Re: Moral
27.06.2006, 12:38
ich (und ich glaube auch die meisten anderen menschen) folge nicht nur einer moral. d.h. meine verhaltensgrundsaetze, die ansicht ueber gut und boese / hilfreich und schlecht aendern sich. hemmschwellen aendern sich, druck von aussen aendert sich. und die eigenen motive aendern sich, mit einer sich aendernden weltsicht.
daher kann ich nicht sagen, ich handle so und so, oder ich finde dies und jenes gut und das andere schlecht. da muss man schon genauer fragen, in welcher hinsicht, oder in welcher situation man welcher ethik folgen will (das wort ethik verwende ich lieber als moral, denn moral klingt mir eher nach aufgezwungenen regeln, wobei ethik auch von eigener ueberzeugung kommt).. sowas aber hyptothetisch zu fragen ist unsinn, da die situation konkret gegeben sein muss, um in erfahrung zu bringen wie man handeln wuerde.
insgesamt glaube ich, gibt es also keine wirkliche moral oder ethik, also keine absoluten grundsaetze darueber wie man leben soll. es ist sozusagen alles erlaubt, bzw. egal. aber das aendert nichts daran, dass man sich solche regeln konstruiert. ich kann nicht angeben, aus welchem grund man das tut, dazu muesste ich auch angeben koennen, aus welchem grund die derzeitige situation vorhanden ist. ich muesste die wirklichkeit kennen, aber ich kenne nur erscheinungen. und was ich ueber die wirklichkeit glaube ist, dass sie keine gruende hat. denn sie ist ja die grundlage schlechthin der erscheinungen. deswegen kann man auch sagen: es gibt keine wirkliche ethik, aber es gibt unzaehlige scheinbare ethiken - und das ohne besonderen grund.
nun koennte man mich fragen, was ich denn derzeit aber meistens im praktischen leben tue, wonach ich handle usw. das aber ist nicht sinnvoll zu beantworten, weil ich nicht darueber urteilen kann, was ich am meisten tue. denn z.b. bin ich in der einen situation misanthrop und in der anderen philanthrop und manchmal ist es mir auch alles egal etc..
ausserdem verhalte und fuehle ich mich in traeumen manchmal extrem anders. und fuer mich sind es ebenso gleichwertige welten, wie die jetzige wachwelt. jede nur vorstellbare welt ist mit dieser hier gleichwertig..
ich koennte jetzt z.b. sagen, mit einem "normalen" weltverstaendnis (wo es nur die eine welt gibt, welche zudem gewisse gesetzmaeßigkeiten aufweist): ich moechte so viel liebe verbreiten wie es moeglich ist. das heisst jedoch nicht, dass ich es jedem recht machen will. ich habe vielmehr bestimmte ansichten ueber die wirklichkeit usw. wie ihr ja schon wisst, und diese moechte ich verbreiten. damit die menschen zu mehr klarheit kommen. es kann dabei auch vorkommen, dass ich viele menschen verachte, und sie trotzdem gewissermaßen liebe. ich verachte sie naemlich, weil ich sie "liebe", bzw. weil es mir wichtig ist, dass sie gewisse klarheit, freiheit, toleranz, etc. haben.
meist distanziere ich mich dann nur so gut es geht von denen, die ich verachte, bzw. die mir nichts taugen bzw. die mich krank machen. d.h. ich kann mit diesen leuten immernoch oberflaechlich auskommen, aber ich bemueh mich auch nich sonderlich um hoeflichkeit oder sonst was. weil ich ehrlich sein will. und sofern ich nicht von ihnen abhaengig bin, kann ich ihnen auch meine ansicht direkt vor den kopf knallen, wahlweise auch andere methoden ausprobieren, z.b. bin ich oftmals trotzdem ziemlich nett..
weiters moechte ich z.b. auch unnoetige und unsinnige qualen vermeiden, daher ich z.b. sehr ungern tierische produkte essen wuerde oder umweltverschmutzung nicht gutheisse.
was gesellschaftliche regeln angeht, da versuche ich auch nur einzuhalten, was noetig ist. natuerlich ist das wieder ansichtssache. und oft hab ich halt auch noch genug selbstzwaenge, dass ich so nicht leben kann. aber da waere eben die sache, dass man jeden moment einfach nur tut, was man will. und sich ueber unsinnigkeiten hinwegsetzt. ich brauch keinen guten ruf, der nur auf oberflaechlichkeit beruht, ich brauch keine falschen freunde, ich brauch keinen luxus, etc. daher sind zumindest kleinigkeiten, von denen man nicht abhaengig ist, ueberwindbar: tanzen, singen, spielen, seltsame kleidung, lachen, weinen, .. schwierig wirds nur, wenn man mit dem gesetz oder arbeitgeber in konflikt geraet (oder mit schlaegern *g*) - so wuerd ich mich auch nicht trauen einfach nackt rumzulaufen, weils halt verboten is.. ("tu was du willst" bedeutet eben auch zu wissen was man will, man glaubt man an gewisse folgen oder bedeutungen)
ich denke uebrigens, solche moral, die auf verboten und gesellschaftlichem druck beruht, sind sehr unsicher. wer angst hat, lebt natuerlich sehr gut nach solcher moral. wenn aber mal die bedingungen der machthaber sich aendern, dann kann sich auch die moral des einzelnen sehr schnell umstuerzen.
konsequent ist meine ganze ansicht nicht, was man aus obigem aber auch verstehen sollte: staendiger wechsel, keine absolute ethik.. und manchmal sogar mehrere unterschiedliche ansichten gleichzeitig
joa, und so weiter..
Bin nicht mehr hier, aber noch erreichbar.
Bitte keine coronaleugner