kognitiv am prägnantesten durch meine Arbeit mit der Kabbala bewusst geworden. Die Kabbala lehrt den Weg der Vereinigung der Gegensätze auf der Ebene des Verstandes und dient mir zu verbinden, was in meinem Ego-Denken getrennt ist. Die Kabbala hat meine tiefenpsychologische Arbeit fortgesetzt.

Durch meinen Selbsterkenntnisweg sehe ich das Männliche, daher nicht mehr so einseitig stark im Außen. Ich bin auch das männliche, obwohl ich eine Frau bin und viele hochsensitive Yin Eigenschaften in mir trage und verkörpere. In meiner Ganzheit bin ich beide Seiten.

Mir ist es aber auch wichtig mein Yin zu leben, weil die Strahlkraft von weiblichen Yin Eigenschaften in mir als Frau und im Außen manchmal noch etwas unterdrückt wird. Ich bin auch Yin und muss dieses manchmal durch den Schutz von Yang durch setzen.

Es ist ein sich in die Mitte einpendeln. Anfangs schwingt das Pendel zu beiden Extremen, bis der Schwung immer mehr an Kraft verliert und sich immer feinschwingender in einer größeren Einheit von Yin und Yang verfeinert. Vielleicht bleibt das Pendel ja auch irgendwann stehen? Ich habe keine Ahnung.


Trigger

Wenn mich ein Mann mit einem wenig bewussten Yang Verhalten triggert, dann frage ich mich, wo ist dieses Werhalten (das war ein Rechtschreibfehler  happy ) auch in mir? Ich meinte natürlich Verhalten.

Wie kann ich Empathie und Verständnis für ihn finden? Warum ist er so? Wo muss ich ihm aber auch Grenzen setzten? Idealerweise kann ich mit ihm sprechen und ihn fragen, warum verhälst du dich so? Das geht nicht mit jedem. Manche brauchen es hart. Dann bin ich aufgerufen meine Stärke zu zeigen.

Manche Menschen spiegeln mir auch die Wehrhaftigkeit, Frechheit oder Ignoranz, die ich selbst noch nicht genug lebe. Sie sind Schattenaspekte meines Selbst. Sie sind das was ich mir verbiete, weil ich einseitig sanft und angepasst bin. Dann frage ich mich, wie wäre es mit 10 % von dieser schützenden Eigenschaft? Würde mich das etwas mehr ganz machen? 

Wenn ja dann nehme ich es an. Sehr oft mache ich an der Stelle ein kleines Ritual, indem ich einfach 10 % der Eigenschaft des Anderen annehme. Den Rest macht dann das Unbewusste. Oft habe ich direkt nach der Bekundung der Annahme Erkenntnisse oder es schalten sich Fähigkeiten frei, die immer blockiert waren, weil ich sie ja bis dahin abgelehnt hatte.


Anziehung

Wenn ich mich von einem Mann angezogen fühle, dann frage ich mich auch: Was ist es, was dieses Wesen mir gerade verkörpert?

Das klingt vielleicht etwas unromatisch, weil analytisch, aber hier sehe ich es genauso: Es geht nich darum die Anziehung und die Magie durch Verstehen (asketisch) zu zerstören oder auszuhebeln, sondern sich einfach zusätzlich zu der Begegnung auf der Herzensebene  zu Reflektierende und sich daher zu fragen:

Welchem Teil meines eigene Selbst, begegne ich hier durch diesen wunderbaren Menschen? Warum berührt er mich so? Warum zieht es mich an? Dann ist er ebenfalls der Spiegel, in dem ich mich selbst erkennen kann.

Ich habe erkannt, dass ich mich angezogen fühle, weil der andere etwas lebt, was bei mir noch nicht so frei leben und fließen darf. Die Person löst dadurch eine Resonanz in mir aus.

Ich kann mir die andere Person zum Lehrer machen, weil er das lebt, was ich in mir noch zur Blüte bringen möchte. Die bewusste Begegnung mit ihm macht mich ein Stückchen mehr ganz. Es geht in der Begegnung aber nicht darum, dass er mit seiner Person mich kompensatorisch auffängt. Es geht darum, dass er mir etwas zeigt, was ich mir dann von ihm abgucke und in mich selbst integriere.

Das Befrieden meiner inneren Frau mit meinem inneren Mann ist im Grunde genommen ein Teil meiner psychologischen Schattenarbeit, die sich auf der Ebene der Energiearbeit fortsetzen kann. Genauso gut setzt sich diese Schattenarbeit auf der Ebene von energetische Heiler Arbeit fort.


Die zwei Seiten zusammen fügen

Ich glaube, dass sich mein Frieden mit der Annahme und Integration beider Seiten in mir Selbst immer mehr ausdehnt. Wie das aussehen könnte, wenn männliche und weibliche Energien im Frieden miteinander sind, zeigt dieses Bild einer symbolischen Darstellung.   



[Bild: 95121880_851157445385379_122359881211995...&h=&zoom=2]


So stelle ich mir Frieden zwischen männlichen und weiblichen Energien vor. Und so ähnlich fühlt es sich auch in den Momenten an, in denen meine feinstoffliche Energie fließt. Es fließt noch nicht immer alles so ganz.

An diesem Frieden muss man vielleicht auch immer wieder arbeiten. Unser Unbewusstes spuckt immer wieder neue Schichten hervor, die geheilt werden möchten. Vielleicht geschieht das so lange, bis der Pendel in der Mitte zum Stillstand kommt?

Ich denke wer diese beiden Seiten im Inneren in sich vereint, der findet auch in der äußeren Welt zunehmend Frieden mit den gendertypischen Eigenarten von Frauen und Männern.

Vielleicht ist es auch möglich, sich ein Stück weit sein einseitiges gentertypisches Ego zu bewahren, weil dann ja jemand kommen könnte, der den harmonischen Ausgleich bringt und immer schon alles perfekt ist, wie es aus der Sicht von Tantra betrachtet werden kann. Der Yogi strebt immer nach absoluter Vollkommenheit. Für den Tantriker ist immer schon alles vollkommene Ganzheit, man muss sie nur sehen können.

Ich hänge manchmal noch zwischen diesen beiden Ansichten. Man könnte sogar sagen, ich suche einen Frieden der immer schon da ist. Ich frage mich, welchen Sinn das macht? Ist das nicht paradox?

Aber dann schaue ich mir wieder die Menschen an, die sagen sie würden nichts mehr suchen, sie wüssten schon alles, diese Menschen strahlen oftmal gar keinen Frieden aus. Dann bin ich lieber ein ewiger Sucher. Nein halt, ich suche mal ein besseres Wort: Ich möchte ein gelegentlicher Sucher sein, denn ich bin ja auch eine Forscherin.  happy

Ich freue ich mich jedoch immer über Bewusstseinszustände des Ankommens, die mir wie Inseln des Friedens, immer wieder Zuflucht und Momente des Glücks schenken, weil dann alles Streben, Suchen und Finden müssen, einmal aufhört.

Mal strebe ich dann wieder um zu verstehen. Wenn ich dann verstanden habe, sehe ich wieder, es ist schon alles perfekt. Ich habe aufgegeben dagegen anzukämpfen. Möglicherweise fällt diese Strategie irgendwann mal von Selbst ab. Oft kann ich das Verstehen müssen aber erst loslassen, wenn ich verstanden habe.

Ich fände es schade, wenn es keinen Sex mehr geben würde, weil wir alle aus lauter Vollkommenheit allesamt a-sexuelle-nonbinary-Wesen wären. (Nichts gegen a-sexuelle-nonbinary-Menschen) Das kann man natürlich für sich so wählen. Es ist nur meine persönliche Wahl, dass die Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Energien für mich spannend sind. Genauso spannend sind aber auch solche Samadhi Momente wo einfach schon alles da ist. Ich hätte gerne 10 % mehr solcher Samadhi Momente. normal

Ich habe während des Schreibens erkannt, dass ich auch gar nicht alles integrieren muss, denn statt Integration reicht vielleicht auch Empathie. Ich hätte gerne mal 10% mehr Empathie und 10% mehr der Allwissenheit die ich schon bin, und würde dafür 10%  meines Integrations-Wahn und Versteher- Wahns hergeben.  lol

Vielleicht stehen Nicht tun, noch ein paar innere Konflikte meinerseits im Weg. Ich hatte letztes Jahr eine Herz Begegnung an der ich noch rätsel. Da ging es genau um die Einheit im Herzen von Yin und Yang.

Das war eigendlich auch der Grund warum ich diesen Text (mal eben   wink1 ) schreiben wollte, aber dann hatte ich das Gefühl, ich kann das Thema nicht so in den luftleeren Raum stellen. Die Geschichte wie mein Herzchakra sich mit Yin und Yang verband, braucht einen Unterbau des Verstehens. Die Geschichte mit dem Herzen werde ich ein andermal erzählen, wenn der Unterbau fertig ist.

Vielleicht muss ich vorher noch ein bisschen über die Kabbala als Möglichkeit, um die männlichen und weiblichen Perspektiven zu vereinen, erklären. Ich fürchte, ich werde sonst nicht von vielen verstanden. lol

Keine Ahnung, ob meine Energie Arbeit mit den beiden Seiten in mir jetzt irgendwie Sinn für dich gemacht hat glider?

Ich wollte einfach mal ganz allgemein mit der Idee inspirieren, dass man das Thema Geschlechter Konflikt auf eine andere Ebene heben kann, weil es dort noch ganz andere Lösungsmöglichkeiten gibt, als auf der weltlichen und materiellen Ebene. Womöglich müssen wir die einseitige Bezogenheit auf die materielle Ebene verlassen wenn wir nonduale und ganzheitliche Lösungen finden möchten?
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RE: Yin & Yang
#17
18.12.2022, 15:25
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Nun hatte ich wieder weniger Zeit als gedacht, um mir die Video's von Andrew Holecek's workshop zum Pure Land Workshop weiter anzusehen. Aber irgendwie verstehe ich den persönlichen, psychologischen Konflikt von Yin und Yang, männlich oder weiblich als nur auf einer physischen Ebene vorhanden, solange ich mir meiner eigentlichen Buddha-Natur noch nicht bewusst bin.

Zitat:Wie stellst du dir eine Welt mit Genderfreien Wesen vor?
Vielleicht so ähnlich wie im tantrischen Buddhismus? Wesen, die sich ihrer ‘Buddha-Natur’ bewusst sind und je nach Situation frei entscheiden können, ob sie gerade ihre Yin oder Yang Energie gebrauchen wollen.

Zitat:Ich bin natürlich froh, als Frau nicht in den Krieg ziehen zu müssen. Ich wünsche mir diese Freiheit jedoch auch für alle Männer, die sich gegen den Krieg und für den Frieden  entscheiden. Ich wünsche mir, dass diese ebenfalls die Chance bekommen nicht kämpfen zu müssen. Ich hoffe einfach, dass sich die Welt weiterentwickelt, so dass Konflikte zukünftig anders ausgehandelt werden, vielleicht durch gegenseitiges zuhören.
Ja, das hoffe ich auch ?
Zitat:Ich verstand immer mehr die Notwendigkeit des Einklang aus beiden Seiten. Jetzt müssen wir das "nur noch" die Yang Menschen verstehen, dass ihre Energie nicht dazu da ist sich an Macht festzuhalten, sondern um den Frieden und die Liebe zu beschützen. Das Yang beschützt das Yin.
Schön gesagt!


Zitat:Der Wunsch wie du ihn hegst glider, den Dualismus der Welt aufzulösen, erreiche ich auf meinem Weg durch die Akzeptanz des Dualismus, indem ich meine männlichen als auch weiblichen Seiten gleichsam annehme, ehre, würdige, entwickle, verstehe, liebe, mir bewusst mache. Aus der Annahme erwächst dann die Möglichkeit, dass Mann und Frau in mir Freundschaft schließen. Dieses gelingt mir sowohl durch Integration, als auch durch Empathie
Keine Ahnung, ob meine Energie Arbeit mit den beiden Seiten in mir jetzt irgendwie Sinn für dich gemacht hat glider?
Ja, meine Buddha-Natur ist schliesslich genderfrei ?

Zitat:Ich wollte einfach mal ganz allgemein mit der Idee inspirieren, dass man das Thema Geschlechter Konflikt auf eine andere Ebene heben kann, weil es dort noch ganz andere Lösungsmöglichkeiten gibt, als auf der weltlichen und materiellen Ebene. Womöglich müssen wir die einseitige Bezogenheit auf die materielle Ebene verlassen wenn wir nonduale und ganzheitliche Lösungen finden möchten?
Ja, das denke ich auch – und darum befasse ich mich gegenwärtig auch mit dem Buddhismus, Philosophie und der spirituellen Psychologie eines C. G. Jung

"Om Amitabha Hrhi" - ich werde mir jetzt doch noch so ein Video ansehen, damit ich irgendwann in Sukhavati 'lande oder so  glueck
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RE: Yin & Yang
#18
18.12.2022, 19:15 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 18.12.2022, 19:21 von ichbinmehr.)
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Zitat:Ich selber wuchs in den 60iger Jahren auf, als die Unterschiede noch grösser waren als heute. In der Schweiz wurde erst 1971 das Frauenstimmrecht eingeführt und ohne verheiratet zu sein, durften Mann und Frau keine gemeinsame Wohnung mieten usw.

Ja das kenne ich von meinen Eltern. Ich hatte letztens mal eine Doku auf Arte gesehen "Wir sind keine Puppen!"  - Die Geschichte der Hausfrau. Es ging um die Frauen der 1950er Jahre. Das war als wurde mir die Geschichte meiner Mutter erzählt. Da habe ich erstmal begriffen in welcher Welt meine Mutter aufgewachsen ist. Ich begriff, dass ihr als Frau zu dieser Zeit jegliche Entwicklung hin in eine eigene Individualität verweigert wurde.

Sie war in ihrem Selbstverständnis ein Objekt, eine Puppe die dem Mann diente und sich aufopferte. Sie hatte gar kein eigenes Leben. Diese Erfahrungen der erniedrigungen zogen sich durch alle Phasen ihres Lebens, von Kinder bis Ausbildung, bis Ehe. Sie erzählte mir, dass sie meinen Vater erst heiraten musste, um eine Wohnung zu bekommen. Da wurde mir bewusst, das ihre einzige Chance das Elternhaus zu verlassen war, einen Mann zu finden, dem sie dienen konnte.

Sie hat bis zum Tod meines Vaters mit ihrem Mann im ihre Freiheit gekämpft und erlebt jetzt vermutlich das erste Mal in ihrem ganzen Leben mit 74 Jahren, dass sie auf eigenen Beinen stehen muss/darf. Mich hat sie mit ihrem permanenten entwertenden Verhalten vergrault. Ich musste mich beschützen. Es ging einfach nicht mehr. Sie ist jetzt alleine. Vielleicht hat sie das auch gesucht. Vielleicht konnte sie meine Liebe auch nie annehmen, weil sie ein anderes Entwicklungsziel hatte: Selbstschutz und Selbstständigkeit. Ein Kind hat sie im Grunde am allerwenigsten gebracht. Nur hat sie eben getan was von ihr erwartet wurde.

Interessanterweise habe ich die Geschichte, auch ein bisschen fortgeführt. Meine einzige Chance aus diesem Elternhaus auszubrechen war, dass ich mit 18 Jahren zu meinem Freund gezogen bin, der vier Jahre Älter war als ich und schon eine eigenen Wohnung, als auch die notwendige Selbstständigkeit, hatte. Zum Glück ist mein Freund überhaupt nicht so gendertypisch in seinem Sozialverhalten. Er hat diesbezüglich eine ganz andere freie Sozialisierung in in seinem Yin und Yang sehr ausgeglichen. Ich habe bei ihm in jungen Jahren eine Art Zuflucht gefunden. Ich wäre in dem Alter überhaupt nicht in der Lage gewesen, alleine zu leben. Meine Eltern haben mich so erzogen, dass ich möglichst unselbstständig und abhängig sein sollte, so wie ihr Frauenbild war. Eine Frau stark zu machen, hatte für sie gar keinen Sinn. Sie hatten kein Bewusstsein dafür. Ein Kind haben sie als ihr Eigentum und nicht als selbstständiges Wesen angesehen. Ich war immer ein Objekt für sie.

Meine Mutter hatte ihre eigene Erziehung und Sozialisation leider nie hinterfragen können/wollen. Meine Eltern waren sehr materialistisch und deshalb haben sie sie nie die Möglichkeit der Selbstreflexion gehabt. Sie haben nur im Jetzt gelebt, hatten keinen Abstand zu ihren Gefühlen und Gedanken.

Ich glaube das fragile Selbstwertgefühl meiner Mutter ließ es auch nicht zu, sich kritisch mit den eigenen Eltern auseinander zu setzten. Sie hat ihre Eltern immer verehrt. Sie predigte mir den Bibelspruch "Ehre Vater und Mutter" immer mit erhobenem Zeigefinger, um schnell einen Deckel des Schweigens drauf zu machen. Sie merkte gar nicht wie perfide das was. Manchmal erzählte sie mir, wie er sie geschlagen und erniedrigt hatte und dann kam: "Ehre Vater und Mutter". Irgendwann fand ich in der Bibel mal die Stelle, wo Jesus genau das sagte. Er sagte aber auch: "Verlasse Vater, Mutter und deine ganze Familie, wenn du mir folgen möchtest." So ein bisschen wie in der Geschichte von Prinz Siddharta.

Ihr Vater, mein Opa, war ein tyrannischer Sadist. Sie mussten als Oma und Opa schon ganz alt waren, da war ich noch ein Kind, eine Mauer durch die Wohnung meiner Großeltern  und zwei Eingängen bauen, damit der Opa die Oma nicht mehr schlug. Aber meine Mutter hat ihn trotzdem in den Himmel gehoben. Sie hat  seine Gewalt verteidigt und mit der Haltung meinte sie dann auch, dass die Gewalt gegen mich richtig sei. Sie durfte ihren Vater nicht in Frage stellen, und konnte deshalb auch kein Kritisches Bewusstsein entwicklen.
Vielleicht war die Gewalt meines Opas die Einzige Aufmerksamkeit, die sie von ihm hatte. Ich hab das oft in der KiTa gesehen, dass Kinder sich lieber ausschimpfen lassen, als gar keine Beachtung zu bekommen.

Im Grunde genommen ist mein Vater kein Mensch gewesen, der sie unterdrückt hat. Mein Vater war sehr Yin. Pathologisch Yin. Wie ein großes Kind. Aber sie hat diese Unterdrückung auf ihn projiziert. Sie konnte  seine Liebe überhaupt nicht annehmen, weil Männer für sie Feinde waren. Sie hat aus ihm einen schlechten Menschen gemacht, obwohl er das gar nicht war. Dass ihr Mänenrbild eine Traumaerfahrung ist, war ihr nicht begreiflich zu machen. Die Ehe zwischen den beiden war eigendlich nur tragisch. Mein Vater muss sie sehr geliebt haben, dass er ihre passiv agressiven Angriffe irgendwie aushalten konnte.

Er hat sich nur wehren können, wenn er getrunken hatte. Er war Alkoholiker. Die letzten 24 Jahre wo er trocken war, hat sie ihn ihn kritisiert und er hat einfach nichts mehr dazu gesagt. Jetzt hatte er wohl genug und ist gegangen. Vielleicht geschah das auch aus einem Einklang. Vielleicht war sie auch stark genug um endlich auf eigenen Beinen zu stehen. Vielleicht war das so ein Seelenvertrag.

Deshalb bin ich auch so versessen auf Selbstreflexion, weil ich mit zwei Menschen aufgewachsen bin, die sich selbst nicht in Frage stellen konnten und alle um sich heraum damit in den Abgrund gerissen haben.

An dem Weltbild meiner Mutter war nie zu rütteln. Deshalb setzte sie die übernommenen Erniedrigungen die sie vom Vater erlernt hatte fort, indem sie mich klein gemacht hatte und alles liebevolle in mir ablehnte und vernichtete. Bis heute hat sie kein Verständnis dafür entwickeln können, dass ich so nicht leben kann und will. Leider finde ich die Doku nicht auf die schnelle, manchmal findet man die ja bei Youtube.

Was mir auch geholfen hat Verständnis für die Generation meiner Eltern zu finden, sind die Bücher über Transgenerationale Traumata von der Sabine Bode: Kriegskinder und Kriegsenkel. Mein Vater ist 1942 im Krieg geboren und meine Mutter 1948 kurz danach.

Die Traumta die durch Krieg und die Folgen von Krieg entstehen, wirken bis heute auf unsere Gesellschaft ein und ziehen sich durch die Ahnenreihe, bis einer kommt und dass alles auf seine Kappe nimmt und sagt: Ja das alles trage ich auch in mir. Ich schaue mir das jetzt an. Ich will das nicht mehr an andere Menschen weiter geben. Weil ich diese Gewalt und Unterdrückung nicht mehr weiter geführt habe, habe ich meine Familie verloren. Sie haben von mir erwartet dass ich mich anpasse, aber das konnte ich nicht.

Meine Eltern hatten eine sehr regressive Einstellung zum Leben. Es kam mir oft vor, als steckten sie in die 50er Jahren fest. Manchmal hatte ich das Gefühl, ich müsse für zwei Generationen rebellieren, weil sie nie rebelliert hatten. Im Prinzip hätten sie ja prima Hippies werden können vom Alter, aber sie hielten sich an den konservativen Werten der 1950er fest.

Da denke ich immer an das Lied




Die Sterne - Was hat dich bloß so ruiniert

Was hat meine Eltern blos so ruiniert?

Dass sie ihr Leben nie in Frage gestellt haben. Deshalb stelle ich alles in Frage, um nie zu sein wie sie.
Ihre Über-Anpassung und Unterwerfung hat verhindert, dass sie ein kritisches Bewusstsein entwicklen konnten. In der Familie meiner Eltern hätte das den Ausschluß aus der Familie bedeutet. 

Sich nicht weiter zu entwickeln, regressive zu sein, ist halt eine typische Traumafolgestörung.
Bei allem Mitgefühl für das was sie erlebt haben, half mir da leider nur die Abgrenzung. Ich weiß nicht ob sie je eine Chance hatten. Ich musste aber meine Chance ergreifen.

Die Abgrenzung von meinen Eltern war allerdings ein sehr langer Prozess für mich, weil ja auch ich damit konfrontiert wurde auf eigenen Beinen stehen zu müssen, alles zu verlieren. Das macht natürlich Angst, wenn man das gar nicht gelernt hat. Es war ganz furchtbar für mich keine Familie mehr zu haben. Aber nur in der Yang- Abgrenzung zu meinen Unterdrückern kann ich meine Yin- Liebe beschützen und in einem sicheren Umfeld ganz auswickeln.

Zitat:Ja, meine Buddha-Natur ist schliesslich genderfrei

thumbsu

Zitat:Ja, das denke ich auch – und darum befasse ich mich gegenwärtig auch mit dem Buddhismus, Philosophie und der spirituellen Psychologie eines C. G. Jung

Dann haben wir ja potentielle Gemeinsamkeiten für zukünftigen Austausch.


Zitat:"Om Amitabha Hrhi"

"Om Amitabha Hrhi"  normal 
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RE: Yin & Yang
#19
19.12.2022, 12:14
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Ich liebe es, während dem Joggen podcasts zu hören. Eine Lieblingssendung von mir ist beispielsweise die
Sternstunde Philosophie, von der ich heute diese Folge anhörte:
https://www.srf.ch/play/tv/sternstunde-p...2595c9305d

Es passt doch zu diesem Thema. Vielleicht interessiert dich Kim's Ansicht über Familienbande/Traumatas und warum man sich nicht als 'männlich' oder 'weiblich' abstempfeln lassen sollte.
Allerdings sagt mir ein Weltbild des 'Neo-Materialismus' nicht zu. Ich fühle mich eher einem analytischen Idealismus eines Bernardo Kastrup zugehörig.

Aber ich finde solche Synchronisitäten immer wieder spannend thumbsu
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RE: Yin & Yang
#20
22.12.2022, 02:19 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 22.12.2022, 03:11 von ichbinmehr.)
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Danke glider. Ich habe mir das Interview mit Kim de l'Horizon angeschaut. Mein Fazit war, dass sich Transgender Themen und die Themen von Trauma Betroffenen an vielen Stellen überschneiden.

Ich finde es sehr mutig, wie er seinen Buchpreis genutzt hat. Ich verstehe gut wie er das meint, als er sagt: Wenn man so eine Geschlechts - Performance wie er lebt, ist alles im Leben politisch. Ich kenne es, dass meine pure Existenz, mein authentischer Yin Selbstausdruck eine Wirkung auf die Umwelt hat, mit der ich umgehen muss. Ich kenne es, dass mein pures da sein, bei Menschen auf Widerstand stößt, denn ich bringe zum Ausdruck, was sie häufig vor sich selbst verschleiern. Es bleibt mir oft gar nichts anderes übrig, als auch für andere Betroffene das Yang Schwert zu erheben. Das ist ein Grund, warum ich daran festhalte offen über meine Trauma Erfahrungen zu sprechen, obwohl ich meine inneren Themen immer selbstständiger bewältigen kann.

Ich sehe hier zwei Möglichkeiten: Sprechen und sich authentisch zeigen. Mit seinem Schmerz, der oftmals ein gesellschaftliches Tabu ist, nach Außen gehen oder weiter Schweigen, sich klein machen und weiter ein Opfer sein. Ich lebe diese Offenheit, weil dieses die einzige Möglichkeit für für uns alle ist, Freiheit zu finden. Ich mache mir diese Notwendigkeit, die aus meiner Biographie entstanden ist, an der ich weil ich ein Opfer war, nicht vorbei schauen konnte, zur Tugend.

Ich möchte Menschen durch meine gelebte emotionale Offenheit bestärken, die derzeit noch schweigen müssen. Ich sage bewusst sie müssen schweigen, weil mir natürlich bewusst ist, wie unfassbar schwer es ist, sich dem Trauma bewusst zu werden (aufzuwachen aus der Verdrängung) und den erfahrende Missbrauch (das kann eben auch bedeuten als Mann in den Krieg geschickt zu werden) und die Ohnmacht offen anzusprechen. Ich habe viele Jahre dafür gebraucht um meine verlorene Stimme zu finden. Manchmal ist jedes Wort welches ich ausdrücke, ein Kampf den ich gegen meine inneren existentiellen Ängste und im Außen verkörperten Täter, gewinne. Manchmal habe ich Angst einen Satz zu sagen oder zu schreiben, weil ich fühlen kann, dass ich in meiner Umwelt nicht erwünscht bin, mit dem was ich ausdrücke. 

Ich glaube jedoch, es gibt keinen einzigen Menschen, der ganz ohne innere Verletzungen ist. Es gibt keine Menschen, die ohne eine Kränkung, ohne ein fragiles Selbstwertgefühl, ohne Angst, ohne Ohnmacht, ohne Demütigungen und ohne Schamgefühle sind. Wer so redet und sich immer als absolut souverän und überlegen darstellt, an dem sehe sofort, der ist seinem Unbewussten noch gar richtig begegnet. Dieser Mensch ist noch weit entfernt von Selbsterkenntnis, denn Selbsterkenntnis bedingt auch die Begegnung mit der eigenen Dunkelheit, mit der Verletzlichkeit als Opfer und der Schuld als Täter.

Leute die sich in so einer maskenhaften Souveränität geben, erzählen mir immer wieder Geschichten, dass man die erfahrendne Verletzungen einfach hinter sich lassen könnte. Ich frage mich, warum sollte ich so sein wollen? Sie sagen dass, um mir nicht begegnen zu müssen.

In dem höchsten Samdhi Zustand den ich erlebt habe, war Steffi absolut berührbar. Steffis Emotionen konnten in diesem Zustand frei fließen. Freude und Schmerz. Gleichzeitig war ich (H. Selbst) ewige vollkommene Sicherheit, Unzerstörbar. Da gab es keine Angst mehr vor der tiefe einer Emotion und deshalb brauchte es da auch keine Abwehr mehr geben. Manchmal verwechseln Menschen dieses. Ich glaube manche Menschen leben in einer Art spirituellen Dissoziation und nennen das dann Erwachen. Es ist gut dass es diese Dissoziation gibt, sie ist ein Schutzmechanismus des Unbewussten. Ich habe auch unter temporären Dissoziationen gelitten, die mich an bestimmte Gefühle und Traumata gar nicht heran gelassen haben, weil ich diese noch gar nicht bewältigen konnte, aber dissoziiert sein von seinen Emotionen ist noch nicht richtig wach sein.

Es geht aus meiner Sicht nicht darum, diese leidvollen biographischen Ereignisse souverän zu überwinden oder loszulassen. Es geht meiner Meinung letztlich darum, Trauma zu integrieren. Integration bedeutet nicht Überwinden oder Überspringen oder zu Kompensieren, sondern in sich aufnehmen, annehmen, sich berühren lassen, sich tief im Herzen treffen lassen. Den Schmerz umarmen. Der Integrationsprozess lässt  Selbstmitgefühl entstehen. Das Selbstmitgefühl lässt großes Mitgefühl für alle Wesen entstehen. In diesem Prozess der ehrlichen Selbstbegegnung, läutern sich dann auch alle naiven Vorstellung eines vollkommenen, glatten, immer starken, immer souveränen, unverwundbaren Menschen.

Wer seinem Schmerz wirklich begegnet ist, der schaut mit Sanftheit, mit Demut und Liebe, mit Bewunderung und mit Mitgefühl auf einen Menschen, der über seine aktuelle Fragilität berichtet. Solche Menschen wie der Dalai Lama zum Beispiel, die ein beeindrucktes Mitgefühl für alle Wesen entwickelt haben, und dabei eine kindliche Vergnüglichkeit ausstrahlen, die sind nicht so, weil sie emotional verhärtet sind. Solche Menschen sind an ihrem Leid gewachsen, nicht indem sie ihren Schmerz kompensiert haben, sondern indem sie sich haben treffen lassen. Wer der inneren Dunkelheit ganz begegnet ist, der kann die Menschen, die gerade in diesen oft sehr schweren Prozess stecken und diesen Mut aufbringen müssen, nur noch demütig bewundern. Und gleichzeitig denke ich, geht es darum seine starke Yang Seite zu entwickeln.

Die starke Yang Seite stellt sich nicht, über die Yin Seite. Vielmehr denke ich, schwingen die beiden im Einklang.

Yang muss nicht zwingend aus männlicher Härte bestehen. Das ist auch wieder eine gesellschaftliche Vorstellung, weshalb es manchmal gut ist, über die eigenen Vorstellungen hinaus zu gehen. Das Solar Plexus Chakra, welches die Kraft der Selbstbehauptung energetisch zum Ausdruck bring, ist auch das Energiezentrum der Freude. Manchmal traf ich Menschen deren Humor und Leichtigkeit, meinem Bedürfnis nach Empathie und Mitgefühl nicht entsprochen haben. Ich konnte ihre Freude dann nicht annehmen. Ihre Leichtigkeit hatte etwas unempathisches, herabwürdigendes, hochmütiges, weil ihr Herz Chakra nicht ganz offen war. Ich glaube es geht in der Entwicklung der eigenen Weisheits-Kompetenz auch darum, zu lernen, wann ein sanftes Mitgefühl, mit dem Schmerz eines Menschen und wann eine erhebende Freude, die angemessene Reaktion auf Leid ist. Nur wer beides ausgebildet hat, besitzt die Flexibilität, das Angemessene zu wählen. Meiner Meinung nach ist das die Mitte, die ich noch suche.

Ich hab mal einen  Menschen getroffen, der den Archetypen des Narren (Tarot) verkörpert hatte, ein ehemaliger Praktikant, der total im Ausgleich zwischen Freude, Sorglosigkeit (Solar Plexus Chakra) und Empathie (Herz Chakra) war. Bei ihm stand die Freude im Einklang mit dem Mitgefühl. Er war mir ein großer Lehrer in dieser Sache. Bisher bin ich dem Herzensweg sehr zugetan, weil die Erfahrung von Leid in mir die Kenntnis von Mitgefühl hervorbringt. Ich habe noch etwas Wegstrecke vor mir, bzgl. meiner Solar Plexus Selbstbehauptung und meiner Freude. Ich darf noch die Mitte zwischen diesen beiden Chakren finden. Ich brauche noch ein bisschen mehr Yang, ein bisschen mehr Solar Plexus Chakra Energie, ein bisschen mehr Selbstschutz und und ein bisschen mehr Sorglosigkeit, Leichtigkeit und Freude, um meine Mitte zu finden.

Statt zu Leiden, ist es auch möglich sich in Empathie zu üben. Aus meiner eigenen Erfahrung mit Leid, schaue ich mit großer Bewunderung auf diesen Mann aus deinem Video, der da in seinem pinken Kleid sitzt, sich dem Spott der Öffentlichkeit ausliefert, weil ich weiß, was es bedeutet, wenn man mit seiner Diversität und auch mit seiner Verletzlichkeit sichtbar wird. Das triggert so viele Menschen, die dann erst recht noch auf dich einschlagen, weil du ihnen ihren Schatten spielst. Ich kenne es sehr gut Menschen ihren Schatten zu spielen.

Er ist nicht nur Yin, er ist auch Yang, denn ohne seine Stärke und Souveränität, könnte er sich gar nicht für das Thema Transgender stark machen. Er ist auch Yin, denn er besitzt Selbstmitgefühl und dadurch auch Mitgefühl und Verständnis für seine Kritiker. Weil ich weiß, wie schwer mir manchmal ein Wort über die Lippen kommt, kann ich empathisch nachfühlen, wie schwer jeder Schritt für ihn in diesem Kleid sein muss. Nur ein sehr starker Mensch kann so einen Weg gehen und so eine Berufung erfüllen.

Ich habe das Video mit sehr großem Interesse gesehen, weil ich hier auch eine Antwort auf eine innere Frage in mir gefunden habe, denn für mich ist mein Weg ja auch ein spiritueller Weg und daher fragte mich: Wie Trans Menschen auf ihrem Weg die Dualität auflösen, ohne diese ganzen konzeptuellen dualistischen Vorstellungen, wie ich diese nutze?

Im Bericht über Kim de l'Horizon Buch und seinen Schreibstil, welcher sich auch mit der Auflösung der Gegensätze zu beschäftigen scheint, habe ich erkannt, dass sein Weg gar nicht mal so verschieden von meinem Weg ist, mit dem einzigen Unterschied, dass ich die Auflösung der Dualität mit Hilfe analytischer und systematischer Denkweisen angehe, während er dieses Auflösung auf dem Weg des kreativen Poeten beschreitet. Das Video hat mich deshalb nochmal tiefer mit seinem Weg versöhnt und natürlich auch mit allen anderen Transmenschen, für die er sprach. Vielleicht haben Menschen, die sich für Trans Themen engagieren an der Oberfläche einen anderen Weg als ich ihn gehe, jedoch engagieren wir uns in der Essenz für die gleichen freiheitlichen Werte und versuchen durch unser eigenes Beispiel, durch unsere eigene Betroffenheit, einen kollektiven Heilprozess in Gang zu setzten. Deshalb habe ich mich über das Video sehr gefreut. Danke dass du es mit uns geteilt hast glider.

In der Analyse der Transfeindlichkeit, sagt Kim:

Transfeindliche Menschen haben Angst vor sich selbst. Sie haben Angst vor ihrer eigenen Freiheit. Es entsteht Wut in ihnen, da sie sich selbst verbieten sich frei zu bewegen. Es versteckt sich in dem Hass auf Menschen wie ihn, der versteckte Wunsch so sein zu dürfen, so frei.

Mit diese Analyse von ihm, die er so ähnlich zumindest ausgedrückt hatte, hat mir sehr geholfen besser zu verstehen, warum mich Menschen hassen, wenn ich von meinem Trauma spreche. Ich finde das sehr interessant, denn das könnte man ja auch Neid nennen. Neid auf emotionale Freiheit. Neid auf bedingungslose Selbstliebe. Und ich kenne es gut neidisch zu sein, auf die Freiheit anderer Menschen und auf die Chancen andere Menschen, die ich nie hatte. Ich kenne den Hass aus Neid und das hilft mir, den Menschen, die mich hassen zu vergeben. Es hilft mir auch, mich ein bisschen weniger bedroht zu fühlen von diesen Menschen, die auf mich herabschauen. Es hilft mir ein bisschen mehr Mitgefühl für sie aufzubringen, weil sie unter ihrer Unfreiheit leiden. Sie leiden. Es hilft mir ihren Schmerz zu verstehen, der unter dem Hass verborgen liegt. Dieser ist aber noch so unbewusst in ihnen, dass sie dieses nur über einen blinden Hass, ableiten können.

Ich bin die Individualität und das Kollektiv und manchmal begegnen sich Schattenanteile einander. Ich bin Opfer und auch Täter. Für mich ist es erst Freiheit, wenn diese für alle gilt. Mein spiritueller Weg bedingt, dass es anderen Menschen auch gut gehen soll, denn auch sie sind ICH. Ich verstehe natürlich nicht immer den Weg anderer Menschen, aber ich kann versuchen mich für die Erfahrungen Anderer zu öffnen. Ich kann ihnen zuhören und mich bemühen sie zu verstehen.

In meinem Kindergarten gab es einen vierjährigen Jungen X, der regelmäßig im Kleid in die Kita kam. Seine Mutter versuchte ihm dieses Kleid auszureden, aber der Junge setzte sich mit seinem Wunsch Kleider zu tragen, durch. Er sorgte mit seinem Statement vor allem bei den Erzieher:innen für aufsehen. Diese Begründeten ihre Bedenken, stets damit, dass sie Sorge hätten, er würde in der Grundschule gehänselt werden, wenn er dieses Kleid tragen dürfe. Meine Meinung dazu war, dass es besser wäre, dass er von anderen Kindern gehänselt wird, als dass er erfährt, das seine eigenen Eltern nicht hinter ihm stehen. Ohne dass er das wollte, war er mit seinen vier Jahren schon politisch aktiv. Nur durch sein so sein, stieß er einen Prozess an und so ist das für viele Menschen die aus der Anpassung heraus fallen.

Seine Eltern sprachen zb. vor dem Schuleintritt mit der künftigen Klassenlehrerin und der Elternschaft seiner Mitschüler und zeigten so ihrem Kind, dass sie ganz hinter seiner Identität stehen. Ja und meine Kolleg:innen, die hatten das eben nicht erlebt, dass Eltern hinter dem Kind stehen. Genau wie ich. Sie haben diese Haltung unbewusst übernommen, während ich das Verhalten der Eltern des Trans Jungen innerlich gefeiert hatte, weil ich mich für ihn so gefreut hatte. Wie ich gehört habe, gab es keine größeren Probleme in der Schule. Er geht jetzt schon in die dritte oder vierte Klasse.

Einmal durfte ich erleben wie Kinder das regeln. Da war er etwa 4 Jahre alt und trug ein Eisprinzessinnen Glitzer Kleid. Er saß mit den Mädchen am Maltisch und malte. Er hatte auch fast nur Freundinnen. Ich glaube, weil die Jungs ihm einfach zu grob, zu Yang waren, während er sehr sozial und damit Yin war. Mit ihm saß ein etwas älterer Junge am Tisch der ebenfalls malte. Dieser sagte plötzlich irritiert und skeptisch: "Warum trägt denn der X immer ein Kleid? Der ist doch ein Junge! Mein Vater sagt (die Werte des Vaters verinnerlicht) Jungen tragen doch keine Kleider!" Er lachte.

Jetzt schauten die Mädchen irritiert von ihren Malblättern auf, als hätte jemand etwas total dummes gesagt. Ein älteres Mädchen stellte eine These in den Raum: "Ich glaube der X trägt ein Kleid, weil er Kleider vielleicht einfach schön findet?"

Sie schaute X an und fragte: "X wieso trägst du Kleider? X nickte und sagte zustimmend: "Ja, ich trage Kleider, weil ich Kleider schön finde." Das ältere Mädchen sagte dann: "Siehst du! Wenn ein Junge Kleider schön findet, kann ein Junge auch Kleider tragen."

Viele Kinder am Maltisch guckten kurz von ihren Malblättern auf und stimmten nickend zu. Ein anderer älterer Junge, der auch etwas mehr Yin war, sagte zusammenfassend: "Wenn ein Junge ein Kleid schön findet, dann kann ein Junge ein Klein anziehen!" Der erste Junge sagte: "Ok". Dann malten sie einfach alle weiter. Fertig. Die Sache war in zwei Minuten erledigt. Es war total einfach!

Wer da immer das Problem sieht, das sind die Erwachsenen, weil sie selbst diese Erfahrungen einer geschlechtsspezifischen Erziehung gemacht haben, ohne diese kritisch zu hinterfragen.
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RE: Yin & Yang
#21
22.12.2022, 16:03 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 22.12.2022, 16:04 von glider.)
Da wir im Philosophiebereich sind, kommt mir hierzu noch folgendes Buch in den Sinn:

https://www.amazon.de/homo-scarabaeus-Gr...C77&sr=8-1

Da ich bei diesem Autor schon früher philosophische Lesezirkel besuchte, habe ich das für mich schwer zu lesende Buch doch teilweise gelesen. Dann traf ich den Autor beim Einkaufen und brachte ihn auf die Idee auch einen Lesezirkel (allerdings nur drei Abende) zu seinem Buch anzubieten.
Es geht him um würdevolles Leben und Sterben und nicht nur für Menschen, für alle Lebewesen.

Geht es nicht auch schlussendlich hier um ein würdevolles Leben, unabhängig davon wieviel Yin oder Yang Energie jemand hat oder ausstrahlt oder aufgrund seiner Chromosomen bestimmt wurde?

Das hat mir an diesem Video gefallen, ansonsten interessiere ich mich auch nicht gross für dieses Thema. Aber vielleicht verhelfen uns solche Menschen zu mehr achtvoller Würde für alle (weiss gerade nicht, wie mich besser ausdrücken soll).

Von einem würdevollen Umgang mit Nutztieren sind wir dann nocheinmal sehr weit weg.....
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RE: Yin & Yang
#22
22.12.2022, 18:32 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 22.12.2022, 18:34 von ichbinmehr.)
Zitat:Geht es nicht auch schlussendlich hier um ein würdevolles Leben, unabhängig davon wieviel Yin oder Yang Energie jemand hat oder ausstrahlt oder aufgrund seiner Chromosomen bestimmt wurde?

Hi. Nun es gibt ja keine eindeutige Klarheit darüber, ob wir auf Grund unserer biologischen Anlagen oder den Einflüssen aus der Umwelt so sind wie wir sind. Der Gerald Hüther hat als Neurowissenschaftler dazu natürlich eine spezielle und persönliche Haltung.

Ich wähle bewusst das geistige Erklärungsmodell der Erziehung und Sozialisation, weil ich so die Möglichkeit habe, durch die Auflösung meiner Konditionierungen immer mehr in einen Ausgleich zu finden. Würde ich mich an einem rein materiell biologischen Modell festhalten (Chromosomen), wären meine persönlichen Möglichkeiten hier sehr beschränkt. Ich glaube nicht mehr dass das eine oder andere Erklärungsmodell richtig oder falsch ist. Ich glaube wir haben die Wahl mit einem Modell zu arbeiten. Dazu wähle ich möglichst das Modell, welches mir persönlich am dienlichsten ist. 

Ich denke ja, ich bin das Bewusstsein, welches meine Realität kreiert. Dazu benötige ich ein Modell, welches mir hier am meisten Möglichkeiten bietet. Ich möchte diesen Vorgang der Realitätsgestaltung tiefer verstehen. Was die Quantenpysik für die allmeine Physik ist, nämlich eine Erweiterung der materiellen Sichtweise auf eine geistige Ebene, ist die Psychologie für die Biologie - eine Fortsetzung auf einer feineren geistigen Frequenz, die ganz andere Möglichkeiten bereit hält. 

Es geht mir persönlich, um die Frage, ob ich selbst im Frieden mit mir und der Umwelt leben kann? Kann ich im Frieden leben, wenn ich mein Yin in mir unterdrücke? (egal ob als Frau oder Mann) Ich glaube nicht. Kann ich im Frieden leben, wenn ich mein Yang in mir unterdrücke (egal ob als Mann oder Frau). Ich glaube nicht. Wenn ich Yin innerlich abspalte, erlebe ich Konflikte mit Yin im Außen. Wenn ich Yang innerlich abspalte erlebe ich Konflikte mit Yang im Außen. In der Annahme und Vereinigung beider Seiten entsteht zunehmend ein tieferer Frieden im Innen und Außen. Deshalb arbeite ich daran, die Gründe zu finden, warum ich meine Yin und Yang Fähigkeiten abgespalten habe, oder wenig würdige. Ich versuche diese Anteile wieder zu mir zu nehmen, weil ich glaube dass so Ganzheit entsteht.

Für mich geht es hier um einen spirituellen Weg den ich beschreibe, der mich immer näher an die Mitte und an den Frieden heranführt. Dieser Weg unterscheidet sich für mich von einem reinem Enaggement im Außen für etwas. Der politischer Aktivismus hat das Ziel im Außen etwas verändern zu wollen und beruhrt auf dualistischem Denken. Der spirituelle Weg hat das Ziel im Innen etwas verändern zu wollen. Als Folge einer inneren Öffnung für das zurückgewiesene entsteht entweder Frieden mit dem was in der äußeren Welt ist, oder es entsteht gar eine neue Realität.

Deshalb unterscheide ich zwischen politischem Aktivismus und Spiritualität. Manchmal gehen diese natürlich Hand in Hand über. Vor allem dann wenn man sein Yang stärken muss, kann eine Handlung in Außen wichtig sein, zb indem man sich für etwas stark macht. Einen Text zu dem Thema mit dem Titel die "Montagsdemo von Anssi Antila" hatte ich hier mal verlinkt.

Würde habe ich in meiner Kindheit nicht erfahren. Wo andere Menschen so etwas wie Würde haben, habe ich ein leeres Loch. Oft habe ich nichtmal ein Bewusstsein dafür. Das ermöglicht mir allerdings auch Vorteile. Ich habe nicht so ein starkes Bedürfnis mich vor bestimmten Dingen zu beschützen und kann daher sehr gut nach Innen schauen, welches meinem Erkenntnisgewinn oft dienlich ist. Erst als ich begann mein Yang zu entwicklen, erlebe ich mehr und mehr Würde und auch Selbstschutz.
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RE: Yin & Yang
#23
22.12.2022, 21:48 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 22.12.2022, 22:13 von ichbinmehr.)
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Hier mal einen Mann, der sich offen zu dem Thema äußert.



Warum Feminismus scheitert! (Video 20 Minuten)

Zitat:Video Beschreibung:

Darf man Feminismus kritisieren?
Darf man sich als Mann zu dem Thema äußern?
Ist man als Mann immer Täter, im Vorteilsnehmer des Patriarchats?
Und was ist toxische Männlichkeit?
Lasst es uns herausfinden!

Im Gespräch mit meinem Partner über dieses Video, habe ich heute nochmal erkannt, dass ich noch mehr Geduld und Einfühlungsvermögen dafür brauche, wie schwer es für viele Männer ist, ihr verletzliches Yin zu zeigen.

Genauso schwer ist es für viele Frauen, ein selbstwirksames Yang zu zeigen.  Beide Geschlechter kommen in dem Selbstbefreieungsprozess massiv an ihre existentiellen Ängste.

Was seit Generationen in uns eingeimpft worden ist, ist nicht mit einer kognitiven Einsicht oder Entscheidung zur Gleichberechtigung mal eben zu ändern. Ich erkenne, dass ich hier noch mehr Mitgefühl und Geduld brauche.
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RE: Yin & Yang
#24
23.12.2022, 00:15 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23.12.2022, 00:26 von ichbinmehr.)
Alexander der Youtuber, hat hier mit einer Vertiefung des Themas nochmal nachgelegt.



Dieses Video bewegt mich sehr, weil es mir Hoffnung macht. Ich meine zu sehen, dass wir uns als Kollektiv langsam aus alten Trauma herausbewegen. Immer dann wenn Themen erstmals in den Medien auftauchen, dann denke ich endlich ein Durchbruch.

Es hat mich tief im Herzen bewegt, wie viele Menschen sich von Alexanders ersten Video angesprochen gefühlt haben. Es hat mich bewegt, wie offen sich so viele Männer gezeigt haben.

Deshalb brauchen wie auch Männer die Alexander die anfangen über das Thema zu sprechen. Mir ist bewusst, dass ich an der Stelle da als Frau vermutlich nicht viel bei einem Mann ausrichten kann, weil ich mich vermutlich gar nicht tief genug in seine Prägung einfühlen kann. Ich weiß dass Männer einen viel weiteren Weg durch ihre verinnerlichten Konditionierungen durchschreiten müssen, um sich in der Offenheit und Verletzlichkeit zu zeigen, die ihnen systematisch aberzogen wurde. Ich verstehe dass es für einen Mann vielfach schwerer ist, etwas auszusprechen, was nie gesagt werden durfte.

In meiner Familie wurde die männliche Toxizität von einer Frau zum Ausdruck gemacht. Sie hatte das von ihrem Vater übernommen, den sie nicht in Frage stellen durfte, weil sie seine Liebe für ihr Selbstwertgefühl brauchte. Mein Vater war sehr Yin. Meine Mutter hat von mir auch verlangt, dass ich Schmerzen stillweigend ertrage. Ich sollte still die Zähne zusammen beißen und schweigen.

Hier entstammt auch meine intrinsiche Motivation zur Offenheit und aktiven Sprache. Meine Offenheit ist eine Rebbelion gegen die Unterdrückung meines authentischen Selbstausdrucks, den ich erlebt habe. Nur war das eben nur diese eine Person, in meinem Leben, die mir das angetan hatte. Deshalb ist das Durchbrechen des Schweigens an der Stelle nicht mit dem zu vergleichen, was ein Mann bewältigen muss, der von allen Seiten seiner Umwelt, seiner Erziehung und seiner gesamten Sozialisation zum Schweigen gebracht wurde.

Ich bin oft sehr ungeduldig. Es gab so viele Menschen in meinem Leben mit denen ich so gerne geredet hätte, mich ausgesprochen hätte, aber sie konnten nicht. Sie konnten nichts dazu sagen, weil die sich sonst in ihrer Verletzlichkeit hätten offenbaren müssen. So vieles blieb ungesagt in beklemmenden Ego Mustern stecken. Das waren Männer aber auch Frauen, die sehr Yang sind. Es tut mir leid, dass ich manchmal so ungeduldig mit diesen Menschen bin, die noch nicht aus diesen Mustern austeigen können. Ich möchte an der Stelle mehr Geduld und Annahme für den Schmerz von Yang aufbringen.

Das Gefühl in meiner Kindheit so verlassen und von meinen Eltern getrennt zu sein, hatte viel mit diesem erzwungenen Schweigen zu tun. Schweigen ist daher für mich ein sehr schmerzlicher Ausdruck von Trennung, Zurückweisung und fehlender Verbundenheit gewesen. Deshalb tue ich mich nicht leicht mit dem Schweigen.

Ein Kommentar welches ich sehr schön fand war: „Wenn wir die Gender-Rollen ablegen können, werden wir irgendwann offen über unsere Probleme reden.“ Ich wünsche mir das schon so lange, dass die Menschen miteinander reden.
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RE: Yin & Yang
#25
23.12.2022, 15:07 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23.12.2022, 18:28 von glider.)
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Zitat:Ein Kommentar welches ich sehr schön fand war: „Wenn wir die Gender-Rollen ablegen können, werden wir irgendwann offen über unsere Probleme reden.“ Ich wünsche mir das schon so lange, dass die Menschen miteinander reden.
thumbsu
Eben, dass Menschen miteinander würdevoll umgehen  normal

Um nochmals kurz auf das Thema Würde einzugehen (danach höre ich auf damit):
Zitat:Würde habe ich in meiner Kindheit nicht erfahren. Wo andere Menschen so etwas wie Würde haben, habe ich ein leeres Loch. Oft habe ich nichtmal ein Bewusstsein dafü
das betrifft allerdings 'nur' die Persönlichkeitsphäre deiner Würde, die leider scheinbar von deinen Eltern nicht beachtet wurde  sad

Zitat:Würde ist Achtung vor sich und anderen. Würde ist der Sinn des Privaten und alles Lebenden.
In jedem lebenden Menschen ist Würde zugleich absolut in der Personalität und kontingent in der Persönlichkeit. Der Begriff der Person ist im theoretischen Teil des Buches in biophysische und in geisteswissenschaftliche Sphären 'aufgeteilt'. Würde ist in beiden Sphären, aber einzig in der Persönlichkeitsphäre veränderbar

[quote]
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RE: Yin & Yang
#26
23.12.2022, 17:07 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23.12.2022, 17:16 von ichbinmehr.)
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Zitat:das betrifft allerdings 'nur' die Persönlichkeitsphäre deiner Würde, die leider scheinbar von deinen Eltern nicht beachtet wurde

Ja genau. Ich versuche andere Menschen würdevoll zu behandeln. Jedoch habe ich kein normales Gefühl für meine persönliche Würde. Manchmal war ich auch nicht würdevoll zu anderen Menschen, weil ich ja selbst gar nicht spüren konnte, dass jemand ein Bedürfnis nach Schutz, Grenzen oder eben Würde hatte. Danke für deinen Hinweis.

Es war für mich immer schlimm, wenn ich jemand anders mal grob behandelt habe. Da habe ich sofort schlimmste Selbstkritik an mir geübt, und versucht mich zu verbessern, wenn ich mal die Täterin war. Während ich oft total naiv war, wenn andere mich schlecht behandelt haben. Ich habe es oft nichtmal gemerkt, weil ich auf Grund meiner Dissoziation das nichtmal gespürt habe.

Klar wenn man so aufwächst, dass man nichts wert ist, merkt man nicht, wenn man missachtet wird. Den Täter habe ich immer nach Innen gegen mich selbst gelenkt, weil ich nie so zu anderen Menschen sein wollte. Das hatte ich als Kind entschieden. Leider wusste das Kind damals noch nichts dass man das was man nicht im Außen lebt, nach Innen richtet. Deshalb möchte ich jetzt nochmal entscheiden, dass ich den Täter auch nicht nach Innen richten möchte.

Dissoziation ist ein Schutz vor Überforderung. Manchmal habe ich das Gefühl, andere Menschen machen sich weniger Gedanken, was sie so in Menschen auslösen. Vor allem hätte ich mir in der Kindheit gewünscht, dass meine Eltern sich da mal Gedanken gemacht hätten. Ich hätte mir gewünscht dass sie die Verantwortung für sich übernommen hätten. Es war aber so, dass ich mir immer doppelt und dreifach Gedanken machen musste, weil ich nur deshalb überlebt habe, dass ich alles für sie getragen habe.

Ich bin aus dieser Einseitigkeit, Naivität und Selbstverurteilung immer mehr aufgewacht. Oft ist es für mich ein Art Kampf mit meiner Umwelt, einfach nur das einzufordern was normal sein sollte. Ich finde immer wieder Menschen im Außen, die mir diese verinnerlichte Täter Haltung aus der Kindheit, spielen / spiegeln. Ich finde es anstrengend, mir den Respekt immer erkämpfen und verdienen zu müssen. Ich glaube dass ist auch eine typisch männliche Haltung? Sich etwas verdienen. Ich hätte diesen Respekt, die Würde gerne einfach mal bedingungslos. Ich frag mich wie das geht?

Danke dass du nochmal auf das Thema mit der Würde hingewiesen hast. Ich glaube du hast das etwas sehr wichtiges in mir angestoßen und deshalb war es auch ganz richtig, so vehemendt zu sein.

Ich merke spontan dass ich traurig bin. Ja das Innere Kind sagt, ich will nicht mehr um Respekt kämpfen müssen! Ich möchte Respekt, Würde und Selbstwert einfach so bekommen, weil es normal sein sollte. Bedingsungslos.

Es sollte normal sein, dass Menschen respektvoll und würdevoll miteinander umgehen. Es sollte normal sein, das Menschens sich zumindest bemühen, dem anderen wertschätzend zu begegnen. Das es zu Missverständnissen kommt, ist ja nicht das Problem. Ich wünsche mir dass so ein Missverständnis zum Anlass genommen wird, dieses aufzuklären. Mein Inneres Kind wünscht sich dass andere Menschen sich auch mal die Mühe machen, sich zu vertragen. Es wünscht sich dass andere Menschen sich die Mühe mach sich selbst in Frage zu stellen.

Ich glaube ich habe da noch ein Dissoziation, die ein Schutz ist aus dem ich jetzt gerade aufwache und ich glaube dadrin stecken noch eine ganze Menge Ego Muster, der Versuch Dinge zu errreichen. Deshalb empfinde ich den Versuch meinen Selbstwert zu finden als Streben oder ja als Kampf um Respekt gegen das Außen. Das Außen sind natürlich verinnerlichte Glaubenssätze. Ich möchte diese Glaubenssätze auflösen.

Ich bin mal gespannt, wie sich das Angestossene weiter entwickeln wird. Das muss jetzt erstmal in mir arbeiten. Ich glaube dass sich als Folge etwas noch mehr entspannen wird, so im Sinne ich muss nichts erreichen, um respektvoll und würdevoll behandelt zu werden. Es geht so in richtig Bedingungsloses Selbstwertgefühl.

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RE: Yin & Yang
#27
24.03.2023, 11:55 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 24.03.2023, 12:34 von ichbinmehr.)
Verschmelzung von Yin und Yang in perfekter Balance

Jetzt komme ich mal zu der Energie Erfahrung, weshalb ich diesen Thread ursprünglich mal begonnen hatte. Ich hatte eine Begegnung mit einer Person, die eine Einheitserfahrung ausgelöst hatte, die zur Folge hatte, dass ich mich als Lichtkörper wahrgenommen habe. Plötzlich fing die Yang Seite meines Kundalini Energie Körpers an, frei zu fließen und ich war weder Mann noch Frau, sondern etwas das beides umfasste.

Die Erfahrung fand im Februar 2022 statt und hielt 1 - 2 Wochen an, bis ich aus dem Zustand wieder raus fiel. Das Audio in dem ich die Erfahrung und wie es sich zugetragen hatte erzähle, war ursprünglich mal für einen Freund gedacht.

Seit dem letzten Eintrag in diesen Thread  haben sich wieder viele Dinge in meinem Leben entwickelt, die das Yang in mir gestärkt haben.

Dabei möchte ich mich selbst nochmal an einen wichtige Weisheit erinnern, die sich bisher immer bewahrheitet hat:  Ungleichgewicht entsteht nie, weil etwas zu viel ist. Es entsteht weil etwas noch fehlt.

Niemand kann zu liebevoll oder zu gutmütig sein. Niemand kann zu grenzenlos, zu verspielt oder zu sehr im Flow sein. Es können aber gesunde Aggression oder gesunde Grenzen fehlen, die dem Schutz dienen.

In unserem, schnell, der Einseitigkeit verfallenden Denken, machen wir oft das Eine, für das Fehlen des Anderen, verantwortlich.

Es gibt nicht zu viel Yin. Höchstens könnte das Yan zu wenig sein. Genauso gibt es nicht zu viel Yang. Es könnte aber Yin fehlen. Wir denken oft in entweder oder, doch immer geht es darum das Fehlende nach zu nähren, statt das eine gegen das andere anzuführen.

Niemand kann je zu sensibel sein. Aber vielleicht fehlt jemandem Stärke. Niemand kann je zu autonom sein, aber vielleicht fehlt jemandem die Fähigkeit sich mit Menschen verbinden zu können. Niemals ist das was jemand schon als Fähigkeit besitzt, das Problem. Manchmal fehlt etwas, um ins Gleichgewicht zu kommen. Gegensätze sind miteinander vereinbar.

Niemals ist ein Mensch zu naiv, aber vielleicht fehlt ihm kritisches Denken. Niemals ist ein Mensch zu sehr im Gefühl, aber vielleicht fehlt ihm Sachlichkeit. Niemals ich ein Mensch zu nüchtern, aber vielleicht fehlt ihm der Zugang zur Ekstase. Niemals ist ein Mensch zu kritisch, aber vielleicht fehlt ihm Güte und Mitgefühl.

Die Verschmelzung im Herzen, die ich im Audio beschreibe, ist jedoch entstanden, weil ich mich über X erhoben habe und entschieden habe, dass ich X nicht brauche. Indem Moment, erfuhr ich dass alles schon in mir war, auch die Yang Qualität welche ich im Außen suchte. Ich versuche immer noch diese Erfahrung ganz zu verstehen. Vielleicht kann mir jemand dabei helfen?

Teil 1 https://www.dropbox.com/s/gf54qt1nlrxsmc...9.mp3?dl=0

Teil 2
https://www.dropbox.com/s/i9jxj86yh674lz...0.mp3?dl=0

Der Inhalt des Audios passt gerade heute auch gut zu meinem aktuellen Traum "Eine Microdosis Angst" und die Frage, wie ich mir selbst Grenzen setzen kann, um mich davor zu beschützen, mich in kindlicher Begeisterung zu verlieren.

Im Bezug auf meinen aktuellen Traum und die Frage, die sich da in mir aufgeworfen hatte, wünsche ich mir liebevolle Selbstbegrenzung. Allerdings habe ich noch Probleme Grenzen als etwas Positives zu erfahren.

Ich habe dieses Gefühl, der sanften Selbstbegrenzung, nie erfahren. Nur einmal durch die Begegnung mit X energetisch gefühlt. Ich frage mich, wie ich diese Qualität integrieren kann? Ich Frage mich wie ich den Widerstand auflösen kann?

Antwort: Durch Mitgefühl und Akzeptanz mit der berechtigt en Widerstand gegen Grenzen. Ich werde es jetzt sagen, damit ich es mal ausgedrückt habe: Ich hasse Grenzen. Ich hasse sie. 

Wer könnte mir Grenzen so sanft und liebevoll aufzeigen, dass ich statt Widerstand Dankbarkeit und Annahme spüren kann? Ich empfinde Grenzen immer als Einengung und beschneidung des Lebendigen. Interessanter Weise konnte ich das in meiner Rolle als Erzieherin im Kindergarten. Liebevoll Grenzen setzen. Vielleicht kann ich das adaptieren?

Natürlich muss hier der Erwachsene her, aber das Kind will sich nicht einfangen lassen. Das Kind war ja auch so lange und so streng eingesperrt. Ich frage mich, wie da ein Kompromiss aussehen könnte, das sowohl Kind als auch Erwachsenen in mir befriedigt? 

Ich glaube ich muss dem Kind erstmal gut zuhören, warum es keine Grenzen will. Ich glaube der Erwachsene muss erst noch viel zuhören. Da ist noch so viel Schmerz auf Grund der zu harten Strenge in der Kindheit.

Ist der Erwachsene hier Yang, weil er Grenzen setzen will und das Kind Yin, weil es für den spielerischen Flow steht. Oder ist das Kind Yang, weil es mit dem Kopf durch die Wand möchte und nie wieder eine Grenze möchte, während der Erwachsene Yin ist, weil er weise und sanft das Kind vor Schaden bewahren möchte.

Ich habe eine massive Unterdrückung des Kindes erfahren und muss wohl erstmal akzeptieren, dass das Kind in mir die Erfahrung machen muss, über die Stränge zu schlagen, bis es sich verstanden fühlt. Was genau braucht das Kind um sich verstanden zu fühlen?

Ich brauche erst noch mehr Mitgefühl für den Schmerz den ich durch zu starre Grenzen erfahren habe, bevor ich mir selbst Grenzen setzten kann.

Das Kind in mir sagt: Ich will nie wieder eingesperrt werden. Nie wieder! Das Kind ist nicht bereit für vernünftige Grenzen. Es fühlt sich, sobald eine Grenze auftaucht, die es beschränkt, als wird es wieder ausgelöscht und vernichtet.

Der Erwachsene in mir, fragt sich was er tun kann, damit das Kind ihm vertraut, da er es ja gar nicht einsperren will, nur beschützen und ermächtigen. Der Erwachsene fühlt sich hilflos. Ich werde die beiden zueinander in einen Dialog führen müssen.

"Wenn ich so eingegrenzt gewesen wäre wie du, so eng und so gewalttätig, wie du Kind es erfahren hast, dann würde ich auch ich nie wieder eine Grenze haben wollen", sagt der Erwachsene betroffen zu dem inneren Kind. "Magst du mir davon erzählen, wie das führ dich war? Sag mir was du von mir brauchst, dass du dich verstanden fühlst?"
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RE: Yin & Yang
#28
28.03.2023, 11:21
Freiheit vs Grenzen - I

Ich habe erkannt warum ich Grenzen als Einengung und Beschneidung meiner Freiheit empfinde und nicht als Schutz wahrnehme. Normalerweise sollten Grenzen ein Kind beschützen. Beschützt war ich in der Kindheit nicht. Schutz für mich, war nie der Grund warum mir von meinen Eltern Grenzen gesetzt worden sind. Deshalb kann ich gefühlt, Grenzen auch nicht mit Schutz verbinden.

In meiner Kindheit wurden mir Grenzen fast ausschließlich gesetzt, weil sich meine Eltern so vor eigenen Überforderungen und Ängsten geschützt haben. Sie haben sich selbst geschützt aber nicht mich. Sie haben ausschließlich egoistisch gehandelt, jedoch nicht fürsorglich.

Die Grenzen, die mir gesetzt wurden, standen oft gar nicht im Einklang mit meinen Entwicklungsfähigkeiten. D.h. mir wurden Dinge verboten, die mich befähigt hätten. Ihre Grenzen haben meine Entwicklung oft behindert und eingeschränkt. Ich habe keine Erwachsenen erfahren, die die gesetzten Grenzen bewusst gesetzt haben, um mich zu beschützen. Oft dienten Grenzen ihren Interessen und ihrem Machterhalt

Leider wurden mir auch Grenzen gesetzt, um mich gezielt zu unterdrücken und mich klein zu halten, um mich niemals zu ermächtigen oder zu befähigen. Grenzen wurden in meiner Kindheit in einer pervertierten Form benutzt. Grenzen wurden für narzisstische Zwecke missbraucht. Verbote wurden ausgesprochen, um den Narzissten zu beschützen, nicht jedoch um das Kind zu schützen. Es ist daher kein Wunder, dass ich so eine schlechte Beziehung zu Grenzen habe. Da konnte ja gar kein Vertrauen in mir entstehen, dass diese Grenzen einen positiven Sinn gemacht haben.

Es ist kein Wunder dass ich deshalb auch meine irdische Begrenzung (mein Erd Element) nur schwer ertragen kann, weil Grenzen seit frühster Kindheit etwas erdrückendes und schmerzliches waren. Nur in meinen Gedanken konnte ich Freiheit erfahren. Denn Gedanken konnte ich vor ihr (der Mutter) verstecken.
Es kommt hinzu, dass Grenzen wenn sie ausgesprochen wurden, fast immer mit Gewalt und Liebessentzug umgestezt wurden. Nie gab es für mich die Möglichkeit, Grenzen auszuhandeln. Sie wurden diktatorisch umgesetzt.

Das Gefühl der Unterdrückung im Im Zusammengang mit einer Begrenzung ist noch so stark in mir, dass es mir sehr schwer fällt, Grenzen als Ausdruck meines Selbstschutzes zu akzeptieren, oder gar Grenzen als Ausdruck von Liebe zu verstehen. Bei dem Wort Grenzen spüre ich den damit verbundenen Schmerz. Der Kopf versteht natürlich das Grenzen dem Schutz dienen sollten, aber das Herz ist durch diese Erfahrung noch beeinträchtigt. Wie entkoppel ich das?

Es ist auch als ob mir das Vertrauen fehlt, dass es Zeiten der Freiheit und des Loslassens gibt. In meiner Familie gab es keine Freiheit und auch keine gemeinsame Freude.

Das hängt auch damit zusammen, dass ich immer wieder vertröstet wurde. Angeblich sollte es die Erfüllung meiner Wünsche später noch irgendwann geben, aber meine Wünsche wurden nie erfüllt. Es war immer eine Lüge. Ich war dieser Lüge bereits als Kleinkind ausgesetzt und das hat mein Vertrauen zerstört.

Es war so wie beim Marschmellow Experiment. Normalerweise wird da einem vierjährigen Kind ein Marshmellow gegeben. Der Erwachsene sagt dem Kind, wenn du warten kannst, bist ich zurück bin, bekommst du zwei Marshmellows. Der Erwachsene geht für 10 – 20 Minuten aus dem Raum und das Kind kann entscheiden, ob es jetzt direkt den einen Marshmellow isst, oder ob es abwartet, bis der Erwachsene zurück ist und es einen zweiten Marshmellow erhält. Man nennt diese Fähigkeit, die mit dem Test bei vierjähigen Kindern abgefragt wurde, Belohungsaufschub.

In meiner Kindheit ist der „Test“ immer so ausgefallen: Meine Mutter hat mir gesagt, dass ich was ich mir geschünscht habe jetzt nicht bekommen kann und warten soll. Ich wartetet mitunter Stunden lang lieb, brav und geduldig. Mein Wunsch zb mit der Mama zu spielen, wurde jedoch nie erfüllt. NIE! Sie hat mich als kleines Kind immer wieder warten lassen, ihr Versprechen zb mit mir zu spielen, jedoch nie eingelöst. Das habe ich immer wieder genao so erfahren. Wieder und wieder. Ich sehe heute noch, wie das ca. zweijähige Kind mit ausgestreckten Armen, da wartend steht und ignoriert, wird. Ich bin am ausgestrecktem Arm verhungert.

Hätte ich damals eingefordert was sie mir versprochen hat, wäre ich auch noch bestraft worden. So bleib mir nur übrig brav zu warten und zu hoffen. Auf die Erfüllung mancher Bedürfnisse wahrte ich seit Jahrzehnten. Das hat zur Folge, dass es eine große Ungeduld und Unerfülltheit in mir gibt. Ungeduld ist eine starke Energie und je nach dem wie stark sich diese Energie zusammen gestaut hat, kann sie auch stark ausbrechen. Ich muss mich einmal richtig sättigen, an Ekstatsischen Erlebnissen voller Fülle, um in einen Ausgleich zu kommen. Bis es genug ist.

Und so kommt es mir vor, als steht der Teil der einen Wunsch hat, immer noch in einem Art Wartebereich in mir, und wartet zum Teil bis heute. Der Teil wartet und hofft. Ich bin diesem Teil der da immer noch im Wartebereich steht steht vor kurzem begegnet, als ich meine Ungeduld bewusst gespürt habe. Ich möchte diesem Teil gerne helfen, dass sich seine Wünsche erfüllen. Sollten Wünsche dabei sein, die unerfüllbar sind, möchte ich diese loslassen und abtrauern. Leider reinszeniert sich der unerfüllte Wunsch bisher immer wieder. Manchmal jedoch erlöst sich die Notwenidigkeit der Reinzinierung, wenn man sich die Sache anschaut und die damit verbundenen Gefühl erlöst.

Deshalb bin ich so ungeduldig, und kann Grenzen nur schwer aushalten, weil ich manche Bedürfnisse nach Wunscherfüllung, Freiheit, Glück und Verbundeheit nun schon seit Jahrzehnten aufgeschoben habe. Eigendlich alles was mir in dieser Ur-beziehung von der Mutter verweigert wurde. Beziehung, Verbundehiet, gemeinsames Spiel, Co_Kreation, Augenhöhe. Immer wieder kämpfe ich um diese Bedürfnisse, weil sich das Ur-Trauma reinziniert. Ich frage mich was hier noch an Erkenntnis fehlt, damit sich das nicht mehr wiederholen muss?

Ich empfinde Grenzen als starke Beschneidung meiner Wünsche. Wenn ich mir selbst Grenzen setzten soll, um mich nicht zu überfordern, dann muss ich mir selbst wieder sagen, dass ich auf mich warten soll. Ich habe aber kein Vertrauen mehr zu warten. Das Kind in mir, hat kein Vertrauen ins Warten. Das Kind in mir ist zu oft hinters Licht geführt, betrogen und enttäuscht worden, indem man ihm gesagt hat, es soll warten. Ich kann doch nicht bis in alle Unendlichkeit warten. Aber ich kann auch nicht mit dem Kopf durch die Wand rennen, weil mir das schadet. Ich frage mich: Welche Spielräume gibt es, die ich bisher nicht sehe?

Das Kind in mir empfindet Grenzen wie ein Gefängnis, in das man es wieder einsperren will. Wenn man so lange eingesperrt war wie ich, dann bekommt man schon Beklemmungsgefühle, wenn eine Tür nur mal zu geht, ohne dass sie gleich abgeschlossen sein muss. Ich fühle mich beklemmt, wenn ich mich disziplinieren muss, um mich an gesellschaftliche Regeln zu halten. Ich fühle ich brauche ganz viel Freiheit.

Deshalb fällt es mir u.a. sehr schwer mich zu erden, mich zu entspannen, Erweiterte Bewusstseinszustände wieder loszulassen. Ich denke deshalb habe ich mich damals, als ich die Psychose erlebte, daran festgehalten, weil hier auf der Erde, in meinem Ego, es nie die Gelegenheit für mich gab, dass ich meine Wünsche erfüllen und umsetzten konnte. Da gab es immer nur den Wartebereich, indem ich vertröstet wurde.

Ich halte mich in erweiterten Bewusstseinszuständen fest, weil ich im Flowzustand endlich dauerhaft in einen nie enden Samadhi durchbrechen will. Da ist so viel Ungeduld in mir, weil da so viel Schmerz ist über die Gefangenschaft und weil der Teil in mir, der es braucht, dass seine Wünsche auch mal erfüllt werden, schon so soo lange wartet. Deshalb ist da manchmal so viel kindliche Unvernunft in mir, und das führt dann dazu, dass ich den Menschen in mir erneut überfordere. Mensch Schmerz erzeugt wieder neue Gewalt gegen mich.

>>> Teil 2
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RE: Yin & Yang
#29
28.03.2023, 11:22
Freiheit vs. Grenzen - II

Kürzlich hatte ich eine psychedelische Reise, bei der ich Schwierigkeiten hatte zu landen, denn ich wollte den Zustand der Verbundenheit, der Glückseligkeit und der Allwissenheit nicht loslassen. Ich wollte nicht zurück in mein kleines enges getrenntes Ego. Der Teil in mir der seit Jahrzehnten auf Befreiung wartet, der will endlich ganz loslassen und in einem Zustand der Freiheit belieben.

Aber ich tue das Loslassen immer noch mit zu viel Gewalt, wenn ich mein Bedürfnis nach Ruhe, Entspannung und Schlaf übergehe. Deshalb habe ich auch in der Psychose nicht mehr geschlafen. Ich muss diese Mechanismen finden, um in transpersonalen Bewusstseinszuständen sicher navigieren zu können. Nur dann, kann ich eines Tages ganz loslassen. Traumaheilung und Ego- Überwindung hängen unmittelbar zusammen. Man muss erst ganz hier sein könnnen, sich ganz annehmen, um sich aufgeben zu können.

Ich zögerte die Landung hinaus, bis ich eine Migräneanfall vor Erschöpfung hatte. Danach lag ich drei Tage mit Migräne im Bett. Gleichzeitig konnte ich mich beobachten, eben dass ich mein Bedürfnis nach Ruhe und Entspannung, also nach Grenzen, nicht akzeptiere. Diese Erfahrung war sehr aufschlussreich für mich. Nun frage ich mich, was ich tun kann, damit ich meine Grenzen akzeptieren kann, jedoch gleichzeitig mehr Freiheit erfahre? Dass ich meine Grenzen akzeptiere sollte, das ist mir bewusst, aber es gibt bisher zu viele innere Widerstände. Wozu dienen diese Widerstände?

Es reicht nicht, dass der Erwachsen in mir, den Sinn von Grenzen und Selbstschutz versteht, denn in Bewusstseinszuständen jenseits des Egos regiert das Kind. In Transpersonalen Zuständen, regiert das Unbewusste und nicht die Vernunft.

Es würde deshalb auch nicht funktionieren, wenn der Erwachsene in mir, das Kind mit harter Disziplin maßregelt. Das Kind würde wieder ausbrechen. Das erlebe ich auch im Alltag: Wenn ich mich ein paar Tage lang an Termine und Regeln halten muss, mich zb früh ins Bett schicken muss, um einen Termin einzuhalten, dann breche ich danach wieder ins Gegenteil aus, mache die Nacht zum Tag und überfordere mich, was mein Ruhebedürfnis betrifft. Ich bin dann wie ein Pferd, dass erstmal weit weit in Richtung Freiheit galoppieren muss, um diesen engen schmerzhaften Käfig wieder vonb sich abzuschütteln. Erst nach Tagen der Freiheit bekomme ich mich dann wieder eingefangen, und wieder halbwegs eine Mitte zurück gebracht.

Ich brauche irgendwie noch ganz viel Freiheit, und Euphorie, damit das Ungleichgewicht in mir, einmal in eine Mitte finden kann. Dieses führt jedoch wieder zu einer Erschöpfung, die auch keine Freiheit ist.

Das Kind muss letztlich eine Einsicht in den Sinn von Grenzen gewinnen. Da ich nie erfahren habe, wie das ist von einem liebevollen Erwachsenen begrenzt zu werden, in einer Weise, dass ich vertrauensvoll (be)greifen und spüren konnte, dass die Begrenzung zu meinem Schutz dient, fühle ich mich an der Stelle immer noch ratlos.

Ich frage mich, was kann ich meinem inneren Kind anbieten, damit es mir vertrauen kann, dass ich es nicht begrenze um es zu unterdrücken, sondern zu ermächtigen?

Das Kind sagt, es war noch sehr klein, als es diese Programmieren erhielt und es kann meine erwachsenen Worte und Gedanken noch nicht verstehen. Es handelt mehr instinktiv und unbewusst.

In dem Moment wo ich aus dem Ego ausbreche, wird deshalb sehr viel Energie freigesetzt. Es sagt, vielleicht musst du (der Erwachsene) erstmal damit arbeiten und damit rechnen, dass die Übertritte in den transpersonalen Bereich sehr energetisch und wild sind.

Steffi war ja immer ein ruhiges und stilles Kind, weil sie dazu genötigt wurde, sich zurück zu nehmen. Sie ist eigendlich gar nicht so still. Sie hat eine sehr wilde Seite. Jenseits des Egos tritt auch der wilde Teil von Steffi aus ihr heraus. Und du musst vielleicht auch einen Weg finden, mit diesem wilden Kind umzugehen.

Das wilde Kind braucht Raum für Freiheit. Überlegt doch mal wie du dem Kind mehr Freiheit, mehr Raum für Wildheit ermöglichen könntest, damit sich dieses angestaute Bedürfnisse irgendwie nach und abbauen kann?

Die Erzieherin in mir, denkt dass ein wildes Kind Platz zum Toben braucht. Vielleicht ist mein einseitiger Gedanke, dass ich mich in den high Zuständen begrenzen und entspannen sollte, zu eng gewesen.

Im Kindergarten habe ich sehr viel mit den wilden Jungs gearbeitet und ihre oft überschwängliche Energie, in sinnvolle Tätigkeiten gelenkt. Vielleicht brauche ich auch ein sicheres Setting für das wilde hochenergetische Kind. Gleichzeitig muss ich aber auch an meiner Fähigkeit der Entspannung arbeiten, weil ich das Wild sein nur dann sicher gestalten kann, wenn ich danach Schlafen und mich entspannen kann. Sowohl als auch. 

Das wilde Kind drückt sich jedoch meist nicht so körperlich aus. Meine Wildheit drückt sich meist geistig aus. Also man könnte sagen, das Feuer Element ist die Wildheit. Das Feuer entfaltet sich oft in Kombination mit dem Luft Element = Geist. Manchmal auch mit dem Wasserelement = Gefühle. Zur Erde habe ich keine gute Verbindung, weil die Erde eben begrenzend ist. Ich frage mich, welche Spielräume der Freiheit ich dem Kind eröffnen könnte, damit es sich austoben kann?

Ich wurde als Kind ins Bett geschickt, damit meine Eltern vor mir Ruhe hatten, aber es gab nie Eltern die mit mir getobt haben. Ich möchte meinem Inneren Kind sagen, das ich ihm gerne erlauben möchte, wild und hyperaktiv zu sein, wenn es im Gegenzug eine Einsicht zeigt, dass wir nach einer Zeit der Aktivität auch Ruhe und Entspannung brauchen. Vor allem brauchen wir nach einer Bewusstseins- Reise Schlaf! Es geht nicht, dass das Kind dann nicht schlafen möchte. Oft kann es einfach nicht schlafen. Wie lerne ich einzuschlafen?

Ich wünsche mir, dass du Kind mir verstaust, dass die Grenzen die ich dir setzten möchte, einzig DEINEM Schutz dienen. Aber jetzt wo ich das sage, merke ich, eigentlich hat der Erwachsene in mir Angst, dass die Reise in auf die andere Seite, das Leben des Erwachsenen durcheinander bringen könnte.

Ich muss gerade lachen, weil ich gerade verstanden habe, dass das Kind in mir, das Leben des Erwachsenen damals komplett zerstört hatte. Ich muss darüber lachen, weil ich das Kind in mir so gut verstehe.

Der Erwachsene, der ich damals war, hatte sich ohnehin total festgefahren. "Aber das darfst du nicht nochmal machen Kind! Wir können nur dann tiefer in andere Bewusstseinszustände reisen, wenn ich mich darauf verlassen kann, dass wir und zwar bevor, es zu nachhaltigen Schäden kommt, umkehren. Das Leben des Erwachsenen (also das Ego) darf nicht gänzlich zerstört werden, weil wir das Ego brauchen um in dieser Welt zu navigieren. Ohne Ego kann man hier nicht leben!"

Das Kind nickt und signalisiert, dass es das einsieht.

„Also, haben wir einen Deal?“ frage ich das Kind. Das Kind gibt dem erwachsenen die Hand und sagt: „Ich verspreche dir, dass ich noch noch einmal so weit über deine Grenzen hinaus gehen werden. Ich verspreche dass ich umkehren werde, bevor es zu nachhaltigen Schäden kommt. Ich habe verstanden, dass wir uns vor einer Überforderung die wir nicht mehr händeln können, beschützen müssen.

Wir müssen noch Lösungen finden, wie wir die Bedürfnissen nach Wildheit im Geiste und Einspannung & Schlaf konkret umsetzten. Ich bin gespannt, was uns dazu einfällt.
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RE: Yin & Yang
#30
20.06.2023, 00:53 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 20.06.2023, 02:04 von ichbinmehr.)
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Täter-Opfer-Umkehr – Ein Streitthema zwischen Yin und Yang


Bitte Schaut auch das neue Video von Kayla an:




Ich bin dieser Frau zutiefst dankbar, dass sie anhand ihres eigenen Beispiels erklären konnte, wie die Täter-Opfer-Umkehr im Denken entsteht. Meine Dankbarkeit ist immens, da das Thema "Selbstbeschuldigung des Opfers", welches in der Psychologie auch als Täterintrojekt bezeichnet wird, endlich in der breiten Öffentlichkeit Aufmerksamkeit erhält. Das ist von unschätzbarem Wert für uns alle. Es ist von großer Bedeutung für das Bewusstsein aller Menschen, diesen einen Punkt zu verstehen. Nur wenn man nicht mehr in die Falle der Selbstbeschuldigung tappt, kann man klar sehen.

Es geht um das Eingeständnis, dass wir in einer Situation keine Kontrolle hatten, keine Selbstwirksamkeit erfahren haben, keine Souveränität besaßen, uns nicht wehren konnten und einem stärkeren Gegenüber völlig hilflos ausgeliefert waren. Viele Menschen haben solche Erfahrungen gemacht, zum Beispiel als Kind gegenüber übergriffigen Eltern, durch Mobbing in der Schule, als Frau gegenüber einem gewalttätigen Mann, als Transperson gegenüber diskriminierender Gewalt oder als schüchterner Mann gegenüber einer dominanten Frau. Die schmerzhafte Erfahrung kann variieren, doch immer geht es um Machtmissbrauch, Ohnmacht, Willkür und den daraus resultierenden Kontrollverlust.

Dieses Eingeständnis der eigenen Ohnmachtserfahrung ermöglicht es uns erst, unser Herz für das Mitgefühl zu öffnen. Bei einigen Menschen, die sich selbst die Schuld für ihr Leid gegeben haben, wurde das Herz verschlossen. Dadurch wurde auch das Denken über Gut und Böse, sowie die Klarheit des Verstandes die Welt zu sehen wie sie ist, korrumpiert.

Ein von den eigenen Eltern misshandeltes Kind sagt sich möglicherweise, dass es die Misshandlung verdient hat, da die Täter-Opfer-Umkehr ein Versuch des Kindes war, sich zu schützen. Oder das Kind behauptet, es habe nicht wehgetan und lacht, obwohl die Schläge und Entwürdigung schmerzhaft war. Das Lachen ist in diesem Fall lediglich eine Kompensation und ein Ausdruck der Hilflosigkeit.

Spirituelle sagen oft, es sei auf der Seelenebene abgesprochen. Diesen Spirituellen sage ich, sagst du das auch noch wenn deine Tochter, Freundin oder Frau vergewaltigt wird?  Du hast natürlich recht. Es war dann so abgesprochen. Den Fehler siehste selber.

Wenn dieses Kind dann erwachsen wird, blickt es mit dem verinnerlichten Täterintrojekt auf die Welt und glaubt, dass Menschen, denen Leid widerfährt, selbst schuld sind, sich nicht so anstellen sollen, sich nicht genug bemühen, sich nicht gewehrt haben, oder sie idealisieren Theorien wie „Survival of the fittest“ um sich ihr Weltbild immer wieder selbst zu bestätigen. Der eigene blinde Fleck erzeugt eine eingetrübte Ego Sicht.

Ich habe mein ganzes Leben lang dafür gekämpft, dass das Thema der Täter-Opfer-Umkehr endlich in der breiten Öffentlichkeit diskutiert wird. Denn dieses Verständnis hat mich in meinem Leben von so vielen Menschen getrennt, die aufgrund dieser Problematik nicht erreichbar waren. Ich habe Familienmitglieder, Mentoren und Freunde auf Grund dieser Thematik verloren. Ich bin heute überglücklich, dass die Welt da draußen nun für dieses Thema sensibilisiert wird und dadurch hoffentlich mehr Menschen verstehen werden, wie wichtig es ist, sich mit diesen schmerzhaften Erfahrungen auseinanderzusetzen und sie zu heilen.

Menschen, die die eine unbewusste Täter-Opfer-Umkehr in sich tragen, können einen enormen Schaden in der Gesellschaft anrichten. Sie können sich in Führungspositionen wiederfinden, in denen sie anderen Menschen systematisch schaden, weil sie nicht verstehen, dass sie ihre eigenen, unverarbeiteten Verletzungen auf andere projizieren. Sie können in ihrem persönlichen Umfeld Beziehungen zerstören, weil sie nicht erkennen, dass sie ihr eigenes Leid auf ihre Liebsten übertragen.

Gleichzeitig sind diese Menschen auch selbst Opfer - Opfer ihrer eigenen unverarbeiteten Traumata und ihrer Unfähigkeit, diese zu erkennen und sich damit auseinanderzusetzen. Das ist eine der größten Herausforderungen in der Arbeit mit Betroffenen: Ihnen klar zu machen, dass sie nicht nur Täter, sondern auch Opfer sind, und dass es möglich und notwendig ist, diesen Zyklus zu durchbrechen.

Um dieses Bewusstsein in der Gesellschaft zu schaffen, müssen wir uns alle an der Diskussion beteiligen und sie in unseren eigenen Gemeinschaften führen. Es ist notwendig, sowohl über die Auswirkungen von Gewalt und Missbrauch, als auch über die Täter-Opfer-Umkehr zu sprechen, und zwar auf eine Art und Weise, die auf Mitgefühl und Verständnis, statt auf Urteilen und Schuldzuweisungen basiert.

Letztlich geht es um mehr als nur das Verständnis dieser Dynamik. Es geht darum, wie wir als Gesellschaft mit Opfern umgehen und wie wir mit Tätern umgehen. Es geht darum, wie wir Traumata anerkennen und heilen, und wie wir Präventionsmaßnahmen ergreifen, um zu verhindern, dass diese Dynamiken in Zukunft weiterhin Schaden anrichten.

Im Laufe meines Lebens habe ich selbst ein solches Täterintrojekt in mir getragen. Es begann in meiner Kindheit und löste sich erst heute, auf einer transpersonalen Ebene, vollständig auf. Aber ich erkannte es schon vor etwa einem Jahrzehnt und nahm therapeutische Hilfe in Anspruch, um mich dagegen zu stellen.

Ich möchte nicht dem spirituellen Bypassing verfallen. Wer mich kennt, weiß, dass ich mich auf meinem Weg stets gegen spirituelles Bypassing gewehrt habe und mein Trauma, mein Menschsein und meine Ohnmacht vollständig akzeptiert habe.

Für viele Menschen besteht die erste Herausforderung darin, das Täterintrojekt in sich selbst zu identifizieren. Dies kann beispielsweise die Erkenntnis sein: "Ich war extrem hart zu mir selbst, weil ich das so von zu Hause gelernt habe. Meine Mutter war beispielsweise hart zu mir und ich habe dieses Verhalten fortgesetzt, weil ich es nichts anderes kannte. Ich wollte sie nicht hassen. Ich habe etwas Falsches übernommen, weil ich sie liebe." Auch lange nachdem ich von zu Hause ausgezogen war, habe ich dieses Muster fortgesetzt. Ich hatte diese extrem übertrieben hohen Erwartungen an Menschen, die alles andere als liebevoll waren.

Es ist vielleicht unmöglich, diese harte Seite in uns vollständig zu entfernen, aber wir können ihr etwas entgegensetzen: Liebe, Verständnis und Mitgefühl.

Anstatt die Eltern zu idealisieren, können wir uns ihnen erwachsen gegenüberstellen. Wir können sie als Menschen sehen, die Fehler machen, weil sie Menschen sind und keine Götter. Wer das schafft, kann sich gegen solche verinnerlichten Täterintrojekte abgrenzen und wird den Täter nicht weiter spielen müssen.

Manchmal gelangt man sogar an den Punkt, an dem man den Tätern vergeben kann, weil man versteht, was man durch sie gelernt hat. Aber Vergebung ist für traumatisierte Menschen oft nicht angebracht. Vergeben und verzeihen sollte man nur, wenn es ganz authentisch von innen kommt. Oft wollen wir vergeben, weil wir die Beziehung nicht verlieren wollen. Halte deinen Zorn fest!

Wut und sogar Hass sind wichtige Gefühle, die nicht unterdrückt werden sollten. Sprituelle machen das oft. Hass ist manchmal die einzige Möglichkeit, sich gegen etwas zu wehren, denn Hass dient dazu, sich innerlich abzugrenzen. Bewahre also also den authentischen Hass in dir, oder breche eine toxische Beziehung ab, um dich selbst zu schützen. Dies ist sehr wichtig für den eigenen Heilungsprozess Prozess und sollte nicht durch spirituelles Bypassing überschrieben werden.

Ich wollte eine Zeit lang immer so erleuchtet sein, und meinen Eltern für die Gewalt und den psychischen Missbrauch den ich erfahren habe, vergeben. Aber das war genau das Falsche, denn ich musste erst noch lernen, mich selbst zu schützen. Es ist verführerisch heilig sein zu wollen. Es ist viel härter, nicht zu vergeben und das Gefühl so lange in dir zu konservieren, bis es authentisch verarbeitet ist.

Ich hoffe das alle schwerst traumatisieren Menschen diesen Abschnitte aus dem neuen Testament einmal lesen:

Zitat:Matthäus 19

Und siehe, einer trat zu ihm und sprach: Guter Meister, was soll ich Gutes tun, daß ich das ewige Leben möge haben? 17 Er aber sprach zu ihm: Was heißest du mich gut? Niemand ist gut denn der einige Gott. Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote. 18 Da sprach er zu ihm: Welche? Jesus aber sprach: "Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis geben; 19 ehre Vater und Mutter;" und: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." 20 Da sprach der Jüngling zu ihm: Das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf; was fehlt mir noch?

21 Jesus sprach zu ihm: Willst du vollkommen sein, so gehe hin, verkaufe, was du hast, und gib's den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach! 22 Da der Jüngling das Wort hörte, ging er betrübt von ihm, denn er hatte viele Güter.

Wahrlich ich sage euch: Ihr, die ihr mir seid nachgefolgt, werdet in der Wiedergeburt, da des Menschen Sohn wird sitzen auf dem Stuhl seiner Herrlichkeit, auch sitzen auf zwölf Stühlen und richten die zwölf Geschlechter Israels. 29 Und wer verläßt Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Weib oder Kinder oder Äcker um meines Namens willen, der wird's hundertfältig nehmen und das ewige Leben ererben. 30 Aber viele, die da sind die Ersten, werden die Letzten, und die Letzten werden die Ersten sein.


Zitat:Markus 10

…28 Da sagte Petrus zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. 29Jesus antwortete und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, so er verläßt Haus oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Weib oder Kind oder Äcker um meinetwillen und um des Evangeliums willen, 30 der nicht hundertfältig empfange: jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker mitten unter Verfolgungen, und in der zukünftigen Welt das ewige Leben.…

Ich sags mal ganz hart, wie es ist: Erleuchtung wird man nur unabhängig von den Eltern finden.

Als spirituell erwachter Mensch muss man sich am Ende selbst vergeben, für all das, was man sich selbst und anderen angetan hat. Opfer und Täter werden dann eine Einheitserfahrung. Doch bevor dies geschehen kann, ist es wichtig, die eigene Wut, die eigene Ohnmacht und den eigenen Schmerz als Opfer anzuerkennen und auszudrücken.

Man muss erst ganz Mensch werden, bevor man ein Gott werden kann! Deshalb kehre immer wieder zurück auf die menschliche Ebene. So lange bis das Thema wirklich vollkommen erlöst ist. Du musst in deinem Mensch sein, erkennen, dass das Trauma, das du erlebt hast, nicht deine Schuld ist. Die Schuld kannst du nur als spirituelles Über Wesen annehmen, nicht jedoch als menschliches Opfer.

Du bist nicht für das verantwortlich, was dir als Kind angetan wurde. Du bist jedoch verantwortlich dafür, wie du darauf reagierst und wie du dich und andere jetzt, als Erwachsener, behandelst. Es ist deine Aufgabe, für dich selbst Sorge zu tragen und dich mit Liebe und Mitgefühl zu behandeln. Du bist auch dafür verantwortlich wie du andere Menschen behandelst. Löst du das nicht, wird das Himmelreich nicht kommen. Viele Menschen, die ein Täterintrojekt in sich tragen, profitieren von therapeutischer Hilfe, denn es  erfordert Mut und Entschlossenheit, diese dunkle Seite in uns anzuschauen und anzuerkennen.

Zitat:Hier noch ein kurzer Text über das Täterintrojekt:

Täterintrojekte sind psychische Deformationen, die Opfern von ihren Tätern zugefügt wurden und sich durch dissoziative Aneignungsprozesse verfestigt haben und sich im Erleben und Verhalten von Menschen unbewusst festsetzen.

Täterintrojekte sind dabei psychisch komplexe Leitbilder, die Opfer gegen ihren Willen durch die brutalen Grenzüberschreitungen des Täters verinnerlicht haben.

Täterintrojekte steuern den betroffenen Menschen häufig in schwer vermeidbare Wiederholungen selbst- und fremdschädigenden psychophysischen Verhaltens hinein. Betroffen sind dabei vor allem Kinder und Menschen in längeren Abhängigkeitsbeziehungen.

Täterintrojekte bzw. Widersacher sind Täter-loyale Anteile, die in der Regel der Abwehr von Ohnmacht und Scham und dem Erhalt der Bindung zum Täter dienen, wobei die Folgen häufig Selbstbestrafung, Autoaggression oder auch gefühlte eigene Täterschaft darstellen, etwa durch die übernommenen Ansichten der Täter:

du bist selbst schuld,
bist nichts wert,
verdienst es nicht anders,
bist ein Nichts,
hast es ja so gewollt,
wolltest es doch auch,
hat dir doch Spass gemacht.

Diese Ansichten übernehmen Traumatisierte oft selbst, ihr Selbstbild ist oft von Verachtung, Wert- und Respektlosigkeit und manchmal regelrechtem Hass auf sich selbst (oder andere) geprägt.

Das Charakteristische an Täterintrojekten ist das Verborgene, das Heimliche, ihr Agieren aus dem Hintergrund, wobei diese übernommenen Ansichten so tief verankert sind, dass sie ein Teil des Selbst geworden sind.

Das Thema der Täterintrojekte ist ein bisher wenig bis gar nicht behandeltes Thema, obwohl es wesentliche therapeutische, sozialarbeiterische sowie gesellschaftliche Implikationen besitzt.

Quelle: https://lexikon.stangl.eu/10883/taeterintrojekte.

Meine persönliche Literaturempfehlung:

Jochen Peichl - Innere Kritiker, Verfolger und Zerstörer: Ein Praxishandbuch für die Arbeit mit Täterintrojekten

Jochen Peichl - Warum es auch gut ist, Narzisst zu sein

Falls jemand nicht immer noch nicht weiß wer Kayla Shyx ist und was sie ins Rollen gebracht hat.
Hier ist der Einstieg ins Thema. https://www.youtube.com/watch?v=9YLsMXyo3Uc&t=2s
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