Zitat:xedi schrieb am 06.07.2007 19:59 Uhr:
Da ich davon ausgehe, dass Neuronen schon ein bisschen größer sind als ein paar Photonen, kann man doch davon ausgehen, dass die Reaktion eines Neurons nicht von Warhscheinlichkeiten abhängt, sondern vom "Input".
Ja, es geht ja auch nur darum dass die Quantenphysik zeigt, dass die "Realität" keine klassische Realität ist. Natürlich kann man immer noch davon ausgehen, dass Bewusstsein ein klassisches Phänomen ist, also der Neuronenaktivität entspringt, dann spielt das, was auf Ebenen unter der der klassischen Physik stattfindet für Bewusstseinsprozesse keine Rolle. Aber, und das ist der Knackpunkt, man muss davon nicht mehr ausgehen. Seit jetzt knapp 100 Jahren wissen wir, dass die Quantenphysik die Realität besser beschreibt als die klassische Physik und meiner Meinung nach ist es naheliegend, das Bewusstsein nicht auf der klassischen Ebene zu suchen sondern auf der Ebene der Quantenphysik bzw. darunter. Da könnte man jetzt wieder viel zu schreiben, aber ein Argument (vielleicht das wichtigste) ist für mich die Frage des freien Willens, den es bei einem klassisch deterministisch beschreibbaren Bewusstsein nicht geben kann.
Zitat:Was du beschreibst ricky, habe ich auch schon gehoert. Dass der freie Willen existieren könnte, aufgrund der dir beschriebenden Phänomene der Quantenphysik. Aber das alles ist wie schon gesagt sehr hypothetisch und ich selber glaube eher, dass man zunaechst das Gehirn mit der klassischen Physik betrachten sollte.
Ja, ich hab ja auch dabeigeschrieben dass das nur meine Ansichten zu diesen Dingen sind, keine unbestreitbaren Tatsachen.
Das Gehirn als Organ wird man wohl mit der klassischen Physik beschreiben können/müssen, aber ich bezweifle dass man dabei das Bewusstsein finden wird.
Zitat:Du hast auch beschrieben, dass es deshalb nicht möglich ist das Gehirn nachzubauen. Aber wieso?
Naja, wegen der Unschärferelation. Aber ich würd es auch nicht unbedingt so stark formulieren. Ob es möglich ist ein funktionierendes Gehirn nachzubauen hängt letztendlich davon ab, wie das Gehirn funktioniert und das wissen wir nicht. Wenn das Gehirn funktioniert wie ein klassischer Computer und somit das Bewusstsein nichts mit Quantenprozessen zu tun hat könnte es möglich sein ein Gehirn zu bauen und es würde Bewusstsein entstehen. Wenn aber das Bewusstsein seinen Ursprung nicht in den klassischen, materiellen Prozessen hat dann wird es nicht gelingen.
Zitat:Ein Computer kann man auch kopieren und bei ihm herrschen die gleiche Quantenphysik wie bei uns. Das interessante aber ist, wieso nun der Computer kein Bewusstsein hat (oder doch?), und wir schon. Haette ein nachgebautes Gehirn ein Bewusstsein?
Der Unterschied zum Computer ist, dass dieser ja dem menschlichen Bewusstsein entspringt. Seine Funktionsweise ist vollkommen bekannt. Grundsätzlich spielen für seine Funktionsweise Quantenprozesse auch keine Rolle, zwar basieren die Bestandteile heutiger Computer auf der Quantenphysik (Halbleiter usw...), aber das Prinzip eines heutigen Computers ist Logik und Mathematik - man kann auch mechanische Computer bauen.
Beim Gehirn dagegen wissen wir all dies nicht. Wir wissen bis heute nicht wirklich, wie es funktioniert. Es gibt einen materialistischen Trend in der Neurobiologie, wo dann konsequenterweise auch der freie Wille abgelehnt wird. Ich halte da aber nicht viel von. All diese angeblichen "Beweise" dafür, dass Bewusstseinsprozesse ihren Ursprung in neurophysiologischen Prozessen haben weil man Empfindungen durch Änderungen am Organ beeinflussen kann sind meiner Ansicht nach ungefähr so überzeugend wie die These, dass die Tagesschau ihren Ursprung im Fernsehgerät hat weil ich das Bild durch Manipulation des Gerätes beeinflussen kann.
Zitat:TL meint, dass wie im Gegensatz zu den Programmen auch ohne Input etwas entsteht. Aber was meinst du denn damit?
Kreativität? Auch eine Frage: gibt es sowas und was ist es?
Zitat:Alle unsere Gedanken entstehen doch nicht aus dem nichts.
Das wohl nicht. Das Problem ist aber, dass man in der beobachteten Welt, z.B. im Gehirn, immer noch keinen Gedanken gefunden hat, den man dann untersuchen könnte. Angenommen dabei bleibt es, dann gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: entweder ich spreche Gedanken bzw. dem Bewusstsein jede unabhängige Existenz ab oder ich höre auf, die beobachtete Welt mit der Realität gleichzusetzen und sage, dass das Bewusstsein seinen Ursprung in dem Teil der Realität hat, der der (sinnlichen) Beobachtung nicht zur Verfügung steht.
Zitat:Das Problem was ich sehe ist doch, dass ein Gehirn auch ohne Bewusstsein funktionieren würde, denn Verhalten ist nicht gleich Bewusstsein.
Dann stellt sich nur die Frage, wozu Bewusstsein gut ist (im Sinne von Evolution) wenn im Prinzip alles auch genauso ablaufen würde, wenn es kein Bewusstsein gäbe.
Tschüss,
Riky
„I learned long ago, never to wrestle with a pig. You both get dirty, and besides, the pig likes it.“ - George Bernhard Shaw
„Do not feed the troll.“ - Internet
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