ja klar aber die selbstbewußtseinsprämisse ist der eigentliche gewinn bei descartes. es läßt sich nicht sinnvoll bezweifeln, daß ich bin, weil ich denke (auch im traum eben). weils son schöner text ist, der mich schon sehr früh ganz betroffen gemacht hat, wegen seiner fundamentalen kraft, sei er hiermal hereingestellt:
"1. Ich weiß nicht, ob ich Sie mit den ersten Meditationen unterhalten soll, die ich hier unternahm; denn sie sind so metaphysisch und so ungewöhnlich, daß sie vielleicht nicht nach dem Geschmack aller sein werden. Und dennoch, damit man beurteilen kann, ob die Fundamente, die ich gewählt habe, fest genug sind, finde ich mich in gewisser Weise gedrängt, davon zu reden. Schon seit langem hatte ich bemerkt, daß es, was die Gewohnheiten anbelangt, nötig ist, manchmal Meinungen, von denen man weiß, daß sie sehr unsicher sind, so zu folgen, als wären sie nicht zweifelhaft, wie dies bereits (3. Teil, 3. Absatz) gesagt worden ist; aber, weil ich damals nur der Suche nach der Wahrheit nachgehen wollte, dachte ich, es sei nötig, daß ich das völlige Gegenteil täte und alles das als völlig falsch zurückwiese, wovon ich mir nur den geringsten Zweifel einbilden [imaginer] könnte, um zu sehen, ob nicht danach irgendetwas in meiner Überzeugung zurückbliebe, was völlig unbezweifelbar wäre. Daher, weil unsere Sinne uns manchmal täuschen, wollte ich unterstellen [supposer], daß es keine Sache gäbe, die so wäre, wie sie sie uns einbilden [imaginer] lassen. Und weil es Menschen gibt, die sich beim Nachdenken vertun, sogar wenn sie die einfachsten Stoffe der Geometrie berühren, und in ihnen zu Fehlschlüssen kommen, schloß ich, daß ich genauso so dem Fehler [faillir] unterworfen wäre, wie jeder andere, und ich wies alle Begründungen als falsch zurück, die ich vorher für Beweise gehalten hatte. Und schließlich, im Erwägen, daß genau die gleichen Gedanken, die wir haben, wenn wir wach sind, uns auch kommen können, wenn wir schlafen, ohne daß es auch nur eine davon gäbe, zu der Zeit, die wahr wäre, entschloß ich vorzugeben [feindre], daß alle die Dinge, die mir jemals eingefallen sind [entrées en l'esprit] nicht wahrer wären als die Trugbilder meiner Träume. Aber sofort [aussitôt après] fiel mir auf, daß, während ich so zu denken versuchte, daß alles falsch wäre, es doch notwendigerweise zutraf, daß ich, der es dachte, etwas sei. Und feststellend, daß diese Wahrheit "ich denke, also bin ich" [je pense, donc je suis] so fest und gesichert sei, daß alle die ausgefallensten Unterstellungen der Skeptiker nicht fähig seien, sie zu erschüttern, so urteilte ich, daß ich sie annehmen könne, und zwar ohne Gewissensbisse, als den ersten Grundsatz der Philosophie, den ich suchte."
Q: http://www.zum.de/Faecher/D/SH/descdisc.htm
ich liebe das und den mann
lg
banzai!
"1. Ich weiß nicht, ob ich Sie mit den ersten Meditationen unterhalten soll, die ich hier unternahm; denn sie sind so metaphysisch und so ungewöhnlich, daß sie vielleicht nicht nach dem Geschmack aller sein werden. Und dennoch, damit man beurteilen kann, ob die Fundamente, die ich gewählt habe, fest genug sind, finde ich mich in gewisser Weise gedrängt, davon zu reden. Schon seit langem hatte ich bemerkt, daß es, was die Gewohnheiten anbelangt, nötig ist, manchmal Meinungen, von denen man weiß, daß sie sehr unsicher sind, so zu folgen, als wären sie nicht zweifelhaft, wie dies bereits (3. Teil, 3. Absatz) gesagt worden ist; aber, weil ich damals nur der Suche nach der Wahrheit nachgehen wollte, dachte ich, es sei nötig, daß ich das völlige Gegenteil täte und alles das als völlig falsch zurückwiese, wovon ich mir nur den geringsten Zweifel einbilden [imaginer] könnte, um zu sehen, ob nicht danach irgendetwas in meiner Überzeugung zurückbliebe, was völlig unbezweifelbar wäre. Daher, weil unsere Sinne uns manchmal täuschen, wollte ich unterstellen [supposer], daß es keine Sache gäbe, die so wäre, wie sie sie uns einbilden [imaginer] lassen. Und weil es Menschen gibt, die sich beim Nachdenken vertun, sogar wenn sie die einfachsten Stoffe der Geometrie berühren, und in ihnen zu Fehlschlüssen kommen, schloß ich, daß ich genauso so dem Fehler [faillir] unterworfen wäre, wie jeder andere, und ich wies alle Begründungen als falsch zurück, die ich vorher für Beweise gehalten hatte. Und schließlich, im Erwägen, daß genau die gleichen Gedanken, die wir haben, wenn wir wach sind, uns auch kommen können, wenn wir schlafen, ohne daß es auch nur eine davon gäbe, zu der Zeit, die wahr wäre, entschloß ich vorzugeben [feindre], daß alle die Dinge, die mir jemals eingefallen sind [entrées en l'esprit] nicht wahrer wären als die Trugbilder meiner Träume. Aber sofort [aussitôt après] fiel mir auf, daß, während ich so zu denken versuchte, daß alles falsch wäre, es doch notwendigerweise zutraf, daß ich, der es dachte, etwas sei. Und feststellend, daß diese Wahrheit "ich denke, also bin ich" [je pense, donc je suis] so fest und gesichert sei, daß alle die ausgefallensten Unterstellungen der Skeptiker nicht fähig seien, sie zu erschüttern, so urteilte ich, daß ich sie annehmen könne, und zwar ohne Gewissensbisse, als den ersten Grundsatz der Philosophie, den ich suchte."
Q: http://www.zum.de/Faecher/D/SH/descdisc.htm
ich liebe das und den mann
lg
banzai!
offene weite - nichts von heilig